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auch geliebt«, wandte er ein.

      »Ja, Jan, das stimmt, und auf gewisse Weise liebe ich dich noch immer, aber es reicht nicht. Das mit Tom und mir ist etwas Besonderes, war es immer, das habe ich erst jetzt so richtig begriffen.«

      Er sagte für eine Weile nichts, sondern starrte auf den Tisch als könne er dort die Wahrheit finden.

      »Ich habe es vermasselt«, sagte er schließlich, »wenn ich nicht so lange weggewesen wäre, wäre es nicht dazu gekommen, da hätte er keine Chance gehabt.«

      »Ich weiß nicht, Jan. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Doch ich denke, irgendwann wären wir doch unausweichlich aufeinandergeprallt. Es klingt vielleicht kitschig, aber Tom und ich …, wir sind einander vorbestimmt, es ist eine Liebe, gegen die man machtlos ist.«

      »Du warst zu lange allein«, er trommelte mit den Fingern seiner rechten Hand auf der Tischplatte herum, daran konnte man seine innere Anspannung erkennen. »Frauen sind da anders gestrickt als Männer, die brauchen Bestätigungen, und wenn dann jemand just im richtigen Moment daherkommt und sich einschleimt, hat er ein leichtes Spiel … Ich war mir unserer Sache so sicher, so absolut sicher …«

      »Ich hab auch geglaubt, es würde gut gehen mit uns, Jan, wenngleich ich schon darunter gelitten habe, dass du so oft unterwegs warst und dein Ding gemacht hast. Auch hier auf dem Hof … Richtig einfügen konntest du dich nicht in unsere Hofgemeinschaft, die du beinahe abfällig Kommune nanntest. Vielleicht wäre es auf Dauer doch nicht gut gegangen, weil wir beide zu viel Kompromisse hätten machen müssen … Weißt du, mit Tom ist alles so einfach. Er liebt Fahrenbach, den Hof, die Leute hier. Seine Freunde sind auch meine, und er hat all seine Firmen verkauft und wird sich ganz hier auf dem Hof niederlassen. Um mich zu unterstützen, wird er die Leitung der Hermann-Fahrenbach-Stiftung übernehmen.«

      Jan lachte bitter auf.

      »Hört sich ein bisschen langweilig an. Ist es das wirklich, was du für dein Leben haben willst?«

      »Ja, Jan, das will ich … Und wenn ich noch einen Wunsch frei hätte, dann würde ich dich gern als Freund behalten.«

      Er lachte bitter auf.

      »Ach, Bettina, du weißt doch ebenso wie ich, dass so was nicht geht. Das sind dahergesagte Worte. Wie kann ich dein Freund sein, wenn ich dich begehre, wenn ich dich am liebsten in meine Arme reißen würde, wenn ich den Gedanken unerträglich finde, dass nun ein Anderer an deiner Seite ist? Klar, wenn wir uns irgendwo, irgendwann einmal begegnen, dann sollten wir uns nicht die Augen auskratzen, doch das wird nicht der Fall sein, dazu sind wir beide zu gut erzogen …, aber ansonsten … Dann werde ich mich mal vom Acker machen.«

      »Willst du nicht mit mir frühstücken?«, wollte sie wissen.

      Er schüttelte den Kopf.

      »Nö, nach diesen Neuigkeiten könnte ich wohl keinen Bissen herunterbekommen … Meine Sachen, die hast du vermutlich alle schon zusammengepackt?«

      »Nein, Jan, das habe ich nicht. Und das Bootshaus haben wir auch nicht betreten, weder Tom noch ich, noch sonst jemand.«

      Sie schaute ihn an.

      »Jan, ich bin nicht deine Feindin. Es ist nur alles anders gekommen, und ich … Ich entsorge doch deine Sachen nicht so einfach, als hätte es dich nicht gegeben. Außerdem wäre das ein Eingriff in deine Intimsphäre.«

      »Chapeau …«, sagte er, »vor einer solchen noblen Einstellung muss man den Hut ziehen. Aber was wundert es mich? Du bist halt etwas Besonderes … Ich werde meine Sachen aus dem Bootshaus noch heute abholen, gleich im Anschluss. Was hier im Haus ist, lass ich abholen. Soll ich es selbst zusammenpacken?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Musst du nicht, Jan, ich …«

      Sie brach ihren Satz ab. In ihr war so viel Gefühl für ihn, dass ihr ganz warm dabei wurde. Aber es war keine Liebe, das war gewiss.

      Der selbstbewusste Jan van Dahlen, der Multimillionär, der sich aus seinem vielen Geld nichts machte, sondern ein ganz normales Leben führte, dem aber dennoch anzumerken war, dass er ererbtes Vermögen hatte. Dieser Jan van Dahlen, der bekannte Journalist, wirkte auf einmal so verloren, dass sie am liebsten zu ihm gegangen wäre, um ihn in den Arm zu nehmen. So wie man halt einen kleinen Jungen in den Arm nimmt, der sich das Knie aufgeschlagen hat und getrös­tet werden muss. Aber diesem Impuls gab sie lieber nicht nach. Nicht, weil sie Angst davor hatte, wieder seinem Charme, seiner Ausstrahlung zu erliegen. Nein, da war sie sich ihrer Gefühle für Tom viel zu sicher. Sie wollte Jan nicht verunsichern.

      Er stand so unvermittelt auf, dass sie zusammenzuckte.

      »Ja, dann will ich mal …«, sagte er. »Ich muss alles erst mal verarbeiten, was du mir da volle Breitseite entgegengeknallt hast.«

      »Jan, ich möchte nicht, dass du mich in schlechter Erinnerung behältst. Wenn man so konfrontiert wird, ist es ganz furchtbar. Aber sag, wäre es nicht schlimmer gewesen, wenn ich dir geschrieben, dir eine SMS geschickt oder es dir am Telefon gesagt hätte?«

      »Weißt du, meine Schöne, es ist immer schlimm, den … Blattschuss zu bekommen. Aber …, nun ja, wie du es gemacht hast …, das ist mutiger und … stilvoller … Aber aus ist aus, das kann man sich nicht schön reden.«

      Er ging zur Tür.

      »Ich wünsch dir Glück, er scheint geschickter zu sein als ich. Und weißt du was, meine Schöne? Es ist bitter, dich verloren zu haben, aber noch bitterer ist für mich die Gewissheit, es selbst vermasselt zu haben. Ich war mir deiner wohl zu sicher …, whatever … Ich liebe dich und damit fertig zu werden, dich nicht mehr an meiner Seite zu haben … Es wird ein verdammt hartes Stück Arbeit werden …«

      Sie stand gleichfalls auf. So konnte er doch nicht gehen.

      »Jan …«

      Er winkte ab.

      »Lass gut sein, wenn du mir näherkommst, verdammt, dann kann ich für nichts garantieren …«

      Er drehte sich um, ging aus der Küche, sie hörte seine Schritte in der Diele, die Haustür wurde geöffnet, zugeschlagen.

      Zugeschlagen …

      Wie das Buch, in dem sie und Jan einige Seiten beschrieben hatten, eben einige Seiten nur, kein ganzes Buch.

      Sie merkte, wie Tränen über ihre Wangen liefen.

      Es war besser gelaufen als gedacht, Jan hatte es mit ungeheurer Tapferkeit getragen, aber sie hätte ihm noch so viel sagen wollen, sie hätte sich bei ihm gern für die Zeit bedankt, die sie miteinander hatten.

      Aber hätte es ihn wirklich interessiert, das zu hören? Nein, bestimmt nicht.

      Bettina wischte sich die Tränen weg, räumte das Geschirr wieder in den Schrank.

      Geschirr war nicht zerschlagen worden, aber dennoch hatte es ein gebrochenes Herz gegeben.

      Warum blieb immer einer auf der Strecke, wenn der andere ein neues Glück gefunden hatte?

      Warum konnte man sich nicht gleichzeitig entlieben und auch wieder gleichzeitig neu verlieben?

      Sie hatte sich ja nicht neu verliebt, sondern sich wieder ihrer alten Liebe zugewandt. Außerdem – sie konnte es jetzt drehen und wenden wie sie wollte, Jan war auf der Strecke geblieben, und das tat ihr fast körperlich weh.

      Aber jetzt schwebte dieses Damoklesschwert nicht mehr über ihr.

      Jetzt war sie endgültig frei für ihren Tom, jetzt konnte das ungetrübte Glück beginnen, das ungetrübt bis ans Ende ihrer Tage bei ihnen bleiben würde.

      »Alles Gute für dich, Jan«, flüs­terte sie, dann verließ sie auch das Haus. Irgendwie war sie jetzt ziemlich angeschlagen, was auch kein Wunder war. Sie brauchte jetzt Trost, und den konnte ihr Leni schenken, wer denn sonst? Außerdem wollte sie Leni bitten, Jans Sachen, die sich noch im Haus befanden, zusammenzupacken. Sie würde es nicht übers Herz bringen, denn mit jedem Kleidungsstück, das sie in die Hand nehmen

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