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Paul her. »Wir wollen ganz leise sein und allein die Ostereier finden.«

      Im Garten wies Paul an die verschiedensten Stellen. »Dort liegt eins – dort liegt eins – und drüben im Gemüsegarten liegen noch hundert. Dort mußt du hingehen. Wenn wir nachher suchen, geh nur zuerst in den Gemüsegarten. Dort findest du hundert.«

      »Hundert? Das ist sehr viel, nicht wahr?«

      »Das ist ein großer Berg – soviel Eier kannst du gar nicht essen.«

      »Ich werde mal jetzt schon ein bißchen suchen.«

      »Nein, Hedi, bleib nur hier! – Sieh mal, dort kommt das neue Fräulein. – Ich mag es nicht, ich will kein Fräulein.«

      Hedi legte beide Hände auf den Rücken und betrachtete mit kritischen Blicken das junge Mädchen, das ihr freundlich die Hand reichte.

      »Du bist also das kleine Blondköpfchen vom Förster.«

      »Ja – wer bist denn du?«

      »Ich bin Fräulein Irma.«

      »Soso – –«

      »Nun willst du mit den Drillingen spielen?«

      Hedi zog die Stirn kraus und schwieg.

      »Du bist wohl allein daheim? Deine Mutti hat nur dich?«

      »Nein, meine Mutti hat mich und den Harras.«

      »So bist du die Älteste?«

      »Nein, Mutti ist noch älter.«

      Fräulein Irma lachte. »Nun, Drillinge hat sie wohl nicht, wie Tante Niepel.«

      Einen Augenblick überlegte Hedi, dann sagte sie: »Nein, Mutti hat keinen Drilling.«

      Sehr bald kam Onkel Niepel, der lachend erzählte, daß der Osterhase in den Garten für artige Kinder Ostereier gelegt hätte. Sie sollten nun suchen.

      »Du, Onkel«, sagte Hedi mit frohem Lächeln, »der Paul hat mir gesagt, du hast die Eier hingelegt. – Nun ja, du hast wohl dem Osterhasen helfen müssen, weil er doch so viel zu tun hat. – Kommste auch noch mal zu uns und legst du in der Försterei auch noch mal Ostereier?«

      »So so, der Paul hat dir das gesagt! Freilich, ich habe dem guten Osterhasen ein wenig geholfen. Doch nun lauf und suche recht aufmerksam am Tulpenbeet, dort liegt gewiß eins.«

      Hedi lachte glücklich. »Das eine kann sich der Fritz holen, ich geh' in den Gemüsegarten, Onkel Niepel – dort liegen hundert.«

      »Nein, mein kleines Mädchen, in den Gemüsegarten ist der Osterhase nicht gegangen, nur in den Blumengarten.«

      »Das weißt du nicht«, flüsterte das Kind, »der Paul hat es gesehen, durch die Dachluke.«

      »Da hat er was Falsches gesehen, Hedi. Geh nur in den Blumengarten, sonst findest du nichts.«

      Doch das Mädchen schüttelte energisch den Kopf. »Ich geh' doch lieber in den Gemüsegarten und hole mir hundert Eier.«

      Während die drei Buben in den Blumengarten stürmten, lief Hedi zu der Pforte, die den Blumengarten mit dem Gemüsegarten verband. Doch plötzlich machte sie halt und winkte Fritz, dem kleinsten der Drillinge, zu und flüsterte:

      »Komm mit, im Gemüsegarten sind hundert Eier, und hier ist nur eins.«

      Abermals suchte der Gutsbesitzer die beiden Kinder zurückzuhalten, doch Hedi lachte ihn strahlend an. Währenddessen stürmte Paul von einem Versteck zum anderen, so daß er vom Vater plötzlich festgehalten wurde.

      »Sag mal, mein Junge, woher kennst du die Verstecke des Osterhasen so genau?«

      Paul wollte sich aus den Armen des Vaters befreien, es gelang ihm aber nicht. So senkte er nur schuldbewußt den Kopf.

      »Hast du vielleicht gelauscht?«

      »Nein, Vater«, stammelte der Knabe, »ich habe es nur gesehen. Wenn ich doch grade in den Garten gucken mußte, kann ich doch nichts dafür.«

      »Hast du der kleinen Hedi gesagt, daß sie im Gemüsegarten suchen soll? Wenn du alles gesehen hast, mußt du wissen, daß dort keine Eier versteckt wurden.«

      »Vielleicht – vielleicht hat der richtige Osterhase dort Eier versteckt. – Es könnte doch sein, Vater.«

      »Gib die Eier her. Einmal hast du mein Verbot nicht befolgt und bist hinauf auf den Boden geschlichen, zum anderen hast du deine kleine Freundin angeführt. Für solche Kinder hat der Osterhase keine Eier. Wenn das noch einmal passiert, mein Junge, nehme ich dich an den Ohren.«

      Paul schaute auf die acht bunten Eier, die er in den Händen hielt.

      »Ich hab' doch nur – – ich dachte – der Osterhase wird der Hedi ganz sicher Eier in den Gemüsegarten legen.«

      »Nun gib die Eier her.«

      Aus den Kinderaugen stürzten Tränen. »Vater, nur ein einziges Ei –«

      »Kein Ei – marsch, gib die Eier her!«

      Schluchzend wurden die gefundenen Eier abgeliefert.

      »Und jetzt gehst du in den Gemüsegarten und rufst Hedi und den Bruder und sagst ihnen, daß du sie belogen hast. – Schäm dich, Paul, wie kann man so unaufrichtig sein! – Lauf und hole die beiden her.«

      Mit schwerem Herzen schlich Paul hinüber. Gar zu gern hätte er sich diesen Weg erspart, doch er sah den Vater und wagte nicht, seinem Willen zu trotzen.

      »Ihr sollt in den Blumengarten kommen«, fuhr Paul die beiden heftig an, »ihr sollt meine Eier bekommen – hier sind keine. Aber schnell sollt ihr kommen, sonst haut euch der Vater.«

      Hedi und Fritz, die vergeblich gesucht hatten, schauten Paul an, der mit schmutzigen Händen die Tränen aus den Augen wischte.

      »Hat er dich gehauen?« fragte Hedi.

      »Nein – aber meine Eier hat er mir fortgenommen!« Heulend lief Paul davon.

      Man sah ihn auch nicht mehr, als die Ostereier im Blumengarten gesucht und gefunden wurden.

      Hedi jubelte über jedes Ei, das sie entdeckte; sie sorgte aber auch mit rührender Liebe dafür, daß Fritz nicht leer ausging. Mehrmals rief sie ihn an einen Strauch und tauschte vorher ein größeres Ei mit einem kleineren aus.

      »Du freust dich doch auch, wenn du ein kleines findest? Ich möchte so gerne die großen behalten.«

      Schließlich wurden die Süßigkeiten von Herrn Niepel gezählt und festgestellt, daß alle Eier gefunden waren.

      »So, kleiner Blondkopf«, sagte der Gutsbesitzer, »nun bekommst du auch noch die acht Eier, die der Paul gefunden hat. Er geht heute leer aus, weil er unartig war.«

      Hedis Herzchen wurde schwer. Wenn alle so große Freude hatten, mußte der Paul doch auch eine Freude haben. Vergeblich wanderten die Kinderaugen im Garten umher, aber Paul war nirgends zu sehen.

      »Sind das alles meine Eier?«

      »Jawohl, mein Kind.«

      »Sie hat zu viele Eier«, klang es plötzlich schluchzend von Walters Lippen. »Sie hat so große Eier, ich will auch so große Eier!«

      Hedi biß von einem Ei ein Stück ab und legte die andere Hälfte vor Walter nieder.

      »Da hast du!«

      »Ich will keine kaputten Eier, ich will große, richtige Eier!«

      Auch jetzt mußte Onkel Niepel wieder den Streit schlichten. Die Tränen seines Sohnes versiegten bald, zumal im Kinderzimmer der Kaffeetisch gedeckt war und Fräulein Irma die Kleinen zum Essen rief.

      Mit rotgeweinten Augen kam auch Paul herbei. Hedi ging auf ihn zu, legte beide Arme um seinen Hals und sagte:

      »Brauchst nicht zu weinen, ich schenke dir Eier, ich habe genug. Komm, such dir aus.«

      Als

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