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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Год выпуска 0
isbn 9788075835246
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ich erkannte schließlich, daß ich unterliegen mußte, wenn ich nicht ein besseres Mittel ersann, die Sandmengen abzuschütteln.
Ich lag noch immer bis zum Halse bedeckt. Wühlte nun mit der Rechten abermals ein Loch bis zum Gürtel und holte die Mauserpistole hervor.
Drei Schüsse … Der bewegliche Teppich rollte zurück. Das Aufblitzen des Mündungsfeuers hatte mir ein flüchtiges Bild meiner Umgebung vermittelt: eine kleine Grotte, Granitwände, Mäuse – – Hunderte – – vielleicht Tausende …
Nun legte ich die Waffe weg, benutzte rasch beide Hände – die eine zum Graben, die andere als Schutzdecke …
Ruckte mit dem Körper rückwärts. All meine Muskeln spannte ich bis zum Äußersten an.
Und – es gelang …
Ich erhob mich, taumelte nach hinten, richtete mich wieder auf …
Und begann mit meinen langen Seehundsstiefeln umherzustampfen – wie Negerweiber, die das Korn aus den Ähren treten …
Quietschen, Pfeifen, Piepen – und schlüpfrig der Boden von kleinen Leichen …
Ich stampfte weiter …
Eine blinde Wut hatte mich gepackt, Vernichtungstrieb, Ekel, Abscheu, halbes Grauen …
Dann hielt ich erschöpft inne. Was sollte das?! Wozu dieser Massenmord?! An meinen Transtiefeln konnten die Viecher ja doch nicht mehr empor.
Ich keuchte, der Schweiß lief mir über das Gesicht.
Feuerzeug heraus …
Lunte schwelte. Drei Blätter aus meinem Notizbuch flammten auf. Ich hatte sie zum dicken Fidibus zusammengedreht. Eine kurzlebige Fackel. Aber ich sah doch, was ich sehen wollte. Dies Felsloch hier in der Uferwand irgendeines der zahllosen trockenen Flußbetten, die nur nach stärksten Regenfällen für Stunden von tosenden Wassermengen angefüllt sind, um dann wieder, wenn die durstige Steppe das Naß aufgesogen hat, wie vordem einen tiefen Bodeneinschnitt mit Lehmschichten, Geröll, Felsen und lehmharten oder steinigen Abhängen darzustellen, – diese Höhle im Urgestein der nicht allzu fernen Anden war doch geräumiger, als das Aufblitzen der Schreckschüsse vorhin mir’s gezeigt hatte.
Flüchtig erkannte ich links an der zackigen Wölbung zwei kleine Holzkisten – natürlich mit Mäusen auf den Deckeln …
Und Mäuse überall …
Tote, halb zertretene, lebende …
Es wimmelte von dem kleinen Geschmeiß. Es war wie ein Riesenkäfig, dessen vierbeinige flinke Bewohner von einer Seuche ergriffen worden waren …
Meine Fackel erlosch …
Ein letzter Blick hatte mir jedoch neben den Kisten einen Stoß Holz gezeigt: Kiefernäste, harzreich, mit weißlichen Harzkrusten.
Also eine zweite Fackel aus Papier …
Knisternd, fauchend kam ein dicker Ast in Brand. Nun hatte ich gewonnenes Spiel. Mochten die grünbraunen Nager auch noch so hungrig sein: Feuer verscheuchte sie!
Die ganze widerliche Gesellschaft drängte sich vor der tief gehaltenen Astfackel im hintersten Winkel zusammen … verschwand. Und ich sagte mir: Vielleicht gibt es dort auch für dich einen Weg ins Freie!
Ich folgte dem abziehenden Feindestrupp, fand hinter einer vorspringenden Ecke des Gesteins eine schräg nach oben gerichtete Spalte und sah in schmalem Strich den sonnenklaren leuchtenden Himmel, sah die Mäusekompagnien aufwärts krabbeln und schleuderte ihnen einen zweiten brennenden Ast nach, damit die Herrschaften nicht etwa doch noch kehrt machten. Sie dachten nicht daran. Wie kleine blitzschnelle Gespenster huschten sie in den Sonnenschein hinaus. Das Blutbad, das ich unter ihnen angerichtet, war ihnen doch auf die Nerven gefallen.
Oh – ich beneidete diese überlebenden Feinde, denn daß die Spalte für mich selbst als Ausgang zu eng, erkannte ich sofort nach Augenmaß. Allerdings war eine ganze Menge Sand hineingeweht worden. Vielleicht wenn ich ihn fortschaffte – vielleicht …
Spätere Sorge! Erst die beiden Kisten … Sie hatten gleich meine Neugier erregt. Wie kamen hier in dieses entlegene Felsloch Holzkisten hinein, deren Bretter noch ziemlich frisch aussahen?! Und dann das Holz – das Brennholz, die harzigen Äste?!
Ich will mich bemühen, auch das Folgende ohne jede Sensationsmache zu schildern, will auch sofort erwähnen, daß die unheimlichen Dinge nachher eine zwar merkwürdige, aber nicht besonders überraschende Deutung fanden.
Die Kistendeckel konnten der Hebelkraft meines langen, scharfen und von Mäuseblut noch benetzten Messers nicht lange widerstehen. Kreischend gaben die Nägel nach. In der ersten Kiste – – ein von Papier und Lumpen umhülltes großes Glasgefäß, ein Einmacheglas, würde man sagen können, oben durch eine Gummihaut fest verschlossen. Als ich es herausgehoben hatte und der Lichtschein des knisternden Feuers den in einer klaren Flüssigkeit schwimmenden Gegenstand traf, hätte ich den durchsichtigen Behälter beinahe fallen lassen.
Nur beinahe … Mein Gott, ein Menschenkopf in Spiritus ist doch an sich nichts so Ungewöhnliches. In jeder Anatomie wird man derartiges aufbewahren, in Polizeimuseen kann man sie antreffen und – in anderer Art der Konservierung zu Dutzenden auf Borneo und den Inseln Melanesiens bei den Herren Kopfjägern – in geräuchertem Zustand als vielbegehrte Trophäen. Immerhin – hier bereitete mir dieser Kopf eines blondhaarigen Jünglings doch ein wenig Unbehagen, zumal es das Haupt eines Weißen war und die fahlen Züge und die toten offenen Augen im unruhigen Feuerschein schreckhafte Beweglichkeit annahmen. Ich stellte das Glas in die Kiste zurück. Dadurch, daß ich es lange betrachtete, wurde ich um nichts klüger, und die Kiste enthielt nichts, was mir Aufschluß über die Herkunft dieses anatomischen Präparats gegeben hätte. Dann die zweite …
Jetzt wurde mir doch recht eigentümlich zumute.
Verehrter Zeitgenosse, verehrter Landsmann, der du vielleicht mal diese meine Erinnerungen in die Finger bekommst: In diesem zweiten Einmacheglase lag ein Mädchenkopf! Und ich garantiere dir, du würdest durch diesen Anblick erloschener blonder Jugend, durch diese in dem Spiritus hin und her wallenden Haare genau so aus dem seelischen Gleichgewicht geraten sein wie ich!
Es war der Kopf eines halben Kindes, eines Backfisches mit feinen Zügen, deren Ähnlichkeit mit denen des Männerhauptes sofort ins Auge fiel … Geschwister, dachte ich. Und dann stellte ich auch diesem Glas schleunigst in die Kiste zurück und trank meine Feldflasche leer. Es war immerhin noch ein Achtel Liter Kognak darin, sehr guter Kognak, den Coy aus dem Wrack eines Dampfers herausgeholt hatte. Achtmal hatte er damals vor einem Monat sein Leben riskiert und war tief hinabgetaucht in die unter Wasser liegenden Heckräume. Wenn es um Alkohol geht, riskiert Coy Cala alles. Genau wie ein Morphinist oder Kokser.
Kognak ist unter allen Umständen eine Gabe Gottes. Echt französischer sogar ein Lebenselixier.
Glut kam mir vom Magen aus durch die Adern. Den Teufel auch: Ich, Olaf Karl Abelsen und zwei abgeschnittene Köpfe – – lächerlich! Auf Borneo hatte ich bei einem Häuptling eine Sammlung von etwa fünfzig Stück bewundern dürfen und angesichts dieser geräucherten Schädel mit bestem Appetit malaiischen Bärenschinken gefuttert.
Anderes war jetzt dringlicher als diese Einmachegläser nebst Inhalt. Meine Büchse lag noch irgendwo dort unter den Sandmassen. Die mußte ich unbedingt herausbuddeln. Licht hatte ich ja jetzt.
Die Arbeit war unangenehm, traurig. Als erstes stieß ich auf ein Pferdebein. Mein armer Fuchs war also dem Sandsturm zum Opfer gefallen. Nach einer Weile dann der Lauf der Büchse … Ich hatte sie wieder, prüfte, ob sie bei dem Sturz gelitten hatte. Sie war unversehrt geblieben.
Nun kam die große Frage: Wie gelangte ich hier aus dem Granitloche heraus. Der Sandwall vor dem eigentlichen Eingang war zu dick. Der Sand fiel immer wieder nach, und die Grotte wurde dadurch immer kleiner. Also die Spalte …
Ich