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mit Glenn Hastings?« stellte der Butler seine nächste Frage. »Ich habe mir sagen lassen, daß es häufig zu gewissen Reibereien kam, nicht wahr?«

      »Wer hat das gesagt?« brauste Roy Atkins auf.

      »Eine Person, die es schließlich aus erster Hand wissen sollte«, bluffte der Butler ungerührt.

      »Susan Clearborn also«, stieß Roy Atkins hervor und ging damit ungewollt in die Falle, »so etwas hatte ich mir ja denken können. Wundert mich überhaupt nicht!«

      »Sie scheinen von Miß Clearborn nicht sonderlich viel zu halten«, stellte der Butler fest.

      »Sie ist die Intrigantin in Reinperson«, behauptete Roy Atkins, der gegen seinen Willen nun doch mit Auskünften diente. »Sie hetzte Glenn unentwegt gegen uns alle hier auf.«

      »Welchen Sinn mag sie darin gesehen haben?«

      »Wenn Sie mich fragen, dann wollte sie die Ehe zwischen Mister Hastings und seiner zweiten Frau auseinanderbringen. Beweisen kann ich das natürlich nicht.«

      »Welchen verborgenen Sinn mögen diese Intrigen wohl gehabt haben?«

      »Na, denken Sie doch mal an die Erbschaft«, gab Roy Atkins zu überlegen. »Glenn hätte beim Tod seines Vaters doch mit seiner Stiefmutter teilen müssen.«

      »Und nun ist Missis Hastings die mögliche Alleinerbin«, stellte der Butler fest.

      »Nun ja, man kann es natürlich auch so sehen«, antwortete Roy Atkins »aber wenn Sie glauben, daß Glenn Hastings’ Tod irgendwie manipuliert worden ist, dann täuschen Sie sich gewaltig, Mister Parker. Er fiel einwandfrei einem Unglück zum Opfer. Das haben die Untersuchungen eindeutig ergeben.«

      Bevor der Butler weitere Fragen stellen konnte, öffnete sich die Tür zu Roy Atkins Büro, das übrigens im Privathaus von Richard Hastings’ Landhaus untergebracht war.

      »Roy, ich warte auf den Tee«, sagte eine noch recht junge, sympathisch klingende Frauenstimme, »wo steckst du denn?«

      Roy Atkins war peinlich berührt, als die Frau dann seinen Arbeitsraum betrat. Nicht wegen des einteiligen Badeanzuges, den sie trug und der ihre schmale Figur wirkungsvoll unterstrich. Nein, Roy Atkins hörte wohl nicht gern, daß er in Gegenwart eines Besuchers derart familiär und sehr privat angeredet wurde...

      *

      Parker verbeugte sich steif. Dann wandte er sich an Roy Atkins und sagte: »Würden Sie mich bitte vorstellen, Mister Atkins?«

      Atkins, immer noch verlegen, folgte dem Wunsch des Butlers. Parker erfuhr, daß die reizvolle Dame im Badeanzug Mrs. Jane Hastings war.

      »Mister Parker?« fragte sie und sah nachdenklich aus, »hat mein Mann nicht Sie und Mister Rander mit gewissen Nachforschungen beauftragt?«

      »In der Tat«, gestand der Butler, »Wie Ihnen bekannt sein dürfte, Mrs. Hastings, glaubt ihr Gatte, daß sein Sohn einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.«

      »Er ist ertrunken«, gab Jane Hastings zurück. »Wieso soll da ein Verbrechen vorliegen?«

      »Diese Frage müßte noch geklärt werden«, antwortete der Butler in seiner höflichen Art. »Ich darf wohl hinzufügen, daß gewisse Details nun tatsächlich den Schluß zulassen, daß gewisse Dinge nicht stimmen.«

      »Welche Dinge?« warf Roy Atkins ein und sah irritiert zu Mrs. Hastings hinüber, die in ihrem Badeanzug tatsächlich geeignet war, gewisse Unkonzentrationen aufkommen zu lassen.

      »Seitdem Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit ermitteln, werden wir hartnäckig von einer Reihe von Gangstern belästigt«, erläuterte der Butler. »Ersparen Sie mir Einzelheiten. Daraus aber ergibt sich, daß es tatsächlich gewisse ungeklärte, geheimnisvolle Dinge geben muß.«

      Jane Hastings und Roy Atkins warfen sich einen schnellen Blick zu einen Blick, den der Butler selbstverständlich genau registrierte.

      »Ich darf hinzufügen«, redete Parker weiter, »daß diese Gangster von einem relativ jungen Mann- gelenkt und gesteuert werden. Dieser Chef, wie er genannt wird, zeigte sich leider nur maskiert. Was seine Körpergröße angeht, so könnte er mit Ihnen Mister Atkins, durchaus verglichen werden. Das bezieht sich auch auf sein mutmaßliches Alter.«

      »Moment mal, worauf wollen Sie hinaus?« fragte Roy Atkins mit scharfer Stimme. »Drücken Sie sich gefälligst deutlicher aus! Sie wollen doch andeuten, daß auch ich dieser geheimnisvolle Chef sein könnte, oder?«

      »Selbstverständlich«, meinte Parker höflich, »diese Möglichkeit besteht durchaus, warum sollte ich dies verschweigen?«

      »Das ist doch die Höhe! Warum sollte ich Glenn Hastings ermordet haben? Falls überhaupt von einem Mord die Rede sein kann! Er ist schließlich in einem Sturm umgekommen. Daran gibt es nichts zu deuteln!«

      »Wieso glaubt Mister Hastings dann aber nach wie vor an ein Verbrechen, Mister Atkins?«

      »Warum wenden Sie sich nicht an meinen Mann?« warf Jane Hastings ein. »Ich bin wie Roy, äh, ich meine, wie Mister Atkins der Meinung, daß Glenn einem Unfall zum Opfer gefallen ist.«

      »Man wird sehen«, sagte Parker und griff nach Melone und Universal-Regenschirm, »es gibt da einige Dinge, die ich ermitteln konnte. Diese Umstände lassen wohl doch den Schluß zu, daß Glenn Hastings nicht nur ertrunken ist!«

      »Zum Teufel! Drücken Sie sich doch gefälligst deutlicher aus«, schnaubte Roy Atkins unbeherrscht los, »wenn man Sie so hört, müßte man glauben, daß Glenn von mir umgebracht wurde.«

      »Wer weiß...!« gab Parker würdevoll zurück, »auch ein Unfall auf See läßt sich manipulieren. Um offen zu sein, vom Motiv her gesehen kann und darf ich Sie nicht von meiner privaten Liste streichen.«

      »Ich soll ein Motiv gehabt haben?«

      »Nun ja, Glenn Hastings könnte doch, immer theoretisch gesehen, im Besitz von Informationen gewesen sein, die für gewisse Leute hätten gefährlich werden können, oder?«

      Parker sah während seiner Worte Jane Hastings und Roy Atkins sehr betont an. Dann entschuldigte er sich und verließ das Büro des Privatsekretärs, der mit der Frau seines Chefs auf ungewöhnlich vertrautem fuß zu stehen schien...

      Josuah saß in der Lounge seines Hotels und wartete auf die Rückkehr seines jungen Herrn. Er hatte sich einen Cognac bestellt und gab sich seinen Gedanken hin. Parker bedauerte es ungemein, daß er sich nicht eine seiner spezialgefertigten Zigarren anzünden konnte. Da er aber um die Wirkung dieses Krautes auf seine Mitmenschen wußte und darüber hinaus ein Menschenfreund war, verkniff er sich diesen Genuß.

      Parker ließ die bisher ermittelten Fakten noch einmal Revue passieren.

      Es stand so gut wie fest, daß die Gangster um Steve Morgan und dessen geheimnisvollen Chef im Sportwagen aus der engsten Umgebung von Richard Hastings informiert worden waren. Dort hatten sie erfahren, daß Mike Rander und Josuah in Sachen Glenn Hastings ermitteln sollten.

      Es war zu einem ersten Kontakt auf dem Friedhof gekommen. Man hatte Parker beschattet und dann überfallen.

      Es hatte allerdings nicht im Plan der Gangster gestanden, daß Parker den Spieß umdrehte und seinerseits zum Angriff überging.

      Aus diesem Friedhofskontakt war es zu einem immer noch andauernden Duell zwischen Rander-Parker und den Gangstern gekommen. Sie legten es darauf an, das Zweigespann Rander und Josuah Parker möglichst unauffällig umzubringen.

      Warum? Das war und blieb die Frage!

      Wer hintertrieb die Ermittlungen? Wer konnte Interesse daran haben?

      Parker erinnerte sich noch sehr deutlich seiner Unterhaltung mit Roy Atkins und Jane Hastings. Sie schienen miteinander mehr als gut befreundet zu sein. Wußte Richard Hastings davon? Hatte Glenn davon Wind bekommen? War er von Atkins aus dem Weg geräumt worden, weil er seinen Vater informieren wollte? Hatte Jane Hastings, die zweite Frau von Richard Hastings, diesen Mord inszeniert? Ein Motiv war zweifellos vorhanden.

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