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auch gegen die geringste Andeutung Anns, doch Rauschgift etwas groß- und freizügiger zu handeln. Sie muß ihn schließlich so weit bekommen haben, daß er die Nerven verlor, als Glubb einfach eine immerhin erhebliche Menge Gift stahl. Lemming wollte Anzeige erstatten, aber inzwischen hatte sich Paul eingeschaltet, der Lemming einfach drohte. Lemming muß ziemlich in der Klemme gesteckt haben. Er hielt still, deckte das Defizit, und die Kontrolle konnte nichts beanstanden. Warum Lemming dieses Spiel ohne weiteres mitmachte, ist mir noch nicht klar. Vielleicht war es Hörigkeit Ann Torcas gegenüber oder Angst, denn inzwischen war Glubb tot.

      Glubb und Snyder mußten beide sterben, weil sie sich zu sehr um den Mann kümmerten, der das Rauschgiftgeschäft neu aufgezogen hatte. Wenn beide es wirklich herausbekommen haben mögen, mit ihrem Wissen konnten sie nichts mehr anfangen. Mike-Paul ließ sie einfach von der Lutch-Gang abschießen. Lutch mußte später selbst daran glauben, weil er Mike-Paul hätte gefährlich werden können.

      Purcels Darstellung ist vollkommen richtig gewesen. Ob er Porter, den Konkurrenten Pauls, im ›Criston‹ erschossen hat, steht noch nicht fest. Aber wir werden schon dahinterkommen.«

      »Ich sah in der Tide Street Lemming am Steuer, so kam es mir vor«, warf Butler Parker ein.

      »Ein Täuschungsmanöver von. Mike-Paul«, erwiderte der Leutnant. »Aber das hat ihm ja jetzt nichts mehr genutzt. Aber ich habe eine Frage an Sie, Parker. Sie standen doch an dem bewußten Tag nicht aus Zufall an der Tür zur Halle? Hatten Sie etwas geahnt?«

      »Ich habe mich erinnert, daß Butler Paul nicht der Butler war, den er vorgeben wollte. Mister Rander lobte seine verbindliche Höflichkeit und Freundlichkeit. So ist kein Butler, meine Herren. Ein Butler hat reserviert zu sein. Diese Gedanken kamen mir alle, als Purcel verächtlich von Lemming sagte, er würde ja schon vor seinem Butler kuschen. Alles andere war eben Vorsicht.«

      »Die sich sehr gelohnt hat«, warf der Leutnant zufrieden grinsend ein. »Eigentlich sollten Sie doch in den Polizeidienst treten?«

      »Ich hätte eine Bitte, allerdings anderer Art.«

      »Von vornherein erfüllt«, sagte Leutnant Handy.

      »Ich möchte eine meiner Zigarren rauchen …«

      Leutnant Handy nickte zwar, aber als Parker sich einen schwarzen Torpedo aus der Tasche angelte, da wunderte er sich sichtlich, daß Rander und Handy fluchtartig das Office verließen.

      »Und so schwache Naturen gehen auf Gangsterjagd«, sagte Butler Parker trocken und zündete sich feierlich seine Zigarre an …

      – ENDE –

Cover Die schwarze Witwe

      Mit Interesse hatte er das vom Hotelboten hereingereichte etwa zehn Zentimeter hohe Päckchen aufgeschnürt und geöffnet, als eine fast handtellergroße, dicke, häßliche, über und über behaarte Vogelspinne eilfertig herauskletterte und Anstalten traf, ihn in den Ringfinger zu beißen.

      Vom Standpunkt dieser behaarten Spinne aus war der Angriff durchaus verständlich. Das Her hatte schließlich, mehr oder weniger lange eingesperrt, auf diesen Moment der Rache gewartet. Es wußte ja nicht, daß Parker mit diesem Kartongefängnis überhaupt nichts zu tun hatte.

      Der Butler zog seinen Ringfinger respektvoll zurück und starrte interessiert auf das Insekt, das mit einem förmlichen Hechtsprung hinunter auf den weichen grauen Veloursteppich hopste und dann erst einmal in Lauerstellung ging.

      »He, Parker, wo stecken Sie denn mit dem Handtuch?« Mike Rander rief vom Badezimmer aus nach seinem Butler. Seine Stimme klang ungeduldig.

      Und als der Butler nicht sofort antwortete, erschien Anwalt Mike Rander in Parkers Zimmer, das auf der anderen Seite des Badezimmers lag. Der mittelgroße, sportlich durchtrainierte Anwalt trug nur ein knappes Handtuch, das er sich um die Lenden gebunden hatte. Mit nackten Füßen kam er zu Parker hinüber, der noch immer die behaarte Spinne studierte, die ihrerseits nicht recht wußte, was sie nun machen sollte.

      Es lag vielleicht an der eingeschalteten Deckenbeleuchtung, daß die Spinne sich veranlaßt fühlte, Halblicht und Schatten zu suchen. Sie setzte sich auf sehr schnellen Beinen in Bewegung und kreuzte Mike Randers Weg. Genauer gesagt, sie kreuzte die nackten Füße des Anwalts, der nichts von dem schnell nahenden Unheil ahnte.

      Parker mußte sehr schnell handeln, wenn es nicht zu einer Katastrophe kommen sollte. Da er keineswegs die Absicht hatte, die behaarte Spinne zu töten, nahm er blitzschnell ein Kissen von der breiten Couch und wirbelte es durch die Luft.

      Mike Rander prallte unwillkürlich zurück, als das Kissen durch die Luft sauste. Dann sah er die behaarte Spinne, stieß einen erstickten, schrillen Schrei aus und... hechtete auf das Bett.

      Die Spinne wurde von dem niederfallenden Kissen erwischt und in ihrer Bewegungsfähigkeit außerordentlich gelähmt. Sie erlitt nun ihrerseits einen Schock und rührte sich nicht mehr.

      »Was... was war denn das?« keuchte Mike Rander, der sich von seiner ersten Überraschung erholt hatte.

      »Eine Vogelspinne, Sir«, meldete Parker, der vorsichtig auf das am Boden liegende Kissen zuging. »Wenn mich nicht alles täuscht, gehört sie zu der Spezies, die hier in den südlichen Breiten die ›Schwarze Witwe‹ genannt wird.«

      »Ist das verflixte Biest tot?« fragte Rander, der nicht daran dachte, das relativ sichere Bett zu verlassen.

      »Ich bin nicht sicher, Sir! Wenn Sie erlauben, werde ich nachsehen!«

      »Das erlaube ich Ihnen in jeder Menge«, gab Rander zurück. »Aber passen Sie auf, Parker, diese Spinnen sind verdammt giftig!«

      »In dieser Hinsicht bin ich im Gegensatz zu meiner eben gemachten Bemerkung vollkommen sicher«, erwiderte Parker gemessen. »Das war wohl auch der Sinn dieses Geschenks!«

      »Geschenk?«

      »Die bewußte Spinne, Sir, befand sich in einem kleinen Päckchen, das von einem Hotelboten überbracht wurde.«

      »Das ist doch die Höhe!«

      Mike Rander wollte noch bedeutend mehr sagen, doch Parker befaßte sich bereits mit dem Kissen.

      Sicherheitshalber nahm er dabei seinen Universal-Regenschirm zu Hilfe. Mit der Spitze des Regenschirms wendete er vorsichtig das dicke Kissen um.

      Und im gleichen Moment wurde die behaarte Spinne wieder sehr aktiv.

      Sie sah die Spitze des Regenschirms, fühlte sich grundlos gereizt und entschloß sich, zum Angriff überzugehen. Die sechs behaarten Beine umklammerten den Schirmstock und fanden guten Halt. Dann stieg das Insekt mit rasanter Geschwindigkeit an der Schirmseide hoch, um Parkers Hand zu attackieren.

      »Parker...! Vorsicht...!«

      Mike Rander stand auf dem Bett und visierte bereits die Tür zum Badezimmer an. Spinnen mochte er nicht. Schon gar nicht behaarte Bestien von dieser ansehnlichen Größe.

      Parker ließ sich nicht irritieren.

      Er schüttelte das lästige und aggressive Insekt von der Schirmseide herunter und stülpte dann geschickt den geöffneten Pappkarton über die Spinne. Sekunden später befand sich die Vogelspinne wieder in sicherem Gewahrsam.

      »Bestellen Sie Whisky, Parker«, sagte Mike Rander, auf dessen Stirn sich einige Schweißperlen gebildet hatten. »Bestellen Sie viel Whisky...! Dieser Zwischenfall hat mir gereicht.«

      »Ihr Wunsch ist mir selbstverständlich Befehl«, erwiderte der Butler.

      »Binden Sie aber vorher die Schachtel zu«, redete Mike Rander weiter und äugte mißtrauisch zur geschlossenen Pappschachtel hinüber. »Sind Sie übrigens sicher, daß nicht noch mehr Spinnen hier im Zimmer herumlaufen?«

      »Im Moment dürfte keine weitere Gefahr bestehen, Sir.«

      »Lachen Sie ruhig, Parker«, gab Rander zurück und stieg vorsichtig

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