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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Год выпуска 0
isbn 9788075835246
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Und war das doch so wenig gewöhnt, hatte im Spiel der Menschengeschicke wohl stets in vorderster Linie gestanden.
Auch meine Stunde kam noch. – –
Die köstliche Frische der Nacht hier im Norden Australiens, der zauberhafte Lichtschein der Sterne und der Mondsichel, die Eigenart des Landschaftsbildes und der berauschende Genuß eines Rittes auf flinkem Pferde, neben mir Ethel Murray, entschädigte mich für vieles. Bell Dingo war mit zweien der Diener stets fünfzig Meter voraus.
Ethel ritt im Herrensattel. Selbst der anspruchsvolle Coy wäre mit ihr zufrieden gewesen.
„… Der gute Bell verheimlicht uns etwas, Mr. Abelsen…“
Wir trabten gerade an dem Kreuz vorüber, und Ethel warf einen scheuen Blick auf das Skelett. „Er verbirgt mir vieles,“ fügte sie leiser hinzu. „Zum Beispiel, – nie hat er mir gesagt, wer der Tote dort ist …“
Ich schwieg, und ich spürte ihren fragenden, prüfenden Blick. „Wissen Sie es vielleicht?“
„Ich darf nicht antworten …“ – und da umkrallte ihre Hand meinen Arm …
„Sie wissen es, und ich ahne es … Es ist Lord Battingham …“
Ihre Finger lösten sich, als ich stumm blieb und geradeaus starrte. Sie holte tief Atem …
„Nur Paloma ist noch solchen Hasses fähig,“ sprach sie bedrückt. „Paloma haßt alles, was diesen Namen trägt, und das Entsetzlichste ist, daß sie Robb Battingham wahrscheinlich nur … als weiteres Opfer auserkoren hat … Ich traue ihr alles zu … alles! Sie ist eine Besessene, sie kennt keine Hemmungen, – oh, Sie sollten sie gesehen haben, als man meinen Vater tot uns zurückbrachte! Keine Träne, kein Wort, – – aber die Nächte hat sie allein an seinem Sarge gewacht und wandelte am Tage wie eine Träumende umher … Ich fürchtete mich vor ihr, und sie war damals noch ein halbes Kind, aber ihr Herz war reif und ihr Geist uns allen überlegen … – Glauben Sie mir: Paloma wird auch Robb ihrer Rache opfern, genau so, wie sie den Goldtrust gesprengt hat, denn ihre Beute muß weit größer sein, als irgend jemand ahnt …“
Ich blickte Ethel ehrlich beklommen in die dunklen traurigen Augen. Ihr Argwohn war berechtigt. Es wäre ja auch unbegreiflich gewesen, wenn Paloma Ruxa die heißen Gefühle des Sohnes jenes Elenden erwidert hätte, der ihre Eltern vernichtet und sie selbst auf die Bahn des Verbrechens gedrängt hatte.
„Das wäre allerdings entsetzlich …“ – mehr wußte ich nicht zu sagen.
Dingo und seine Begleiter hatten halt gemacht.
Am Rande eines Gestrüpps, hinter dem ein Kasuarinenwald begann, suchte Dingo nach Fährten.
„Hier ist der eine Ausgang, Abelsen,“ erklärte er hastig. „Dort drüben nahm Bluß Sie ins Verhör, und ich lag hinter ihnen … – Ah – – dies ist Palomas Spur … Hier hat Robb im Sande gelegen, hier hat der Hund sich entleert … Palomas Fährte läuft nach Nordost … zur Farm … Zwei Pferde fehlen uns, Paloma hat sie geholt, – hier ist auch ihre Rückspur: Zwei Pferde … – Weiter!“
Ich ließ die anderen vorreiten, ich blickte nochmals nach dem großen Kreuz zurück … Ich würde es niemals wiedersehen, glaubte ich damals … Und dieses Dokument der Rache würde ich nie vergessen.
Ich wollte wenden, davonsprengen, – meine tadellosen Augen, geschärft in den klaren Weiten der Pampas, geübt in blitzschnellem Erfassen jeder Einzelheit, hielten mich zurück.
Es konnten Riesenkänguruhs sein – dort jenseits der Lichtung, aber es konnten auch Reiter sein …
Mein Brauner tänzelte ungeduldig. Mein Fernglas schwankte hin und her, und als ich die verdächtige Stelle gefunden, war sie leer.
Reiter?! Woher?! – Ich dachte flüchtig an den überhöflichen Kolonel Mallingrott aus Borraloola. War ihm zu trauen? Sein bereitwilliger Abzug von der Farm hatte mich sofort mit unklarem Unbehagen erfüllt.
Ich blieb, drängte aber mein Pferd in die hohen Stengel der Schachtelhalmbäume hinein und beäugte nochmals den verdächtigen Platz.
Meine Sinne waren wach wie nie. Coy war unsichtbar neben mir, und eine Stimme wehte mich an: „Es sind Reiter …!“
Ein Schwarm Papageien stieg drüben kreischend hoch. Die schrillen Vogelstimmen kamen durch das Schweigen der Nacht wie das Piepsen eines Zuges Wandermäuse.
In der Nähe klagte irgendwo ein Eulenpapagei mit schauerlich langgezogenen Tönen.
Die Wildnis war um mich her, und ich war ihr Sohn geworden in endlosen Ritten mit Coy, Chubur und Chico. Die Wildnis redete zu mir in ihrer Sprache und warnte mich. Papageien stieben nicht ohne Grund empor. Raubtiere, die ihr Leben bedrohen, fehlten hier. Nur die schlimmste Bestie konnte sie hochgescheucht haben: Ein Mensch, der einen Baum erklettert, um weiteren Fernblick zu gewinnen!
Kein verdächtiges Anzeichen mehr …
Und als ich Dingo und Ethel eingeholt und ihnen berichtet hatte, zerstreute Freund Bell meine Gedanken. „Mallingrott würde das nie wagen, Abelsen, bestimmt nicht …“ Und Ethel pflichtete ihm bei.
Die Nacht zerrann in fahle Dämmerung. Wir rasteten.
„Ich werde im Bogen rückwärts unsere Fährten anreiten,“ erklärte ich nach schnellem Imbiß. Dingo widersprach. „Ruhen Sie … Wir sind sicher.“
„Und der Tee ist sofort fertig,“ lockte Ethel und schaute in das flackernde Feuer.
Ich schwang mich in den Sattel und galoppierte davon. Ich brachte eine Kulisse von Büschen zwischen mich und die breite Spur, lenkte in ein flaches Tal ein und jagte nach Südwest. Ich war allein, und die Wüste redete zu mir in ihrer Sprache und zeigte mir fern auf kahlem endlosen Gefilde die hüpfenden Punkte großer Beuteltiere, die rechts aus dem Walde hervorgebrochen waren.
Ich schwenkte nach Norden ein, und in einer Mulde, die wir vor einer halben Stunde durchquert hatten, drückte ich mich in die Büsche und stellte das Glas ein. Vierhundert Meter vor mir lief der Strich unserer Spur durch gelbzarten Sand. Aber ich wartete umsonst. Und ich hatte mein Tier unnötig angestrengt. Dingo empfing mich leicht gereizt … „Wir haben nur Zeit vergeudet, Abelsen …“
Ethel zur Seite trabte ich an, und die Sonne durchbrach den dunstigen Horizont und überstreute das junge Weib neben mir mit dem Zauber des Lichtes und machte dunkle Augen noch unergründlicher.
„Sie sorgen sich meinetwegen, Mr. Abelsen.“
Ihr Blick streichelte mich dankbar. Dann errötete sie …
„Ich sorge mich noch mehr Robb Battinghams wegen,“ wich ich aus. „Wüßte er, wer das Kreuz der Wüste mit bleichen Knochen ziert, – wüßte er, daß Ihrer Meinung nach Palomas Haß so ungeheuerlich ist, dann würde er wie ein Verfluchter diese Liebe aus seinem Herzen reißen und mit seinem Hunde in die Einsamkeit flüchten … Ich bedauere ihn.“
Ethel seufzte schwer. „Er ist gut … Er verdient Liebe … Ich habe ihn erst jetzt kennen gelernt, und ich habe seinem Blute verziehen.“
„… Wenn er den am Fuße des Kreuzes eingekerbten Wildhund gesehen hätte,“ sagte ich aus düsteren Vorahnungen heraus.
„Wildhund?!“ Ethel warf mir einen eigentümlichen Blick zu … „Am Fuße des Kreuzes ist ein Kreuz eingeschnitten, rechts weiter, ein kleines Kreuz, das auf einem länglichen Oval steht … Ein Hund?! Nein. Ich habe über dieses Zeichen, das wie ein persönliches Signum des Erbauers sich ausnimmt, schon so oft nachgedacht. Was halten Sie davon, Mr. Abelsen?“
Ich hielt schon etwas davon, aber ich hielt es auch für richtig, meine Meinung für eine bessere Gelegenheit und für jemand anders aufzuheben.
„Ich weiß nicht recht …“ – aber die Gedanken, die hinter diesem Satz unterwegs waren,