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SCHWERE ZIELE (Extreme). Chris Ryan
Читать онлайн.Название SCHWERE ZIELE (Extreme)
Год выпуска 0
isbn 9783958352032
Автор произведения Chris Ryan
Жанр Языкознание
Серия Extreme
Издательство Bookwire
Die X-Rays kamen zu spät. Sie feuerten noch ein paar nutzlose Salven ab, die den Chinook aber weit verfehlten. Die Blades machten sich aus dem Staub, und es gab verdammt noch mal nichts, was die Taliban jetzt noch dagegen tun konnten. Game over.
Gardner hoffte nur, dass sie in Camp Bastion ein Gegengift haben würden.
Kapitel 7
Camp Bastion, Afghanistan, 09:12 Uhr
Als sie im Außenbereich der Basis zur Landung ansetzten, öffnete sich die hintere Frachtladerampe des Chinook wie das Maul eines Wals.
Gardner stand am Rand der abgesenkten Rampe und begutachtete das Areal. Der Chinook war ein paar hundert Meter westlich von Camp Bastion heruntergegangen, so nah, wie es angesichts des Feuergefechts möglich war. Über das dröhnende Motorengeräusch des Choppers hinweg waren immer wieder Schüsse zu hören. Rauch hing wie dichter, schmutziger Nebel über dem Lager. Camp Bastion, das Zuhause von mehr als zehntausend Soldaten, war eine Enklave aus dicht aneinandergedrängten Feldzelten, Frachtcontainern und Fertigkasernen, gesäumt von einem Schutzwall aus HESCO-Blöcken. Daneben befand sich das Feldlazarett. Der Flugplatz des Camps bestand aus einer Reihe von Flugzeughallen und einem 2350-Meter langem Rollfeld aus Beton, dass an vielen Stellen von anhaltendem Mörserbeschuss geschwärzt war. Gardner erinnerte sich, irgendwo gelesen zu haben, dass der Flugplatz von Camp Bastion der fünft verkehrsreichste von Briten betriebene Flughafen der Welt war. Aber auf dem Rollfeld zu landen war im Moment undenkbar: Streitkräfte der Taliban hatten den Schutzwall des Rollfeldes durchbrochen und nahmen aufs Geratewohl die Soldaten unter Beschuss, die sich in den Flugzeughallen verschanzten.
»Näher krieg ich Sie nicht heran«, war der Pilot über Intercom zu hören. Und, wie um den Satz zu bekräftigen, detonierte im selben Moment direkt über ihnen eine Panzerfaust. Die Druckwelle der Explosion ließ den Chinook erzittern.
»Herr im Himmel, hier wird's langsam brenzlig.«
»So haben wir's am liebsten, Partner«, schrie Bald zurück.
Gardner verließ die Rampe als Erster. Seine Stiefel gruben sich knirschend in den Sand. Die Rotorblätter wirbelten Staub in die Luft und nahmen ihm die Sicht. Bald und Hands folgten ihm schnell nach. Der Chopper verschwendete keine Zeit und donnerte in Richtung Horizont davon.
Langsam verzog sich der aufgewirbelte Staub, und Gardner konnte sich einen Überblick verschaffen. Rechts von ihm war die unregelmäßige Reihe von HESCO-Blöcken auszumachen, dahinter die schroffen Umrisse des Gebirges. Das Rattern der AK-47er wechselte sich mit dem lauteren Ka-Rack von Einzelschüssen ab – wahrscheinlich die Soldaten im Camp, die das Feuer erwiderten. Das Gelände, das zwischen ihnen und der Basis lag, war mit den Karossen ausgebrannter Jeeps übersät. Vereinzelt ragten Granatsplitter wie die Zähne eines Haifischs aus dem Boden.
Gardner sah jemanden auf sich zukommen. Er trug die Standarduniform mit dem verpixelten Camouflage-Muster in Wüstentarnfarbe und hatte die Ärmel hochgekrempelt. Er bewegte sich schwerfällig unter dem Gewicht seiner taktischen Weste und seinem Helm. Der Junge war gerade mal neunzehn.
»Private First-class Danny Grant, Erstes Bataillon, Royal Anglian Regiment«, rief der junge Soldat und packte bewundernd Gardners Hand. »Ihr seid die Jungs vom SAS, oder?«
»Sagen Sie mir, was zur Hölle hier los ist«, entgegnete Gardner.
Der Soldat schaute verwundert drein, dann wurde er ernst.
»Die Talibs bombardieren uns seit 03:00 Uhr. Haben uns tüchtig in die Mangel genommen. An das Mörserfeuer sind wir mittlerweile gewöhnt, aber nun greifen sie uns auch vom Boden aus an.« Er schüttelte den Kopf. »Hier herrscht ein verdammtes Chaos.«
»Wer hat das Kommando? Wir müssen mit ihm sprechen.«
»Colonel Turrell«, sagte der Soldat, dessen Augen ständig zwischen Gardner und Bald hin und her sprangen. »Wir müssen einen Weg um den Flugplatz herum nehmen. Die Talibs bombardieren wie bekloppt das Haupttor. Hoffe, das geht in Ordnung.«
»Bringen Sie uns hin.«
Sie rannten nach Osten, parallel zum Rollfeld. Aus Gewohnheit hielt Gardner einen Abstand von vier Metern zu Grant, Bald und Hands. Vier Meter – der ungefähre Umkreis, in dem eine Landmine oder ein Sprengsatz tödlich war.
»Wissen Sie, ich hab selber schon daran gedacht, mich für die Auswahl zu bewerben«, sagte Grant.
Gardner seufzte. Ein Pfund für jeden Soldaten, der dachte, er hätte das Zeug dazu, das berühmte Wappen mit dem Dolch zu tragen, und er würde in einer vergoldeten Villa wohnen und sich den Arsch mit ägyptischer Seide abwischen. Grant tat ihm leid. Ein Frischling, noch grün hinter den Ohren. War vielleicht gerade mal ein paar Wochen dabei.
Aber im Moment hatte Gardner andere Sorgen als diesen Grünschnabel. Er hegte zunehmend Zweifel, ob er selbst fit genug für einen Kampfeinsatz war. Er fühlte sich schwach und fiebrig. Die Verfärbung an seiner Hand hatte sich über den Unterarm bis zum Ellbogen ausgebreitet. Sein Puls war schwach und unregelmäßig. Und allein der Versuch, mit Grant Schritt zu halten, erschöpfte ihn bereits und ließ ihn sich schwindelig fühlen.
Kugeln surrten an seinem Kopf vorbei. Die Taliban, die den Flugplatz angriffen, hatten sie offensichtlich erspäht. Gardner ging in Deckung. Er hielt Grant zurück, der wie angewurzelt aufrecht mitten im Kugelhagel stand. Sein ungläubiger Geschichtsausdruck verriet Gardner, dass er noch nicht registriert hatte, dass sie unter schwerem Beschuss standen.
Gardner stürzte sich auf Grant und wollte ihm zurufen, verdammt noch mal in Deckung zu gehen. Er kam nicht weiter als »Geh …«
Eine Druckwelle traf sie. Eine ohrenbetäubende, in der Kehle brennende Druckwelle. Die Welt um sie herum wurde schwärzer als Schwarz.
Gardner wurde umgerissen. Er sah Grant, der durch die Luft gewirbelt wurde wie eine Puppe. Dann verlor auch er den Boden unter den Füßen. Die Umgebung verschwamm zu einem ockerfarbenen Fleck. Er verlor das Gefühl, wo oben und wo unten war. Etwas schlug gegen seine linke Hand. Ein Dutzend Schläge hämmerten ihm ins Kreuz. Eine Welle aus Schmerz fuhr seine Wirbelsäule hinab.
Dann verstummte die Welt um ihn herum.
Gardner öffnete die Augen. Er lag flach auf dem Rücken. Langsam wich die Stille zurück, an ihre Stelle trat ein Schrei. Kehlig und schrill, aber eindeutig menschlich. Wer schrie da? Jemand musste verletzt sein, dachte er. Seine Instinkte als Team-Leader übernahmen die Kontrolle. Er spähte über seine Schulter, um zu sehen, wer da verletzt war.
Da erst erkannte Gardner, dass die Schreie aus seinem eigenen Mund kamen.
Der Schmerz in seiner linken Hand war verschwunden. Er blinzelte Sandkörner aus seinen Augen, sah auf seine Hand – wo sich jedoch keine Hand mehr befand. Sein Arm endete am Handgelenk, und selbst das sah nicht wie ein Handgelenk aus, sondern wie ein Wirrwarr aus abgerissenem Fleisch. Knochen, Muskeln und Sehen ragten aus dem Stumpf hervor, so als hätte er seine Hand in einen Fleischwolf gesteckt.
Ein weiterer Schrei. Dieser kam von rechts. Gardner blickte in die Richtung und sah Grant ein paar Meter entfernt auf dem Boden liegen. Der Junge hatte die volle Wucht der Explosion abbekommen. Seine Haut und sein Bauch waren übersät mit Löchern, die von kleinen Metallkügelchen stammten. Beine und Leistengegend hatte es ihm abgerissen. Von seinem Unterleib waren nur ein paar zertrümmerte Oberschenkelknochen übrig, und ein dunkler Fleck an der Stelle, wo sich einmal seine Eier befanden.
Die Taliban feuerten unterdessen weiter auf die Operators. Unentwegt pfiffen Kugeln um Gardner herum. Eine schlug in Grants Bauch. Blut schoss aus dem Loch von der Größe eines Zehn-Penny-Geldstücks.
»Joe! Verfluchte Scheiße!«
Die Stimme schien von weit zu kommen. Verzerrt. Als würde sich der Rufer unter Wasser befinden.
»Joe! Joe!«
Mit