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David Hatcher: »Lost Cities of Ancient Lemuria and the Pacific«,Stelle, Ill., USA, 1988

      Hambruch, Paul: »Ergebnisse der Südsee-Expedition 1908-10«, Berlin 1936

      Morrill, Sibley (Herausgeber): »Ponape«, San Francisco 1970 »Polynesian Mythology«, Wellington, New Zealand, o.J.

      Fußnoten:

      (1) Maschinegeschriebenes Manuskript, Privatsammlung, Ponape

      (2) Arthur C. Clarke: »Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.«

      (3) Maschinegeschriebenes Manuskript, Privatsammlung, Ponape

      (4) Childress, David Hatcher: »Lost Cities of Ancient Lemuria and the Pacific«, Stelle, Ill., USA, 1988

      Die rätselhaften Bauten von Nan Madol wirken auf den Besucher märchenhaft schön. In üppigem Pflanzengrün sind oft massive Mauerbauten nur noch zu erahnen. Auch auf das besterhaltene Gemäuer breitet sich stetig die Natur aus. Palmen wachsen zwischen mächtigen Steinen. Ihre starken Wurzeln durchdringen die Fundamente von Steinmauern und drohen sie zum Einsturz zu bringen. Mangrovenbäume wachsen direkt in wuchtigen Steinmauern und sprengen Steinblöcke auseinander.

      Ende des 19. Jahrhunderts – das dokumentieren Fotos – waren die mysteriösen Ruinen von Nan Madol im höchsten Maße bedroht. Extremer Baumwuchs, das schien unausweichlich, würden das uralte Gemäuer zerstören. Fotos, die wohl in den 1890er Jahren entstanden, wirken so, als seien sie in den Kulissen eines Horrorfilms entstanden. Offensichtlich wurden im Verlauf der letzten hundert Jahre immer wieder Bäume in und um einige der Ruinen gefällt, um zumindest einige Überbleibsel der uralten Stadt zu erhalten. Es fehlt am Geld. Nur mit sehr hohem finanziellem Aufwand könnte Nan Madol, das »8. Weltwunder«, da und dort restauriert und konserviert werden.

      In den frühen 1990er Jahren suchte und sammelte ich Berichte über unheimliche Begegnungen, etwa mit »Geistern«. Zahlreiche Menschen aus den USA, aber auch aus Deutschland, schickten mir ihre »Erlebnisberichte«, deren Wahrheitsgehalt ich natürlich nicht überprüfen kann. Aus dem geplanten Buch wurde allerdings nichts. Die spannendsten und ungewöhnlichsten Schilderungen habe ich archiviert. Claudia G., damals 29 teilte mir mit, sie habe in den frühen 1990er Jahren vor der Insel Ponape geschnorchelt. Sie wollte bunte Fische und Korallen bestaunen. Es kam aber ganz anders. Sie habe einen grässlichen Spuk erlebt, beteuerte sie mir. Ich zitiere ihren kurzen Bericht:

      »Von der kleinen Hauptstadt Kolonia fuhr ich mit einem gemieteten Motorboot zu den Ruinen von Nan Madol. Ich machte es an einem kleinen Eiland fest und schnorchelte im flachen, warmen Wasser. Herrliche buntglänzende Fische schienen zum Greifen nahe. Plötzlich kam ich über eine tiefere Stelle. Weit unten meinte ich steinerne Särge erkennen zu können! Panik befiel mich! Plötzlich war mir eiskalt. Ich schwamm hastig an die kleine Insel. Über eine steinerne Treppe stieg ich empor. Ich ging auf einem Weg durch zwei gewaltige Mauern. Vor einem wuchtigen, gedrungenen Bau setzte ich mich auf einen Stein. Plötzlich spürte ich extreme Angst. Etwas kam von hinten auf mich zu, begleitet von eisigem Wind – und das bei 30 Grad im Schatten! Eine eiskalte Knochenhand legte sich auf meine nackte Schulter. Es stank ganz widerlich nach Verwesung! Mir blieb fast das Herz stehen! Panisch vor Angst floh ich ins Boot. Der Motor sprang sofort an. Nichts wie weg! Ich spinne nicht: Ich habe einen echten Spuk erlebt, in der Südsee!«

      Atemberaubend ist auch heute noch »Nan Dowas«, ein wahrhaft gigantischer Gebäudekomplex. Oder genauer: Was von der einstigen Pracht noch übriggeblieben ist, verschlägt dem Besucher den Atem. Die äußeren Mauern haben eine Länge von neunzig Metern, wie ich vor Ort abgeschritten habe (1). Sie wurden aus wuchtigen steinernen Säulen in Blockhausbauweise aufgetürmt: drei Meter dick und neun Meter hoch ist die Mauer heute noch. Deutlich sind Beschädigungen zu erkennen. Gewaltige Steinsäulen stürzten irgendwann zu Boden. Unermessliche Kräfte müssen hier gewirkt haben. Wie hoch diese gewaltige Mauer einst wohl war? Niemand vermag das zu sagen. Ich fragte »meinen« Guide, den tüchtigen Lihp Spegal, was er von dem unheimlichen Erlebnis halte. Der junge Mann war alles andere als erstaunt. Einheimische würden nie und nimmer nachts die Ruinen aufsuchen. Warum? Aus Angst vor Begegnungen mit Spukerscheinungen.

      Die Bauten aus Basaltsäulen, so Lihp Spegal, seien so von furchteinflößenden Erscheinungen geschützt. Plünderer würden nicht wagen, in den Ruinen nach Schätzen oder auch nur Tonscherben und Knochen zu suchen. Ein Fluch soll nicht nur auf der unterseeischen Heimstatt der Götter liegen, sondern auch auf den Gräbern der direkten Nachfahren der ältesten Götter. Vermeintlich »zivilisierte« Europäer, die derlei Überlieferung für Humbug hielten, wurden, davon sind viele Einheimische vor Ort überzeugt, mit dem Tode bestraft. So berichtete mir Tour-Guide Lihp Spegal, kein Geringerer als Victor Berg, »Kaiserlicher Regierungsrat« und »Stellvertretender Gouverneur« der Insel, sei ein Opfer eines Fluches geworden.

Der_Komplex_mit_dem_Totenbunker_nach_einer_Vorlage_aus_der_Zeit_1890-1899

      Der Komplex mit dem »Totenbunker« nach einer Vorlage aus der Zeit 1890 - 1899

      Ende April 1907 gab er den Befehl, das Grab des verehrten Iso Kalakal zu suchen und zu öffnen. Bei einer Nacht- und Nebelaktion wurde tatsächlich die letzte Ruhestätte jenes frühen Herrschers gefunden. Zur Erinnerung: Iso Kalakal war von Gott Nan Dzapue höchstpersönlich gezeugt worden, der extra zu diesem Anlass vom Himmel auf die Erde herabgestiegen war. Trotz lauter Warnungen der Einheimischen wurde die Totenruhe Iso Kalakals empfindlich gestört. Sein Grab wurde geschändet, seine Gebeine wurden herausgenommen. Die Europäer machten sich lustig über den angeblich wirkungslosen Fluch. Man sei ja auch kein Grabräuber, sondern Wissenschaftler. Abfällig äußerten sie sich über die vermeintlich dummen und abergläubischen Insulaner.

      Die Insulaner freilich wunderten sich über die arroganten Europäer. Der Fluch würde jeden treffen, der es wage, die Totenruhe der Altvorderen zu stören. Betroffen seien Grabräuber wie Archäologen, der Fluch würde da nicht differenzieren. Das Lachen der »Zivilisierten« über die vermeintlich »Primitiven« verstummte allerdings bald. Schon einen Tag nach der Grabschändung erkrankte Victor Berg, der Stunden zuvor noch kerngesund war, und starb. Eine medizinische Erklärung fanden die Ärzte nicht. Die Einheimischen waren alles andere als überrascht. So ergehe es jedem, der die heiligen Orte von Nan Madol störe!

      Die Anlage von Nan Dows ist allen Schäden zum Trotz immer noch sehr gut erhalten. Da und dort sind einstmals stolze Mauern eingestürzt. Tonnenschwere Basaltsäulen fielen aus luftiger Höhe und liegen heute noch, Jahrhunderte nach einer Katastrophe, zerbrochen wie ein MikadoSpiel für Riesen, am Boden. Die Anlage war freilich noch viel komplexer als der heutige Besucher zu erkennen vermag.

      In ihrem Zentrum steht ein massives »Gebäude«. Es ist fensterlos und erinnert am ehesten an einen massiven Bunker. Die Wände wie die tonnenschwere Decke bestehen aus massiven Basaltsäulen, die für Nan Madol typisch sind. Im Inneren ist es bedrückend düster und riecht muffig. Ich habe mich einige Stunden im »Totenbunker« aufgehalten. Leise war die Brandung des Meeres zu vernehmen. Der Geruch war unangenehm, stammte wohl von modrigem Brackwasser. Verwesende Leichtenteile gibt es schon lange nicht mehr. Und die steinernen Tische, auf denen die verfaulenden Toten aufgebahrt wurden, sind schon lange verschwunden. Einheimische in Kolonia meinten im Gespräch, europäische Plünderer hätten sie im 19. Jahrhundert zerlegt und abtransportiert.

      Nach wie vor gibt es mündliche Überlieferungen, die freilich nach und nach in Vergessenheit geraten. So hörte ich von zwei greisen am Rande der Hauptstadt Kolonia lebenden Männern, dass Nan Madol einst eine sehr große Stadt war, viel größer als die Ruinen heute vermuten lassen. Einst, so heißt es, war Kanimweiso Teil der riesigen Gesamtanlage. Kanimweiso (2) lasse sich mit »die zu ehrende Sadt« oder »die Stadt, die man ehrt« übersetzen. In grauer Vorzeit, wann immer das gewesen sein mag, versank Kanimweiso in den Fluten des Pazifiks.

      Die ehrwürdigen Toten, die zu Lebzeiten die Herrscher in Nan Madol waren, wurden nicht einfach begraben. Ihre Leichname wurden zunächst in heiligen Zeremonien,

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