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dem Wasser, schätze ich …«

      »Hm – komisch … Wir hatten Sie beide gar nicht bemerkt … – Verfluchte Geschichte übrigens. Die »Sonora« sitzt fest.«

      »Scheint so …«

      »Was ist da für ein eisernes Ding unten am Bug …?«

      »Ein alter Schiffskessel von einem Wrack,« log ich, denn von dem Golde sollte niemand etwas erfahren.

      Achim und Frau Ellinor kamen heran.

      »Olaf, einen Augenblick … – Hier meine Frau – hier mein Freund Olaf Karl Abelsen, Ellinor …« Und leiser, als ich schon der Gräfin Hände gedrückt hatte … »Olaf, das Gold muß verschwiegen werden …«

      »Natürlich … Ein alter Schiffskessel – schon alles in Ordnung, Achim …«

      »Gut so …« –

      16. Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Du lieber Gott, was hätte ein mit allen Salben gesalbter Schriftsteller aus dieser Wiedervereinigung der Ehegatten machen können – einen lyrischen-rührenden Schmarren, gut für sechs nasse Taschentücher alter Jungfern, die noch an den Storch glauben oder es wieder gelernt haben …

      Ich?!

      Meine Dichterlaube an Coys Bucht, die eigentlich Gallegos-Bucht heißt, duftet nach köstlichen Rankengewächsen …

      Aber der Duft nimmt mir nicht das kühle nüchterne Blut.

      Was hätte ein moderner Seelenzerpflücker (gleich feingeistigem Dichter) hier aus der Szene machen können, als der kleine Allan dann in dem geliebten Onkel Joachim den Vater wiederfand!

      Meine Dichterlaube hat keinen superfeinen Diplomatenschreibtisch mit reichen Schnitzereien, keinen Schreibsessel, kein feudales Riesenonyxtintenfaß, keine Dantebüste aus gelblichem Marmor …

      Ach nein …

      Und deshalb verzichte ich auf nasse Taschentücher und lyrische Schlußapotheose mit Klimbim und Orgelmusik … –

      Die Jacht kam mit nur wenig beschädigtem Bug von dem Riff wieder frei und ankerte gegen acht Uhr morgens in der Bucht. Ich hatte derweil meine drei indianischen Freunde bereits ins Vertrauen gezogen. Von den Turidos und der Goldader sollte, falls jemand der Besatzung der »Sonora« meine rotbraunen Kameraden, die sich verborgen halten sollten, doch zufällig finden würde, nichts erwähnt werden. Mein braver Coy hatte aus sich selbst heraus den Vorschlag gemacht, für die Leute der Jacht unsichtbar zu bleiben. »Sonst viel fragen, Mistre Abelsen … Sehr viel fragen. Chubur und Chico sehen aus wie aus frischem Kampf. Woher Wunden, wie Auge verloren, Chubur?, – so würden reden. Matrosen sein neugierig …«

      Da Coy außerdem auch die »Sonora« noch rechtzeitig vor der Buchteinfahrt bemerkt hatte, waren von ihm die Köpfe der drei Erschossenen so tief in den verwesenden Blubber (so nennen die Fachleute den Walspeck) hineingedrückt worden, daß niemand in dem Kadaver menschliche Leichen vermuten konnte. –

      Ein halber Tag Kulturbonze – ich …

      Mußte es sein unter diesen Gentlemen der »Sonora«. Waren alles ausgesucht vorzügliche Leute. Die Schiffsoffiziere moderner Schlag, ebenso der Ingenieur, der Arzt: keine Spur mehr von früherem Seebärentum mit Priem in der Backe und Kernflüchen auf den Lippen.

      Wurde mir verdammt schwer, mich in den Ton der Zivilisation hineinzufinden. Merkte, wie fremd mir schon all der lächerliche Kram des sogenannten guten Tons geworden. Als nachmittags drei Uhr zum ersten Male zum Diner geläutet wurde, machte mir der Schiffsarzt allen Ernstes das Angebot, einen Smokinganzug von ihm anzuziehen … »Sie können doch nicht recht in Ihrer Kluft an der Tafel erscheinen, Mr. Abelsen …!« Und er beschaute mich von Kopf zu Fuß, fügte hinzu: »Außerdem duften Sie auch so nachdrücklich nach Blubber, daß die Frau Gräfin kaum …«

      Ich lachte ihm ins Gesicht – heiter, vergnügt, denn er hatte ja recht …

      »Her mit dem Anzug …!!«

      Und während ich noch schnell badete, mich rasierte und blendend saubere Wäsche anlegte, schalt ich mich einen Schwächling …

      Nun, auch das Diner ging vorüber. Ich hatte mit Achim verabredet, daß die »Sonora« um fünf die Heimfahrt antreten solle, damit die Besatzung keine Gelegenheit fände, hier eingehender umherzuschnüffeln.

      Der Abschied von Achim und Allan fand in der Grotte bei den drei braunen Kameraden statt. Auch Frau Ellinor war dabei.

      Coy benahm sich wie ein Oberpriester, der zu würdevoller Feierlichkeit erstarrt ist. Ich war froh, als alles vorbei. Ich hatte Allan noch einmal an die Brust gedrückt und geküßt. Achim kämpfte beim letzten Händedruck mit Tränen, und Frau Ellinor weinte …

      Gott sei Dank, – – das war überstanden. Coy und ich verließen die Grotte erst gegen sechs Uhr. Die »Sonora« war verschwunden. Auf dem Kadaver kreischten Möwen, Raben, kleine Geier …

      Drüben auf der Terrasse lag all das, was Achim uns zurückgelassen hatte: Kleider, Wäsche, Proviant, Benzin, Dynamitpatronen – vier große Kisten, ein ganzes Warenlager.

      Noch an demselben Abend haben Coy und ich mit Hilfe des Motorbootes, das wir jetzt bei Ebbe unschwer wieder flott machen konnten, den Wal ins Meer geschleppt und mit drei Dynamitpatronen zerfetzt. Am nächsten Morgen beseitigten wir die Reste des Hauses auf der Terrasse, sprengten den Höhleneingang, von dem dann nur eine Geröllhalde übrigblieb. Genau so machten wir’s mit dem Viereckriff. Wer heute die Jörnsen-Bucht suchen wollte, um etwa dort hinter den Klippen nach Gold zu tauchen, würde sie niemals finden. Die Westküste von Santa Ines zählt ungefähr vierhundert Buchten, und die meisten gleichen einander derart, daß die Auswahl schwer ist.

      Ja – wir machten ganz gründlich reinen Tisch mit allem, was an die Turidos erinnerte. Selbst die Farmruine haben wir eingeebnet, und heute hat der Wald und die Dornen dort alles gleich gemacht. Jörnsens Goldader wird nie entdeckt werden – nie … Auch die Besatzung der »Sonora« würde jene Bucht nicht mehr mit Sicherheit bestimmen können, wo die Jacht damals den »alten Schiffskessel« rammte …

      Das Loch im Ozean ist kein Loch mehr, ist ein nasses Massengrab. Fische werden neugierig in den Räumen an Toten und Glastüren und verrosteten Apparaten und Bergen von Goldkieseln vorüber schwimmen …

      Arme junge Tatjana …! –

      Vier Tage nach dem Abschied von Achim und Allan verließ unser hochbeladenes Motorboot gleichfalls die Bucht. Chubur und Chico waren frisch und gesund, und Chubur meinte mal beiläufig, es ginge auch mit einem Auge ganz gut, zumal wenn man nun reich sei. – Sein Anteil an Achims Spenden bedeutete allerdings für ihn Reichtum.

      So fuhren wir denn durch die Kanäle gen Norden nach der engeren Heimat meiner drei braunen Kameraden.

      Ach Coy, du versoffener Lump, wie schön hätte diese Fahrt damals sein können, wenn Achim nicht auch an zwanzig Flaschen Rum gedacht hätte!! Fünf kamen auf Coys Anteil … Er wurde nicht nüchtern, er war immerfort bei der Wurmkur. Meine sanften Mahnungen halfen nichts. Und Coy schelten?!

      Nur nachher fluchte ich, als er mir zwei Flaschen stahl, weil sein Part schon durch die Gurgel gejagt war.

      Coy, du prächtiger Kerl, du grinst so unverschämt, als ich dir diese Zeilen in meiner Dichterlaube vorlese. Und dann sagst du zu mir: »Mistre Olaf Karl, Chubur sein gekommen … Er haben bei große Dickung an Huar-Berg frische Pumaspuren gespürt … Nachmittags wir reiten …«

      Abgemacht – Pumajagd …

      Dann kommen Coys braune Rangen und klettern mir auf den Schoß …

      Frau Coy, die Rangen und mein Heim an der Gallegos-Bucht, – – ein Kapitel für sich …

      Ich packe die Blätter meiner Schreiberei zusammen

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