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Jäger als auch Wuotan übereinstimmend sonst nur ein weißer oder grauer Schimmel zugewiesen wird; doch trägt der Reiter einen schwarzen Mantel und um ihn flattert eine Krähe und verkündet den Tod. Einen schwarzen Mantel trägt auch der wilde Jäger, welcher am Roßberge in der Schweiz wohnt (Henne-Am Rhyn, a. a. O., S. 521), und zu Wuotan als wildem Jäger gesellen sich die Totenvögel Eule und Rabe (Mannhardt a. a. O., S. 108); letzterer aber wird in dem Volksglauben vielfach auch durch die Krähe vertreten. – Kopflos tritt meist der wilde Jäger auf, wenn ihn der Glaube als Geist eines ruhelos umhergehenden Herrn, der das Volk durch seine Härte quälte, auffaßt. H. Heine (Sagen, Märchen und Bilder aus dem Harze, 1878, S. 55.) bemerkt, daß bei Meißen der wilde Jäger ein Mann im grauen Rocke, mit hohen Sporenstiefeln, einem Jagdhorne und ohne Kopf sei, der auf einem Grauschimmel reite, und auf der Insel Möen jagt im Grünewalde Wuotan mit einer Meute Hunde hoch zu Roß, einen Spieß in der rechten Hand und das Haupt unter dem linken Arme tragend. (Mannhardt a. a. O., S. 153.) – Die Göttin der Unterwelt war nach dem Glauben der Germanen Hel, nach demjenigen der slavischen Bevölkerung Böhmens die Morana; wenn eine von ihnen erschien, zeigte sie einen Todesfall an. Ursprünglich war die Hel wahrscheinlich die Mutter alles Lebens, zu der auch alles Leben wieder zurückkehrte. Daher wurde sie auf Grund dieser Doppelseite ihres Wesens, in ihrer Eigenschaft als Gebieterin über Leben und Tod, halb menschenfarbig, halb schwarz vorgestellt, und beide Farben tragen auch noch vielfach nach den Überlieferungen der Sage die verwünschten Jungfrauen und Frauen, welche ihre Schattenbilder sind und die teils freundlich, teils feindlich in das Leben der Menschen eingreifen. (Henne-Am-Rhyn, a. a. O., S. 549.) Die weiße Frau zu Neuhaus erscheint bei fröhlichen Gelegenheiten im langen weißen Talar, bei Todesfällen aber in schwarzen Handschuhen. Einen Todesfall verkündet auch die weiße Frau zu Venusberg. – Ihre Doppelnatur kennzeichnet sich bei den weißen Frauen noch dadurch, daß sie nach der Volksüberlieferung bald als blühende schöne Jungfrauen, bald wieder als häßliche alte Weiber erscheinen. Ich rechne dazu die Erscheinung am weißen Fels bei Hartenstein, welche in ihrer Wandelbarkeit an die schöne Jungfrau am Fuße des Nußhardt im Fichtelgebirge erinnert, und die nur dann erlöst werden kann, wenn sie von jemandem zu der Zeit, da sie als häßliches Weib wiederkommt, auf die Stirne geküßt wird. Man sieht sie zuweilen mit einem Rechen an der Sonne Flachsknoten ausbreiten, und dadurch erinnert sie an die Hulda oder Frau Holle, die freundliche Göttin, welche den Flachsbau beschirmte und die fleißigen Spinnerinnen belohnte, die faulen aber bestrafte. Zur Weihnachtszeit hielt sie ihre Umzüge, aber sie fuhr auch nach anderen Überlieferungen, ihrer ursprünglichen Natur entgegen, auf einem Wagen mit dem wilden Heere schreckhaft durch die Lüfte, und Hexen bildeten dann ihre Gesellschaft. (Henne-Am-Rhyn, a. a. O., S. 554.) Ihre abgeschwächten Abbilder sind vielleicht die zwei Jungfrauen des Breiten- und Röthelsteins, die in feuriger Kutsche mit dergleichen Pferden umherfahren und dann im Röthelsteine verschwinden; beide erscheinen zuweilen in schwarzen Kleidern. – Hexenähnlich erscheint uns auch das Fegeweib des Katzensteins, das mit einem Besen die durch die Luft fliegenden Kugeln wegfegt, bis es endlich durch einen frommen Spruch machtlos wird.

      Die Überlieferungen von diesen ursprünglich göttlichen Wesen, welche zum Zeichen ihrer Göttlichkeit gewöhnlich weiß gekleidet erscheinen, fließen vielfach zusammen. So erscheint die Frau Holle in Norwegen und Schweden als die Berg- und Waldfrau Hull oder Huldra; sie liebt Musik und Gesang wie das über die Mulde bei Zelle schwebende Fräulein, welchem musicierende Bergleute ein Ständchen bringen, oder wie die Lieder singende Jungfrau des Braunsteins und das Schloßfräulein im Schönjungferngrunde bei Oberwiesenthal, welches die Laute spielt. Auch die Huldra wird bald jung und schön, bald alt und finster gedacht, und wenn sie grau gekleidet und alt an der Spitze ihrer Herde im Walde angetroffen wird, hat sie einen Melkeimer in der Hand. Ich bin geneigt, die Jungfrau auf dem Ziegenschachter Wege bei Breitenbach für identisch mit ihr zu halten, obschon sie durch die Sage zu einer wegen schlechten Maßes der verkauften Milch verwünschten Jungfrau wird, die nun ruhelos umher wandeln muß; sie trägt in der Hand ein Milchseidel und einen grünen Kranz auf dem Kopfe.

      Wie die Hulda und die mit ihr verwandte Berahta beschenken auch die weißen Frauen einzelne Menschenkinder mit scheinbar wertlosen Dingen, welche sich später in Gold verwandeln. Ich verweise aus unserm Sagenkreise in dieser Beziehung auf die weiße Frau des hohen Steins bei Graslitz, von welcher ein armer Hirte eine wunderthätige Rute und Laub empfing, das sich in Goldstücke verwandelte; ähnliches wird auch von einem Hirten erzählt, den die Jungfrau des Lautersteins beschenkte, und als die beiden musicierenden Bergleute der Jungfrau bei Klösterlein Zelle ein Ständchen brachten, erhielt jeder von ihnen ein Blumensträußchen, deren eines sich in Gold verwandelte, weil es nicht weggeworfen wurde.

      Die den Melkeimer in einer Hand tragende Huldra gehört als Bergfrau offenbar zu den weißen Frauen, welche nach dem Glauben unserer heidnischen Vorfahren ihren Sitz in den Wolken hatten und von da der Erde himmlische Milch, den Regen, spendeten. Wenn man ihre Wohnungen nach einem anderen Glauben auch auf die Berge verlegte, so erklärt sich dies daraus, daß die Wolken von den Naturvölkern auch als Berge angesehen wurden. Die weißen Jungfrauen hängen als Wolkenfrauen häufig Wäsche auf oder bleichen Linnen. Dies thun die Fräulein im Schönjungferngrunde am Fichtelberge und die Jungfrau des Grauensteins; als der letzteren einmal die ausbreitete Wäsche geraubt wurde, verwandelte sich dieselbe in zischende Ottern. Bemerkenswert ist übrigens, daß die Grauensteiner Jungfrau keinen Kopf hat, und sie erinnert dadurch an eine der zahlreichen weißen Frauen des Vogtlandes, welche zuweilen aus den unterirdischen Gemächern der Teufelskanzel bei Ranis hervortritt und an der Stelle des Kopfes zwei goldene Hörner trägt. (Rob. Eisel, Sagenbuch des Vogtlandes, No. 235.) Die Jungfrauen auf dem Hausberge bei Graslitz hängen Wäsche auf, die sich beim Näherkommen in Spinngewebe verwandelt. Anderwärts im Gebirge scheint man die aufgehängte und plötzlich wieder verschwindende Wäsche den Holzweibeln zugeschrieben zu haben. (S. Dämonensagen.)

      Da die Wolke in der Vorstellung unserer Vorfahren sowie der Slaven auch als Brunnen galt, so wohnen weiße Jungfrauen nicht bloß auf Bergen, sondern auch in Brunnen. Die Sage erzählt von einem Wunderbrunnen auf dem Fichtelberge, an dem man zu Zeiten eine Jungfrau gesehen hat. Durch diese Brunnenjungfrauen werden wir auch wieder auf die mütterliche Gottheit der Erde Nerthus und auf Frau Holle hingewiesen, welche den Aufenthalt in Brunnen liebten; in der Mittagsstunde sah man sie als weiße Frauen daselbst baden und dann wieder verschwinden. (Jac. Grimm, deutsche Mythologie, S. 166.) Derartigen Überlieferungen begegnet man in den meisten Gauen unseres deutschen Vaterlandes; so badet auch oft eine weiße Frau in dem Heribertsborn, welcher auf dem Höhenzuge Grünscheid bei Solingen entspringt. (Leibing, Sagen und Märchen des Bergischen Landes, No. 54.) Ebenso sind derartige Sagenklänge auch in Böhmen heimisch; dort wird die gütige Jungfrau Lida, welche in Brunnen wohnt und nur in mondhellen Nächten hervorkommt, auf Lada, die slavische Göttin des Frühlings und der Liebe zurückgeführt. (Grohmann, Sagenbuch von Böhmen, S. 33.)

      Die auf und in den Bergen, besonders solchen, welche ehemals Burgen trugen, wohnenden weißen Jungfrauen, denen die Sage gewöhnlich ein Schlüsselbund beilegt, und von denen sie erzählt, daß sie unermeßliche Schätze hüten (s. die Schatzsagen), sind ebenfalls göttliche Wesen. Grohmann (a. a. O., S. 34) meint, daß unter ihnen in Böhmen die Tochter des Donnergottes Perun, die jungfräuliche Göttin Devana zu verstehen sei, welche Hanus als Göttin des Lichtes deutet. Während des Winters, wenn das Licht durch trübe Wolken verdeckt wird, ist dieselbe in die Wolkenberge verbannt, und sie wartet auf den Frühling, welcher sie wieder befreien soll. So warten auch die in das Innere der Berge verbannten Jungfrauen, und vielfach ist es eine Blume, welche den Zugang zu ihrem Gefängnisse öffnet. Nach Schönwerth aber ist die Schätze hütende Jungfrau in den rein deutschen Bezirken die verhüllte Erdenmutter, die bereits genannte Hel, oder auch die Nerthus oder Freya; letztere, als Gemahlin Wuotans und Wolkenfrau, nähert sich in vielen Zügen der slavischen Devana, soweit sie aber neben der Herrschaft über Winde, Wolken und Blitze auch Macht über den Sonnenschein besaß und so auch der Erde Segen spendete, verschmolz sie wieder mit der Erdgöttin. (Mannhardt a. a. O., S. 271.) Aller Germanen Mutter und somit die gemeinsame Ahnfrau aller auf den Burgen herrschenden adeligen Geschlechter ist die Erde. Diese göttlichem Geschlechte angehörende Ahnfrau erscheint nun nach der Volkssage noch heute an denjenigen Plätzen, wo ihre Kinder wohnten, welche das Christentum für sich gewann. Durch dasselbe will auch sie erlöst

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