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nicht, daß ich mir irgendwelche Hoffnungen machen darf. Ein Mann wie Dr. Kastner ist bestimmt gebunden.«

      *

      Kerstin Wenger kam auf den Tag genau zwei Wochen nach Dr. Daniels Anruf zu ihm in die Sprechstunde – wie er es verlangt hatte. Und das glückliche Lächeln auf ihrem Gesicht bewies nur zu deutlich, daß ihre Beschwerden vorbei waren.

      »Ich nehme an, das eigenartige Ziehen im Unterleib hat aufgehört«, vermutete Dr. Daniel, als seine Patientin ihm gegenübersaß.

      Kerstin nickte glücklich. »Ja, Herr Doktor. Die Tabletten haben sofort gewirkt. Schon nach zwei Tagen merkte ich, wie die Beschwerden nachließen.«

      »Das ist fein«, meinte Dr. Daniel. »Allerdings muß ich mir das Ganze noch mal anschauen.« Er warf einen Blick auf die Karteikarte. »Sie hatten zuletzt die Spirale.« Jetzt sah er Kerstin wieder an. »Soll ich Ihnen gleich eine neue einlegen?«

      Da schüttelte Kerstin den Kopf. »Nein, Herr Doktor, ich glaube, das ist nicht das Richtige für mich.« Sie blickte zu Boden. »Wissen Sie, ich hätte bestimmt wieder zuviel Angst vor den Kontrolluntersuchungen.«

      Dr. Daniel schmunzelte. »Heißt das, ich werde Sie erst in einem Jahr wiedersehen?«

      »Ja«, antwortete Kerstin ehrlich. »Ich bin ein schrecklicher Angsthase, und die Untersuchung beim Frauenarzt… seien Sie mir nicht böse, aber die ist auch so schon unangenehm genug.«

      Dr. Daniel nickte.

      »Tja, was machen wir denn nun mit der Verhütung? Möchten Sie lieber wieder auf die Pille umsteigen?«

      Kerstin nickte ein wenig halbherzig. »Das ist wohl die einzige Alternative.«

      »Nicht ganz«, entgegnete Dr. Daniel. »Es gibt noch die sogenannte natürliche Familienplanung. Bei dieser Art der Verhütung werden die Beschaffenheit des Vaginalschleims und die Körpertemperatur kontinuierlich beobachtet. Voraussetzungen dafür sind allerdings eine hohe Vertrautheit mit dem eigenen Körper, viel Übung, Selbstdisziplin und ein sehr geordnetes Leben.« Er stand auf und trat an sein Bücherregal. »Ich habe da eine sehr ausführliche Broschüre. Die gebe ich Ihnen mit, damit Sie sich alles in Ruhe durchlesen können.«

      Interessiert griff Kerstin nach dem Heft. »Ich glaube, mit dieser Art der Verhütung könnte ich mich anfreunden.« Sie lächelte. »Wenn es nicht gerade um Kontrolluntersuchungen wegen der Spirale geht, kann ich nämlich sehr diszipliniert sein.«

      »Das ist schön«, meinte Dr. Daniel. »Sollten Sie wirklich nicht damit zurechtkommen, dann melden Sie sich bei mir. Oder noch besser…« Er zog einen Zettel hervor und notierte eine Adresse. »Hier in Steinhausen gibt es einen Kreis von Frauen, die diese Art der Verhütung betreiben und sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch treffen. Das Ganze findet im Pfarrhaus statt und wird von Hochwürden Wenninger sehr unterstützt.«

      »Wie bitte?« fragte Kerstin erstaunt.

      Dr. Daniel nickte. »Sie haben richtig gehört, Frau Wenger. Gegen diese Art der Empfängnisregelung hat nicht einmal die Kirche etwas einzuwenden.« Dann stand er auf. »So, und jetzt muß ich Sie mir mal ansehen. Wenn Sie bitte ins Untersuchungszimmer hinübergehen und sich freimachen. Ich komme in einer Minute nach.«

      Dr. Daniel hielt sein Versprechen und betrat kurz nach Kerstin den Raum. Die Untersuchung bewies, daß Kerstins Gefühl nicht getrogen hatte. Die Entzündung war abgeklungen und auch der Abstrich, den Dr. Daniel zur Sicherheit noch einmal nahm, war negativ.

      »Alles in Ordnung, Frau Wenger«, meinte Dr. Daniel dann. »Sie können sich wieder ankleiden.«

      Kerstin atmete auf. Obwohl sie keine Beschwerden mehr hatte, war sie die leise Angst, daß sich am Abstrich wieder Veränderungen zeigen könnten, nicht so ganz losgeworden.

      »Normalerweise müßten Sie erst in einem Jahr zur normalen Krebsvorsorgeuntersuchung kommen«, meinte Dr. Daniel. »Ich würde Ihnen allerdings empfehlen, mich in einem halben Jahr wieder aufzusuchen. Eine Routineuntersuchung zwischendurch kann nie schaden.«

      Kerstin lächelte. »Da haben Sie recht, Herr Doktor. Und ich werde auch ganz bestimmt kommen.« Dann reichte sie ihm die Hand. »Vielen Dank.«

      »Wofür denn? Ich habe nichts Außergewöhnliches getan.«

      »Doch, Herr Doktor, Sie nehmen sich noch Zeit für Ihre Patientinnen, und das ist heutzutage sehr selten.«

      *

      »Frau Hartwig, heute kann ich Ihnen eine freudige Mitteilung machen«, erklärte Dr. Bernd Kastner und sah dabei aus, als hätte man ihm die Butter vom Brot gestohlen. »Sie werden morgen entlassen.«

      »Wirklich? Das ist aber schön.«

      Doch glücklich sah Susanne bei diesen Worten auch nicht gerade aus.

      »Die abschließende Untersuchung wird vom Chefarzt persönlich durchgeführt«, erklärte Dr. Kastner und ging dabei sehr betont auf Distanz. »Ich werde zwar auch anwesend sein, aber…« Und plötzlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten. »Susanne, darf ich Sie wiedersehen?«

      Die junge Frau wußte nicht, ob sie glücklich oder überrascht sein sollte. Vermutlich war sie beides.

      »Herr Dr. Kastner… das ist… ich weiß gar nicht…«, stammelte sie, und dann verlor sie den Faden endgültig.

      »Heißt das… ja?« fragte Dr. Kastner vorsichtig.

      Susanne nickte nur. Sie brachte kein Wort mehr hervor. In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Schon seit sie in die Klinik gekommen war, war sie in den gutaussehenden Arzt verliebt, andererseits hatte sie sich doch geschworen, nie wieder einem Mann ihr Herz zu schenken… und dann war da auch noch Stefanie.

      Dr. Kastner schien ihre Gedanken erraten zu haben.

      »Stefanie ist kein Hindernis«, meinte er lächelnd, dann setzte er sich ohne weitere Umstände zu Susanne ans Bett. »Du hast gesagt, daß bei dir und ihrem Vater keine Liebe im Spiel war… und selbst wenn… was vorbei ist, ist vorbei.« Ganz zwanglos war er bei diesen Worten zum vertrauten Du übergegangen. Jetzt beugte er sich vor und berührte sehr sanft Susannes Gesicht. »Außerdem war ich ja zumindest bei ihrer Geburt dabei, und sie hat mich sofort mit ihrem Charme betört.«

      Susanne mußte lachen. »Ach so. Du willst mich also nur wegen Stefanie wiedersehen.«

      Da sah er ihr ganz tief in die Augen. »Nein, Susanne, ich habe mich auf den ersten Blick in dich verliebt.« Er schüttelte den Kopf. »So etwas ist mir noch nie passiert. Für mich stand immer der Beruf an erster Stelle, aber in den vergangenen zwei Wochen hat mich eine gewisse Patientin sehr viel mehr interessiert.«

      Ein wenig zögernd, so, als hätte sie Angst ihn zu berühren, streichelte Susanne durch das dichte, graumelierte Haar des Arztes.

      »Ich wollte nie wieder einem Mann vertrauen… oder gar Liebe schenken, aber du…« Sie lächelte. »Du hast meinen Vorsatz vom ersten Tag an gehörig ins Wanken gebracht.«

      Zärtlich nahm Dr. Kastner sie in die Arme und küßte sie. »Ich liebe dich, Susanne«, flüsterte er ganz nah an ihrem Ohr.

      »Ich liebe dich auch, Bernd«, erwiderte Susanne und hatte dabei das Gefühl, niemals glücklicher gewesen zu sein als in diesem Augenblick.

      *

      Die Sprechstunde war zu Ende, doch Dr. Daniel machte noch keine Anstalten, sein Zimmer zu verlassen. Er saß auf einem drehbaren Sessel und sah durch das große Fenster, das den Blick auf die Berge freigab. Seit dem langen und auch sehr schmerzvollen Gespräch mit Dr. Sommer fühlte er sich erleichtert, und er war jetzt sicher, mit seiner Rückkehr nach Steinhausen das Richtige getan zu haben.

      Er atmete tief durch, dann stand er entschlossen auf und verließ die Praxis, doch diesmal ging er nicht wie sonst immer nach oben in die Wohnung. Sein Weg führte ihn in den großen gepflegten Garten und zu dem Rosenbeet neben dem Gartenhäus­chen. Prüfend betrachtete er die zarten Blüten und schnitt nach langem Überlegen drei halberblühte

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