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zu senden nach irgend einem Teil von Indien, wie Ew. Gnaden selbst angeben werden. Dieser Diener Ew. Gnaden hat jetzt nicht Platz wo zu legen Scheitel seines Hauptes, aber gehend nach Benares im Zug wegen Verfolgung von alte Frau, die so viel redet und nicht gern wohnsitzen will zu Saharunpore in irgendwie häuslicher Befugnis« (Nun, was in aller Welt, kann das bedeuten?)

      »Sie hat ihn aufgefordert zu werden Puro – ihr Geistlicher – in Saharunpore, denke ich, und er will das nicht wegen seines Flusses. Sie konnte reden.«

      »Ist Dir das klar? Es geht über meine Begriffe… »So nach Benares gehend, wo finden wird Adresse und befördern Rupien für Knabe, der ist Augapfel, und um Allmächtigen Gottes willen führt diese Erziehung aus und Euer Bittsteller wird immer wie es Pflicht ist fürchterlich beten.« Geschrieben von Sobrao Satai, durchgefallen bei Alahabad-Universität, für Ehrwürdigen Teshoo Lama den Priester von Such-zen der ein Strom sucht, Adresse: Tirthankers Tempel, Benares. P. M. – »Bitte merkt wohl, Knabe ist Augapfel und Rupien werden gesendet per Wechsel dreihundert per annum. Um Allmächtigen Gottes willen.«

      »Nun, ist das reiner Wahnsinn oder ein Geschäftsvorschlag? Ich frage Dich, denn ich bin mit meinem Witz am Ende.«

      »Er sagt, er will mir dreihundert Rupien das Jahr geben, und er wird sie mir geben.«

      »O, so faßt Du es auf, ja?«

      »Gewiß. Wenn er es sagt!«

      Der Priester pfiff, dann sprach er zu Kim, wie zu einem Gleichstehenden:

      »Ich glaube es nicht, aber wir werden ja sehen. Du solltest heute nach dem Militär-Waisenhaus zu Sanawar, wo das Regiment Dich erhalten würde bis zu dem Alter Deines Eintritts. Du würdest im Glauben der Kirche von England erzogen. Bennet hat es so festgestellt. Im anderen Falle, wenn Du nach St. Xavier kämest, hättest Du eine bessere Erziehung – und die Religion. Siehst Du mein Dilemma?« Kim sah nichts weiter als den Lama, der mit dem Zug südwärts fuhr, ohne jemand, der für ihn bettelte.

      »Ich brauche nur Zeit. Wenn Dein Freund das Geld von Benares schickt – Mächte der Finsternis drunten, ein Straßenbettler, der dreihundert Rupien aufbringen kann – wirst Du nach Lucknow gehen und ich bezahle die Reise, denn ich kann das Subskriptions-Geld nicht anrühren, wenn ich beabsichtige, wie ich es tue, einen Katholiken aus Dir zu machen. Wenn er es nicht schickt, mußt Du ins Militär-Waisenhaus auf Regiments-Unkosten. Ich will ihm drei Tage Zeit geben, obwohl ich es gar nicht glaube. Und wenn selbst… wenn später die Zahlungen ausblieben … aber es geht über meine Begriffe. Wir können in dieser Welt immer nur Schritt für Schritt machen. Dank Gott. Und Bennett schickten sie ins Feld und mich ließen sie zurück. Er kann nicht alles erwarten.«

      »Oooh ja,« sagte Kim ohne zu verstehen.

      Der Priester lehnte sich vorwärts. »Ich würde einen Monat Gehalt drum geben, wüßte ich was in Deinem kleinen runden Kopf steckt.«

      »Es ist nichts darin,« sagte Kim, ihn kratzend. Er dachte, ob Mahbub Ali ihm wohl eine ganze Rupie schicken würde. Dann konnte er den Schreiber bezahlen und Briefe an den Lama nach Benares schreiben. Vielleicht suchte Mahbub Ali ihn auf, wenn er das nächste Mal mit Pferden südwärts käme. Sicher war ihm bekannt, daß durch Übergabe des Briefes durch Kim an den Offizier der große Krieg entstanden war, von dem alle die Knaben und Männer beim Mittagstisch in der Kaserne so laut geredet hatten. Wüßte aber Mahbub Ali nicht davon, so wäre es gewagt, ihm davon zu reden. Mahbub Ali war scharf mit Jungen, die zuviel wußten oder zu wissen glaubten.

      »Nun, bis wir Weiteres hören« – unterbrach Vater Victors Stimme diese Träumerei – »kannst Du hingehen und mit den anderen Jungen spielen. Sie werden Dich etwas lehren – wird Dir aber schwerlich gefallen.«

      Der Tag schleppte sich so müde zu Ende. Als er schlafen ging, zeigte man ihm, wie er seine Kleider zusammen legen und seine Stiefel hinaus tragen müsse; die anderen Jungen machten sich über ihn lustig. Hörner weckten ihn beim Morgengrauen, der Schulmeister packte ihn nach dem Frühstück, hielt ihm eine Seite unverständlicher Buchstaben unter die Nase, gab ihnen unsinnige Namen und prügelte ihn ohne Grund. Kim überlegte, ob er sich nicht Opium von einem Kasernen-Feger borgen und ihn vergiften könnte,– aber da sie alle öffentlich an einem Tische aßen (was Kim ganz besonders empörte, da er bei den Mahlzeiten gern der Welt den Rücken kehrte), konnte der Streich gefährlich enden. Dann wagte er nach dem Dorfe zu fliehen, wo der Priester den Lama mit Opium betäubt hatte, dem Dorfe, wo der alte Soldat lebte. Aber weitsehende Schildwachen trieben bei jedem Versuche die kleine, rote Gestalt zurück. Hosen und Jacke lähmten Körper und Geist zugleich,– so gab er den Plan auf und verließ sich nach orientalischer Art auf Zeit und Zufall. Drei qualvolle Tage verflossen in den großen, öden weißen Räumen. Am Nachmittag ging er wohl hinaus unter Eskorte des Tambour-Jungen und alles, was er hörte, waren Schimpfreden, die Kim längst kannte und verachtete. Der Junge rächte sich für sein Schweigen und Mangel an Interesse durch Schläge, was ganz natürlich war. Ihm lag nichts an den verbotenen Bazaren. Er nannte alle Eingeborenen »Niggers«; Knechte und Auskehrer warfen ihm abscheuliche Namen ins Gesicht, die er, irregeleitet durch ihre ehrerbietige Haltung, nicht verstand. Das war Kim ein Trost für die Schläge.

      Am Morgen des vierten Tages kam ein Strafgericht über den Trommler. Sie waren mit einander bis an die Umballa-Rennbahn gegangen. Allein und weinend kam er zurück, erzählend: der junge O’Hara, dem er nichts Besonderes zu leide getan, habe einen rotbärtigen »Nigger« zu Pferde angerufen; der Nigger sei über ihn hergefallen mit einer besonders zärtlichen Reitpeitsche, habe dann den jungen O’Hara aufgehoben und sei im vollen Galopp mit ihm davon gesprengt. Die Kunde kam zu Vater Victor, er zog die Oberlippe herunter. Er war schon genug überrascht durch einen Brief aus dem Tempel der Tirthankers in Benares, der eine Anweisung auf 300 Rupien von einem eingeborenen Bankier einschloß, nebst einem erstaunlichen Gebet an den Allmächtigen Gott. Der Lama würde noch ungehaltener gewesen sein, als der Priester, hätte er gewußt, wie der Briefschreiber seinen Ausdruck »um Verdienst zu erwerben« übersetzt hatte.

      »Mächte der Finsternis!« Vater Victor fummelte mit der Anweisung herum. »Und nun ist er davon mit einem seiner Augenblicksfreunde. Ich weiß nicht, wird es mir eine größere Erleichterung sein, ihn wieder zu bekommen oder ihn los zu sein. Er geht über meine Begriffe. Wie zum Teufel – ja, er ist der Mann, den ich meine – kann ein Straßenbettler Geld auftreiben, um weiße Knaben zu erziehen?«

      Drei Meilen entfernt, auf der Umballa-Rennbahn, sprach Mahbub Ali, einen grauen Cabuli-Hengst zügelnd, zu Kim, der vor ihm im Sattel saß: »Aber kleiner Allerweltsfreund, hier ist meine Ehre und Reputation im Spiel. Alle Offizier-Sahibs in allen Regimentern und ganz Umballa kennen Mahbub Ali. Man hat gesehen, daß ich Dich aufhob und den Jungen schlug. Man sieht uns jetzt auf dieser Ebene von weit her. Wie kann ich Dich fortbringen? oder Dein Verschwinden erklären, wenn ich Dich absetze und in die Ähren rennen lasse? Man würde mich ins Gefängnis bringen. Sei ruhig. Einmal ein Sahib, immer ein Sahib. Wenn Du ein Mann bist – wer weiß – dankst Du es Mahbub Ali.«

      »Bring mich über die Schildwachen hinweg, daß ich diese roten Kleider abwerfen kann, gib mir Geld, ich will nach Benares gehen und wieder bei meinem Lama bleiben. Ich will kein Sahib sein, und denke doch, ich überbrachte die Botschaft.«

      Der Hengst bäumte sich wild. Mahbub Ali hatte ihm unvorsichtig den scharfkantigen Steigbügel in die Weichen getrieben. (Er war nicht von der modernen Art von Roßhändlern, die englische Stiefel und Sporen tragen.) Kim zog seine eigenen Schlüsse aus diesem Betragen.

      »Das war eine Kleinigkeit; lag ja auf dem Wege nach Benares. Ich und der Sahib haben das längst vergessen. Ich schicke so viele Briefe und Botschaften an die Leute, die nach Pferden fragen. Ich weiß kaum, war es dieser oder jener. Handelte sich’s nicht um eine braune Stute, deren Stammbaum Peters Sahib wissen wollte?«

      Kim merkte sofort die Falle. Hätte er »braune Stute« gesagt, würde Mahbub Ali an seiner Bereitwilligkeit auf die Verwechselung einzugehen, sofort gemerkt haben, daß der Knabe Verdacht hatte. Kim erwiderte deshalb:

      »Braune Stute? Nein. Ich vergesse meine Bestellungen nicht so. Es war ein weißer Hengst.«

      »Ah, so war es. Ein weißer arabischer

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