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war, Doktor? Oder vielleicht ein Eisbär? Ein Tiger eventuell?«

      »Nein, das war kein Grizzly und auch kein Braunbär«, erklärte der Professor mit leiser Stimme. »Zum einen hat ein Grizzly fünf Krallen. Und was auch immer das angerichtet hat, hatte vier dominante Klauen und eine kleinere. Aber der Pfotenabdruck ist eindeutig … humanoid. Und das«, er machte eine Pause, »ist verdammt merkwürdig.« Lange Stille. »Nein, Gentlemen, das war keine Bärenart. Vielleicht hätte ein Tiger ein so blutiges Gemetzel anrichten können, aber die Spuren sind … einfach … sie erscheinen schlicht zu menschlich. Viel zu menschlich.«

      »Aber es kann doch eindeutig kein Mensch so etwas angerichtet haben, Doktor.« Es war das erste Mal, dass Dixon das Wort ergriffen hatte.

      Tipler hob die Augen und blickte über den Rand der Gleitsichtbrille. »Ich würde mich nicht festlegen, bevor ich die notwendigen Informationen habe, um das zweifelsfrei sagen zu können, Mr. Dixon.« Er lächelte. »Das ist eine Sache der Wissenschaft.«

      Dixon lehnte sich zurück und rauchte schweigend.

      Die Armeeoffiziellen beugten sich vor, als Tipler ein Vergrößerungsglas aus der Tasche zog und das Foto genauer studierte. Schließlich senkte er es zusammen mit der Lupe, aber starrte immer noch vor sich hin. Seine Stimme war ruhig. »Diese Spuren … wie weit sind Ihre Männer ihnen gefolgt, Gentlemen?«

      »Wieso?«, wollte Maddox wissen.

      »Weil sie nicht schränken.«

      »Schränken?«, fragte der Colonel. »Was soll das heißen?«

      »Sie … sie sind nicht auf einer Linie.« Der Wissenschaftler gestikulierte. »Ein Tiger, das einzige Tier auf Erden, das mit solcher Heftigkeit hätte zuschlagen können, schränkt, wenn es geht oder rennt. Das heißt, beide Tatzen auf der linken Seite sind in einer Linie und die auf der rechten. Es sollten immer zwei Pfotenabdrücke nahe beieinander sein, in einer geraden Linie, linke Seite und rechte Seite. Und es sind ebenso eindeutig keine Spuren eines Grizzlys, auch wenn sie von der Größe passen würden.«

      »Ja«, sagte Maddox. »Unsere Spurenleser beim Militär haben uns das auch schon gesagt. Sie haben die Spur verloren, als sie in höheres Gelände führte. Sie sagten, niemand kann einer Spur über Felsen folgen. Das Tier schien zu wissen, dass es gejagt wird.«

      »Die meisten Kreaturen sind intelligenter, als wir glauben, Colonel«, erwiderte Tipler und warf einen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu Dixon, der nichts sagte und rauchte. »Nein«, fügte Tipler schließlich hinzu. »Es war kein Tiger. Die Heftigkeit der Attacke würde zu einem Tiger passen, aber es ist nicht katzen- oder hundeartig. Und auch keine große Bärenart. Nein. Was das auch angerichtet hat … es ist bipedisch.«

      Sie warteten, aber der alte Mann steckte nur die Brille wieder in die Tasche seines Laborkittels. Dann legte er die Finger zusammen, trommelte die Fingerspitzen gegeneinander und überließ es ihnen, das Gespräch fortzuführen.

      »Bipedisch?«, fragte Dixon, ohne freundlich zu klingen. »Bedeutet das, was ich denke, dass es bedeutet?«

      »Vermutlich.« Tipler lächelte. »Es bedeutet, was immer Ihre Männer getötet hat, läuft auf zwei Beinen, Mr. Dixon.«

      »Das ist absurd.« Dixon lehnte sich wieder zurück. »Menschen sind die einzigen Kreaturen, die aufrecht gehen, Doktor. Was meinen Sie, von wem die Spuren stammen? Bigfoot? Das Ding muss geschränkt haben, wie Sie sagten. Die Spuren sind nur zu schwierig zu lesen.«

      »Schwierig, ja«, meinte Tipler mit finsterer Miene. »Aber nicht unmöglich. Haben Sie mich deswegen aufgesucht? Weil Ihre Männer Ihnen bereits gesagt haben, dass sie keine Kreatur kennen, die das getan haben könnte? Und nun wollen Sie gern wissen, ob es vielleicht eine unentdeckte Spezies gibt?«

      »Um ehrlich zu sein, der Gedanke kam uns«, entgegnete Maddox. »Und lassen Sie mich hinzufügen, dass die Situation ernst ist, Doktor. Wir haben tote Soldaten in der Nähe einer gesicherten Einrichtung und wir wollen wissen, wie die gestorben sind. Wir wollen wissen, warum sie gestorben sind.«

      Tipler überflog die grausigen Fotos. »Ich kann Ihnen keine Antwort geben, Gentlemen«, sagte er schließlich. »Es gab Spezies von Tieren, bei denen man angenommen hat, sie seien seit hunderttausenden Jahren ausgestorben, und dennoch finden wir Hinweise, dass sie nach wie vor existieren. Aber dieser Pfoten- oder Fußabdruck kommt mir nicht bekannt vor.« Er machte eine Pause und entfernte sich ein Stück von ihnen, bevor er sich umdrehte. »Um Ihre Fragen zu beantworten – um auch nur den Versuch zu unternehmen –, bräuchten wir eine wissenschaftliche Expedition, Speichelproben, Blutproben, Gipsabdrücke der Spuren, Haarproben, Videoaufzeichnungen. Wenn Sie bereit wären, eine Expedi…«

      »Das können wir nicht machen.« Dixon stand auf. »Es gibt Faktoren, die diese Option ausschließen. Wir wollten nur Ihren besten Erklärungsversuch hören, Doktor.« Er machte eine Pause, um es wirken zu lassen. »Das wollen wir immer noch.«

      Tipler erwiderte seinen Blick.

      »Meine Vermutung, Mr. Dixon, ist, was immer das angerichtet hat, verfügt über die Stärke eines Grizzlys, die Schnelligkeit eines sibirischen Tigers und wahrscheinlich auch dessen Fähigkeit, sich anzuschleichen. Und das ist der geschickteste Jäger auf Erden. Wenn es außerdem der ersten Verfolgung durch Ihr Militär entkommen ist, dann gehe ich sicher davon aus, dass es ungewöhnlich intelligent ist.«

      »Also?«, fragte Maddox und versuchte dabei, eine gewisse Autorität auszustrahlen. »Was glauben Sie, was es ist? Geben Sie Ihren besten Tipp ab.«

      Tipler seufzte erneut und sah sich eines der Fotos von den Abdrücken an. »Der beste Tipp sind diese Spuren, Mr. Dixon. Aber ich verstehe nicht, wieso einige davon« – er zeigte auf mehrere – »so weit links von den anderen sind. Ich wüsste nicht, was der Grund sein könnte.«

      Sie tauschten Blicke aus, als der alte Mann sie nacheinander ansah. Einen Moment später begannen sie wortlos ihre Unterlagen zusammenzupacken.

      »Werden Sie dieses Biest jagen?«, fragte der Wissenschaftler interessiert.

      »Ja«, erwiderte Maddox bestimmt. »Das werden wir.«

      »Dann schlage ich vor, dass Sie einen Mann suchen, der möglicherweise seine Spuren verfolgen kann«, sagte Tipler.

      Er zögerte, als lägen wissenschaftliche Leidenschaft und persönliche Loyalität mit etwas anderem, verborgenem im Wettstreit, und starrte das Foto an.

      »Ich kenne einen Mann«, sagte er leise, »der das könnte. Wenn es irgendwer hinbekommt, dann er. Aber ich weiß nicht, ob er mit Ihnen zusammenarbeiten würde. Er hat seine eigenen … Beweggründe.«

      Maddox machte einen Schritt nach vorn. »Wer ist es?«

      Tipler sah mit gerunzelten Brauen leicht zur Seite.

      »Sein Name«, sagte er schließlich, »ist Nathaniel Hunter.«

      Kapitel 2

      Die Brise im Sonnenuntergang trug den süßen Geruch von Berglorbeer. Nathaniel Hunter leerte den schlichten Lederbeutel auf dem Tisch aus. Die Tür zur Hütte war weit geöffnet und ließ den grünen Klang rauschenden Wassers herein. Aber es war nicht das Geräusch, sondern die plötzliche Stille, die ihn aufblicken ließ.

      Wo eben das geschwätzige Gezwitscher der Vögel erklang, die rund um sein Heim in den Wäldern lebten, war es plötzlich unnatürlich still. Er drehte sich, um zur Tür zu sehen, lauschte und hörte einen Wagen, der langsam den einspurigen, unbefestigten Weg herauffuhr. Er war noch eine Meile entfernt.

      Es dauerte mehr als zehn Minuten, bis sie ankamen. Er erwartete sie auf der Veranda in den alten Jeans, dem Lederhemd und kniehohen Mokassins.

      Einer der Truppe – ein korpulenter Army Colonel – sprach als Erster. Aber es war der Mann im Hintergrund, in Zivilkleidung, der Hunters mürrische Aufmerksamkeit erregte. Er blieb still, aber nicht weit entfernt. Er trug einen Anzug, den man sofort wieder vergaß, und eine dunkle Sonnenbrille, damit man

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