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sagte Philip. »Viel schlimmer. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass er den Rest seines Lebens an einem Ort verbringen wird, den viele Leute schlimmer finden würden als den Tod.«

      Kapitel 1

      

      Sieben Jahre in Florida, überlegte Todd. Waren das wirklich nur sieben Jahre?

      Todd hatte wie die meisten Amerikaner, ein klares Bild davon, wie das Leben in Florida aussah. Ein Bild, geprägt von Werbespots für Freizeitparks und alten Miami Vice-Folgen. Seine persönlichen Erfahrungen mit Florida sahen hingegen wie bei den meisten Amerikanern auch, völlig anders aus. Größtenteils lag dies daran, dass die Leute in der realen Welt lebten, in welcher sie essen und zur Arbeit gehen mussten, und in der sie keinen offenbar kugelsicheren Ferrari fuhren. Bei Todd lag es daran, dass er seine gesamte Zeit in Florida damit verbracht hatte, in einer Einzelzelle eines höchst geheimen Bundesgefängnisses der höchsten Sicherheitsstufe zu sitzen.

      Das Leben in einem klimatisierten Käfig aus Betonziegeln hatte Todds Wahrnehmung dieses Bundesstaates geprägt. Hätte man ihn aufgefordert, Florida mit drei Worten zu beschreiben, er hätte gesagt: »Grau, kühl und trocken.«

      Den Großteil seiner Zeit in der »Einrichtung« (der einzige Name, mit dem dieses Gefängnis je bezeichnet worden war), hatte er in Einzelhaft verbracht. Nicht etwa, weil er etwas besonders Schlimmes angestellt hatte. Sondern weil keiner der anderen Insassen etwas derart Schlimmes angestellt hatte, wodurch er es verdient gehabt hätte, mit ihm zusammengesperrt zu werden. Es lag nicht daran, dass seine Gesellschaft derartig unangenehm war. Jedenfalls lag es nicht nur daran. Die Hauptursache war, dass, aus Gründen, die nur sehr wenige Menschen kannten, elektronische Geräte in seiner Nähe nicht funktionierten. Keine Fernseher. Keine Radios. Keine Computer. Nichts. In der Nähe von Todd Douglas zu sein, bedeutete, nichts zu haben, das einen vom Umstand ablenken konnte, in der Nähe von Todd Douglas zu sein. Nach einhelliger Meinung stellte dies eine ungewöhnlich grausame Bestrafung dar.

      Seit Jahren rottete Todd in seinem Käfig vor sich hin. Zu seiner Unterhaltung standen ihm nur Lösungsbücher für Videospiele zur Verfügung, welche er aus der Gefängnisbibliothek bezog. Er liebte Videospiele. Etwas über sie zu lesen, ohne dass er sie spielen konnte, war zwar eine Quälerei, aber es war zumindest ein kleines bisschen weniger quälend, als gar keine Lektüre über sie zu haben. Todd war kurz davor gewesen, jegliche Hoffnung zu verlieren, als aus dem Nichts ein Beamter des Finanzministeriums namens Murphy mit einer Nachricht von Merlin aufgetaucht war. Er nannte sich jetzt Jimmy, war aber immer noch einer der Bastarde, die Todd seine Kräfte genommen und ihn völlig grundlos hierher in die Gegenwart verbannt hatten.

      Dabei habe ich gar nichts gemacht, dachte er oft. Ich habe nur jemand anderes etwas machen lassen.

      Mit dieser einen Nachricht hatte Jimmy Todd gleich drei große Gefälligkeiten erwiesen.

      Er hatte Todd wissen lassen, dass er nicht allein war. Andere hatte das gleiche Schicksal ereilt wie ihn selbst. Mindestens einer von denen, die ebenfalls verbannt worden waren, war einer der Zauberer, die zuvor an Todds Verbannung mitgewirkt hatten.

      Er zeigte Todd, dass ein Entkommen möglich war, dass man seine Kräfte wiedererlangen konnte. Es war machbar. Man musste nur jemanden finden, der dumm genug war, einem zu helfen.

      Und zu guter Letzt hatte Jimmy dadurch, dass er den Brief persönlich von einem der Finanzbeamten hatte überbringen lassen, Todd gleich noch mit jemandem bekannt gemacht, der tatsächlich dumm genug war.

      Todd war nicht überrascht gewesen, als der Finanzbeamte und sein Partner später noch mal mit Merlin (alias Jimmy) aufgekreuzt waren. Sie hatten es nie ausgesprochen. Aber ihr Schweigen zu diesem Thema sowie der Umstand, dass sie Todds Hilfe benötigten, um ein Exemplar der Datei aufzuspüren und nicht zuletzt ihre übergroße Vorsicht im Umgang mit Todd, waren deutliche Hinweise dafür, dass Jimmy seine Kräfte wiedererlangt hatte und entkommen war.

      Dass ihm das gelungen war, erschwerte es Todd natürlich, sie zu überlisten, ihm seine Freiheit zu schenken. Doch Todd wusste, früher oder später würde sich eine Gelegenheit bieten.

      Es war spät. Die Beamten Miller und Murphy waren an diesem Tag schon vor längerer Zeit in ihre Einzimmerwohnung zurückgekehrt, die das Finanzministerium für sie gemietet hatte, als ihr Aufenthalt für unbestimmte Zeit in Florida absehbar geworden war. Todd saß auf seinem Bett und las zum wiederholten Male das Lösungsbuch für ein Spiel, welches er selbstredend noch nie gespielt hatte. In dem Spiel ging es um einen Glücksritter, der exotische Schauplätze erforscht, die Welt bereist, Abenteuer erlebt und mit wunderschönen Frauen schläft. Todd schloss die Augen und träumte von einer Zukunft, in der er aus diesem Gefängnis entfliehen und, mit etwas Glück, dieses Spiel spielen würde.

      Todd war so mit seiner Träumerei beschäftigt, damit, sich die Spielkonsole vorzustellen, den Controller in seinen Händen zu spüren, dass er die Schritte, welche sich seiner Zelle näherten, zunächst gar nicht bemerkte. Ihre Suche nach der Datei ging für gewöhnlich so vonstatten, dass einer der Finanzbeamten in der Nähe der Zelle stand und Anweisungen von Todd erhielt. Der andere saß hinter der nächsten Ecke an einem Computer, der sich außerhalb der Reichweite von Todds Magnetfeld befand, führte die Anweisungen aus und meldete zurück, was er sah. Doch all das geschah nur während der Öffnungszeiten. Sobald die Beamten Feierabend gemacht hatten, wurde Todd von niemandem mehr belästigt, außer wenn man ihm seine Mahlzeiten brachte. Todd legte sein Lösungsbuch beiseite und setzte sich auf. Er fragte sich, wer der Besucher sein könnte. Einer der Beamten? Der Gefängnisdirektor vielleicht?

      Todd war überrascht, als ein Wachmann, den er noch nie zuvor gesehen hatte, um die Ecke gebogen kam. Der Wachmann musterte Todd und schien wenig beeindruckt von dem, was er sah. Schließlich sagte er: »Ich weiß, wer du bist.«

      »Wirklich?«, fragte Todd.

      »Ja«, erwiderte der Wachmann. »Du bist Todd Douglas, der Gefangene, der Miller und Murphy hilft. Und jetzt wirst du mir helfen.«

      »Wirklich?«, fragte Todd.

      »Ja«, versicherte der Wachmann und blickte Todd mit zusammengekniffenen Augen an, auf eine Weise, die wahrscheinlich durchtrieben wirken sollte. »Ich weiß nicht was du getan hast oder wie es ihnen geholfen hat, aber das hat es, und du wirst mir alles darüber erzählen.«

      Todd stand auf und näherte sich den Gitterstäben seiner Gefängniszelle. Er lehnte sich gegen die Gitterstäbe und sagte: »Ist das so?«

      »Ja«, antwortete der Wachmann.

      Es folgte eine lange Stille, dann hustete der Wachmann und fuhr fort. »Sieh mal, als sie anfangs hier aufgetaucht sind, haben wir alle auf Miller und Murphy herabgeschaut. Oh Mann, sie haben uns irgendwie sogar leidgetan. Murphy jedenfalls. Sie hatten ganz offensichtlich einen beschissenen Auftrag, aus Kalifornien hierher verfrachtet, dazu verdonnert, sich den ganzen Tag mit dir zu unterhalten und das jeden Tag. Ihr Leben war ätzend.« Der Wachmann bemerkte den Ausdruck in Todds Gesicht und sagte: »Oh, äh, tut mir leid. Ist nicht böse gemeint.«

      »Wirklich?«, fragte Todd.

      Der Wachmann redete weiter. »Ich will damit nur sagen, sie wirkten so niedergeschlagen. Doch dann, ganz plötzlich, sind sie obenauf.«

      Es stimmte. Mithilfe der Fähigkeiten, die es Todd ermöglicht hatten, die ursprüngliche Datei zu hacken, und neuer Erkenntnisse, waren sie vor zwei Tagen auf eine frische, bis dahin unentdeckte Version der Datei gestoßen. Zuvor hatten die Beamten Miller und Murphy, als sie ihre Notizen durchgegangen waren, Muster aus der Zeit entdeckt, in der sie mit Jimmy auf der Suche nach verschiedenen Varianten der Datei gewesen waren. Die neue Version war nicht von denjenigen gesperrt worden, die versuchten, die Macht der Datei für sich zu behalten.

      Sie hatten seitdem ihre Arbeitszeit damit verbracht, die Datei zu untersuchen. Miller und Murphy wirkten geradezu enthusiastisch und stellten viele Fragen, die Todd zu beantworten versuchte, während sie unter seiner Anleitung seinen eigenen Dateieintrag als Vorlage verwendeten.

      Der Wachmann erzählte:

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