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Sie dachten nicht, Sonst hätten Sie die Sache überlegt, Und mußten wissen, daß Sie Ihrem Rang Mehr Rücksicht schulden.

      Der hohe Beamte: Exzellenz, der Mann, Zwei Ehrenkreuze trägt er auf der Brust, Und beide hat im Krieg er sich verdient.

      Der höchste Beamte: Das soll mir imponieren? Denken Sie? Ich schätze diese Dinge richtig ein, Man braucht sie ganz gewiß; denn für das Volk Sind sie verwendbar. Ist mal so ein Fest Von Veteranen, Schützen, Feuerwehr, Dann laß ich ab und zu mich auch herbei, Den guten Leutchen dies und jenes Lob Zu sagen; schüttle wohl auch mal die Hand Von dem und jenem. All das kann man tun. Doch eines nicht. Man macht sich nicht gemein Mit Leuten niedern Ranges. Das entehrt!

      Der preußische Genius erscheint.

      Der Genius: Das war ein gold’nes Wort zur rechten Zeit! Die Ehre ist des Amtes bester Teil; So wie ein blanker Spiegel wird sie rasch Vom leisen Hauch getrübt. Gewiß, es hat Des Feldes Webel auch ein Menschenrecht, Und der Begriff von Ehre lebt in ihm. Ein andres ziemet dem gemeinen Volk, Und wieder andres ziemt dem hohen Amt. Dies unterscheidet immer, streng und ernst! Nur so gedeiht des Preußen Vaterland.

      Der Genius verschwindet von der Bühne und der hohe Beamte vom Schauplatz.

      Der Sieger von Orleans

       Inhaltsverzeichnis

       Personen:

      Miadei

       Seppei

       Der Vater

       Ein Postbote

      Erster Akt

      Miadei: Jessas, der Seppei!

      Seppei: Grüaß di Gott, Deandl! Vom höchsten Berg bin i abag’stiegen, bloß daß i dir in deine zwoa Äugerln schaugen ko. Dö san so klar, als wia der Bergsee, wann der Schnee vergeht und die Veigerln blüahn.

      Miadei: Is wahr, Seppei? Aba da Vater!

      Seppei: Ah was! Auf dein Vata – ah, hon i net denkt.

      Miadei: Er hat’s aba verboten, daß i mit dir z’sammkimm!

      Seppei: Is die Liab net das höchste G’fühl in der Menschenbrust?

      Miadei: Aba das vierte Gebot Gottes!

      Seppei: Ah was – auf das vierte Gebot – ah, hon i net denkt.

      Miadei: Oh, mei liaba Bua, tua net a so freveln!

      Seppei: Schau, Deandl, i bin so muatterseelenalloa auf da Welt, i hab nix als wia di, und wann d’mi du a nimmer mogst, nacha ziag i furt in Kriag, wo die Schlacht am heißesten ist, oder i geh zu die Hindianer nach Amerika.

      Miadei: Na, Seppei, dös derfst net toa. I mag di ja.

      Seppei: Miadei!

       Hinter der Szene furchtbares Gepolter. Türe wird zugeschlagen, ein Tisch umgeworfen. Teller fallen herunter. Der Vater tritt total besoffen auf.

      Der Vater: Herrgottsakrament!

      Miadei: Vater, tua d’ net versünd’gen!

      Der Vatersieht den Sepp: Halt’s Maul! Is der Lumpf scho wieder bei dir. Hab i net…

      Seppei: Großbauer, i hab koa Geld und koan Hof, aba koa Lump bin i net! Großbauer!

      Der Vater: A Lumpf bist, a ganz a hundshäutener…

      Seppei: Großbauer, du kannst vom Glück sagen, daß i dei Tochter gern hab, sonst tat i mei Ehr an dir rächa.

      Der Vater: Mach daß d’ außi kimmst, du Haderlump!

      Miadei: Vata, schimpf den net, dem mei Herz g’hört.

      Der Vater: So? So kimmst du daher? Is das die Ehrfurcht vor den grauen Haaren von dein Vata, du Luader du!

      Miadei: Jessas!

      Der Vater: Und dei Religion? Kennst du net Gottes Gebot, du Loas, du miserablige?

      Seppei: Großbauer, dös reut di no auf dein Totenbett, was d’ jetzt g’sagt hast.

      Miadei: I ko nimma glückli wer’n in dem Leben.

      Seppei: Du zerreißt den Faden der Kindesliebe gewaltsam.

      Der Vater: Herrgottsakrament!

      Seppei: Bleib stark, Miadei, i laß net von dir.

      Der Vater: Deandl, i gib dir mein väterlichen Fluach, wann der Mensch no a Minuten im Zimmer is.

      Miadei: Jessas, geh Seppei, geh Seppei!

      Seppei: Also muaß i, und nacha in Gott’s Nam. Siehgst Miadei, i hätt di durchs Leben trag’n auf meine starken Arm’, koa Stoandl hätt di ang’stoßen…

      Der Vater: Gehst net, du Bazi, du ganz schlechter!

      Seppei: I geh! Pfüat di Gott Miadei, mi siehgst nimma! Ab. Feierliche Stille. Der Vater nimmt den Hut ab. Miadei schluchzt.

      Der Vater: Es is hart, wenn man streng sei muaß. Das Herz hat mir bluat, aba die Ehre is das Höchste von an Bauern, und mei Tochter derf koan Dienstboten heirat’n. Des war gegen die sittliche Weltordnung. So, Miadei, jetzt hör amal ‘s Rotzen auf, sonscht schlag i dir’s Kreuz o, du Loas, du miserablige.

      Miadei: O, mei liaba Bua!

      Der Vater: Jetzt geh i zum Wirt, du ehrvergessene Tochta, und trink no a sechs, a sieben, an acht Maß Bier. Und du bet dawei zu dein Herrgott, daß er di auf den rechten Weg bringt, du Malafizkrampen, du ganz verdächtige. Geht hinaus. Poltern. Stühle-und Tischumschmeißen. Teller klirren.

      Miadeikniet: Der Himmlvata wird no alles recht machen.

      Zweiter Akt

      Miadei sitzt auf einem Stuhl und strickt: Jetz is a Jahr, daß mei liaba Bua in Kriag furt is, und seit zwoa Monat hab i nix mehr g’hört davo, seufzt, i – ja! Und der Vater laßt sie net derweichen. Jessas, da kimmt er. Spektakel wie im 1. Akt.

      Der Vater total betrunken: Herrgottsakrament!

      Miadei vorwurfsvoll. Scho wieder an Rausch, Vata!

      Der Vater: Red net so dumm daher. Hast, hast net g’hört, daß der bayrische Löwe den französischen Hahn derworfa hat. Da g’hört si für an Bayern, daß ma dös feiert.

      Miadei seufzt: I – ja!

      Der Vater: So fest wia unsere Berg steht die Treue zum angestammten Herr… Herr… Herrgottsakrament, Herrscherhaus, daß das woaßt, du Schlitt’n, du ausg’franzter.

      Miadei: Ja, aber die tapferen Krieger, de wo die Siege erfochten haben, de ehrst du net.

      Der Vater: Aha, du moanst an Seppei. Da werd nix drauß. Ein scharfer Pfiff ertönt hinter der Szene. Dann der Ruf » Miadei «, nochmals ein Pfiff.

      Miadei: Dös war

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