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ABENTEUER LASS NACH. Scott Meyer
Читать онлайн.Название ABENTEUER LASS NACH
Год выпуска 0
isbn 9783958352582
Автор произведения Scott Meyer
Жанр Языкознание
Серия Magic 2.0
Издательство Bookwire
Gary, Jeff und Tyler materialisierten. Weil die Couch, auf der sie gesessen hatten, nicht zusammen mit ihnen materialisierte, fielen sie gleich zu Boden. Sie hatten nicht damit gerechnet, teleportiert zu werden, und wälzten sich verwirrt umher. Dies wiederum führte dazu, dass sich ihre Arme und Beine verknäuelten und sie alle aufgebracht fluchten.
Philip materialisierte genau im selben Moment wie seine drei Freunde, jedoch hatte er gestanden, bevor er teleportiert wurde. So fiel es ihm wesentlich leichter, mit Würde auf diese Überraschung zu reagieren. Er fühlte, dass er auf Stein stand, und dass es hier dunkler und kälter war als in der Nacht im heimatlichen Leadchurch.
Philip zog seine offenstehende Zaubererrobe zu, sah zu Gary hinab und fragte: »Was soll das?«
Garys Vorliebe für Dummejungenstreichen war legendär. Nicht sein Geschick bei deren Durchführung, nur seine Schwäche dafür. Bevor er auf die Zauberei für sich entdeckt hatte, bestand seine Vorstellung eines großartigen Scherzes darin, jemandem eine brennende Tüte voller Hundekot vor die Tür zu legen. Nachdem er auf die Zauberei gestoßen war, hatte er sich weiterentwickelt und die brennende Tüte Hundekot jeweils ins Innere der Häuser transportiert. Aus diesem Grund richteten sich alle Augen auf ihn, wann immer etwas passierte, das gleichzeitig unerklärlich und überhaupt nicht lustig war.
Gary sagte: »Ich weiß es nicht. Keine Ahnung.« Er, Tyler und Jeff hatten sich berappelt und kamen gerade wieder auf die Beine.
»Im Ernst«, beharrte Philip. »Was soll das?«
Gary wiederholte: »Ich sag‘s dir doch, Philip, ich war das nicht.«
»Und das soll ich dir glauben?«, fragte Philip.
»Sind wir in etwas Widerlichem gelandet?«, konterte Gary. »Nein. Sieht nicht so aus. Klingt das nach meiner Handschrift?«
Das tat es nicht, das musste Philip zugeben. »Wer war das dann? Weiß das einer von euch?«
Mit leiser, wütender Stimme zischte Tyler: »Fragen wir doch ihn.« Er deutete auf den Boden hinter Philip. Philip drehte sich um und sah Jimmy, den Zauberer, dem sogar noch weniger Vertrauen entgegengebracht wurde als Gary. Garys größtes Vergehen bestand lediglich darin, allen ständig Streiche zu spielen. Jimmy hingegen hatte versucht, sie alle umzubringen, war in die Zukunft verbannt worden und nach dreißig Jahren Kampf, Lügen und Tricksereien wieder zurückgekehrt. Jetzt war er hier und lag auf dem Boden, in seinem dunkelblauen Schlafanzug, in der Hand ein Taschenbuch mit dem Titel Wie ich die Dinge geregelt kriege: Selbstmanagement für den Alltag.
»Was soll das?!«, bellte Philip. Tyler, Jeff und Gary stellten sich an Philips Seite und gemeinsam blickten sie auf Jimmy hinab, als geeinte, anklagende Front.
Hustend und nach Luft schnappend setzte Jimmy sich auf. Er stützte sich mit der Hand ab, in der er das Buch hielt und hob einen Finger der anderen Hand, um Ihre Fragen abzuwehren, bis er wieder zu Atem gekommen war.
Tyler knurrte: »Eine Erklärung, Jimmy, und wehe sie ist nicht gut.«
Jimmy wedelte mit seiner freien Hand umher und ächzte: »Mein Bett. Es ist so ungefähr einen Meter hoch. Als ich materialisierte, bin ich voll auf den Rücken geknallt. Mir ist die Luft weggeblieben.«
»Wieso hast du uns hierhergebracht?«, blaffte Philip ihn an.
Jimmy gluckste, warf einen Blick auf sein Outfit und sagte: »Ich wollte euch allen meinen Pyjama vorführen. Auf den bin ich furchtbar stolz. Außerdem hatte ich gehofft, ihr würdet mir mein Buch vorlesen. Wenn ihr vielleicht einfach nur den Teil über das Verwalten mehrerer To-do-Listen lesen könntet, ich glaube, das würde mir echt beim Einschlafen helfen.«
»Genug von deinen schlauen Sprüchen«, gab Jeff zurück.
Jimmy stand auf, kontrollierte seine Kleidung und begutachtete seine neue Umgebung. Sein weißes Haar war ganz strubbelig. Er war noch etwas wackelig auf den Beinen, bewegte sich aber für einen Mann, der körperlich die Sechzig überschritten hatte, beeindruckend flink. Er entschuldigte sich: »Es tut mir leid, aber ich kann euch nichts anderes anbieten. Kommt schon, Jungs. Ihr könnt doch nicht ernsthaft glauben, dass das mein Werk ist. Überlegt doch mal. Ich bin immer noch auf Dauerbewährung. Ihr habt mir nur einige wenige Fähigkeiten gegeben und überwacht mich rund um die Uhr. Selbst wenn ich euch was antun wollte, was nicht der Fall ist, wäre es aussichtslos. Da könnte ich mich auch gleich selbst verbannen.«
Die anderen Zauberer murmelten widerwillig ihre Zustimmung. Mehr konnte Jimmy dieser Tage nicht von ihnen erwarten.
Zu fünft standen sie nun schweigend herum und starrten irritiert und wütend in die Dunkelheit. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnten sie erkennen, dass der Granitblock, auf dem sie standen, in Wirklichkeit die Spitze eines geradezu monumentalen Felsbrockens war, irgendwo hoch oben in den Bergen. Die Silhouette am Horizont sah aus wie eine schlampig gefertigte Säge. Auf drei Seiten fiel ihr Felsen senkrecht nach unten ab und führte dort in den sicheren Tod. Die vierte Seite verengte sich zu einer bedenklich instabilen Brücke, die in einen Kiefernwald mündete, der sich an die Flanke eines anderen riesigen Berges schmiegte.
Kurze Zeit später wurde das Heulen des Windes von einer Stimme übertönt, die in bewusstseinsverändernder Lautstärke, schrie: »Ruhe!«
Die Männer hielten sich die Ohren zu und fielen auf die Knie. Selbst das Echo war ohrenbetäubend. Während das Wort unentwegt widerhallte, winselte Gary: »Wir waren doch ruhig.«
Die Stimme wiederholte: »Ruhe, sagte ich!« Sie war so laut, dass die Zauberer körperlich spüren konnten, wie der Schall sie traf, als besäße er Masse und Gewicht. Erneut hallten die Worte durch die riesige Weite um sie herum. Als sich die Stimme langsam in der Ferne verlor, stöhnte Philip: »Wenn du ›Ruhe‹ sagst, ist das buchstäblich das Lauteste, was ich jemals gehört habe.«
Vor den Zauberern erschien ein Licht. Es flackerte und erlosch beinahe wieder; dann wurde es heller. Als sich ihre Augen darauf eingestellt hatten, sahen sie, dass es sich um eine Flamme handelte, umgeben von einer Laterne und gehalten von einem alten Mann mit zerzausten Haaren. Er hatte Augen, die milchig und weiß waren und Zähne, die beides nicht waren. Seine Kleidung wirkte, als sei sie häufig getragen, aber selten gewaschen worden.
»Bald dämmert der Morgen«, verkündete der alte Mann, »dann beginnt euer Abenteuer.«
Jimmy nahm die Hände von seinen Ohren und fragte: »Entschuldige, wie war das?«
»Oh ja«, erwiderte der alte Mann. »Ihr begebt euch auf ein Abenteuer. Ein Abenteuer voller Risiken und Tücken und Gefahr für Leib und Leben.«
Jeff sagte: »Das alles, wie?«
Gary schüttelte den Kopf. »Ja, danke nein.« All die Jahre, durch die sie nun schon so gut wie unverwundbar gekommen waren, hatten bei den Zauberern für eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber Drohungen gesorgt, die nicht von einem anderen Zauberer ausgestoßen wurden.
»Zunächst«, fuhr der alte Mann fort, »werdet ihr den Gefahren des Cardhu-Passes trotzen. Falls ihr überlebt, macht ihr euch auf den Weg zu den Minen von Mortlach. Dort sucht Blandoch, Führer der Minengilde.«
Tyler widersprach: »Ähm, nö, das machen wir ziemlich sicher nicht.«
»Die Minenarbeiter werden euch eine Probe des mystischen Erzes geben, welches man Dailuain nennt. Ihr werdet diesen prächtigen Stein viele Meilen weit zur Stadt Bowmore bringen. Dort wird aus ihm eine Waffe geschmiedet werden, gerade recht für die letzte Schlacht.«
»Das ist es?«, fragte Jeff. »Das ist das Abenteuer? Das sind ja drei Sachen gleichzeitig.«
»Haltet inne und macht euch bereit, Abenteurer, und seid gewarnt. Eure Reise führt auf tausend verschiedenen Wegen in den Tod«, sprach der alte Mann weiter, als sei nichts gewesen.
»Drei unterschiedlichen Wegen«, verbesserte ihn Gary.
»Wenn überhaupt«, fügte Tyler hinzu. »Ich meine, geht zu einer Mine, holt einen Felsbrocken und schleppt ihn zu einer Stadt. Nichts davon klingt gefährlich.«