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er den Hörer abgenommen hatte.

      »Parker...!« kam die gedehnte Antwort. »Ich... ich wollte Mr. Rander haben...!«

      »Mr. Rander ist im Moment nicht ganz abkömmlich«, antwortete der Butler und warf einen Blick auf Rander, der sich zurückgelegt hatte und mit dem Einschlafen kämpfte. »Kann ich Ihnen vielleicht dienen?«

      »Eigentlich nicht«, kam die zögernde Antwort. »Ich wollte mich nur erkundigen, wie es Mr. Rander geht. Er hatte hier einiges Pech, vielleicht wissen Sie schon!«

      »Mr. Rander hat die Folgen des Niederschlags gut überstanden, zumal er über eine ausgezeichnete Konstitution und Form verfügt, Madam.«

      »Richten Sie ihm meine Grüße aus«, erwiderte Mrs. Judy Farmser lächelnd. »Ich wünsche ihm eine gute Nacht!«

      »Ich werde die Grüße weiterleiten, Madam«, gab der Butler gemessen zurück. »Darf ich mir erlauben, Sie zur größten Wachsamkeit zu ermahnen. Ich denke da an Ihren früheren Mann, Mr. Lester Nellen!«

      »Malen Sie nur nicht den Teufel an die Wand«, gab Mrs. Farmser erschreckt zurück. »Für weitere Aufregungen bin ich nicht zu haben.«

      »Gute Nacht, Madam!«

      »Gute Nacht, Parker! Und passen Sie auf Ihren Herrn auf!«

      »Parker legte auf und warf einen Blick auf das Bett. Mike Rander war inzwischen eingeschlafen und merkte nicht, daß der Butler ihn behutsam zudeckte. Dann verließ Parker auf Zehenspitzen das Zimmer und schloß es von außen ab.

      Dann fuhr er noch einmal hinunter in die Hotelbar, wo er sich herzlich wenig um die erstaunt-amüsierten Nachtschwärmer kümmerte, die ihm spöttische oder erstaunte Blicke zuwarfen. Parker ließ sich einen herzhaften Drink servieren und ging mit sich zu Rate.

      Nach zwei weiteren Drinks oder, umgerechnet, nach zehn Minuten, verließ er die Bar und schritt zur Rezeption. Der Nachtportier richtete sich unwillkürlich auf, als Parker näherkam. Parker strahlte stets Würde, Autorität und eine gewisse Kälte aus.

      »Mr. Rander ist auf keinen Fall zu wecken«, sagte Parker zum Nachtportier. »Ich rechne mit dringenden Telefonaten. Reagieren Sie nicht darauf! Haben wir uns verstanden? Sagen Sie, Mr. Rander habe zusammen mit seinem Butler das Hotel verlassen. Das Ziel dieser nächtlichen Ausfahrt sei Ihnen leider unbekannt.«

      »Gewiß, Sie können sich auf mich verlassen.« Der Nachtportier nickte eifrig.

      »Man sieht, daß Sie aus einer äußerst guten Schule kommen«, stellte der Butler fest. »Machen Sie weiter so...!«

      Den verblüfften Portier hinter sich lassend, verließ der Butler das Hotel und ging hinüber zum Leihwagen, den Mike Rander am Straßenrand geparkt hatte.

      Parker setzte sich ans Steuer und fuhr langsam an. Er schien kein bestimmtes Ziel ansteuern zu wollen. Selbst der Wagen, in dem er saß, machte einen durchaus unentschlossenen Eindruck.

      Dann aber nahm er Fahrt auf.

      Der Butler war zu einem Entschluß gekommen und wußte nun, wen er besuchen wollte. Sein Interesse verdichtete und konzentrierte sich auf Lester Nellen, den ehemaligen Kompagnon von Art Stonewell und den ehemaligen Ehemann der Mrs. Farmser.

      Die großen Hauptstraßen waren um diese nächtliche Stunde fast leer. Parker konnte also durchaus seinen Neigungen nachgeben und etwas auf das Tempo drücken. Dennoch brauchte er fast eine halbe Stunde, bis er Venice erreicht hatte.

      Als er bei dem dogenähnlichen Palast ausstieg, fragte er sich, ob in der Halle noch immer jene müden, alten Männer saßen, die die Zeit totschlugen...

      *

      Wenige Minuten später kümmerte ihn das schon nicht mehr.

      Er stand vor der Wohnungstür von Lester Nellen, hatte angeklopft und geklingelt und wartete nun ungeduldig auf ein Lebenszeichen des Mannes. Als sich nach wie vor nichts hinter der Tür rührte, unterstellte der Butler für sich privat einen Notstand und setzte sich kurz, aber erfolgreich mit dem Türschloß auseinander. Er unterstellte zusätzlich, daß Lester Nellen vielleicht etwas passiert sein könnte.

      Nun, die kleine, schäbige Wohnung war leer. Lester Nellen hatte sie verlassen. Parker sah sich in dem Wohnraum, in dem er das Licht eingeschaltet hatte, aufmerksam und prüfend um. Anzeichen einer handfesten Auseinandersetzung waren nicht zu erkennen. Lester Nellen schien seine Wohnung also auf eigenen Wunsch hin und vollkommen freiwillig verlassen zu haben.

      Parker bedauerte das zwar ungemein, da er aber schon einmal in der Wohnung war, sah er sich etwas näher um.

      Ihn interessierte vor allen Dingen das Handbuch über Spinnen. Als er nach dem betreffenden Band suchte, vermißte er ihn. Er suchte weiter, konnte das dicke Buch aber nicht aufspüren. Lester Nellen schien es sicherheitshalber entfernt zu haben. Vielleicht wollte er der Polizei, falls sie erschien, freiwillig keine Hinweise und Indizien liefern.

      Parker wollte schon gehen, als er plötzlich unten auf der Straße das auf- und abschwellende Geheul einer Sirene hörte, die offensichtlich zu einem Streifenwagen der Polizei gehörte.

      Er ging schnell zum Fenster und sah hinunter auf die Straße. Er hatte sich nicht verhört oder getäuscht. Vor dem imitierten Dogenpalast, in dem er sich befand, hielt gerade ein Streifenwagen der Polizei. Zwei Zivilisten fielen förmlich aus dem Wagenfond und eilten ins Haus.

      War die Ankunft der City Police ein Zufall?

      Parker erinnerte sich sehr deutlich, daß er die Tür schließlich ohne die Erlaubnis des Wohnungseigentümers geöffnet hatte. Gewiß, er hatte einen Notstand unterstellt, aber er mußte sich erst überzeugen, was nun wirklich passiert war.

      Parker hoffte, daß die Polizei nicht ausgerechnet hier oben in der Wohnung erschien.

      Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung.

      Schnelle und energische Schritte näherten sich der Wohnungstür. Parker starrte fasziniert auf die Türklinke, die sich wenig später senkte.

      »Ich bitte, einzutreten«, rief der Butler höflich und trat etwas zurück.

      Die Tür wurde jäh aufgerissen.

      Zwei Zivilisten stürzten ins Zimmer.

      Einer von ihnen war Sergeant McCullers, eine Tatsache, die Parker erleichtert zur Kenntnis nahm.

      »Parker?« McCullers blieb ruckartig stehen und schüttelte recht erstaunt den Kopf. »Was tun Sie denn hier?«

      »Ich hatte die Absicht, Mr. Nellen einen Besuch abzustatten«, behauptete der Butler.

      »Jetzt? Um diese Zeit? Mitternacht ist längst vorüber!«

      »Ich bin ein Freund jäher Entschlüsse«, antwortete der Butler. »Ich möchte hinzufügen, daß ich Mr. Nellen leider nicht antraf.«

      »Und Sie sind trotzdem in die Wohnung gekommen?« erkundigte sich der Zivilist neben McCullers.

      »Sie wird nicht verschlossen gewesen sein«, schaltete sich McCullers lächelnd ein. »Ist auch jetzt nicht so wichtig. Und was Nellen angeht, Parker, so brauchen Sie sich nicht zu wundern.«

      »Ist ihm... etwas zugestoßen, Sir?«

      »So kann man es auch ausdrücken. Lester Nellen ist tot!«

      »Das überrascht mich ehrlich«, gestand der Butler. »Fiel er einem Verkehrsunfall zum Opfer?«

      »Er wurde erschossen, wenn Sie’s genau wissen wollen.«

      »Und von wem, wenn ich diese Frage stellen darf?«

      »Sie kommen nicht von allein drauf?« fragte McCullers und sah den Butler abwartend an.

      »Sie überfordern meine bescheidene Phantasie«, erwiderte der Butler. »Zudem spannen Sie mich unnötig auf die Folter.«

      »Sie würden niemals drauf kommen«, gab McCullers zurück'. »Es war Mrs. Judy Farmser...!«

      *

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