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so möge es ihr mei­ne Ab­schieds­grü­ße brin­gen. Da kommt der Wa­gen!

      Als ich mich zur Kut­sche be­gab, hat­te der Po­stil­lon sei­nen Sitz noch nicht ein­ge­nom­men und ich sah ihn mit der Wir­tin spre­chen. Das Ge­spräch schi­en sich um mich zu dre­hen, denn hier und da blick­ten sie zu mir her­über. Auch ei­ni­ge Leu­te, die auf der Bank vor dem Hau­se ge­ses­sen hat­ten – sie wird mit ei­nem Wort be­zeich­net, das man am bes­ten als »Wort­füh­rer« über­set­zen kann – nä­her­ten sich ih­nen und hör­ten zu; dann sa­hen sie auf mich, die meis­ten von ih­nen mit ei­nem Aus­druck des Mit­lei­des. Ich hör­te ei­ni­ge Wor­te sich im­mer wie­der­ho­len, selt­sa­me Wor­te – denn es wa­ren ver­schie­de­ne Na­tio­na­li­tä­ten un­ter der Men­ge ver­tre­ten. Ich zog ru­hig mein Po­ly­glott-Wör­ter­buch aus der Ta­sche und schlug nach. Ich muss sa­gen, es war nicht ge­ra­de an­ge­nehm für mich; denn da stand: »Or­dog = Sa­tan«, »Po­kol = Höl­le«, St­re­goi­ca = Hexe; »vro­lok« und »vl­kos­lak« be­deu­ten das­sel­be; das eine ist slo­wa­kisch, das an­de­re ser­bisch – näm­lich Wer­wolf oder Vam­pir. (Ich muss den Gra­fen über die­sen Aber­glau­ben be­fra­gen.)

      Als wir ab­fuh­ren, mach­te die gan­ze Ver­samm­lung vor dem Wirts­hau­se, die un­ter­des­sen be­trächt­lich an­ge­wach­sen war, das Zei­chen des Kreu­zes und streck­te dann zwei ge­spreiz­te Fin­ger ge­gen mich aus. Nur mit Schwie­rig­kei­ten er­fuhr ich von ei­nem mei­ner Rei­se­ge­fähr­ten, was das zu be­deu­ten habe. Erst woll­te er nicht mit der Spra­che her­aus, als ich ihm aber sag­te, dass ich Eng­län­der sei, er­klär­te er mir, das sei ein Zau­ber oder Schutz ge­gen den bö­sen Blick. Das war nicht sehr er­freu­lich für mich, der ich eben an einen un­be­kann­ten Ort zu ei­nem un­be­kann­ten Mann fah­ren woll­te; aber alle er­schie­nen so gut­her­zig, so be­sorgt und so sym­pa­thisch, dass ich mich ei­ner ge­wis­sen Rüh­rung nicht er­weh­ren konn­te. Ich wer­de den letz­ten Aus­blick auf den Wirts­gar­ten und die sich um den Tor­weg drän­gen­de ma­le­ri­sche Men­ge nicht ver­ges­sen; wie sie sich be­kreu­zig­ten, im Hin­ter­grund das rei­che Ge­zwei­ge der Ole­an­der und Oran­gen­bäu­me, die in grü­nen Kü­beln in der Mit­te des Ho­fes stan­den. Dann ließ un­ser Wa­gen­len­ker sei­ne lan­ge Peit­sche über die Köp­fe der vier klei­nen Pferd­chen sau­sen, die da­v­on­stürm­ten; so tra­ten wir un­se­re Rei­se an.

      Jen­seits der grü­nen schwel­len­den Hü­gel des Mit­tel­lan­des er­he­ben sich mäch­ti­ge Wald­hän­ge bis zu den him­mel­an­stre­ben­den Schrof­fen der Kar­pa­ten. Rechts und links von uns stie­gen sie an; die Abend­son­ne ruh­te voll auf ih­nen und brach­te all die herr­li­chen Far­ben die­ses ent­zücken­den Lan­des zur Gel­tung; tie­fes Blau und Pur­pur in den Schat­ten, Grün und Braun da, wo Gras und Fels sich tra­fen; end­lo­se Per­spek­ti­ven auf ge­zack­tes Ge­stein und spit­ze Klip­pen bis da­hin, wo die Schnee­häup­ter ma­je­stä­tisch in die Lüf­te rag­ten. Durch mäch­ti­ge Ris­se im Ge­stein sah man da und dort im Lich­te der sin­ken­den Son­ne den wei­ßen Gischt fal­len­der Was­ser. Ei­ner mei­ner Ge­fähr­ten be­rühr­te mei­nen Arm, als wir ge­ra­de einen Hü­gel um­fuh­ren und sich der Aus­blick auf einen un­ge­heu­ren schnee­be­deck­ten Gip­fel öff­ne­te, der dann im­mer uns ge­ra­de ge­gen­über zu lie­gen schi­en, als wir die ge­wun­de­ne Stra­ße hin­auf­klom­men:

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