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immer zornig die Jahne aufeinander gebissen, hinter ihm herlaufend.

      Dann ging er langsam davon, ohne sich umzudrehen, während das Pferd mit schlagenden Flanken, außer Atem, weil es hatte traben müssen, ihm mit seinen alten Augen nachsah. Und es senkte den weißen Kopf zum Grase hinab, nachdem es in der Ferne die blaue Blouse des Bauernjungen hatte verschwinden sehen.

      Da die Nächte warm waren, ließ man jetzt Coco draußen hinterm Wald am Hügelhang, nur Zidor ging hin und sah nach dem Pferde.

      Der Bengel unterhielt sich damit, das Tier mit Steinen zu werfen, setzte sich zehn Schritt entfernt auf einen Hügel, blieb dort eine halbe Stunde, und ab und zu schleuderte er einen spitzen Stein nach dem armen Gaul, der stehen blieb, gefesselt seinem Feinde gegenüber und ihn unausgesetzt ansah, ohne es zuwagen weiter zu werden, ehe der Junge fortgegangen.

      Aber immer blieb dem Nichtsnutz der Gedanke im Kopf:

      – Wozu nährt man nun so ein Pferd, das zu nichts mehr zu brauchen ist.

      Es war ihm, als stehle diese alte Mähre das Fressen anderen, das Besitztum der Menschen, das Gottes, sogar seines, Zidors, der doch arbeiten mußte.

      Da verringerte der Bengel jeden Tag den Weidestrich, den er ihm gab, indem er den Holzpfahl, an dem der Strick saß, weniger weit vorrückte. Das Tier fastete, wurde mager und schwach.

      Zu schwach, um sich loszureißen, streckte es den Kopf nach dem hohen, grünen Grase aus, das so nahe war und dessen Duft es anwehte, ohne daß es Heran konnte.

      Aber eines Tages kam Zidor auf eine Idee. Er wollte Coco nicht mehr bewachen, er mochte nicht mehr für dies alte Gerippe so weit laufen.

      Aber er kam doch, um seine Rache auszukosten. Das Tier schaute ihn unruhig an, aber an dem Tag schlug er es nicht, er ging um das Pferd herum, die Hände in den Taschen, und er that sogar, als wollte er ihm einen anderen Weidefleck geben, aber er stieß doch den Pfahl wieder in dasselbe Loch und ging Hanz befriedigt von seiner Erfindung davon.

      Als das Tier ihn weggehen sah, wieherte es, um ihn zurückzurufen, aber der Nichtsnutz ließ es allein, ganz allein fest gebunden, ohne einen Grashalm im Vereich seines Mauls.

      In seinem Hunger versuchte das Pferd das fette Gras zu erreichen, das es gerade mit den Nüstern noch berühren konnte, es kniete nieder, streckte den Hals aus und schnalzte mit den starken Lefzen. Vergebens! Den ganzen Tag mühte sich das alte Tier unnütz ab in entsetzlicher Qual.

      Der Hunger plagte es, der noch stärker wurde durch den Anblick der ganz grünen Nahrung, die sich ringsherum ausdehnte. Aber den Tag kam der Bengel nicht wieder; er strich im Walde herum, um Vogelnester auszunehmen.

      Am nächsten Morgen kam er wieder. Coco hatte sich ganz schwach niedergelegt. Als er den Jungen sah, erhob er sich und wartete darauf, an einem anderen Fleck festgemacht zu werden. Aber der kleine Bauernjunge rührte sich nicht, er blickte das Tier an, warf ihm eine Hand voll feuchter Erde an den Kopf, der sich an dem weißen Haar breitdrückte, und pfeifend ging er davon.

      Das Pferd blieb noch stehen, so lange es den Jungen sehen konnte. Da es wohl fühlte, daß seine Versuche, einen Grashalm in der Nähe zu erreichen,, umsonst waren, streckte es sich wieder auf die Erde und schloß die Augen.

      Am nächsten Tage kam Zidor nicht wieder, als er sich am übernächsten Tage dem lang hingestreckten Loco näherte, entdeckte er: der Gaul war tot.

      Da blieb er stehen, betrachtete das Tier, zufrieden mit dem, was er gethan, und doch zugleich erstaunt, daß es schon aus sei. Er berührte es mit dem Fuß, hob eins der Beine, ließ es zurückfallen, setzte sich auf den Gaul und blieb dann sitzen, indem er vor sich, ins Gras starrte und nachdachte.

      Er kehrte auf den Hof zurück, aber er sagte nichts von dem, was geschehen, denn er wollte noch zu den Stunden, wo er sonst immer das Pferd umsteckte, herumstreifen.

      Am nächsten Tage ging er hin, Raben flogen fort, als er sich näherte, unzählige Fliegen saßen auf dem Aas und summten und brummten.

      Als er heimkehrte, meldete er es. Das Tier war schon alt, so war niemand weiter erstaunt darüber, und der Bauer sagte nur zu zwei Knechten:

      – Nehmt mal ein paar Schaufeln mit und macht eine Grube, wo er gerade liegt!

      Die Männer verscharrten das Pferd genau an der Stelle, wo es vor Hunger gestorben war.

      Und das Gras wuchs dicht, grün, kräftig, gedüngt von dem armen Leibe.

      Die Hand

       Inhaltsverzeichnis

      Man drängte sich um den Untersuchungsrichter Bermutier, der seine Ansicht äußerte über den mysteriösen Fall in Saint Cloud. Seit einem Monat entsetzte dies unerklärliche Verbrechen Paris. Niemand konnte es erklären.

      Herr Bermutier stand, den Rücken gegen den Kamin gelehnt da, sprach, sichtete die Beweisstücke, kritisierte die verschiedenen Ansichten darüber, aber er selbst gab kein Urteil ab.

      Ein paar Damen waren aufgestanden, um näher zu sein, blieben vor ihm stehen, indem sie an den glattrasierten Lippen des Beamten hingen, denen so ernste Worte entströmten. Sie zitterten und schauerten ein wenig zusammen in neugieriger Angst und dem glühenden unersättlichen Wunsch nach Grauenhaftem, der ihre Seelen quälte und peinigte.

      Eine von ihnen, bleicher als die anderen, sagte während eines Augenblicks Stillschweigen:

      – Das ist ja schrecklich! Es ist wie etwas Übernatürliches dabei. Man wird die Wahrheit nie erfahren.

      Der Beamte wandte sich zu ihr:

      – Ja, gnädige Frau, wahrscheinlich wird man es nicht erfahren, aber wenn Sie von Übernatürlichem sprechen, so ist davon nicht die Rede. Wir stehen vor einem sehr geschickt ausgebuchten und ungemein geschickt ausgeführten Verbrechen, das so mit dem Schleier des Rätselhaften umhüllt ist, daß wir die unbekannten Nebenumstände nicht zu entschleiern vermögen.

      Aber ich habe früher einmal selbst einen ähnlichen Fall zu bearbeiten gehabt, in den sich auch etwas Phantastisches zu mischen schien. Übrigens mußte man das Verfahren einstellen, da man der Sache nicht auf die Spur kam.

      Mehrere Damen sagten zu gleicher Zeit, so schnell, daß ihre Stimmen zusammenklangen:

      – Ach Gott, erzählen Sie uns das!

      Der Beamte lächelte ernst, wie ein Untersuchungsrichter lächeln muß, und sagte:

      – Glauben Sie ja nicht, daß ich auch nur einen Augenblick gemeint habe, bei der Sache wäre etwas Übernatürliches. Es geht meiner Ansicht nach alles mit rechten Dingen zu. Aber wenn sie statt ›übernatürlich‹ für das was wir nicht verstehen, einfach ›unaufklärbar‹ sagen, so wäre das viel besser. Jedenfalls interessierten mich bei dem Fall, den ich Ihnen erzählen werde, mehr die Nebenumstände. Es handelte sich etwa um folgendes:

      Ich war damals Untersuchungsrichter in Ajaccio, einer kleinen weißen Stadt an einem wundervollen Golf, der rings von hohen Bergen umstanden ist. Ich hatte dort hauptsächlich Vendetta-Fälle zu verfolgen. Es giebt wundervolle, so tragisch wie nur möglich, wild und leidenschaftlich.

      Dort kommen die schönsten Rächerakte vor, die man sich nur träumen kann, Jahrhunderte alter Haß, nur etwas verblaßt, aber nie erloschen. Unglaubliche Listen, Mordfälle, die zu wahren Massakren, sogar beinahe zu herrlichen Thaten ausarten.

      Seit zwei Jahren hörte ich nur immer von der Blutrache, diesem furchtbaren, korsischen Vorurteil, das die Menschen zwingt, Beleidigungen nicht bloß an der Person, die sie gethan, zu rächen, sondern auch an den Kindern und Verwandten. Ich hatte ihm Greise, Kinder, Vettern zum Opfer fallen sehen, ich steckte ganz voll solcher Geschichten.

      Da erfuhr ich eines Tages, daß ein Engländer auf mehrere Jahre eine im Hintergrund des Golfes gelegene Villa gemietet. Er hatte einen französischen Diener mitgebracht, den er in Marseille gemietet.

      Bald

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