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und liegt jetzt mit einer dicken Beule und einer Gehirnerschütterung im Bett, die Maschine für die Tellerwäsche ist ausgefallen und unser Helfer, dessen Namen ich nicht aussprechen kann, hat sich die Hand verbrüht. Selbst Juan ist drin und spült ab, in einer halben Stunde gibt’s die Mittagssnacks und die Tapas. Was soll ich denn tun?«

      Ich sah nachdenklich an meinem hübschen Strandkleidchen hinab. »Hm, du packst jetzt zusammen und gehst nach Hause. Ich helfe drinnen mit und Juan soll die Tische weiter vorbereiten. Du gehst schlafen, sofort.«

      Lupe sah mich ungläubig an. »Das tust du? Wirklich?«

      Ich nickte, ehe ich mich doch noch anders entscheiden konnte. »Das tu ich und jetzt, hasta la vista, mi amiga.«

      »Carlos hat eben doch recht, du bist ein Engel.«

      »Nicht übertreiben.« Ich ließ mich von Lupe kurz drücken, griff nach dem Lappen und strebte auf den Eingang zu.

      »Cara, was ist los? Braucht ihr Hilfe?«

      Andy! Der kam mir gerade recht. Ich drehte mich um und zog ein trauriges Gesicht. »Ja, eklatanter Personalmangel. Sie brauchen jemanden, der beim Spülen hilft. Juan kann sich nicht vierteilen.«

      Andy runzelte nur kurz die Stirn, dann zog er sein schönes Shirt über den Kopf, lächelte mich aufmunternd an und trabte mit einem »Na, dann wollen wir mal« ins Restaurant. Der Kerl war einfach nur zum Knutschen.

      Fünf Minuten später standen Andy und ich in einem äußerst fragwürdigen Outfit an der großen Spüle in der Küche und reinigten im Akkord Teller und Tassen. Er in seinen Badeshorts, ich im Bikini, beide mit hochgezurrten Haaren, mit Gummihandschuhen bewaffnet und zum Schutz vor heißen Wasserspritzern mit bodenlangen Gummischürzen ausgestattet – hinten offen, wohlgemerkt. Wir boten ein wahrhaft göttliches Bild. Meine Drohung, dass niemand mehr seines Lebens froh würde, sollte ich auch nur einen Fotoapparat erahnen, schien zu fruchten. Welch Wunder, alle waren einfach nur dankbar für unsere spontane Hilfe.

      Kurz vor halb zwei Uhr waren wir fertig. Schweißüberströmt zupften wir uns die müffelnden Gummihandschuhe von den Händen und ließen uns von Richard die Schürzen abnehmen. Der musterte uns voller Respekt. »Mensch, Leute, das war echt prima von euch. Ihr wisst, dass ihr das nicht hättet tun müssen?«

      Andy hieb ihm freundlich auf die Schulter. »Wissen wir, ist schon okay.«

      Da wir beide jetzt nur noch an den Strand wollten, lehnten wir ein »Süppchen« dankend ab und trollten uns, nachdem wir unsere Haare entknotet hatten, nach draußen. Nach der eher dunklen Küche blendete die Sonne und wir ernteten ob unseres Erscheinungsbildes einige seltsame Blicke. Das war uns egal, allerdings bemerkte ich, dass wir grauenvoll stanken. Daher stellten wir uns erst einmal ein paar Minuten unter die Duschen am Pool. Danach fühlte zumindest ich mich wieder besser, schlüpfte, nass wie ich war, in mein enges Kleidchen, beugte mich nach vorne und schüttelte meine langen Haare aus. Als ich Andy leise lachen hörte, wandte ich mich ein wenig verwirrt um. Er stand direkt neben mir und trocknete sich notdürftig ab.

      »Was ist, warum lachst du?«

      Er grinste mich verschwörerisch an. »Schau dir mal ganz unauffällig die Kerle hier an. Wenn die jetzt dürften, wie sie wollten … das wäre lustig. Aber wenn ich mir ihre Frauen betrachte, dann können sie das allesamt getrost vergessen.«

      Ich verstand wieder einmal gar nichts, warf aber dann doch einen raschen Blick in die Runde. Tatsächlich, die Herren der Schöpfung – und zwar wirklich fast alle – starrten mich mit großen, sehnsüchtigen Augen an. Wenn hingegen die Blicke ihrer Angetrauten hätten töten können, wäre es mir wohl übel ergangen.

      Schmunzelnd wandte ich mich ab. »Meine Hände riechen noch immer nach verschwitztem Gummihandschuh und ich hab zerzauste Haare. Ekeln die sich denn vor gar nichts?«

      Andy seufzte laut. »Mädel, dir ist nicht zu helfen. Die sehen das, was alle außer dir sehen: eine sehr hübsche Blondine und das wunderbarste Lächeln der Welt. Cara, manchmal bist du in der Richtung echt ein bisschen schwer von Begriff, oder?«

      Ich spürte, wie ich wieder einmal rot wurde. »Du übertreibst, Andy.«

      »Tu ich nicht, und jetzt hauen wir ab, ehe du doch noch von einer der Kampfgattinnen hier gesteinigt wirst.«

      Ich schnappte mir meine Badetasche und trabte neben ihm her in Richtung Strand. Wir traten durch das Tor und hielten auf die Strandbar zu, neben der wir unseren Stammplatz hatten. Ich sah José, der auf seinem Turm mit dem Fernglas die Wasseroberfläche absuchte. Keine Spur von Fernando, dafür saßen Silvie und Roberta unter einem der Schirme, genossen die Mittagspause und ließen sich einen alkoholfreien Cocktail schmecken.

      »Andy, schau doch, Silvie ist da.«

      »Cara!«

      »Ja?«

      »Halt die Klappe.«

      »Mach ich, aber du solltest sie endlich mal aufbekommen.«

      »Cara!!«

      »Schon gut, ich bin ja still.« Lachend, die Flip-Flops in Händen, die Badetasche über der Schulter, steuerte ich auf die beiden Mädels zu, Andy im Schlepptau. Hinter der Bar entdeckte ich die wilde, rotblonde Mähne unseres Surferprofis Neill und die immer ernsten Züge von Barchef Jorge. Ich ließ meine Schuhe neben dem Tisch der Mädels fallen und wollte soeben meine Tasche abstellen, als aus dem Nichts Fernando auf mich zustürzte.

      An seinem Gesichtsausdruck sah ich sofort, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.

      »Cara, mi amor, wo bleibst du denn? Ich warte schon seit einer Stunde auf dich.« Fernando hatte mich erreicht und ich fragte mich noch, wie ich reagieren sollte, als ich sein bittendes Flüstern hörte. »Cara, por dios, bitte spiel jetzt mit, sonst lande ich heute noch im Krankenhaus. Bitte

      Es klang so flehentlich, dass ich automatisch reagierte. Ich schlang meine Arme um seinen Hals. »Was ist denn los?«

      »Wirf mal einen Blick über meine Schulter, zum anderen Ende des Tresens. Unauffällig bitte, wenn’s geht.«

      Ich schlang meine Arme etwas fester um seinen Hals, küsste ihn spielerisch auf sein Ohrläppchen und spähte dabei über seine Schulter, was ob seiner Größe nicht leicht war. Aha, daher wehte der Wind. Auf einem Barhocker saß mit Leichenbittermiene die Engländerin mit den langen, schwarz gefärbten Haaren, auf die Carlos heute Morgen angespielt hatte. Direkt neben ihr der stiernackige Freund, mit deutlicher Mordlust im Blick. Ich ahnte, was passiert sein musste und wusste sofort, wovon Carlos geredet hatte. Der Knabe erinnerte mich spontan an Davey Boy Smith, »The British Bulldog«, leider ohne auch nur einen Hauch des Charismas zu verströmen, das den Profiwrestler umgab. Fernando war groß, kräftig und schnell, aber sollte dieser glatzköpfige Muskelberg ausrasten, dann wäre unser Canario wohl verloren.

      »Du steckst bis zu den Ohren in der Scheiße, mein Lieber.«

      »Danke, dass du mich daran erinnerst, hätte ich beinahe vergessen.« Er küsste mich auf die Nasenspitze. »Bitte, Cara, tu doch nur für ein paar Minuten so, als ob du ohne mich nicht leben könntest.«

      Ich lächelte versonnen vor mich hin, senkte den Blick, um dann mit gekonntem Augenaufschlag wieder aufzusehen.

      »Por supuesto, mi amor. Aber natürlich! » Ich schmiegte mich grinsend an ihn und spielte mit seinen Haaren, während er hingebungsvoll meinen Rücken streichelte.

      Plötzlich kicherte er leise vor sich hin. »Cara, sei mir nicht böse, aber wo bitteschön kommst du gerade her? Deine Hände riechen nach …ich weiß nicht so genau.« Er nahm meine Hand und schnupperte daran. »Hm, sexy, rieche ich da einen Hauch des unwiderstehlichen Duftes von nassen Gummihandschuhen in Kombination mit Eau de Cuisine?«

      Neben uns vernahm ich ein ersticktes Geräusch. Roberta quollen bei dem Versuch, das Lachen zu unterdrücken, fast die Augen aus dem Kopf.

       Na warte!

      Ich kuschelte mich noch fester an ihn. »Mi vida, ich weiß ja nicht, wie es dir geht.

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