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Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel 1. Bettina von Weerth
Читать онлайн.Название Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel 1
Год выпуска 0
isbn 9783740940898
Автор произведения Bettina von Weerth
Жанр Языкознание
Серия Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel
Издательство Bookwire
»Es ist das aller …, allerschönste Gemälde auf Schloss Ahndorf.«
»Da haben wir aber schönere und wertvollere«, widersprach er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Aber dieses Gemälde geht einem ans Herz. Wenn man es betrachtet, wird man ganz ruhig, man beginnt zu träumen … Ich denke, es liegt an der erhabenen Ruhe, die es ausstrahlt.«
Sie drehte sich zu ihm um.
»Sag mal, Florian, habt ihr etwas an diesem Bild gemacht …? Wurde es …?«
Er ließ sie überhaupt nicht aussprechen. »Bist du verrückt, Leonie? An dieses Bild darf keiner ran. Da darf nicht mal das Personal mit einem Feudel über den Rahmen gehen. Es ist so, wie es der Künstler vor Jahrhunderten gemalt hat.«
Sie musste sich damit zufriedengeben.
Florian, der sie wirklich sehr mochte, würde sie für verrückt erklären, wenn sie dem jetzt sagte, dass das Gemälde für sie irgendwie seine Seele verloren hatte.
Er würde sie für eine überspannte Schriftstellerin halten, mit der die Fantasie durchging.
Vielleicht würde er sogar über sie lachen.
Sie sprach es nicht aus.
Aber sie war sich sicher …
Mit dem Bild stimmte etwas nicht.
Vielleicht war es ein wenig übertrieben, es so darzustellen, doch für sie war es zutreffend. Sie hatte zu dieser Flusslandschaft in all den Jahren eine Beziehung aufgebaut.
Aus kindlicher Schwärmerei war ein tiefe Ergriffenheit entstanden.
Und die spürte sie jetzt nicht.
Was sie sah, war nur noch schön. Es fehlte die Tiefe oder was auch immer.
»Komm, lass uns gehen, ehe wir mit den anderen Ärger bekommen.«
Damit war Florian einverstanden. Galant bot er ihr seinen Arm.
Ehe sie das prächtige Esszimmer betraten, bemerkte sie angelegentlich: »Ich habe vorhin Melanie im Park herumkreischen hören. Hektor wollte nicht so wie sie.«
»Er hat eben Charakter. Sie ist vorgestern einfach hier aufgetaucht, und ich versuche, so oft ich nur kann, ihr aus dem Weg zu gehen. Einfach ist das nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie mich stalkt.«
»Sie ist hinter dir her. Du bist die Trophäe, die sie unbedingt gewinnen will.«
Er blieb stehen, sah sie ernst an, und seine Stimme klang ein wenig heiser, als er sagte: »Und wenn sie die einzige Frau auf der Welt wäre, würde ich sie nicht nehmen. Ich verabscheue sie. Und es hilft ihr auch nicht, dass sie sich so offensichtlich bei meinen Eltern einschleimt.«
»Aber ich glaube, die sind von ihr recht angetan.«
Wieder blieb er stehen.
»Ich denke, weniger von ihr als von ihrem Namen … Was glaubst du? Haben meine Eltern aus Liebe geheiratet, oder wurden da zwei Vermögen und zwei große Namen zusammengeschmissen?«
So etwas hatte er noch nie zuvor gesagt, vor allem nicht mit einer so erloschenen Stimme, mit einer solchen Bitterkeit.
Sie zuckte die Achseln.
»Florian, ich weiß es nicht. Man kann ja jedem Menschen nur vor den Kopf gucken. Es scheint mit ihnen doch ganz gut zu laufen. Und es funktioniert seit Jahrzehnten.«
»Ist funktionieren alles?«
Er ließ sie einfach stehen und lief zu den anderen, die sich prächtig zu amüsieren schienen. Man hörte das helle Lachen von Klara und Regina, und das tiefe von Anton.
Sollte Melanie schon da sein, verzog die vermutlich nur ein wenig den Mund.
Leonie hielt diese rothaarige Person nicht unbedingt für fröhlich. Sie kam ihr eher wie eine Schlange vor, die aus bösen Augen ihr Opfer belauerte, um im rechten Augenblick zuzubeißen.
Aber das war vermutlich nur ihre sehr subjektive Meinung, weil sie Melanie nicht ausstehen konnte, noch nie hatte ausstehen können.
Als sie in den beinahe saalähnlichen Raum kam, sah sie, dass auch Melanie bereits anwesend war und mit verkniffenem Mund dasaß.
Sie hatte sich so richtig aufgebrezelt. Trug ein figurbetontes grünes Seidenkleid, das ganz prächtig zu ihrem roten Haar passte. Ihre langen Haare hatte sie mit einem Lockenstab bearbeitet.
Das Ergebnis war beeindruckend. Nur wären Outfit, die Frisur, die gesamte Aufmachung angemessen gewesen für den Besuch einer Oper, einer offiziellen Veranstaltung. Hier wirkte es eindeutig deplatziert, auch wenn der äußere Rahmen, dieser Raum hier, beeindruckend war.
Man war zusammengekommen, um gemeinsam zu Abend zu essen, nicht mehr und nicht weniger.
Leonie begrüßte Melanie, tat ganz überrascht, sie hier anzutreffen.
»Als ich von eurem Besuch erfuhr, wollte ich auch hier sein«, bemerkte Melanie. »Mit deiner Tante Klara und dir als berühmter Kriminalschriftstellerin ist es immer sehr spannend.«
Leonie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Als wenn das der wahre Grund wäre. Melanie wollte Florian nicht aus den Augen verlieren. Sie wollte ihn und würde jede Konkurrentin gnadenlos beiseiteschieben.
Wann würde sie endlich begreifen, dass sie, Leonie, keine Konkurrenz war, und noch mehr … Wann würde sie begreifen, dass sie nicht die geringste Chance bei Florian hatte?
Vermutlich nie.
Solche Melanies gaben niemals auf. Wenn man sie von vorn aus dem Haus schmiss, kamen sie von hinten wieder herein.
Florian hätte längst mit ihr kurzen Prozess gemacht und sie für immer herausgeschmissen. Dumm war, dass seine Eltern, warum auch immer, Melanie ständig ermunterten, nach Ahndorf zu kommen.
Leonie hatte keine Lust, sich mit Melanie zu beschäftigen. Sie hatte auch keine Lust, sich mit ihr zu unterhalten, weil sie sich schlichtweg nichts zu sagen hatten.
Man sprach über die bevorstehende Hochzeit im Fürstenhaus Cappeln-Herm.
Niemand merkte, dass weder Florian noch Leonie sich an dieser Unterhaltung beteiligten.
Florian war in sich gekehrt. Wieder konnte Leonie sich des Gefühls nicht erwehren, dass er ein Problem hatte, dass etwas ihn sehr beschäftigte.
Ein Versuch, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, scheiterte, deswegen widmete Leonie sich dem wirklich köstlichen Essen und war in Gedanken noch immer bei dem van Veere-Gemälde, an dem sie etwas irritierte, sehr sogar.
*
Es hatte nichts mit ihrem Beruf zu tun, wo sie für jeden ihrer Kriminalromane gründlich recherchieren musste.
Sie war schon immer sehr gründlich gewesen und jeder Sache nachgegangen. Ganz früher hatte sie damit ihre Eltern so manches Mal genervt, später ihre Tante Klara.
Es war also kein Wunder, dass sie das mit dem Gemälde nicht los ließ.
Da sie nicht den ganzen Tag über spazieren gehen, ausreiten oder lesen konnte, verbrachte sie sehr viel Zeit vor dem Gemälde.
Jetzt allerdings nicht um Entspannung zu finden, sondern aus ganz anderen Beweggründen. Es stimmte etwas nicht! Je zwanghafter sie sich allerdings bemühte, der Sache auf den Grund zu kommen, umso verkrampfter wurde sie. Da sah sie vieles und gar nichts.
Gerade hatte sie wieder einmal einen Versuch unternommen, zu ergründen, was sie irritierte. Und nachdem ihr gefühlte tausend unsinnige Gedanken durch den Kopf gegangen waren, stand sie auf, stellte den Stuhl an seinen Platz.
In diesem Augenblick lief Florian durch die