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Mike Rander. Er wußte im ersten Moment nicht, wo er den Kopf hatte. Die ganzen Ermittlungen in diesem Rauschgiftfall erwiesen sich immer mehr als Gummiwände, gegen die man nicht ankam.

      »Und was geschieht mit dem Haus, in das Miss Torca gegangen ist?« erkundigte sich Mike Rander. »Es ist doch durchaus möglich, daß Miss Torca dort wohnt, nachdem sie verschwunden ist.«

      »Ich werde zwei von meinen Leuten vor das Haus stellen«, sagte Leutnant Handy. »Sie bekommen bestimmt heraus, was sich getan hat und noch tut.«

      »Sie kennen doch jetzt auch alle Tatsachen«, schickte Mike Rander voraus, als sie wieder im Wagen saßen. »Sagen Sie, Handy, wie beurteilen Sie die Lage, und wen halten Sie für den geheimnisvollen Mike?«

      »Sie sind mit Ihrem Butler rein zufällig auf die Spur der Rauschgiftgang gekommen«, erwiderte der Polizeioffizier. »Aber ich muß sagen, daß der Fall uns noch großen Ärger machen wird. Wir wissen zu wenig, beziehungsweise wir können gegen gewisse Personen nicht so Vorgehen, wie man es vielleicht tun sollte.«

      »Sie spielen auf Purcel und vor allen Dingen auf Lemming an?«

      »Versetzen Sie sich doch einmal in meine Lage«, sagte Leutnant Handy. »Ich kann mich als Beamter doch nur streng an meine Vorschriften halten. Und in diesem Fall nicht einmal nur daran. Leute wie Lemming oder Purcel haben erstklassige Verbindungen. Kleinigkeiten für diese, mir Schwierigkeiten zu machen.«

      »Daran habe ich natürlich nicht gedacht«, sagte Mike Rander und grinste. »Deshalb werde ich auch besser nicht mit zu Purcel fahren. Ich hatte mit ihm eine etwas scharfe Unterhaltung. Wenn ich nun neben Ihnen auftauche, Handy, wird der Mann rot sehen.«

      »Meinen Sie wirklich?« fragte der Leutnant unentschlossen. Aber Mike Rander konnte dem Polizeioffizier sehr gut anmerken, daß er mit diesem Vorschlag einverstanden war.

      »Ich werde dann mal Zusehen, ob ich Parker irgendwo finden kann«, sagte Mike Rander. »Sollte er etwas Wichtiges herausgefunden haben, verständige ich Sie sofort.«

      »Ich mach’s umgekehrt«, versprach der Polizeioffizier.

      Als das Taxi in die Trent-Street einbog, rauschte ihnen mit Höllenfahrt ein schwerer schwarzer Buick entgegen. Mit kreischenden Pneus schoß der Wagen in die Kurve. Man sah deutlich, daß aus dem Wagen geschossen wurde. In einer Haustür stand ein Cop, der gerade gefeuert hatte. Er hielt sich mit der Schulter am Türeingang fest.

      »Das ist ja die Nummer 218!« rief Mike Rander überrascht. Es handelt sich um das Haus, in dem Maud Elga wohnte. Der Taxifahrer, der bei der Schießerei gestoppt hatte, fuhr nur sehr langsam und zögernd weiter. Der Wagen, aus dessen Rückfenster geschossen worden war, war längst verschwunden.

      »Miss Elga zu Hause?« fragte Rander.

      »Ich glaube, sie haben sie kaltgestellt«, sagte er noch, bevor er zusammenbrach.

      *

      Mike Rander beugte sich kurz über den Beamten. Er sah, daß die Schulter des Mannes durchschossen war. Durch Blutverlust war er wohl ohnmächtig geworden.

      »Helfen Sie dem Mann und rufen Sie die Polizei«, rief Mike Rander dem Taxifahrer zu. Um den Mann nicht erst zum Zögern kommen zu lassen, richtete sich der Anwalt wieder auf und lief in das Haus. Auf den einzelnen Etagenabsätzen der Treppe standen tuschelnde und laut diskutierende Leute herum.

      »Sie haben die Frau erschossen!« hörte Mike Rander, bevor er die Wohnung von Maud Elga betrat. Als sich Rander über die auf der Couch liegende Frau beugte, sah er, daß sich die Leute getäuscht hatten. Zwar hatte Elga auch einen Schuß mitbekommen, aber der hatte eigentlich nur im Oberarm eine große Fleischwunde hinterlassen.

      »Bitte verlassen Sie das Zimmer«, sagte Rander zu den Hausbewohnern, die schüchtern, aber unaufhaltsam in das Zimmer drängten. Mike Rander machte dabei eine typische Bewegung zu seinem Revers, um seine Bitte auch dienstlich zu untermauern.

      »Was ist denn nun eigentlich passiert?« erkundigte sich Mike Rander bei der Frau, nachdem er die Tür geschlossen hatte und wieder neben ihr auf der Couch saß.

      »Sol wollte mich zur Strecke bringen«, sagte sie. »Haben Sie den Kerl noch erwischt?«

      »Er ist durchgekommen«, erwiderte Mike Rander. »Was wollte der Kerl von Ihnen?«

      »Die haben Angst, daß ich den Mund aufmache«, sagte Maud Elga und besah ihre Wunde am Oberarm. »Sol sagte mir, ich sollte mitkommen. Aber ich war dagegen, und plötzlich wollte er auf mich schießen. Aber im letzten Moment tauchte ein Mann auf, ich glaube, es war ein Cop. Der hat aber leider nicht sofort geschossen. Bestimmt hat der Mann doch eine verpaßt bekommen, nicht?«

      »Ihn scheint’s empfindlich erwischt zu haben«, meinte Mike Rander. »Wurde er schon hier oben angeschossen?«

      »Na klar«, sagte Maud Elga. »Er bekam einen Schuß, rannte dann aber Sol schießend nach.«

      »Können Sie denn der Rauschgiftgang so gefährlich werden?« fragte Mike Rander sehr interessiert weiter. »Was wissen Sie denn schon davon? – Mike werden Sie doch bestimmt auch nicht kennen.«

      »Den kenn ich auch nicht«, erwiderte Maud Elga. »Aber ich weiß doch genau …«

      »Sie wissen, wo die Gangster sitzen und zu finden sind«, vollendete Mike Rander ihren abgebrochenen Satz. »Hören Sie mal in aller Ruhe zu, Maud. Vor ein paar Stunden hatten wir eine Unterhaltung. Und zwar Leutnant Handy von der Mordabteilung, und unsere Gesprächspartnerin war Helen Tunney. Der Leutnant braucht Angaben, wo er die ehemalige Lutch-Gang finden kann, nachdem das ›Hippodrom‹ geräumt worden ist. Er interessiert sich nicht für euch kleine Fische. Und darin liegt doch eine mächtige Chance, finde ich.«

      »Das wird aber doch alles keinen Sinn mehr haben«, sagte Maud Elga nach einer kleinen Pause. »Nach diesem mißglückten Überfall auf mich werden sie doch sofort ihre Burg räumen.«

      »Wer sagte Ihnen denn, daß der Überfall danebengegangen ist?« fragte Mike Rander grinsend. Ihm war ein Gedanke gekommen, und er hatte sich vorgenommen, wenigstens den Versuch zu machen, die Gangster zu täuschen.

      »Verstehe ich nicht«, erwiderte Maud Elga. Sie sah Mike Rander ratlos an.

      »Sol wurde doch gestört, als er auf Sie schießen wollte oder schon geschossen hatte.«

      »Nein, er schoß eigentlich in dem Moment, als der Cop auf tauchte.«

      »Dann kann er auch nicht hundertprozentig wissen, ob er getroffen hat«, folgerte Mike Rander.

      »Jetzt verstehe ich langsam«, sagte sie. »Ich soll also …«

      »Sie sollen auf einer Bahre das Zimmer hier verlassen«, bestätigte ihr Rander laut den Gedanken. »Sobald sich’s herumgesprochen hat, daß Sie tot sind, werden die Lutch-Jungens, die nun von Sol geführt werden, in ihre alte Burg zurückkehren. Dann kann Leutnant Handy zupacken.«

      »Für den Fall, daß ich was weiß«, schränkte Maud Elga sofort wieder ein.

      »Geben Sie doch Ihrem Herzen einen Stoß«, forderte Mike Rander. »Übrigens möchte ich mich bei der Gelegenheit bedanken, daß Sie mich und meinen Partner im ›Hippodrom‹ gewarnt haben.«

      »Bilden Sie sich nur keine Schwachheiten ein«, sagte Maud Elga lächelnd. »Wann schaukelt denn die Bahre an?«

      »Eine letzte Frage«, erbat Mike Rander. »Kennen Sie einen Eddy Purcel näher?«

      »Ich glaube, daß er irgendwo als Fotograf arbeitet«, erklärte Maud Elga.

      »War er mit Snyder befreundet?«

      »Ich glaube ja«, erwiderte sie.

      »Gehörte er zu den Lutch-Jungens?«

      »Eddy? No, der machte nur in Rauschgift. Der machte sich doch nie die Finger dreckig!«

      »Welche Rolle spielt eigentlich Miss Torca?« fragte Mike Rander weiter.

      »Die Torca?« Die Frau verzog ihr Gesicht.

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