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verrät Sie!«

      »Ich versuche ja auch gar nicht, es abzustreiten, bester Doktor. Nur gedulden müssen Sie sich noch ein Weilchen, bevor ich Ihnen die Lösung zeige. Bei mir heißt es stets: Hübsch logisch vorgehen! Und deshalb muß ich Ihnen nun zunächst mal die Abenteuer einer Nacht im Katzen-Palais und meine Entdeckungen, die ich am heutigen Tage gemacht habe, mitteilen. Ich sage Ihnen, Sie werden nicht aus dem Staunen herauskommen und nachher unumwunden zugestehen: der Schaper hat doch das Richtige getroffen, als er sich in dem Mordhause einquartierte.«

      Mit gespanntester Aufmerksamkeit lauschte Heiling den eingehenden Ausführungen des Detektivs, der auch nicht die geringste Kleinigkeit unerwähnt ließ, um dem Rechtsanwalt ein möglichst genaues Bild von den Vorgängen zu geben.

      Als Schaper dann mit seiner Schilderung der verschiedenen Ereignisse und Gespräche zu Ende war, sagte Heiling lebhaft:

      »Schaper – das haben Sie geradezu glänzend gemacht! Mein Kompliment! Ich habe Sie schon nach Ihrem ersten großen Erfolg, der Aufdeckung des Geheimnisses des Bildes mit den Glasaugen, für eine Zierde Ihres Standes gehalten – jetzt erkläre ich Sie für den ›Ersten aller Detektive‹!«

      Fritz Schaper lächelte seltsam.

      »Sie tun mir zuviel Ehre an, Doktor,« meinte er. »Wirklich! Eigentlich ist dieser Fall sogar ein … Mißerfolg. Weswegen – werden Sie bald begreifen. –

      Besinnen Sie sich, daß Hektor Brieux um die Mittagstunde am Mordtage mit dem Hausmeister ein kurzes Gespräch an der Gartenpforte, die nach der Grenadierstraße hinführt, hatte?«

      »Ja. Er bat Truschinski um Feuer für seine Zigarette.«

      »Richtig. Und dieser Umstand, Doktor, dieses Auftauchen desselben Menschen, dessen elektrische Taschenlampe später am Tatort gefunden wird, an der Gitterpforte so kurz vor dem Zeitpunkt, an dem der Mord verübt sein muß, ist von mir so gut wie ganz übersehen worden. Ein sehr grober Fehler war dies von mir, so schwer, daß ich mir diese Nachlässigkeit noch lange zum Vorwurf machen werde. Damit Sie begreifen, weshalb ich so streng mit mir ins Gericht gehe, lesen Sie jetzt hier die Lösung der Geheimschrift. – Bitte.«

      Schaper erklärte darauf dem Rechtsanwalt noch kurz, wie ihm die Entzifferung schließlich geglückt war, und fuhr dann fort: »Die drei ersten Sätze ›komme abends neun Uhr zu Ihnen. Zeug bereit halten. Gelegenheit bei Verein sehr günstig‹ enthalten die Verabredung zu dem Einbruch in das Bureau des Damenhilfsvereins. Mit ›Zeug‹ sind die Diebeswerkzeuge gemeint, die Brieux entweder aus einem Versteck oder von einem dritten Verbrecher herbeiholen sollte. –

      Nun der zweite Teil der Mitteilung, der mir gestern nacht, als ich endlich die Lösung gefunden hatte, nicht sofort klar wurde, den ich aber nunmehr vollkommen in seiner Bedeutung verstehe. Er lautet: ›Vorschlag hoffentlich ausgeführt und Nachricht besorgt. Muß glücken bei Vorsicht. Zwei Schlüssel bringe ich mit. Werden passen. Alles andere mündlich. Sofort verbrennen.‹ Etwas weniger umständlich ausgedrückt ergibt dies folgenden Inhalt: ›Sie haben meinen Vorschlag hoffentlich ausgeführt und die Depesche an den Schauspieler Wendland abgeschickt. Bei der nötigen Vorsicht muß der Plan glücken. Die beiden Schlüssel, den zur Gitterpforte und den zum Pavillon, habe ich nach Ihren Wachsabdrücken anfertigen lassen und bringe sie mit. Sie werden ganz sicher passen.‹ –

      Nun, was halten Sie von diesen Ergänzungen, die sich in die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung so tadellos einfügen, daß sie unmöglich falsch sein können?«

      »Was ich davon halte? – Bester Schaper, natürlich haben Sie wieder einmal recht, natürlich!«

      »Wir stehen dann also hier folgendem Plan gegenüber: Brieux und sein Genosse Thomas Neuholm hatten auf irgend eine Weise – wie, werden wir auch schon noch erfahren – von der Existenz des unterirdischen Ganges, der gemäß meinen Nachforschungen von dem Schlafzimmer Marschalls bis zum Pavillon im Parke führt, Kenntnis erlangt und beschlossen, daß der Regierungsreferendar seinen Onkel berauben und ermorden sollte, um so nicht nur in den Besitz des Bargeldes und des Schmucks sondern auch des Erbanteiles zu kommen, den der Rentier seinem Neffen vermacht hatte, wovon dieser fraglos etwas wußte. Damit jedoch der Verdacht der Täterschaft nicht auf Brieux fiel, wurde Wendland telegraphisch zu einviertel ein Uhr mittags zu seinem Onkel bestellt – mit der Absicht, daß man ihm nachher den Mord anhängen wollte, eine wahrhaft teuflische Idee, die ja auch teilweise nur zu gut glückte.

      Brieux fand sich also am Mordtage gegen zwölf Uhr mittags an der Gitterpforte ein, bemerkte dort den Hausmeister, der die Gelenke der eisernen Tür ölte, und hat dann aufgepaßt, bis der Alte wieder in den vorderen Teil des Parkes zurückkehrte. Nun öffnete er mit dem Nachschlüssel die Pforte, schlüpfte in den Garten, schloß den Pavillon auf und begab sich durch den Gang, wobei er sich seiner elektrischen Taschenlampe bediente, in das Haus. Hier ermordete er kaltblütig den Rentier, raubte die Kleinodien und das Bargeld und … wurde im letzten Moment, das nehme ich bestimmt an, durch Wendlands Klopfen an der Tür des Arbeitszimmers gestört.

      Nur so ist es zu erklären, daß er – eben in der Hast des Rückzuges die kleine Lampe stehen ließ. Auf demselben Wege, den er gekommen war, machte er sich dann auch wieder aus dem Staube.«

      Heiling fragte jetzt, da Schaper einen Augenblick schwieg, mit einer Stimme, der man die innere Aufregung des Sprechenden deutlich anmerkte:

      »Ja, aber wo ist dann Brieux jetzt? – Geflohen? Wohl kaum. Sonst könnte er ja die reiche Erbschaft, auf die er Ihrer Ansicht nach gehofft hatte, nicht antreten. Wo blieb er? – Haben Sie auch hierfür eine Erklärung bereit?«

      Schaper schüttelte den Kopf. »Nein, dieser Punkt ist mir selbst noch unklar. Ich vermute jedoch, daß … Thomas Neuholm seinen Komplizen beiseitegeschafft hat, um den Raub allein für sich behalten zu können.«

      »Wie?! Noch ein Mord? Das wäre ja entsetzlich,« stotterte Heiling ganz verstört.

      »Ich vermute es nur,« betonte der Detektiv. Und setzte schnell hinzu: »Wir müssen zu Ende kommen. – Hören Sie, was ich weiter heute noch entdeckte:

      Nachdem ich Ihrem Büroangestellten telephonisch die Weisung gegeben hatte, Sie möchten sich baldigst bei mir einfinden, kehrte ich hier in mein neues Heim zurück, verriegelte die Tür des Arbeitszimmers und begann dort im Nebenraum meine Suche nach der geheimen Tür. Vorher hatte ich mit einem Zollstock die Stärke der nach dem Korridor zu liegenden Wand ausgemessen und so festgestellt, daß diese Mauer im Schlafzimmer nicht weniger als ein dreiviertel Meter dick ist, während sie hier nur eine Stärke von einem halben Meter hat. Deswegen ist das Schlafgemach auch so erheblich kürzer als dieses Zimmer. –

      Doch gehen wir nun in den Nebenraum hinüber. Ich will auch gleich die Tür verriegeln, damit wir vor Überraschungen sicher sind.«

      Schaper führte seinen Gast in das nebenan liegende Gemach und stellte sich in die linke Ecke, wo die Seitenwand mit der des Korridors zusammenstieß.

      »In dieser Ecke hörte ich damals nachts die so seltsamen leisen Geräusche, die nur von dem Kater verursacht worden sein konnten, der nach einem Ausgang suchte,« erklärte er. »Sie sehen, daß dieses hohe, geschnitzte Holzpaneel ganz dazu geeignet ist, eine geheime Tür zu verbergen. Und hier begann ich auch meine Nachforschungen – erst ohne Erfolg. Schließlich fand ich dann, daß sich diese geschnitzte Rose da bewegen ließ. Ich drückte, schob, drehte daran – bis sich mit einem Mal – wie jetzt – die kleine Tür öffnete und ich damit am Ziel meiner Wünsche war. –

      So, Doktor, nun kennen Sie auch das Geheimnis. Und jetzt wollen wir gemeinsam in dieses Versteck eindringen, das ich noch nicht betreten habe, um Ihnen den – Genuß zu verschaffen, mit mir gemeinsam die ›kleine Reise‹ bis zum Pavillon zurückzulegen. Dies soll mein Dank sein, für die große Hilfe, die Sie mir bei der Aufklärung dieses Kriminalfalles geleistet haben.«

      Schaper holte jetzt die Azetylenlaternen herbei, zündete sie an, und dann verschwanden die beiden in der schmalen Öffnung, von der aus eine gewundene Steintreppe in die Tiefe führte.

      »Zweiundfünfzig Stufen,« sagte Schaper, nachdem sie unten angelangt waren. »Also dürften

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