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ist es gut, wenn wir uns offen aussprechen.« Mike Rander nickte und beschäftigte sich mit seinem Glas. Er saß in Gay Harrisons Büro. Irgendwo in einem anderen Büro arbeitete Glidden. Alle anderen Angestellten waren längst gegangen. Im Bürotrakt war es sehr still.

      »Ich komme von ganz unten, Mr. Rander, verstehen Sie? Ich bin durch jeden Dreck gegangen, den es gibt. Ich arbeitete als Bardame, als Modell, als Kellnerin in einem Motel und als Geschäftsführerin einer Tankstelle. Ein Engel war ich bestimmt nicht. Ich wollte nach oben, jedes Mittel war mir recht.

      Bis ich Joel kennenlernte.

      Er war betrunken, als wir uns sahen. Er war restlos herunter, aber er hatte Geld. Glauben Sie mir, Rander, ich witterte meine ganz große Chance. Ich setzte alles auf diese Karte und schmiß mich an ihn ran, wie man so sagt.

      Joel spielte überraschend schnei! mit. Wir heirateten bald. Vielleicht gefiel es ihm, daß ich sein Geld zwar schätzte, aber es nicht ausgeben wollte.

      Er brauchte sich nicht besonders anzustrengen, meinen Geschäftssinn zu entwickeln. Ich scherte mich nicht darum, daß seine beiden Kinder aus erster Ehe mich ablehnten. Ich arbeitete mit ihm im Geschäft, begriff sehr schnell, um was es ging.

      Machtlos nur war ich gegen seine Trinkerei. Die ließ er sich einfach nicht ausreden. Ihm war schlecht beizukommen. Während der ganzen Zeit war und blieb ich ihm eine gute Ehefrau. Ich denke nicht im Traum daran, das alles durch eine Liebelei aufs Spiel zu setzen. Da kann kommen, wer will. Ich halte die Stellung, wenn Sie so wollen, weil ich nicht zurück will in den Dreck. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«

      »Sehr deutlich«, murmelte Mike Rander.

      »Mokieren Sie sich, Rander«, nahm sie ihren Faden wieder auf, »mich kann das nicht erschüttern. Mit Joels Verschwinden habe ich nichts zu tun. Im Gegenteil, er muß so schnell wie möglich wieder zurück ins Haus, sonst ruiniert er das ganze Geschäft. Das sind meine Sorgen.

      Um noch mal auf Glidden zurückzukommen, Rander, er interessiert mich nur als Mitarbeiter und Chefbuchhalter. Wegen Glidden werde ich meine Ehe mit Joel niemals platzen lassen. Randy und Maud warten doch nur darauf, daß sie mir ein Bein stellen können. Ich weiß das sehr genau.«

      Rander war beeindruckt Er glaubte Gay Harrison. Gerade wegen ihres ausgeprägten Geschäftssinns.

      »Wie sieht es mit der Erbfolge nach Joels Tod aus?« fragte er unverblümt. Mit dieser attraktiven Frau, die kalt rechnete, konnte man Fraktur reden.

      »Sagte ich Ihnen doch schon, ich würde die Alleinerbin sein, vom mütterlichen Erbteil der ersten Frau abgesehen. Rander, glauben Sie, Joel könnte etwas passieren?«

      »Schwer zu sagen, wir wissen schließlich nicht, wer ihn unter Alkohol hält.«

      »Sie suchen doch schon seit Tagen nach ihm. Da müssen Sie doch irgendeinen Hinweis bekommen haben.«

      »Wissen Sie mit dem Namen Hostans etwas anzufangen?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Ihr Mann muß doch vor seinem Verschwinden einen besonders guten Freund gehabt haben, einen, mit dem er gern und oft trank.«

      »Diese Freunde brachte er niemals ins Haus.«

      »Sie glauben aber, daß er nach seiner Kur erst richtig trank?«

      »Habe ich das gesagt?«

      »So ungefähr.«

      »Ich bleibe dabei, Rander. Nach seiner Rückkehr von Doktor Givons schüttete er den Alkohol förmlich in sich hinein. Tagelang war er betrunken, bis er dann plötzlich verschwand.«

      »Hört sich so an, als hätte er das Trinken erst richtig in der Klinik gelernt.«

      »Ich kann’s nicht beweisen.«

      »Die Klinik hat einen guten Namen.«

      »Na und …? Es gibt viele gute Namen, die nur hohler Schein sind.«

      Mike Rander glaubte, vor der Tür zum Korridor ein Geräusch , zu hören.

      Er handelte sofort, selbst auf die Gefahr hin, sich lächerlich zu machen.

      Er drückte sich vom Boden ab, sprang aus dem Sessel und rannte zur Tür. Ruckartig riß er sie auf.

      Er hatte sich nicht getäuscht.

      Ein paar Schritte von der Tür entfernt stand Glidden. Er schien gerade erst gekommen zu sein.

      »Was ist?« fragte er lächelnd.

      »Nichts«, gab Mike Rander zurück. Er grinste zurück. Als er wieder vor Gay Harrison stand, stellte er zu seiner Verwunderung fest, daß Mrs. Harrisons Gesicht sich rot färbte. Sie war verlegen und ärgerlich zugleich.

      »Was soll das Theater?« fragte sie endlich.

      »Sehen Sie doch, Mrs. Harrison. Ihr Chefbuchhalter Glidden scheint von Ihnen etwas zu wollen.«

      Glidden erschien in der noch geöffneten Tür.

      »Brauchen Sie mich noch, Mrs. Harrison?« fragte er.

      »Nein, Sie können gehen«, erwiderte sie scharf.

      Glidden verbeugte sich, winkte Rander mit der Hand zu und verschwand hinter der Tür

      Rander zündete sich eine Zigarette an und blieb stehen.

      »Ich werde auch gehen«, sagte er, »vielen Dank, daß ich Sie sprechen konnte.«

      »Ich weiß, was Sie denken«, meinte Gay Harrison. »Gliddens Dummheit oder Neugier lasten Sie mir an, stimmt es?«

      »Kaum«, sagte Mike Rander nur. Dann ging er …!

      Zu Hause angekommen, rief Mike Rander den Auftragsdienst an. So erfuhr er von einem dringenden Anruf Leutnant Currents, der erst vor knapp einer Viertelstunde erfolgte.

      Umgehend ließ Rander sich im Hauptquartier mit dem Detektivleutnant verbinden.

      Current war sofort am Apparat.

      »Fein, daß Sie mich noch erreichen«, sagte Current hastig, »ich wollte gerade losfahren.«

      »Was ist passiert?« fragte Anwalt Mike Rander.

      »Vor knapp einer Stunde wurden zwei Schecks präsentiert und auch honoriert. Das geschah in einer Bank unten im Süden der Stadt, an einem Nachtschalter.«

      »Wie hoch ist die Gesamtsumme?«

      »Runde 8000 Dollar. Ganz hübsche Summe, wie?«

      »Ist dieser Kassierer Ihnen durch die Lappen gegangen?«

      »Der Bankbeamte wollte ihn hinhalten, aber der Überreicher der Schecks roch Lunte. Er hatte es plötzlich sehr eilig.«

      »Hört sich nicht besonders gut an, Current.«

      »Wir brauchen die Flinte nicht gleich ins Korn zu werfen, Rander. Der Mann der Bank merkte sich die Wagennummer. Die identifizierten wir inzwischen. Der Wagen des Schecküberreichers gehört einem gewissen Jeff Cardy. Geht Ihnen jetzt ein Licht auf?«

      »Donnerwetter, das ist doch einer von Hostans Leuten, nicht wahr?«

      »Stimmt genau. Diesem Cardy wollen wir jetzt mal auf die Finger klopfen.«

      »Falls er noch unter der Registrieradresse zu finden ist.«

      »Darauf lasse ich es ankommen. Wollen Sie mitkommen, Rander?«

      »Klar, ich fahre sofort los. Wo treffen wir uns?«

      »In Cicero, Rander. Hier ist die genaue Adresse: Laramie-Street, 1326. Laut Registrierkarte muß Cardy dort wohnen.«

      Mike Rander ließ den Hörer in die Gabel fallen, holte seinen 38er aus der Schreibtischlade und verließ sofort wieder die Wohnung. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, an Currents Seite gegen diesen Gangster anzugehen.

      Obwohl er sich sehr beeilte, traf er erst nach Leutnant

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