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Sie scheinen mir unbegründet zuversichtlich zu sein, wo doch jeder innerhalb der Kirche weiß, dass Ihre Delegation nach Boston in der Hauptsache eine Strafversetzung war. Ihre Anhänger werden dieser unrühmlichen Anekdote wegen schwinden und Ihre Bewerbung um das Amt des Papstes wird schneller beendet sein, als sie überhaupt begonnen hat.«

      »Ist das der Weg, mit dem Sie die Wahlmänner überzeugen wollen?«

      Angullos rechter Mundwinkel wanderte ein wenig nach oben. »Sollte ich lügen, was den wahren Grund Ihrer Versetzung nach Amerika anbelangt? Dass man Sie wegen dieser Ritter des Vatikan und dem Rat der Sieben einhellig Ihres Amtes enthob, diesen Geheimbünden innerhalb der Kirche, von denen niemand etwas wusste?«

      Damit hatte er seine Trumpfkarte ausgespielt und Vessucci stieg nur allzu gern darauf ein.

      »Ich verstehe«, sagte er. »Aber auch Sie vergessen eine Sache.«

      »Und die wäre?«

      »Jene Ritter des Vatikan standen hoch in der Gunst eines jeden Papstes, bis zurück zu den Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Und niemand griff öfter auf ihre Dienste zurück als Papst Pius und Johannes Paul II.« Er stand nun direkt vor Angullo, mit dem Rücken zur Brüstung, und sah ihn direkt an. »Sollten Sie auf diese Taktik setzen, dann besudeln Sie damit den guten Namen von Johannes Paul, einem Mann, der sogar heiliggesprochen wurde.«

      Angullo schüttelte missbilligend den Kopf. »Hören Sie sich eigentlich reden, Bonasero? Sie gebärden sich wie ein Pharisäer.«

      Vessucci sah ihn fragend an.

      »Sagten Sie nicht selbst, dass die Wahrheit ans Licht kommen wird

      »So ist es.«

      »Und doch scheint es in Ordnung zu sein, die Wahrheit über die Ritter des Vatikan vor der Zusammenkunft der Kardinäle zu verbergen, aus Angst, sie könnten diese aus demselben Licht wie Papst Gregor sehen – als Söldner und Abscheulichkeit.«

       Touché.

      Angullo wandte sich von ihm ab und durchquerte das Gemach. »In dieser Kirche ist kein Platz für Heuchler«, rief er über die Schulter zurück. »Ich schlage vor, Sie überdenken Ihre Position gründlich und ziehen sich zurück, bevor Ihr Ansehen so sehr schwindet, dass Sie in irgendeiner Gemeinde in Ostafrika enden.«

      »Ist das eine Drohung?«

      Kardinal Angullo, die Hand bereits auf dem Türknauf, zögerte einen Moment und musterte Vessucci mit obsidianfarbenen Augen. »Meine Position innerhalb der Kirche ist klar. Und es ist klar, was ich will. Wenn Sie mir in die Quere kommen, Bonasero, werde ich Sie vernichten.«

      »Auf die gleiche Weise, wie Sie Papst Gregor vernichteten?«, platzte es aus Vessucci heraus.

      Kardinal Angullo ließ seine Hand sinken und trat zwei Schritte in das päpstliche Gemach zurück. »Glauben Sie, was Sie wollen«, erklärte er. »Aber der Mann starb bei einem Unfall, nichts weiter. Das Traurige an der Sache ist, dass Sie sich zunehmend verzweifelt anhören, und das ist schade, denn es gab einmal eine Zeit, in der Sie hoch angesehen waren.«

      »Das bin ich noch immer, sonst wären Sie nicht zu mir gekommen, um mich in Ihre Pläne einzuweihen und mir zu drohen, aufzugeben.«

      »Ich kam zu Ihnen, um mich mit Ihnen über Politik zu unterhalten, was wir auch taten. Aber Sie bezichtigten mich des Mordes. Damit haben Sie eine Linie überschritten, Bonasero. Politik ist das Eine. Wilde Anschuldigungen etwas anderes.«

      Insgeheim musste Bonasero ihm zustimmen. Als Politiker übertraf ihn Angullo bei nahezu jeder Gelegenheit. Er verfügte über eine scharfe Zunge und einen noch schärferen Verstand. Er hatte Vessuccis Überlegungen, den Tod Gregors betreffend, zu einem Rundumschlag eines verzweifelten Mannes verkehrt. Und hatte Angullo nicht zudem die Vatikanritter als bestes Beispiel dafür benutzt, Vessuccis Wahrheit als heuchlerisch zu brandmarken, da diese ja ein Geheimnis waren, welches vor dem Kolleg bewusst geheimgehalten wurde? War der Umstand, sie aus Angst vor einem gewissen Unmut innerhalb der kirchlichen Hierarchie geheimzuhalten, im Endeffekt nicht genau das: Eine Lüge?

      Auf politischer Seite war Vessucci geschlagen worden, und das sogar vernichtend.

      Angullo tastete blindlings nach dem Türknauf, während er den Blick nicht von Vessucci nahm. Sein schmales Gesicht glühte regelrecht angesichts des Triumphs, den er errungen hatte. »Denken Sie darüber nach, Bonasero. Ihre Schwachstelle ist zu meiner Stärke geworden.«

      »Ich habe das gleiche Recht auf dieses Amt wie Sie«, sagte Bonasero schließlich, wenn auch weitaus weniger selbstsicher als sein Gegenüber.

      »Das gilt für alle Kandidaten«, sagte Angullo, verließ die päpstlichen Gemächer und zog die Tür hinter sich zu.

      Vessucci atmete geräuschvoll aus, als hätte sich die ganze Zeit über seine Frustration in ihm angestaunt und würde sich nun als langer, läuternder Seufzer seinen Weg nach draußen bahnen. Doch ungeachtet dessen blieb er bei seiner Überzeugung, dass Papst Gregor nicht aus eigenem Unvermögen von der Veranda gestürzt sein konnte.

      Er kehrte zu der Brüstung zurück und spähte noch einmal über den Rand und auf das Pflaster hinab. Entgegen Angullos rhetorischer Finten war er davon überzeugt, kein Mann der Verzweiflung, sondern des Gewissens und der Vernunft zu sein.

      Er würde darum kämpfen, die Wahlmänner davon zu überzeugen, dass er noch immer ein so starker Kandidat war wie zur letzten Wahl vor sechs Monaten. Er würde ihnen seine Stärken, aber auch seine Schwächen aufzeigen, und diese vor ihnen ausbreiten, damit sie den weiteren Weg ihrer Kirche bestimmen konnten. Und dann würde er hoffen, dass ihm am Ende der Thron winken würde.

      Noch immer bummelten die Besucher über den Petersplatz. Kardinal Vessucci seufzte noch einmal. Kardinal Angullo war ein ernstzunehmender Gegner, dessen Name ebenfalls bereits während der letzten Wahl ins Rennen geworfen worden war. Und als Präsident des Vatikan eilte ihm der Ruf voraus, der engste Vertraute des Pontifex gewesen zu sein.

      Es würde ein harter Kampf werden, dachte Vessucci bei sich.

      Und mit diesem Gedanken kehrte er ins Domus Sanctæ Marthæ zurück.

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