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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Год выпуска 0
isbn 9788075835246
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Bitte, ich pflichte Ihnen durchaus bei,“ – und mein Händedruck war genau so warm und kräftig, wie ich stets des braunen Coy’ Hand gedrückt hatte. „Dingo, ich hatte einmal einen Freund, und der war ein armer indianischer Jäger und Fischer, aber in seinem mächtigen braunen Brustkorb schlug ein Herz von so rührender Treue und Selbstlosigkeit, wie ich es nie wieder auf dieser miserablen Erde anzutreffen glaubte. Ich habe mich geirrt, Bell Dingo. Und kläglich genug ist es für das anmaßende Pharisäertum der weißen Rasse, daß dieses innere Ebenbild meines Coy auch wieder ein Mensch mit dunklem Hautpigment ist: Sie, Bell Dingo!“
Er schaute zur Seite und entzog mir seine Hand. „Kommen Sie, Abelsen, … Sie haben das Grabmal der Ruxas noch nicht gesehen. Als ich Besitzer der Farm geworden, die ich allerdings selten genug besucht habe, ließ ich die beiden Toten, die mir ebenfalls Gutes erwiesen hatten, sofort umbetten. Als das Mausoleum fertig war, hat der Bischof aus Sydney es eingeweiht und die Leichen neu eingesegnet. Ethel und ich suchten Paloma zu benachrichtigen, aber sie war wie stets unauffindbar. – Kommen Sie …“
Daß er die Grabkapelle hatte bauen lassen, daß er dies hier wie etwas Selbstverständliches erwähnte – und er wollte sich damit wahrlich nicht herausstreichen –, entsprach nur dem Gesamtbild seines Charakters. – Dieser Mann war ein Australneger von abschreckender Häßlichkeit. Blickte ich jedoch jetzt in sein kluges bescheidenes Gesicht, so entfiel das Äußere vollkommen und ich sah nur durch diese Züge hindurch den Wiederschein einer großen Seele.
14. Kapitel
Die Stimme der Wüste
Wir schritten zum Weiher, und da gerade lugte die Mondsichel silbern durch eine Lücke der hohen Palmen hindurch und streute goldene Flitter über das stille Wasser
„… Es ist seltsam,“ sagte Dingo und deutete auf drei leuchtende Fische, die in der Tiefe einer Schattenstelle wie lange matte Lichtstreifen dahinschwammen, „ – es ist seltsam, Abelsen, wie die Erfüllung eines kleinen Wunsches so Wichtiges nach sich ziehen kann. Ich will nicht behaupten, daß mir an meinem Leben viel gelegen ist. Hätte ich jedoch Ethels gelegentliche Bemerkung, sie würde den Teich hier so gern durch Fische belebt sehen, nicht erfüllt, so wäre ich jetzt drüben im dunklen Lande, von dem jede Religion den Gläubigen anderes verheißt. Bisher ist noch niemand „von drüben“ zurückgekehrt, und das mag gut sein, denn … – verzeihen Sie, man soll über Religion nicht sprechen. Hätte ich den Weiher also nicht mit Fischen besetzt, die ich in Riesenbottichen vom Arthur-Fluß herüberschaffen ließ, so würde mich heute Kanarra nicht mit dem Netz haben auffangen können, und das war die einzige Möglichkeit, mich zu retten, weil der tolle Kolonel mich mit Kugeln durchlöchert hätte, sobald meine schwarze Armee zu früh sich gezeigt haben würde.“ Er lächelte vor sich hin … „Ich glaubte kaum mehr, mit dem Leben davonzukommen, als ich auf dem Balken stand und zum Grabmal hinüberblickte, und … Abschied nahm von dem Einzigen, was mir Inhalt des Daseins bedeutete …“
Ich erschrak. Noch mehr – ich bedauerte diesen Mann, der sein Herz an Ethel verloren hatte. Aber ich hielt ihn auch für klug genug, seine heiligsten Gefühle weise zu verbergen. Ethel und er – –, nein, eine solche Verbindung war nicht auszudenken, war wider die Natur.
Er zog einen langen schmalen Schlüssel aus der Tasche. Wir standen vor der Flügeltür aus dunklem, reichgeschnitztem Holz. Er schloß auf, und gleichzeitig mit dem lautlosen Zurückschweben des einen Torflügels flammten drinnen mattblaue Lampen auf. Ich sah einen Altar im Hintergrund mit schweren silbernen Leuchtern. Über dem Altar hing ein großes Madonnenbild, und das hohe Kruzifix des Altars reichte bis zum breiten Goldrahmen des wertvollen Gemäldes. – Die Wände waren mit feinstem Mosaik bedeckt und zeigten Szenen aus der Leidensgeschichte Christi. Der Boden und die Kuppel waren mattgoldene Glimmersteine, und nur ein Ring in den Bodenplatten deutete auf die darunter befindliche Gruft hin.
Ethel, Paloma und Robb sowie der Hund waren bei den Toten, hatte Dingo gesagt. Als er nun an dem Ringe zog und mich etwas beiseite schob und langsam ein Viereck des Bodens bis zum Altar sich senkte, meinte er mit jener kühlen Sachlichkeit, die ihn zuweilen als nüchternen Verstandesmenschen erscheinen ließ:
„Wenn Sie im Park nur zwei Meter tief graben, stoßen Sie auf eine dicke Schicht mürben Kalksteins, durchsetzt mit locker geschichtetem Sandstein, und als ich diese Kapelle baute, versanken mir drei meiner Landsleute in die Tiefe, als der Boden ausgeschachtet wurde. Sie trugen schwere Brüche davon, genasen jedoch und schwiegen wie die übrigen. – Sie verstehen mich, Abelsen: Unter dieser Gruft liegt ein Höhlengebiet, und das klare kühle Wasser, das Sie heute hier tranken, stammt aus einem unterirdischen Bach …“
Er stieg die gemauerte Treppe hinab, – auch hier brannten matte Lampen.
Zwei Särge, verdorrte Kränze mit verwitterten Schleifen – sonst nichts. Die Luft eisig und feucht, aber rein.
„Bluß, den man nun mit drei Pulvern eines Schlafmittels im Leibe nach Borraloola bringt,“ sprach Dingo gleichmütig, „war auch hier unten und hatte die Mauern gründlich abgeklopft.“
Er trat nach links, wo ein dreiarmiger Leuchter hing, und nahm ihn vom Haken. Dann zog er den Haken wie einen Hebel nach unten, und eine der Steinplatten zwischen den Särgen senkte sich.
Auch hier eine Treppe, – unten aber tiefste Finsternis und Totenstille.
Dingo lauschte. Seine Haltung drückte Besorgnis aus. Er schüttelte den Kopf … „Vielleicht war es ihnen hier zu kalt … Die Höhle hat mehrere Ausgänge, einer davon liegt in der Nähe des Kreuzes, Abelsen. Es braucht Sie also nicht weiter zu wundern, daß ich Sie und Bluß heute belauschte und wußte, daß Sie Mr. Elsen mit der Jacht aus Stahl waren.“
Er eilte fünf Stufen tiefer und ein Licht blitzte auf und strahlte grell in das Dunkel. Es war eine Karbidlaterne.
Unweit der Treppe lag in Decken gehüllt eine mumienhafte Gestalt. Dingo riß die Decke auf, und Ethel Murrays bleiches Gesicht starrte mit geblendeten Augen zu uns empor.
Sie war mit breiten Stoffstreifen gefesselt, und sie war allein.
„Paloma war nicht zu halten und nicht zu belehren,“ klagte sie und stützte sich auf Bell Dingo, der mit schmalen, harten Falten um den Mund zuhörte.
Und ich?!
Ethel hatte mir nur zugenickt. Für sie war nur Dingo vorhanden.
„… Sie will Robb bis zur Küste schaffen und mit Robbs dort verborgenem Motorkutter fliehen … Sie hat mich schändlich behandelt, Dingo … Sie ist so stark, und ihre Verblendung ist ohnegleichen.“
„Sie lügt,“ sagte Bell, und er winkte mir. „Geben Sie mir dort die Weinflasche und ein Glas.“
Ein Tisch zeigte seine unsicheren Umrisse, – daneben Stühle, noch anderes.
Aus meiner Hand nahm Ethel das Glas entgegen, unsere Finger berührten sich und meine Augen verrieten vieles, als Ethel mir dankbar zulächelte.
„Sie lügt, Ethel,“ wiederholte Dingo. „Sie will Abelsens Insel suchen … Sie hat den Plan immer noch nicht fallen lassen, das heiße Blut in ihren Adern will auf das tolle Leben nicht verzichten, – der Reiz des Abenteuers hat sie vergiftet! Welch ein Wahnwitz, mit dem Schwerverwundeten solches zu wagen!“
„Robb ist nicht so krank wie Sie denken,“ meinte Ethel befangen. „Robb hat eine Natur wie Sie, – Sie hätten ihn hier unten nur reden hören sollen, Dingo, – auch er versuchte Paloma zu widersprechen, aber er ist Wachs in ihren Händen, und …“
Dingo senkte den Kopf … „Das ist verständlich …“ sagte er ganz schüchtern. „Robb Battingham liebt, und zu der Liebe kommt noch der Wunsch hinzu, die Verbrechen seines Vaters wieder gutzumachen … – Gehen wir, und falls Sie es körperlich leisten könnten, Ethel, müßten