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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Год выпуска 0
isbn 9788075835246
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er reichte mir sein Feuerzeug und beobachtete die Lotleine.
»Ich bin nicht befugt,« sprach er weiter, »Ihnen alles mitzuteilen. Aber ich will die Schleier trotzdem ein wenig mehr lüften, die Ihnen die Dinge in unwahrer Verzerrung zeigen. Mein Freund, der Lord, und Ellen hatten mich um Beistand gebeten, die Insel aufzusuchen. Dies mußte insgeheim geschehen. Deshalb machten wir mit der Brigg eine … Probefahrt, die uns dann bis zum Eiland brachte, wo wir erwartet wurden. Wir sichteten es um Mitternacht. Die Jacht lag an der Südseite, und wir bemerkten sie nicht. Die Sträflinge hatten die Insel erobert, und als meine Leute und Ellens Vater an Land eilten, wurden sie beschossen. Alles weitere wissen Sie. Ellen und ich waren in der Gewalt der drei Chilenen, und nachher kamen Sie an Bord, El Gento. Als dann der Anruf von »Ellerduc« erfolgte, der drahtlose Anruf, fiel ich zunächst demselben Irrtum anheim wie Sie: Ich wähnte meine Leute und den Lord und Gorry auf der Jacht. Jetzt weiß ich, daß dies nicht der Fall war, daß die Sträflinge von der Insel verjagt worden waren und meine Freunde Herren der Insel geblieben. Wir landeten dort, und Ellen hat das Zelt so aufstellen lassen, daß es über einer beweglichen Bimssteinplatte aufragte – neben dem Riesenkopf der Frau, der ebenfalls Ellen darstellen soll. Sie benutzte den Zugang, sie entschwand mir, sie suchte Sie auf und hatte vorher mit Gorry alles verabredet. Der Überfall sollte dazu dienen, auch Sie, nachdem Sie das Angebot Ellens abgelehnt hatten, gewaltsam in die unterirdischen Räume der Insel zu entführen, wohin man auch mich dann hinabgeleitet hätte. Daß das Eiland teilweise hohl, wußte ich nicht. Gorry ist auch mir gegenüber sehr vorsichtig gewesen. Seine Funksprüche in verabredetem Geheimkode sagten mir nur Halbes.«
»Und jetzt?!«
Hiruto lächelte unmerklich. »Ich glaube, El Gento, – Sie gestatten doch, daß ich Sie weiter so nenne, es paßt für Ihre Persönlichkeit –, ich glaube, wir beide unterschätzen noch immer das Genie Ihres Kollegen Kentville …«
»Ich verstehe … Er hat ein U-Boot zur Verfügung, und Sie nehmen an, daß Ihre Freunde, soweit sie bei dem Kampf auf der nun zerstörten Insel mit dem Leben davonkamen, sich mit dem U-Boot gerettet haben.«
»Der Gedanke wäre nicht von der Hand zu weisen … Wodurch kam Ihnen diese Vermutung?«
»Durch einen Lichtschein, den ich im Wasser an der Ostseite des Eilandes beobachtete. Erst dachte ich an den Riesenkraken, nun erscheint mir dies widersinnig, denn die Leuchtkraft eines Polypen ist denn doch nicht so stark, einen weiten Umkreis zu erhellen.«
Der Baron nickte schwach. »U-Boot, – vielleicht … Aber ich vermute anderes …« Sein Blick wanderte von der Lotleine zum Kompaß … Er ließ den Kutter in kurzem Bogen mehr nach Norden laufen. Die Sonne war nur noch als Halbkreis, als halbe feurige Scheibe am Horizont sichtbar. »Nehmen Sie das Fernrohr, El Gento … Wenn meine Vermutung richtig ist, müßten Sie etwas sehen … finden … Suchen Sie nur das Meer ringsum recht genau ab. Wir wollen alle müßigen Erwägungen ausschalten. Es kann ein U-Boot vorhanden gewesen sein … kann …«
Aber es wurde Nacht, und der Pazifik blieb leer. Die Dunkelheit schlich herbei, die Sterne erschienen, und wir beide kreuzten noch immer dort, wo die Untiefe nach unserer Berechnung liegen mußte. Wir saßen am Heck und aßen mißmutig und enttäuscht Zwieback und Konserven, tranken dazu Tee, den ich aufgebrüht hatte, und sahen immer mehr ein, daß wir Hoffnungen hegten, die sich nicht erfüllen würden.
Hiruto sagte dann, als das Schweigen zwischen uns lästig wurde: »Wie wär’s, wenn Sie die Funkanlage instand setzten, El Gento. Die Antenne ist rasch gespannt. Richten Sie den Notmast auf, befestigen Sie vorn als zweiten Mast den langen Bootshaken … Eine Dreidrahtantenne würde vielleicht genügend Kraft auffangen …«
»Und was versprechen Sie sich davon?!«
»Oh – man kann nicht wissen … Von einem U-Boot aus könnte gefunkt werden …«
Ich räumte das Geschirr weg. Ich tat es mit verdächtiger Eile. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn Hiruto seine dünnen Lippen ironisch verzogen hätte, aber dazu war er viel zu höflich und taktvoll, obwohl er längst ahnen mußte, daß ich meine braunen Kameraden nur der Braut eines Anderen geopfert hatte! Ich arbeitete dann wie besessen, in mir war eine Stimme erwacht, die mir dauernd zuraunte: Ellen lebt – – Ellen lebt!! – Ich befand mich wie in einem Rausch. Ich hämmerte, kletterte, entwirrte Drähte, ich baute eine Antenne, wie sie noch kein Kutter gehabt, ich war sorgfältig wie ein Pedant, ich wollte den Erfolg nicht durch Pfuscherkram in Frage stellen. Die Sehnsucht nach dem Weibe war die Peitsche, und meine geheimsten Gedanken waren Niedertracht und Gemeinheit. Konnte nicht Georg Kentville längst tot sein?! Konnte nicht Ellens Herz aller Fesseln ledig sein?! Hatte Ellen nicht ebenso die heiße Röte gegenseitiger Wünsche in den Wangen gespürt wie ich?! – – Ich baute Empfänger, Sender, Batterien in der Kajüte auf. Ich hatte dieselbe Arbeit auf der Brigg geleistet, ich war wieder firm in allen Kleinigkeiten. Dann – die Kopfhörer übergestülpt, – – eingeschaltet die Lampen, Hand am Abstimmkondensator …
Welle 300! – – Hier etwa mußte sie liegen.
Ein Pfeifen – – ein Aufheulen, so laut, daß ich zusammenschrak … Zurück mit der Rückkopplung, bis nur das Rauschen blieb, und dann …
Ich wurde totenbleich, meine Hände flatterten. Bei Gott, – das war dieselbe Stimme, wie damals, eine Männerstimme … genau dieselbe …
… Wir kommen alle zehn Minuten wieder … Meldet euch!
Ich hatte gerade noch die letzten Sätze erhascht.
Wem galt der Anruf?!
Ich reiße den Hörer herab … Die Tür steht offen. Die kleine Treppe mündet im erhöhten Heck. Ich stürze die Stufen hinan. »Baron, der Sender Ellerduc!!«
Hiruto blinzelt in das Licht, das aus der Kajüte seine Beine bescheint … Er nimmt die Zigarette aus dem Munde, er sagt nur: »Also doch!!«
»Wie meinen Sie das?!« Ich beuge mich vor. Sein Gesicht ist sphinxhaft wie stets.
»Ich wollte Sie nicht stören, El Gento … Ich hatte soeben das Nachtglas benutzt und glaubte dort im Westen im Mondschein etwas zu bemerken.«
Das Glas liegt neben ihm auf der Bank. Ich greife danach, ich presse es an die Augen, aber es flimmert mir vor diesen unzuverlässigen Augen wie Funkensprühen … Dort im endlosen Pampas nordwärts vom Gallegos habe ich solche Anzeichen von höchster Erregung nie gespürt. Erst seitdem ich die Brigg betreten, ist alles so anders geworden. Die große Welt hat ihre Arme wieder nach mir ausgestreckt, und diese Arme sind wie Fangarme eines eklen Polypen – mit Saugwarzen, die aus Männerseelen die Kräfte rauben und das Lächeln eines Weibes zum Götzen umformen! Ich war einmal El Gento!! Ich war’s!! – Und die Wut packt mich Narren, der ich einem Phantom nachjage! Meine Zähne knirschen, und die Muskeln straffen sich. Ich fühle die Kräfte, die mir die goldene Freiheit dort am Gallegos beschert haben, ich würge hinunter, was mir bitter auf der Zunge liegt … Ich sehe … sehe dort vor uns auf dem dunklen Ozean einen grauen Strich, darüber dunklere Tupfen: Bäume!!
Es ist die Insel!!
Keine Fata Morgana – – die Insel!!
Und ich kaue die Worte wie Eisen:
»Baron, sie ist’s!!«
Die abgeklärte Stimme neben mir sagt ohne merkliche Änderung des Tones: »Ich wußte es!«
Ich drehte mich um. »Sie hatten nie an ein U-Boot geglaubt?!«
»Sie!! – Was hörten Sie von Ellerduc?« – und er hebt die Hand, und der Motor läuft halbe Kraft. »War es dieselbe Stimme wie damals?«
»Dieselbe … Ich fing nur noch die letzten Sätze auf, daß Ellerduc in zehn Minuten wiederkäme.«
Hiruto stellte den Motor völlig ab. »Ich möchte die Stimme erst prüfen, bevor wir dem Eiland uns nähern. Noch können wir nicht bemerkt worden sein.«
Hiruto wirkt wie Brom. Es gibt solche Menschen, die uns zur Ruhe zwingen. Es geht ein