Скачать книгу

Uppercut Wyatts von den Beinen.

      Der Bandit hockte am Boden und stierte den Missourier aus glasigen Augen an.

      »Du hast kein Glück bei mir, Hailey. Du hattest es nie. Ein Mann wie du sollte das nicht vergessen. Wenn du mir jetzt nicht die Wahrheit sagst, beziehst du die jämmerlichsten Prügel deines Lebens.«

      Der Bandit hatte die Hände auf dem Boden gestützt und keuchte: »Es war Harpers Idee…«

      »Harper ist einer von den Kerlen, die ich gestoppt habe?«

      »Yeah!«

      »Well, das genügt mir.«

      Eine Viertelstunde später unterschrieb der Bankräuber Eddie Hailey, daß er an der Vorbereitung des Postraubes in Wichita beteiligt war.

      Der Mayor, Doc Croft, Marshal Rooster und der strohblonde Kid Kay bekamen vor Verwunderung den Mund nicht mehr zu.

      So schnell hatte sich noch nie ein Verbrechen in Wichita aufgeklärt.

      Wyatt Earp hatte sich in der Stadt, mit deren Namen sein Geschick historisch verbunden sein sollte, auf eine für ihn typische Weise eingeführt.

      *

      Unterdessen ritt Jim Borett nach Südosten aus der Stadt.

      Am frühen Nachmittag verhielt er seinen Braunen auf einer Hügelkuppe und blickte über das wellige Weideland, das sich fern bis zum Horizont hinzog.

      Rechts, kaum eine Meile entfernt, lag eine Ranch. Ihre Bauten glänzten in frischer Farbe.

      Es war die Borett-Ranch.

      Jim nahm den Zügel hoch und setzte seinen Braunen in schnellen Trab.

      Je näher er den Häusern kam, desto größer wurde die Erregung, die ihn beim Anblick der Ranch ergriffen hatte. Plötzlich sah er das Bild seiner Frau vor sich. Er sah ihr helles Haar, in dem sich die Sonnenstrahlen fingen. Ihr frisches Gesicht und ihre hellen leuchtenden Augen. All die Jahre hatte sie nun da drüben verbracht und gewartet – gewartet auf ihn.

      Cass Baxter hatte die Ranch gut in Schuß, das sah Jim auf den ersten Blick.

      Und drüben an der weiten Halde stand eine gewaltige Herde.

      Wie zu Vaters Zeiten.

      Eigentlich hatte sich nichts verändert.

      Als der Heimkehrer durch das Ranchtor ritt, sah er an der Pferdetränke einen alten Mann mit braunem Schädel, verwaschenem grünem Hemd und einer weiten Farmerhose stehen.

      Jim ritt auf ihn zu.

      »He, Freund!«

      Der Mann wandte sich erschrocken um.

      Borett blickte in ein fremdes runzeliges Gesicht.

      Der Alte blinzelte ihm entgegen.

      »Hallo, Mister, wen suchen Sie?«

      Jim stieg vom Pferd, rieb sich die Hände und blickte sich um. Drüben lag das Wohnhaus. Es war orangerot gestrichen, und auf der Veranda standen große Blumenkästen.

      Ein großer schwarzer Hund trottete müde heran und blieb neben dem Alten stehen.

      »Wo ist der Vormann?« fragte Jim.

      »Im Weidecamp, Mister. Wir hatten in der vergangenen Nacht Rustler bei der Herde.«

      Also auch da hatte sich nichts geändert. Rustler hatte es zu allen Zeiten hier gegeben; Banditen, die nachts ein Rudel aus der Herde stahlen und wegtrieben.

      Jim drückte dem verdutzten Alten seine Zügelleine in die Hand und ging auf das Ranchhaus zu.

      Der Mann hatte den Mund offenstehen und blickte verwundert hinter ihm drein.

      Borett betrat die Veranda. Er schob die Tür auf und ging ins Haus.

      Wenige Minuten später erschien er wieder auf der Veranda. Seine Stirn war gekraust.

      Der Alte stand noch drüben an der Pferdetränke.

      Langsam kam Jim über die Veranda in den Hof und schritt auf den Alten zu.

      »Wo ist die Frau?«

      Der Alte riß die Augen auf. »Die Frau?« fragte er heiser.

      »Yeah, die Frau.«

      Der Mann schluckte. »Ich habe keine Frau. Carolyn ist seit zwanzig Jahren tot.«

      Jim begann an dem Verstand des Alten zu zweifeln.

      »Deine Frau interessiert mich nicht, Mensch! Wo ist Mrs. Borett?«

      Auf der verwitterten Stirn des Alten stand plötzlich eine steile Falte.

      »Mrs. Borett? Ja, ich weiß nicht…«

      Jim zog den Mann zu sich heran.

      »Hör gut zu, Brother. Ich merke, daß es um deinen Kopf nicht gut bestellt ist. Aber was ich dir jetzt sage, wirst du doch wohl verstehen: ich bin Jim Borett!«

      Der Alte schluckte. Sein spitzer Adamsapfel rutschte auf und ab. Es arbeitete in seinem Gesicht.

      »Aha«, sagte er gepreßt.

      Jim lachte. »Na also, das sagt dir doch was, nicht wahr?«

      »Ja –.«

      »Cass hat dich wohl als Pferdeknecht angeworben?«

      »Cass?«

      »Cass Baxter, mein Vormann.«

      Da schüttelte der Alte den Kopf. »Ich glaube, ich muß Ihnen das erklären, Mister Borett.«

      Er ließ seinen Blick über den zerschlissenen Anzug des Heimkehrers gleiten.

      Jim hatte noch immer seine Faust in das Hemd des Alten gekrallt.

      »Was willst du mir erklären?« fragte er rauh.

      »Mein Name ist Clint Walker. Mrs. Borett hat mir vor drei Jahren die Ranch verkauft.«

      Jims Blick wurde starr. Langsam zogen sich seine Mundwinkel nach unten. Seine Faust löste sich aus dem Hemd des Alten.

      »Was hast du da gesagt?« stieß er rostig hervor.

      »Mrs. Borett hat mir die Ranch verkauft.«

      »Dir?«

      »Ja, vor drei Jahren.«

      »Bist du verrückt?« herrschte Jim ihn heiser an.

      Jetzt endlich schien sich der Mann gefangen zu haben. Er trat einen Schritt zurück und sagte entschlossen:

      »Mister Borett, ich muß Sie bitten, einen anderen Ton anzuschlagen. Sie stehen hier auf meinem Boden. Ich habe schwere Dollars dafür gezahlt. Und kein Mensch hat das Recht, mich hier zu kränken.«

      Der Faustschlag traf den Rancher mitten ins Gesicht.

      Walker taumelte gegen die Pferdetränke, stützte sich mit beiden Händen auf den Stein, schüttelte den Kopf und warf sich ein paar Hände Wasser ins Gesicht. Dann wandte er sich um. Sein Gesicht triefte vor Nässe, und seine Stimme war rauh und scharf.

      »Mister Borett, ich habe in den drei Jahren, die ich hier lebe, von den Leuten manches über Sie gehört, aber was Sie mir eben geboten haben übertrifft das noch alles.« Der Mann richtete seine gebeugte Gestalt auf. »Verlassen Sie die Ranch. Und zwar sofort. Ich gehe jetzt hinüber ins Haus und hole meine alte Kentucky-Büchse. Wenn ich zurückkomme und finde Sie noch im Hof, schieße ich Sie nieder.«

      Er wandte sich ab und stampfte auf das Haus zu. Der große Hund trottete träge hinter ihm her.

      Jim blickte ihm nach, bis er im Haus verschwunden war. Dann ging er mit hölzernen Schritten zu seinem Pferd und zog sich in den Sattel.

      Sein Gesicht war hart und starr wie Granit geworden.

      *

      Es war längst dunkel, als Jim Borett wieder in

Скачать книгу