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dir mal was sagen, Maren?« Pamelas Stimme wurde immer leiser. »Ich konnte nicht anders, ich musste es Manuel schreiben, es war schließlich mal sein Zuhause …, ich glaube, ihn regt das nicht so auf wie mich. Er hat nur geschrieben, dass das schade ist, doch dass der neue Besitzer machen kann, was er will, und wenn der alles verändern will, dann kann er das auch tun …, damit war es für ihn erledigt, und dann hat er nur noch von dem neuen Pferd geschwärmt, das sein Vater für ihn gekauft hat und mit dem er nun auf Turniere geht. Apple­blossom, ein teures Springpferd. Weißt du, das ist auch so etwas. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass Manuel sich für Pferde interessiert und vor allem, dass er mit denen ganz wagemutig über hohe Hindernisse springt. So einer war der Manuel nicht ….«, ihre Stimme war immer leiser geworden, und dann kam noch ein kaum hörbares: »Ich muss mich damit abfinden, dass ich Manuel verloren habe.«

      Pamela war unglücklich, traurig. Maren rückte näher an ihre Freundin heran, nahm sie in die Arme.

      »Er weiß doch, wie sehr du das alles hier liebst, und ich bin überzeugt davon, dass es ihm ebenfalls an die Nieren geht. Aber was soll er denn tun? Es gehört der Familie nicht mehr, alle sind ganz weit weg. Da kann er doch nur ganz cool tun, um deinen Schmerz nicht noch mehr zu vergrößern.«

      Pamela blickte ihre Freundin an, an eine solche Möglichkeit hatte sie überhaupt noch nicht gedacht.

      »Meinst du?«, erkundigte sie sich hoffnungsvoll.

      Maren nickte entschieden.

      »Ich bin überzeugt davon, und Jungen können Gefühle eh nicht so zeigen, das sehe ich doch an meinem Bruder. Tim sagt so oft etwas ganz anderes als er denkt … Pamela, du darfst so etwas nicht denken. Du hast Manuel nicht verloren, wie du auch mich nicht verlieren wirst. Die Zeit mit dir war wunderschön, ich werde nichts davon vergessen. Und wie soll es denn erst Manuel ergehen, mit dem du die ganze Kindheit verbracht hast? Nein …«, wiederholte sie noch einmal ganz entschieden, »das mit ihm und dir, das ist längst nicht vorbei. Und soll ich dir mal etwas sagen? Irgendwann wird Manuel wieder in deinem Leben sein.«

      Pamela drehte sich abrupt zur Seite. Sie war ganz aufgeregt. »Maren, sagst du das jetzt nur so, oder meinst du das wirklich?«, erkundigte Pamela sich. »Du musst mir die Wahrheit sagen.«

      Maren war keine Hellseherin, doch merkwürdigerweise war sie in diesem Augenblick ganz fest davon überzeugt, dass Pamela und Manuel sich einmal wiedersehen würden, und das sagte sie ihrer Freundin auch im Brusston der Überzeugung.

      Pamela hatte Tränen in den Augen, als sie leise sagte: »Das wäre schön, doch ich wünsche mir ebenfalls, dass wir uns wiedersehen werden, meine Eltern haben nichts dagegen, dass ich euch mal in den Ferien besuchen werde. Die habe ich bereits gefragt.«

      »Und ich habe mit Papa gesprochen, und der hat gesagt, dass du jederzeit kommen kannst. Und weißt du was? Sogar Tim würde sich freuen … San Francisco wartet auf uns, Pamela.«

      Die Mädchen umarmten sich, für einen Augenblick war der Trennungsschmerz weg.

      Für Maren war der Gedanke schön, dass mit Pamela ein Stückchen Heimat mit in ihr neues Leben kommen würde. Und Pamela …, die malte sich gerade aus, wie alle aus ihrer Klasse Kopf stehen würden, wenn sie erfuhren, dass sie nach San Francisco fliegen würde, und gerade die Mädchen, die sie nicht leiden konnte, die würden vor lauter Neid zerplatzen.

      Und das mit Manuel.

      Maren hatte das gewiss nicht nur so einfach dahergesagt, so eine war die nicht. Vielleicht tat es ihm ja auch ganz doll weh, was da geschehen würde, wo er glücklich gewesen war.

      Und Jungens waren ja wirklich anders als Mädchen.

      Leichte Zweifel hatte sie noch.

      »Maren, ob das alles so stimmt, was du über Manuel gesagt hast, das weiß ich nicht. Aber dich werde ich in deiner neuen Heimat besuchen, ganz gewiss. Und wenn ich den Sonnenwinkel nicht so sehr lieben würde, könnte ich mir sogar vorstellen, ein Auslandsschuljahr bei euch zu machen.«

      Schon wollte Maren jubelnd zustimmen, als Pamela abwinkte.

      »Es geht wirklich nicht, Maren, ich weiß ja, wie es ist, wenn man weg ist, wie du weißt, war ich in Australien. Und dort war es superschön, aber mein Sonnenwinkel, der hat mir gefehlt, ich hatte viel Heimweh, und daran wird sich niemals etwas ändern. Und deswegen werde ich wahrscheinlich auch nicht studieren. Da müsste ich ja von hier weg.«

      Jetzt widersprach Maren.

      »Pamela, sag so etwas nicht. Du bist so klug, du musst studieren, und wenn du mit dem Studium fertig bist, dann kannst du wiederkommen. Die Frau Doktor lebt hier, hat hier ihre Praxis. Was immer du mal werden willst, du kannst dich hinterher ebenfalls hier niederlassen. Außerdem kannst du deine Meinung ändern …, früher dachte ich auch, dass ich niemals von meinem Zuhause weggehen würde, und dann ist alles anders gekommen. Die Sophia sagt immer, dass es eh kommt, wie es kommen soll, dass unsere Wege vorbestimmt sind, und wenn wir die gehen, dann kann uns nichts passieren. Die Sophia, die wird mir ebenfalls fehlen, und die Angela auch. Die waren für uns wie Familie. Die Sophia sagt immer, dass wir sie im Herzen behalten sollen, das will sie ebenfalls tun, und einen besseren Platz gibt es nicht. Was man im Herzen hat, das behält seinen Platz für immer …, weißt du was, Pamela? Sophia und Angela habe ich in meinem Herzen, aber du, du bist da auch drin.« Sie nickte und bestätigte noch einmal: »Ehrlich, Pamela.«

      Spätestens jetzt wären die beiden Mädchen sich wieder weinend in die Arme gefallen, wäre Tim nicht plötzlich aufgetaucht.

      Normalerweise hätte Maren jetzt ihren Bruder angefaucht, ob er nicht anklopfen könne. Stattdessen sagte sie: »Pamela, sieh dich noch einmal um. Nimm, was du noch gebrauchen kannst. Gerade unter den Büchern wird es gewiss noch einige geben, die dich interessieren.«

      Sofort mischte Tim sich ein: »Pamela, bei mir gibt es auch noch ganz coole Sachen, die zurückbleiben. Vielleicht ist da ja auch noch was für dich.«

      Maren verdrehte die Augen.

      »Tim, hast du schon vergessen, dass Pamela ein Mädchen ist? Was soll sie, bitte schön, von dir haben wollen? Spielzeugautos, eine elektrische Eisenbahn?«

      Manchmal war Maren so gemein, ja, da waren noch Spielzeugautos, und die Eisenbahn gab es ebenfalls noch. Doch damit spielte er schon sehr, sehr lange nicht mehr. Er liebte seine Schwester wirklich, aber manchmal …

      Er wollte besser nicht darüber nachdenken, was er manchmal mit ihr machen könnte. Das war jetzt wirklich nicht nötig gewesen. Er mochte Pamela gern, was sollte die denn jetzt von ihm denken?

      »Tim, von dir hätte ich tatsächlich sehr gern etwas«, sagte Pamela in diesem Augenblick.

      Interessiert blickte er sie an.

      »Ich hätte gern ein schönes Foto von dir, das ich mir in einem schönen Rahmen gern hinstellen würde.«

      Er blickte sie ungläubig an.

      »Ehrlich, Tim, du bist der Bruder meiner allerbesten Freundin, und wir hatten doch auch schöne Zeiten miteinander, oder stimmt das nicht?«

      Da konnte Tim nur nicken.

      Die Pamela, die war wirklich supernett, so eine Schwester müsste man haben, dachte er ein wenig unvorsichtig.

      »Wenn du willst«, sagte er schließlich und hatte vor Aufregung ganz rote Ohren.

      »Ich will«, bestätigte Pamela, »und wenn du kein gescheites Foto findest, noch ist es Zeit, von uns welche zu machen, denn ich hoffe ja wohl, dass ihr auch ein Foto von mir mit nach Amiland nehmen werdet.«

      Und wie sie das wollten.

      Tim rannte los, holte die Kiste mit den Fotos, die er besaß, viele waren es nicht, denn die meisten waren natürlich auf seinem Handy, und Maren ging es nicht viel anders.

      Also nahmen sich alle drei ihre Handy vor, und dann fanden sie auch Fotos, die ihnen alle gefielen, und ganz zum Schluss machten sie noch ein Selfie, auf dem sie alle drei zu sehen waren.

      Ja, es hatte sich

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