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hinunter auf die beiden Gummipuppen sehen zu können …

      *

      Die zwei Stunden waren fast vorüber – Parkers Zwiebeluhr zeigte fast 23.00 Uhr an –, als sich unten am Lagerfeuer einiges tat.

      Kapitän Curson erhob sich vorsichtig, rutschte aus dem Lichtkreis des bereits heruntergebrannten Lagerfeuers und verschwand in der Dunkelheit.

      Parker wartete ab. Müde war er überhaupt nicht. Er brauchte nur sehr wenig Schlaf. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die beiden Gummipuppen und wurde nicht enttäuscht. Plötzlich erschien eine Gestalt vor dem Strauchwerk und verharrte.

      Sie beobachtete wohl die vermeintlichen Parker und Rander, holte dann mit einem Holzprügel zu einem gewaltigen Schlag aus und nahm Maß.

      Parker hatte etwas dagegen, daß die Gummipuppen beschädigt wurden. Er gedachte schließlich, sie noch häufiger zu verwenden. Um eine Zerstörung zu verhindern, mußte schnell etwas geschehen.

      Parker, der eine handliche Kokusnuß bereit hielt, warf sie in geschicktem Bogenwurf nach unten.

      Sie krachte gegen den Rücken der Gestalt, die sofort weich in den Knien wurde und in den Sand sackte. Dann erhob sie sich, schüttelte leicht verwirrt den Kopf und … zuckte erschreckt zusammen, als eine zweite Ölfrucht in den Sand spritzte.

      Das war für die Gestalt zuviel. Sie wandte sich um, ergriff die Flucht und verschwand Hals-über-Kopf in der Dunkelheit. Wenig später erschien Curson wieder am Lagerfeuer und warf sich neben Keswick in den Sand.

      Parker nickte zufrieden.

      Damit war der erste Anschlag abgewehrt War mit weiteren Besuchen zu rechnen? Es war wohl sicherer, wenn er von vornherein damit rechnete.

      Um die Kontinuität der Überwachung nicht zu gefährden, blieb er auf dem Palmenstamm und verzichtete darauf, seinen jungen Herrn zu wecken. Er steckte vier hohle Stäbe aus Kunststoff zusammen, bis sie ein Blasrohr von der Länge eines Meters bildeten. Dann öffnete er eine flache Blechschachtel und schob den ersten Blasrohrpfeil in das Mundstück.

      Dieses System hatte der Butler während einer Reise in Südamerika entdeckt und für seine persönlichen Zwecke umgewandelt. Häufige Übung und noch häufigere Anwendung hatten ihn zu einem Meister mit dieser lautlosen Waffe werden lassen.

      Wie gewisse Indianerstämme am Amazonas hatte Parker seine Blasrohrpfeile ebenfalls präpariert. Selbstverständlich nicht mit tödlichem Gift, wie man sich vorstellen kann. Parker verfügte dennoch über eine breite Skala von Möglichkeiten. Er brauchte nur zu wählen, um bestimmte Effekte erzielen zu können.

      Da erschien auch schon der nächste Besucher …

      Parker war sicher, daß es sich diesmal um eine Frau handelte. Die Bewegungen waren geschmeidiger. Ein schneller Blick hinüber zum Gemeinschaftslager der Hostessen. Wer fehlte dort? Es war leider nicht auszumachen, die Lichtverhältnisse hatten sich durch Wolkenbänke vor dem Mond verschlechtert.

      Die Frau hatte das vermeintliche Lager von Rander und Parker erreicht. Sie richtete sich halb auf, streckte ihren Arm aus und … stöhnte Bruchteile von Sekunden später unterdrückt auf.

      Was zu verstehen war, denn Parker hatte sich keineswegs geziert, seinen Blasrohrpfeil auf die Reise zu schicken.

      Die nachtwandelnde Dame griff entsetzt nach ihrer Kehrseite, stöhnte unterdrückt, suchte und fand den Pfeil. Fast angewidert hob sie ihn hoch, konnte in der Dunkelheit aber nicht genug erkennen lind warf ihn irgendwohin ins Strauchwerk. Dann trabte sie im Schweinsgalopp zurück zum Strand, dabei immer wieder nach ihrer Kehrseite greifend.

      Was Parker durchaus verstand und nachempfinden konnte. Schließlich wußte er ja nur zu genau, mit welchem Präparat der Blasrohrpfeil versehen worden war …

      *

      Parker wollte gerade den Palmenstamm verlassen und seinen jungen Herrn informieren, als er eine aufschlußreiche Entdeckung machte. Deering, der „Haushund“ des Reeders, stand vorsichtig auf, schaute sich um und verließ dann das Gemeinschaftslager. Er eilte den Strand entlang und wollte ganz offensichtlich hinüber zur Lagune.

      „Ja, was ist?“ fragte Rander, als Parker ihn kurz angetippt und geweckt hatte, „Ist es schon soweit?“

      „Ich möchte mich höflicherweise für eine gewisse Zeit verabschieden und Ihnen die Lagerwache übertragen“, sagte Parker, „Mister Deering ist unterwegs. Ich möchte ihn beobachten.“

      „Glauben Sie, daß dabei etwas herausspringt?“ fragte Rander leise.

      „Dies, Sir, sollte man der nahen Zukunft überlassen. Würden Sie nun freundlicherweise auf meine bescheidene Wenigkeit verzichten?“ Um Rander erst gar nicht zur Antwort kommen zu lassen, berichtete der Butler kurz von seinen bisherigen Erlebnissen. Dann lüftete er seine schwarze Melone und machte sich auf den Weg hinüber zur Lagune, wo er Jeff Deering anzutreffen hoffte.

      Zuerst war von Deering weit und breit nichts zu sehen. Parker dachte sogar schon daran, daß er diesmal den falschen Kurs eingeschlagen hatte. Doch dann hörte er ein Plätschern, das der Lautstärke nach nicht in die Lagune paßte. Parker sah hinüber zu jener Stelle, an der das Wrack der „Seejungfrau“ abgerutscht war, und entdeckte nun eine Gestalt, die gerade aus dem Wasser kam und sich auf das Heck der „Seejungfrau“ schwang, das noch aus dem Wasser herausragte.

      War das Deering?

      Parker ließ sich an einer geschützten Stelle am Strand nieder und wartete geduldig. Wer sich dort draußen auf dem Wrack auch herumtrieb und wer da auch tauchen mochte, früher oder später mußte diese Person mit dem gesuchten und vielleicht gefundenen Bergungsgut hier am Strand erscheinen. Dann war immer noch Zeit genug, Fragen zu stellen.

      Daß es eine turbulente Nacht werden würde, hatte der Butler erwartet. Doch diesen Betrieb hatte er wirklich nicht vorausberechnen können.

      Ganz in seiner Nähe erschienen zwei der jungen Damen. Wer sie waren, war wegen der Dunkelheit nicht auszumachen. Aber sie sahen angestrengt auf die Lagune hinaus und hatten wohl ihrerseits schon den heimlichen Bergungstaucher ausgemacht.

      Wie würden sie sich verhalten?

      Parker sah diskret zur Seite, als die beiden Damen sich ihrer an sich schon spärlichen Kleidung entledigten, um kurz danach ins Wasser zu steigen.

      Sie stiegen keineswegs aufrecht in die Fluten, sondern duckten sich und glitten dann bäuchlings ins Wasser. Sie wollten vom Wrack aus ganz offensichtlich nicht gesehen werden.

      Parker bewunderte, wie lautlos sie schwammen, welch lange Strecken sie tauchend bewältigten. Diese beiden Damen benahmen sich durchaus wie trainierte Profis und schienen von Angst nichts zu halten.

      Josuah Parker dachte an die abgelegten Kleidungsstücke. Als ordentlicher Mensch, der er nun einmal war, barg er die wenigen Kleidungsstücke und legte sie unter einem Strauch ab. Er wollte nicht, daß sie durch einen dummen Zufall verlorengingen. Vielleicht wollte er aber damit noch mehr erreichen.

      Sein Blick ging erneut hinüber zum Wrack.

      Von dort her war ein Prusten zu hören. Die Person kam zurück ans Mondlicht und schnappte gierig nach Luft. Das Tauchen mußte sehr anstrengend sein. Wonach mochte diese Person suchen? Barg das Wrack irgendwelche Kostbarkeiten oder vielleicht sogar Geheimnisse? Wichtig mußte das Wrack auf jeden Fall sein, denn sonst hätten die beiden Damen sich sicher nicht dorthin begeben. Nach wie vor still und lautlos übrigens. Als freundliche Mitbewerberinnen wollten sie dort, bestimmt nicht auftreten.

      Lag ein weiterer Mord in der Luft?

      Sicherheitshalber bemühte der Butler einen seiner Patent-Kugelschreiber, verdrehte die beiden Hälften gegeneinander und visierte mit dem Unterteil das Wrack an.

      Bruchteile von Sekunden zischte eine kleine Rakete über die Lagune und platzte in der Nähe der „Seejungfrau“ auseinander. Gleißendes Licht, strahlend hell, fast wie eine kleine Sonne, breitete sich aus.

      Das reichte!

      Die

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