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Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman. Karin Bucha
Читать онлайн.Название Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman
Год выпуска 0
isbn 9783959796712
Автор произведения Karin Bucha
Жанр Языкознание
Серия Karin Bucha Staffel
Издательство Bookwire
Der einzige, den das alles nicht zu berühren scheint, ist Doktor Freytag. Sie kann das alles nicht verstehen.
Doktor Müller indessen ist unschlüssig wie noch nie zuvor. Soll er einmal mit Magda sprechen? Soll er ihr die Augen öffnen, daß Freytag, der Frauenheld, nur mit ihr spielt? Warum aber? grübelt er. Er kann doch keinen anderen Grund haben, als daß ihm Magda gefällt.
Er empfindet bei diesem Gedanken heißen Schmerz. Er hat von einer eigenen Praxis geträumt und von Magda als seiner Frau. Er kennt ihre innere Sauberkeit, ihre Gewissenhaftigkeit und steht einfach vor einem Rätsel, wie es Freytag gelingen konnte, diese herbe Frau einzuwickeln.
Soll er sie warnen? Er seufzt. Wann hätte sich ein Mensch warnen lassen, wenn er liebt. Und er ist davon überzeugt, daß Magda Freytag liebt. Nur glaubt er nicht an die Echtheit der Gefühle des jungen Arztes. Und der Alters-unterschied –?
Doktor Müller preßt die Fäuste gegen die Augen. Ihn schmerzt schon der Kopf vom vielen Nachdenken. Dazu kommt noch das häßliche, urplötzlich aufgekommene Gerücht, Romberg hätte bei Stückers Operation nicht gewissenhaft genug gehandelt.
Das Röntgenbild! Abermals geht er in das Zimmer, wo die Röntgenaufnahmen verwahrt werden, und sucht und sucht. Leider ohne Erfolg.
*
Hochaufgerichtet, blaß bis in die Lippen, steht Doktor Romberg vor seinem Chef. Ihm ist, als habe er einen Schlag über den Kopf bekommen. Förmlich benommen ist er von dem Gehörten.
Dazu das spöttische Lächeln Doktor Freytags.
»Was menschenmöglich war, habe ich getan, Herr Professor«, verteidigt er sich, obgleich er es unter seiner Würde hält. »Zwei Operationen, zwei Transfusionen. Einmal hat Doktor Sanders assistiert, einmal Doktor Müller.«
Er schöpft tief Atem. Der Ekel würgt ihn, und Freytag denkt: Jetzt verpetzt er mich, jetzt sagt er, daß ich betrunken zum Dienst erschienen bin. Aber Romberg denkt gar nicht daran. Für ihn ist diese Sache abgetan.
»Wie erklären Sie sich aber das Verschwinden des Röntgenbildes?«
»Keine Ahnung, Herr Professor.« Rombergs Stimme klingt rauh und unnatürlich, was der Professor für Unsicherheit hält. »Es haben ja noch mehr Zutritt zu dem Zimmer – nicht nur ich.«
»Verzeihen Sie, Romberg.« Der Professor tritt auf seinen Oberarzt zu, der so überaus tüchtig ist. »Ich will Sie keinesfalls verdächtigen. Was hätten Sie auch für einen Grund. Sie müssen verstehen, ich muß der Sache nachge-
hen –«
»Glauben Sie etwa auch, ich habe schuld am Todes des Industriellen?«
»Keinesfalls«, kommt ohne Zögern die Antwort, und Rombergs Brust hebt sich in einem befreienden Atemzug. Gott sei Dank! Wenn ihm nur der Professor glaubt. Im gleichen Augenblick begegnet er den blauen Augen Freytags, die merkwürdig verschleiert sind. Was er daraus liest, ist Haß, purer Haß, und er erschrickt darüber.
Ein Gedanke setzt sich in ihm fest, der ihn fast aus dem Gleichgewicht wirft. Nach außen hin erscheint er ruhig, unheimlich ruhig.
»Darf ich mich zurückziehen?«
»Bitte, mein lieber Romberg.« Der Professor drückt ihm fest die Hand. »Wir haben noch mehr zu besprechen. Auf später.«
Romberg weiß nicht, wie er zurück ins Ärztezimmer gefunden hat. Bei seinem Eintritt bemerkt er Doktor Sanders. Sie sitzt reglos, so, wie er sie verlassen hat. In einem blassen Gesicht leuchten ein Paar übergroße Augen.
»Das war es also«, sagt er und lehnt sich gegen den Türrahmen.
»Es ist natürlich alles Unsinn, Herr Doktor«, ringt Sybilla sich die Worte ab. Sein Aussehen erbarmt sie. Es muß ihn wie ein Schlag getroffen haben.
Romberg spricht wie zu sich selbst: »Wenn nur der widerliche Kerl, dieser Freytag, nicht dabeigewesen wäre.«
»Vielleicht – ist er der – Angeber?« gibt sie leise zu bedenken.
Er schüttelt heftig den Kopf.
»Haben Sie sich wenigstens verteidigt?« forscht Sybilla mit klopfendem Herzen.
»Verteidigt?« Romberg lacht grell auf. »Habe ich mich zu verteidigen? Ich habe meine Pflicht getan.«
»Haben Sie von Freytags Trunkenheit gesprochen?«
Rombergs Lippen verziehen sich verächtlich. »Dieser Wicht? Der kann mir doch nichts am Zeuge flicken.«
»Was – was gedenken Sie zu unternehmen?«
»Nichts«, kommt es rasch zurück. »Der Professor glaubt an mich. Das genügt mir.«
*
Und doch ist das Gemurmel hinter Doktor Rombergs Rücken, der nach wie vor unermüdlich seine Pflicht tut, nicht zu ersticken. Er spürt den feinen Widerstand, den man ihm, dem sonst so äußerst beliebten Arzt, entgegenbringt. Und er muß alle Kräfte zusammennehmen, um unbeirrt seinen Weg zu gehen.
Er ist unsagbar stolz. Er fühlt sich in keiner Weise schuldbewußt, und so läßt er die Sache laufen. Er ist noch verschlossener als sonst. Er lacht kaum mehr. Nur an den Betten seiner Patienten ist er der alte. Aber auch da schlägt ihm plötzlich eine Welle des Mißtrauens entgegen.
Zu keinem spricht er sich aus. Er vergräbt sich nach dem Dienst in seine Junggesellenwohnung und zwischen Fachzeitschriften und Büchern.
Sybilla Sanders leidet unsagbar an seiner Seite. Sie ist immer um ihn bemüht, wenngleich er sie kaum bemerkt, höchstens bei den Operationen, wenn sie ihm assistiert.
Romberg merkt, wie seine Nerven langsam aufgezehrt werden, wie er sich eisern zusammenreißen muß, um nicht einfach loszuschlagen. Aber gegen wen? Wo sitzt der unsichtbare Feind?
An einem der folgenden Abende ist es. Sie haben gemeinsamen Nachtdienst, er und Sybilla. Sie sind beide müde, und Sybilla braut, wie schon einmal, starken Kaffee.
Wie sie ihn so dasitzen sieht, grübelnd, finster vor sich hinstarrend, da überkommt sie das Elend. Ihre Hände wollen ihr kaum gehorchen, als sie ihm die Tasse reicht.
»Wie lange wollen Sie das eigentlich noch mitmachen?« zerreißt sie endlich die unerträglich lastende Stille.
»Was?« fragt er geistesabwesend.
»Dieses Stillehalten.«
»Ich weiß nicht«, kommt es mutlos aus seinem Munde, was sie noch mehr erschüttert, als wenn er sich austoben würde. »Ich stehe vor einer Mauer, über die ich nicht hinwegspringen kann.«
»Sie werden in dieser zwielichten Atmosphäre zugrunde gehen.«
»Wem liegt schon etwas daran?« Seine Worte sind mit Spott getränkt.
Sybillas Augen flammen auf. »Es gibt auch Menschen, die an Sie glauben.«
Er beobachtet sie aus sinnenden, umschatteten Augen. Dann stiehlt sich ein kleines Lächeln um seinen Mund.
»Wollen Sie mich trösten?« Er lacht rauh.
Nein! Ich liebe dich – möchte sie ihm zuschreien. Doch ihre Lippen pressen sich fest zusammen. Wie kann sie ihm helfen? Wie? Sie erkennt ihre Unfähigkeit und ist mutlos und todtraurig.
»Trinken Sie«, ermuntert sie ihn. »Sie klappen sonst zusammen.«
»Danke!«
Er nimmt den Kaffee schluckweise zu sich und fühlt, wie er ihn belebt, wie seine Kräfte langsam zurückkehren.
Ein Gedanke durchzuckt ihn, den er sofort ausspricht. »Warum geben Sie sich eigentlich soviel Mühe mit mir, Doktor Sanders?«
»Weil ich Sie als Kollegen sehr schätze.«
Wieder