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Wagen standen zwei Autos der Mordkommission. Das besagte eigentlich genug.

      Der uniformierte Beamte neben der Haustür wollte ihn zuerst nicht hereinlassen. Als er Randers Namen hörte, gab er allerdings den Weg frei.

      »Wo ist es passiert?« erkundigte sich Rander.

      »Unter dem Dach, Sir«, antwortete der Beamte.

      »Hat’s ’ne Schießerei gegeben?«

      »Nee, der war schon weg, als Current kam, Sir.«

      Der Beamte nickte nur.

      »Momentchen mal, Cardy wurde ermordet?«

      Im Treppenhaus roch es nach feuchter Tapete, nach Moder und nach Toilette.

      Mike Rander beeilte sich, nach oben zu kommen. Vor dem letzten Treppenabsatz ging’s kaum weiter. Bildberichter und Pressereporter belagerten den Zugang zu der Mansardenwohnung, in der Jeff Cardy tot aufgefunden worden war. Nur mühsam boxte Mike Rander sich einen Weg durch die nachrichtenhungrige Meute.

      Current kam ihm entgegen.

      »Zu spät«, sagte er bedauernd, »als mein Assistent und ich ankamen, war er bereits tot. Erschossen …! Zwei Treffer in der Brust warfen ihn sofort um.«

      »Und die 8000 Dollar dürften verschwunden sein, wie?«

      »Natürlich, in Cardys Tasche fanden wir noch Silbergeld, alles andere nahm der Mörder an sich.«

      »Ob Hostans das getan hat?« gab der Anwalt zu überlegen.

      »Vorerst nicht zu beweisen, Rander. Im Moment ist das auch nicht so wichtig. Für mich steht es jetzt fest, daß Joel Harrison von ganz ausgekochten Gangstern festgehalten wird. Beide Schecks trugen seine Unterschrift.«

      »Warum mag der Boß der Gang Cardy umgebracht haben? Ob er alle Brücken hinter sich abbrechen will?«

      »Dann sehe ich schwarz für Joel Harrison. Dann wird er nicht mehr lange leben.«

      »Eine Gegenfrage, Current. Muß er überhaupt noch leben?«

      Current sah den Anwalt überrascht an.

      »Na hören Sie mal«, sagte er dann, »vergessen Sie nicht die Schecks mit seiner Unterschrift.«

      »Na und …? Die kann Harrison lange vor seiner Ermordung am laufenden Band ausgestellt haben.«

      Jetzt verstand Current. Er nickte langsam.

      »Für Joel Harrisons Leben gebe ich keinen Pfifferling mehr«, meinte er dann müde.

      *

      Noch lebte Joel Harrison.

      Er hatte unerträgliche Kopfschmerzen, lag auf dem einfachen Bett und stierte zur Decke hoch.

      Seit Stunden hatte er nichts mehr getrunken. Der Alkoholspiegel in seinem Blut sank zusehends. Die Nebel in seinem Gehirn lichteten sich etwas. Damit stellten sich die Schmerzen im Kopf ein, gleichzeitig aber war Harrison endlich mal in der Lage, eigene Gedanken zu fassen.

      Nachträglich ärgerte er sich darüber, das Scheckheft verdorben zu haben. An Einzelheiten konnte er sich jedoch nicht erinnern. Wie es dazu gekommen war, wußte er einfach nicht

      Trocken war sein Mund, rissig die Lippen.

      Seine Gedanken, Wünsche und Vorstellungen kreisten um den heißersehnten Whisky, den Downers ihm mitbringen wollte. Er ließ lange auf sich warten.

      Unten im Haus war das Klappen einer Tür zu hören.

      Hoffnungsvoll richtete er sich auf.

      Damit verstärkten sich die Schmerzen in seinem Kopf. Er hielt sich die Schläfen, ließ sich schnell wieder zurücksinken und schloß die brennenden Augen.

      Nur sein Gehör funktionierte ohne Schwierigkeiten. Er wartete auf das Knarren der hölzernen Treppenstufen. Gleich mußte Chris Downers das Zimmer betreten und die Flasche Whisky auf den Nachttisch stellen.

      Doch Downers erschien nicht. Im Haus wurde es wieder still. Da verlor Harrison die Geduld. Seine Gier nach Whisky war zu groß, um still auf dem Bett liegen zu bleiben.

      Mühsam stand er auf. Er schwankte, als er neben dem Bett stand. Der Mann mußte sich am Bettpfosten festhalten, so schwach waren seine Beine.

      Die Gier nach der Flasche trieb ihn voran.

      Ich brauche nur die Treppe runterzugehen, sagte er sich, unten ist Whisky, ich weiß es ganz genau. Sie haben mich hier oben glatt vergessen, diese Schweine. Sie saufen das Zeug selbst aus und lassen mich glatt verkommen.

      Ihm wurde überhaupt nicht bewußt, daß er die Tür erreichte, es schaffte, an die Treppe zu kommen. Sich am Geländer festhaltend, stieg er Stufe für Stufe mühsam nach unten.

      Er glich einem alten, restlos verbrauchten Mann. Keuchend ging sein Atem. Unterwegs mußte er wiederholt stehenbleiben, wenn das Gleichgewichtsgefühl zu stark aus der Reihe tanzte.

      Noch stand er auf der Treppe.

      Da öffnete sich die Tür zur Küche.

      Helen Napers, die üppige Blondine, trat ins Treppenhaus, sah mit einem Blick, daß Harrison das Zimmer verlassen hatte.

      »Bist du wahnsinnig?« herrschte sie ihn an, »los, zurück in dein Zimmer, Joe. Willst du erwischt werden?«

      »Whisky …!« murmelte Harrison bittend.

      »Chris ist noch nicht zurück«, erwiderte sie scharf. »Verschwinde endlich, oder willst du zurück in die Privatklinik?«

      »Da hab’ ich wenigstens regelmäßig was bekommen.« Eigensinnig blieb er stehen.

      »Ich werde Chris sagen, daß du schon wieder das Zimmer verlassen hast.«

      »Ich brauch ja nur ’nen winzig kleinen Schluck, Helen. Irgendwo muß doch was sein …!«

      »Du gehst mir auf die Nerven …! Warte, ich hol dir ein Glas.«

      Harrison war so schwach, daß er sich setzen mußte. Kurz danach kam sie mit einem gefüllten Glas zu ihm.

      Ihr Benehmen ihm gegenüber hatte sich schlagartig verändert. Sie lächelte. Die scharfen Linien um ihren Mund waren verschwunden.

      »Ich weiß«, sagte sie, »daß Chris dich schlecht behandelt.«

      Er nickte, setzte das Glas wie ein Verdurstender an die Lippen. Es dauerte nur Sekunden, bis das Glas leer war.

      »Hier, ich habe noch einen Schluck«, meinte sie. Freigiebig goß sie Harrison noch mal ein. Sie lehnte sich gegen die Wand des engen Treppenhauses und lächelte Joel Harrison an.

      »Warum bleibst du eigentlich bei Chris?« fragte sie.

      »Wo soll ich denn hin?« gab er zurück. Seine Zunge verlor langsam die Schwere, der Schnaps breitete sich bereits in seinem Blut aus. »Ich will nicht entmündigt werden.«

      »Das schaffst du auch ohne Chris.«

      »Wie denn …?« fragte er und entriß ihr das leere Glas.

      »Hast du schon mal daran gedacht, Joel, daß wir beide auch allein durchkommen können?«

      »Du mit mir, Helen?«

      Erstaunt sah er sie an. Auf diesen Gedanken war er noch nicht gekommen.

      »Warum eigentlich nicht?« bohrte sie vorsichtig weiter. »Hauptsache, wir können uns über Wasser halten.«

      »Würdest du das tun?«

      »Natürlich …! Merkst du denn nicht, daß Downers dich ausnimmt?«

      »Ich … ich weiß nicht …!«

      »Ich weiß es, das genügt. Wir beide würden uns viel besser verstehen. Wir könnten zu meiner Tante fahren. Sie wohnt irgendwo bei Flint. Da findet dich kein Mensch, dort hast du deine Ruhe, brauchst dich nicht herumstoßen zu lassen. Hauptsache, wir können

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