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ein paar zustimmende Worte.

      »In unserem Geschäft, mein lieber Sergeant, kömmt es häufig vor, daß Leute enttäuscht sind, wenn sie nicht so viel verdienen, wie sie sich einbilden. Die bringen dann die merkwürdigsten Beschuldigungen gegen die Leiter der Firmen vor, bei denen sie ihr Geld investiert haben. – Erst heute habe ich wieder einen Brief bekommen«, sagte er achselzuckend, »in dem ich beschuldigt werde – ausgerechnet ich –, daß ich betrügerische Geschäfte mache.«

      Der Sergeant konnte diese Einstellung der Spekulanten wohl verstehen.

      »Ich spreche nicht nur von mir. Ich habe auch Bekannte, die ich gegen ähnliche Anschuldigungen in Schutz nehmen möchte. – Nehmen Sie zum Beispiel meinen Freund Doktor Essley.« Er buchstabierte den Namen langsam. »Haben Sie schon von ihm gehört?«

      Gurden wußte zwar nichts von ihm, gab aber durch Kopfnicken zu verstehen, daß er ihn kenne.

      »Das ist ein Mann, der auf der Höhe seines Berufes steht. Und doch wäre ich nicht erstaunt, wenn ich eines schönen Tages erfahren würde, daß auch über ihn in der übelsten Weise geklatscht wird.«

      Der Sergeant murmelte wieder ein paar Worte der Zustimmung.

      »Man muß immer damit rechnen, daß gemeine Menschen sich an Leute heranmachen, die in der Öffentlichkeit stehen. Aber ich weiß, daß Ihnen derartige Dinge gewöhnlich zuerst zu Ohren kommen und daß Sie mir dann – ganz privatim – Gelegenheit geben, solchen Gerüchten entgegenzutreten. Deshalb fühle ich eine gewisse Sicherheit, und dafür bin ich Ihnen aufrichtig dankbar.«

      Bei diesen Worten klopfte er dem Sergeanten auf die Schulter.

      Gurden fühlte sich hochgeehrt.

      »Ich kann Ihre Lage durchaus verstehen. Seien Sie sicher, daß ich alles tun werde, was in meinen Kräften steht. Ich werde mich glücklich schätzen, wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann.«

      Oberst Black klopfte ihm wieder freundlich auf die Schulter.

      »Und ich möchte Sie bitten, sich ebenso meines Freundes Doktor Essley anzunehmen. Bitte merken Sie sich diesen Namen genau. – Heute abend habe ich nach Ihnen geschickt –« Black zuckte die Achseln. »Das heißt, wenn ich sage, ich habe nach Ihnen geschickt, so ist das natürlich eine gewisse Übertreibung. Denn wie kann ein gewöhnlicher Sterblicher wie ich einem Polizeibeamten etwas befehlen wollen?«

      Gurden drehte selbstbewußt an seinem Schnurrbart.

      »Ich mache vielmehr von Ihrer unschätzbaren Freundschaft Gebrauch und frage Sie um Ihren Rat.«

      Black zog jetzt einen Stuhl heran und setzte sich dem Sergeanten gegenüber.

      »Der Konstabler Fellowe, über den ich mich beschwerte, hat der Tochter von Mr. Theodore Sandford einen großen Dienst erweisen können. – Wie ich sehe, kennen Sie Mr. Sandford.«

      Gurden nickte. Wer hätte nicht von Theodore Sandford gehört, dem Stahlkönig und vielfachen Millionär, der sich in Hampstead einen feenhaften Palast gebaut und den echten Velazquez aus dem Besitz der Familie Dennington gekauft und der Nationalgalerie geschenkt hatte.

      »Miss Sandford fuhr mit ihrem Wagen eine abschüssige Straße hinunter, und Frank Fellowe sprang in dem Augenblick, in dem sie die Herrschaft über den Wagen verloren hatte, weil die Bremsen versagten, auf das Auto. Mit nicht geringer Gefahr für sich selbst gelang es ihm, den Wagen durch den lebhaften Verkehr hindurchzusteuern.«

      »So, so – das war also Fellowe?« fragte der Sergeant verächtlich.

      »Ja, er war es«, bekräftigte der Oberst wenig freundlich; »Und nun haben sich die beiden jungen Leute, anfangs sogar ohne Wissen des Vaters, mehrfach wiedergetroffen. Sie verstehen, was ich meine …«

      Gurden verstand zwar nicht, aber er sagte auch nichts.

      »Ich will gerade nicht behaupten, daß daran etwas Unrechtes wäre – aber ein gewöhnlicher Polizist, mein lieber Sergeant, nicht einmal ein Beamter Ihres Ranges – ein ganz gewöhnlicher Polizist!«

      »Es ist einfach unverzeihlich!«

      Gurdens ganze Haltung drückte Mißbilligung aus.

      »Mr. Sandford duldet jetzt aus einem mir unverständlichen Grund die Besuche des jungen Mannes. Dagegen können wir natürlich nichts tun. Aber ich möchte Sie doch bitten, Ihren Einfluß auf den jungen Fellowe geltend zu machen.«

      Gurden erhob sich, um sich zu verabschieden. Er wußte sehr wohl, daß er keinen Einfluß auf seinen Untergebenen hatte, aber er besaß immerhin eine gewisse Amtsgewalt. Er verstand ganz gut, worauf Black anspielte.

      »Wenn Fellowe also irgendwie Unannehmlichkeiten bekommt, würde ich es gerne wissen«, sagte der Oberst und reichte Gurden die Hand. »Also, vergessen Sie nicht: Ich möchte alles erfahren, was sich in dieser Angelegenheit tut.«

      »Er ist ein äußerst energischer und begabter Mensch, dieser Fellowe«, erwiderte der Sergeant ernst. »Er verkehrt in den ersten Gesellschaftskreisen. Wie er dazu kommt, ist mir unbegreiflich. Ich möchte behaupten, daß er sich in das Vertrauen dieser Leute eingeschlichen hat. Ich habe immer gesagt, daß die Küche der richtige Platz für einen Polizisten ist, und wenn ich einen gewöhnlichen Konstabler im Wohnzimmer oder gar im Salon sehe, dann werde ich argwöhnisch, Es sind in letzter Zeit sehr viele Bestechungen vorgekommen –«

      Er hielt inne, denn ihm wurde plötzlich bewußt, daß er sich selbst in einem Wohnzimmer befand und sich auch nicht gar so sehr über die Bestechlichkeit anderer Leute aufregen durfte.

      Oberst Black begleitete ihn bis zur Tür.

      »Es wäre leicht möglich, Sergeant, daß dieser Fellowe über Ihren Kopf hinweg einen Bericht an Ihre vorgesetzte Behörde macht. Bitte achten Sie besonders darauf und teilen Sie mir sofort den genauen Wortlaut des Berichtes mit, wenn dieser Fall eintreten sollte. Ich möchte nicht durch unangenehme Dinge überrascht werden. Wenn ich mich gegen Anschuldigungen verteidigen soll, muß ich alles so bald als möglich erfahren. Das macht dann die Sache bedeutend leichter. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann und habe auch noch an anderes zu denken.«

      Mit diesen Worten verabschiedete er sich von Gurden und brachte ihn noch bis zur Haustür.

      Der Sergeant ging mit langen, schnellen Schritten zur Polizeistation zurück. Er war erfüllt von dem angenehmen Bewußtsein, daß sich sein Besuch gelohnt hatte.

       Inhaltsverzeichnis

      In der Zwischenzeit hatte Frank Fellowe eine Weinstube in der Nähe der Regent Street erreicht.

      Er trat ein, ließ sich in einer Ecke des geräumigen Lokals nieder und bestellte sich ein Glas Whisky-Soda. Außer ihm waren nicht viele Gäste zugegen. Zwei oder drei auffällig gekleidete Leute standen an der Bar und unterhielten sich. Jeden Neuankömmling musterten sie verstohlen. Frank wußte, daß es gewöhnliche Verbrecher waren, wie man sie in derartigen Lokalen vielfach antraf. Ihnen galt seine Aufmerksamkeit nicht; er hatte andere Absichten.

      Er saß wartend in seiner Ecke, scheinbar in die Lektüre einer Abendzeitung vertieft.

      Es war nicht das erstemal, daß er sich in diesem Lokal aufhielt, und es war auch nicht das erstemal, daß er hier ohne Erfolg gewartet hatte. Aber er war geduldig und zäh in der Verfolgung seiner Ziele.

      Die große Wanduhr zeigte Viertel nach zehn; als die Schwingtür aufgestoßen wurde und zwei Männer hereintraten.

      Ungefähr zwanzig Minuten lang unterhielten sich die beiden leise miteinander. Frank konnte über den Rand seiner Zeitung hinweg das Gesicht von Sparks sehen, der für Black arbeitete und in gewisser Weise das Faktotum des Obersts war. Black übertrug diesem Mann, der ihm blindlings ergeben war, die Ausführung der gemeinsten Aufträge. Auch den anderen kannte Frank. Es war ein gewisser Jakobs, ein gewöhnlicher

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