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…!“ brüllte auch er, klinkte die Wagentür auf und ließ sich neben dem Ford in das Geröll fallen. Erst nach einigen Sekunden merkte er, daß er übertrieben hatte. Er schaute sich zwar mißtrauisch nach allen Seiten um, stand dann aber auf und sah in den Ford hinein.

      „Los, hoch … ihr Feiglinge …!“ brüllte er die beiden Gorillas an, „wofür bezahle ich euch eigentlich …!?“

      Er griff nach dem gefiederten Pfeil und entdeckte am Schaft eine Papierrolle. Er zog sie vom Schaft ab und rollte das Papier auseinander.

      „Achten Sie auf Ihre angeblichen Freunde Clemetti und Hartley“, las er halblaut vor, „sind Sie sicher, daß man Sie nicht überrumpeln will? Portlands Erbe ist ein tödliches Risiko wert. Parker …“

      „Parker …?“ echote Clive.

      „Dieser komische Butler?“ fragte Steve und holte tief Luft.

      „Natürlich, Parker!“ äffte Vance gereizt nach, „er hat diesen Pfeil abgeschossen. Er muß sich hier in der Gegend ’rumtreiben! Aber ihr habt natürlich wieder mal nichts gemerkt! Sieht euch ähnlich.“

      „Aber Sie haben doch auch nichts gesehen?“ gab Clive patzig zurück.

      „Eben“, pflichtete Steve ihm bei, „warum hacken Sie immer auf uns herum, Boß!?“

      „Weil ihr ausgemachte Idioten seid! Und so was habe ich als Leibwächter bezahlt. Schert euch zum Teufel!“

      Clive und Steve sahen sich kurz an. Sie verstanden sich auf Anhieb. Der berühmte, sprichwörtlich letzte Tropfen hatte das Faß zum Überlaufen gebracht. Sie hatten sich in der Vergangenheit schon zuviel gefallen lassen. Nun wollten sie nicht mehr. Hinzu kam die Angst vor einem gewissen Butler Parker.

      „Wir sollen uns zum Teufel scheren?“ fragte Clive sicherheitshalber noch einmal.

      „So schnell wie möglich“, fauchte nun Vance gereizt.

      „Okay, dann wollen wir uns beeilen“, schaltete Steve sich ein und nickte seinem Partner Clive aufmunternd zu. Er versetzte Vance einen Fausthieb in den Magen und ließ die Wagentür krachend ins Schloß schlagen. Sekunden später donnerten Clive und Steve los, ihren Boß zurücklassend.

      „Halt … Zurück … Seid Ihr wahnsinnig …!?“ Vances Stimme überschlug sich. Er stampfte wie ein trotziges Kleinkind auf dem Geröll herum und kam sich verständlicherweise einsam und total verlassen vor. Er schaute entgeistert dem Wagen nach, der zwischen Felstrümmern verschwand und schon bald nicht mehr zu hören war …

      *

      „Warum sind Sie plötzlich so still geworden?“ erkundigte Clemetti sich bei seinem Gast Hartley, der ein gefülltes Glas in der Hand hielt, in einem tiefen und bequemen Sessel saß und zudem noch tiefsinnig auf den Teppichbelag des Bodens starrte.

      „Ich …?“ fragte Hartley gedehnt zurück.

      „Natürlich, wer sonst …!? Hören Sie, Hartley, haben Sie sich etwa von diesem verdammten Butler aus dem Konzept bringen lassen?“

      „Unsinn“, log Hartley.

      „Ich will Ihnen gleich sagen, daß ich Ihnen traue“, behauptete Clemetti mit dem falschen Brustton der Überzeugung, „aber was Vance anbetrifft, nun, da bin ich nicht so sicher …!“

      „Ich auch nicht. Hartley war froh, daß das Gespräch die Richtung auf den abwesenden Vance nahm, der sich nicht verteidigen konnte.

      „Vance traue ich schon eine Schweinerei zu“, redete Clemetti Schnell weiter, „vielleicht hat er Portland umgebracht …!“

      „Durchaus möglich“, antwortete Hartley, der seinerseits Clemetti in Verdacht hatte, „kommt es darauf aber überhaupt noch an, Clemetti? Man müßte wissen, was Vance eigentlich will …! Und man müßte ihn vielleicht sicherheitshalber und im voraus …“

      „Ja, was müßte man …!?“

      „Na, ja, man müßte ihn vielleicht auf Eis legen.“

      „Was stellen Sie sich darunter vor?“

      „Aus dem Verkehr ziehen, verstehen Sie? Dem Syndikat gegenüber braucht man noch nicht einmal lange Erklärungen abzugeben. Was auch passiert, das alles würde auf Parkers Konto gehen.“

      „Sehr gut“, sagte Clemetti und grinste, „das wäre ein Weg …! Aber wir müßten uns dann verdammt einig sein, Hartley … Keine gegenseitigen Tricks …“

      „Ich und Tricks … Auf mich können Sie sich fest verlassen.“

      „Und auf mich erst“, behauptete Clemetti fast überzeugend, „dann könnten wir also Portlands und Vances Erbe aufteilen … Ganz schöne Brocken, finden Sie nicht auch?“

      „Haben Sie was gegen dicke Brocken?“

      „Bestimmt nicht, Vance, bestimmt nicht … Und wie packen wir das an?“

      „Sehr einfach.“ Hartley richtete sich auf, nahm einen tiefen Schluck und entwickelte seinen Plan. „Zuerst müssen wir die beiden Leibwächter Steve und Clive aus dem Verkehr ziehen. Das machen unsere Jungens, wird eine Kleinigkeit sein … Anschließend knöpfen wir uns Vance vor. Hier im Ranchhaus … in der kommenden Nacht hätten wir die besten Chancen.“

      „Und alles auf Parkers Konto“, freute Clemetti sich wie ein beschenktes Kind, „sagen Sie, Hartley, warum haben wir nicht schon früher Hand in Hand gearbeitet?“

      „Trauten Sie mir damals schon?“

      „Ehrlich gesagt, nein …!“

      „Eben … ich Ihnen ja auch nicht, Clemetti … Aber das ist jetzt völlig anders …“

      Sie redeten noch eine Zeitlang miteinander und schmierten sich gegenseitig gekonnt Honig um den Mund. Sie trauten sich nach wie vor nicht, behaupteten aber lautstark genau das Gegenteil. Sie waren sich nur einig darin, Vance aus dem Weg zu räumen. Vorerst wenigstens. Dann wollte jeder wieder seine eigene Suppe kochen. Doch davon ließen sie kein Wort laut werden.

      „Also in der kommenden Nacht“, schlossen sie ihre Unterhaltung, „sobald er zurück ist, trennen wir ihn geschickt von seinen beiden Gorillas … Dann brauchen wir nur noch zuzuschlagen.“

      „Und was ist mit Parker und Rander? Glauben Sie an einen weiteren Bluff?“ Hartley sah seinen Gastgeber abwartend und prüfend zugleich an.

      „Jetzt nicht mehr“, antwortete Clemetti und schüttelte wider besseres Wissen den Kopf, „wir haben den beiden Schnüfflern jetzt die Zähne gezeigt. Sie werden sich verzogen haben. So gut sind die beiden Kerle ja nun auch wieder nicht.“

      Clemetti hätte es besser nicht gesagt. Er lieferte damit praktisch das Stichwort für Ereignisse, die keineswegs zu überhören waren …

      *

      Steve und Clive, die beiden Gorillas von Paul Vance, befanden sich in bester Laune.

      Sie hatten so etwas wie einen bösen Alptraum abgeschüttelt, fühlten sich jetzt frisch und frei wie zwei Vögel, die einem engen Käfig entronnen sind. Die Zeit mit Vance war alles andere als erfreulich für sie gewesen. Der Geiz ihres bisherigen Bosses hatte ihnen fast den letzten Nerv geraubt.

      „Wir setzen uns nach New York ab“, sagte Clive, „wetten, daß wir da einen besseren Job bekommen?“

      „Oder nach Chikago“, schlug Steve vor.

      „Wohl verrückt, wie?“ Clive schüttelte energisch den Kopf, „denk’ mal an diesen verdammten Butler … Der wohnt doch da … Willst du ihm in die Arme laufen?“

      Statt zu antworten, mußte Steve sich mit dem Steuer des Ford beschäftigen. Es flatterte und deutete an, daß irgend etwas mit den Vorderrädern nicht in Ordnung war.

      „Du, ich glaube, wir haben eine Panne“, sagte er schließlich zu seinem Freund und Partner. Er hielt

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