Скачать книгу

vor«, sagte Parker. »Mein Name ist Parker, Josuah Parker.«

      »Und ich bin Sergeant McCullers.« Der Fünfzigjährige grinste verschmitzt und trat näher heran. »Wollen Sie meinen Ausweis sehen?«

      »Demnach wissen Sie, wer ich bin?«

      »Haben Sie nicht die Sache mit den beiden maskierten Gangstern gemeldet?«

      »Ich war so frei«, entgegnete der Butler. »Ich hatte bereits das zweifelhafte Vergnügen mit einem gewissen Leutnant Hastings.«

      »Hastings ist gar nicht so übel«, verteidigte der Sergeant seinen Vorgesetzten. »Er hat’s mit der Galle und die spielt ihm manchmal einen Streich.«

      »Leutnant Hastings zeigte sich ungewöhnlich zugeknöpft. Von einer Zusammenarbeit wollte er nichts wissen.«

      »Was heißt hier Zusammenarbeit?«

      »Mein junger Herr, Mr. Mike Rander, besitzt eine Lizenz als Privatdetektiv. Ich genieße übrigens auch diesen Vorzug. Beide Lizenzen wurden in Chikago ausgestellt.«

      »Sie, Sie haben eine Lizenz als Privatdetektiv?« McCullers sah den Butler verdutzt an.

      »Wenn Sie darauf bestehen, kann ich Ihnen eine Fotokopie dieser Lizenz vor zeigen.«

      »No, ich glaub’ Ihnen, aber ich weiß noch immer nicht, was Sie hier suchen.«

      »Ich sauge die Atmosphäre des Unfallortes ein«, erklärte der Butler. »Wobei ich den Ausdruck Unfallort lieber durch den Ausdruck Tatort ersetzen möchte!«

      »Tatort?«

      »Ich glaube an Mord«, redete der Butler weiter. »Meiner bescheidenen Ansicht nach wurde der Gangster, der hier im Wrack gefunden wurde, von seinem Partner ermordet, und wenn auch auf dem Umweg über unterlassene Hilfeleistung!«

      »Ich verstehe kein Wort.« McCullers schüttelte verständnislos den Kopf.

      »Der Gangster, von dem ich rede, wurde von einer Giftspinne gebissen und mußte auf dem schnellsten Weg zu einem Arzt gebracht werden. Er benötigte noch dringender ein Serum. Um dieses Serum kümmerte ich mich. Doch der Partner des in Lebensgefahr schwebenden Gangsters verhinderte die Rettungsaktion.«

      »Stimmt, so was erzählte auch Leutnant Hastings.« McCullers nickte zerstreut.

      »Er erzählte leider nicht, wem der Jeep gehört und wer der Tote ist. Der verbrannte Gangster müßte doch inzwischen identifiziert worden sein.«

      »No, so schnell geht das nun wieder nicht. Der Jeep gehört einem Mr. Randy Orwell, das wissen wir inzwischen, aber wer der Tote ist, also wie gesagt, so schnell ist der nicht zu identifizieren.«

      »Mr. Randy Orwell?« Parker sah den Sergeant interessiert an.

      »Ein Tierhändler, der für den Film arbeitet«, erklärte der Sergeant gelassen. »Der Mann hat ein Riesenvermögen gemacht. Er vermietet Raub- und Haustiere an Film- und Fernsehproduktionen. Von ihm können Sie alles haben, was Sie brauchen. Vom Floh bis zum Elefanten.«

      »Wie aufschlußreich!«

      »Behalten Sie diese Weisheit für sich«, meinte McCullers und zwinkerte dem Butler mit einem Auge zu. »Ich habe nichts gesagt.«

      »Ich möchte fast annehmen, daß man mit Ihnen recht gut und ersprießlich Zusammenarbeiten kann.«

      »Bleiben Sie bei dieser Annahme«, antwortete der Sergeant und schmunzelte. Dann deutete er auf das Wrack und fügte hinzu: »Hier ist für Sie nichts mehr zu holen, Mr. Parker. Glauben Sie mir!«

      »Und aus welchem Grund, wenn ich fragen darf, sind Sie hier?«

      »Ich bin Ihnen nachgefahren. Auftrag von Leutnant Hastings. Er scheint was gegen Sie zu haben.«

      »Könnte das so ausgelegt werden, daß er Mr. Rander und meiner bescheidenen Wenigkeit nicht glaubt?«

      »Scheint so, Mr. Parker. Aber machen Sie sich nichts draus. Und seien Sie verdammt vorsichtig. ›Schwarze Witwern sieht man nicht immer. Und Ihr persönlicher Schutzengel kann gerade mal Urlaub machen.«

      McCullers wandte sich ab und wollte gehen. Doch dann blieb er noch einmal kurz stehen und grinste den Butler an.

      »Sie sollten sich übrigens mal um Lester Nellen kümmern. Ich bin sicher, er kann Ihnen eine Menge erzählen. Sie finden ihn unten in der Stadt. Adresse steht im Telefonbuch!«

      *

      Die Tierhandlung des Mr. Randy Orwell war ein kleiner Zoo, der von einer hohen Mauer umschlossen wurde. Das Gelände befand sich auf einem Schräghang im nordöstlichen Teil von Burbank und war nur über eine sorgfältig asphaltierte Straße zu erreichen.

      Parker, in seinem Wagen sitzend, nahm diese Straße und hielt kurz darauf vor dem Bürogebäude, einem langgestreckten, zweistöckigen Steinbau, dessen Fassade blendend weiß gestrichen war. Parker stellte den Leihwagen auf dem Parkplatz ab, stieg aus und schritt mit der unnachahmlichen Würde eines Patriarchen auf den Eingang zu. Dann wandte er sich an einen jungen Mann, der hinter dem Empfang saß.

      »Ich beabsichtige, Mr. Orwell in einer dringenden Sache zu sprechen«, sagte er. »Würden Sie meinen Besuch bitte umgehend arrangieren!«

      Der junge Empfangschef, solche Rede durchaus nicht gewohnt, starrte den Butler leicht entgeistert an und griff dann, wie unter einem fremden Zwang stehend, nach dem Hörer und ließ sich mit seinem Chef auf dem Umweg über das Vorzimmer verbinden.

      Dabei beging er den Fehler, einen Moment betreten zur Seite zu sehen. Er wollte Parker nicht zu neugierig anstarren. Er hätte es besser nicht getan, denn als er wieder hochsah, war Josuah Parker bereits verschwunden. Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

      Parker befand sich zu dieser Zeit allerdings bereits auf der Treppe und schritt nach oben. Ihm ging es darum, unangemeldet vor Mr. Randy Orwell zu erscheinen.

      Eine junge Dame kam ihm entgegen.

      »Wo finde ich Mr. Orwell?« erkundigte sich der Butler höflich und gemessen.

      »Mr. Orwell?« Die junge Dame schnappte hörbar nach Luft und starrte den Butler an. Sie hatte allen Grund dazu, denn Parker nahm sich in dieser Stadt sehr ungewöhnlich aus, trug er doch nach wie vor und trotz der lastenden Hitze seinen schwarzen Anzug, den korrekten, schneeweißen Eckkragen und die diskret gestreifte Krawatte. Hinzu kamen seine schwarze Melone und der schwarze Regenschirm.

      »Mr. Orwell«, wiederholte Parker. »Ich hoffe sehr, Sie können mir eine Auskunft geben.«

      »Der Chef ist drüben im Raubtierhaus«, stotterte die junge Dame.

      »Und wo finde ich jenes bewußte Raubtierhaus?« erkundigte sich Parker freundlich.

      »Hinten im Hof«, rang die junge Dame sich ab, um sich dann hastig umzudrehen und hinter der nächstbesten Tür zu verschwinden. Parker zog dennoch höflich dankend seine Melone und ging hinunter in den Hof.

      Das Raubtierhaus war schnell gefunden.

      Es handelte sich um einen Rundbau, dessen Durchmesser etwa dreißig Meter betrug. Im Näherkommen hörte der Butler das gereizte Fauchen von wilden Großkatzen und die scharfen Befehle und Kommandos eines Dompteurs.

      Parker stieß die Tür zum Rundbau auf.

      Er stand Sekunden später vor einer kreisrunden, vergitterten Manege, in der sich einige Tiger und Löwen tummelten. Beherrscht wurden diese Großkatzen von einem schlanken, drahtig aussehenden Mann, der etwa fünfundvierzig Jahre alt sein mochte. Er trug Breeches, Stiefel und ein leichtes Hemd. In seiner Hand befand sich eine Peitsche.

      Neben dem Laufgang zum Manegenkäfig waren zwei Assistenten zu erkennen, die sich mit Gewehren und Wasserschläuchen bewaffnet hatten. Sie paßten auf ihren Herrn und Meister auf, der seinerseits die Großkatzen nicht aus den Augen ließ. Es war offensichtlich, daß Randy Orwell die Katzen dressierte.

      Noch war davon nicht viel zu sehen. Die lieben Tierchen, wie Parker die Katzen insgeheim nannte,

Скачать книгу