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Wollen Sie mir dabei helfen? Keiner soll seine Arbeit verlieren. Aber wir wollen gemeinsam vorwärtskommen. Jeder soll nach seiner Leistung bezahlt werden. Ich glaube, wir werden uns ganz gut verstehen.«

      Christiane blinzelt über die Mäd­chen hin, und ein frohes Lachen antwortet ihr. Abermals muß sie Hände drücken. In jedem Händedruck liegt ein schweigendes Versprechen.

      »Wir werden eine Modenschau veranstalten, und diesmal soll sie ein Erfolg werden. Ich glaube fest daran.«

      »Wir auch! Wir auch!« tönt es im Chor zurück.

      *

      Stefan Rietberg bekommt in der nächsten Zeit seine Braut nicht sehr häufig zu sehen. Er ist von Magda Hermann über alles orientiert, und er schmunzelt. Ordentlich neugierig ist er auf die junge, so energische Christiane geworden.

      »Du lernst sie zu unserer Modenschau kennen«, tröstet Cornelia ihn, und damit muß er sich zufriedengeben.

      Fieberhaft wird im »Modesalon Christiane« gearbeitet, alles unter Christianes Leitung.

      Cornelia hat ebenfalls alle Hände voll zu tun. »Wir werden die Villa vermieten«, schlägt sie dem Buchhalter vor. »Das Gärtnerhaus liegt wunderschön im Park und genügt für Mama und Christiane. Die Wagen werden verkauft. Augenblicklich ist Mama bettlägerig und muß sich auch später noch schonen. Vielleicht veranlassen Sie, daß eine Anzeige in die Zeitung kommt.«

      »Gewiß, gnädiges Fräulein«, versichert der alte Mann, hocherfreut über diesen Entschluß.

      Er führt in Abwesenheit Cornelias ein Telefongespräch mit Emil Weber, und als er anhängt, strahlt er förmlich.

      Das Gärtnerhaus wird instandgesetzt, und die nötigen Arbeiten darin vorgenommen. Das alles geschieht, während Stefanie von Ruevel die Zeit in ihrem Zimmer verschläft – oder vor sich hin dämmert.

      Nichts weiß sie, was in dem »Modesalon Christiane« sich alles ereignet, und wie die beiden Mädchen alle Anstrengungen machen, das Geschäft wieder flott zu kriegen.

      Magda Hermann ist Cornelias Vertraute, und sie steht ihr in allen schwierigen Situationen mit gutem Rat zur Seite. Sie ist es auch, die die Handwerker in dem reizenden Gärtnerhaus mit der Sonnenterrasse beaufsichtigt.

      Rudolf Hermann sieht manches, aber er fragt nie und läßt seine Frau gewähren. Aber eine Spannung lebt seit einiger Zeit in ihm, die nicht von ihm weichen will.

      Auf Lothar, der sich bei ihm zur Arbeit gemeldet hat und die Laufbahn des Vaters einschlagen will, ist er sehr stolz. Ein wunderschönes, kameradschaftliches Verhältnis besteht zwischen Vater und Sohn, und wenn die Damen keine Zeit haben, dann finden sich die drei Männer, Rudolf, Stefan und Lothar, bei einer Flasche Wein und in angeregter Unterhaltung zusammen.

      So vergeht die Zeit. Sie ist angefüllt mit Arbeit aller Art, Schwierigkeiten müssen aus dem Weg geräumt werden, manche Träne vergießt Christiane, wenn etwas nicht ganz so ausfällt, wie sie es sich gedacht hat.

      Dann ist es Cornelia, die die junge Schwester emporrichtet.

      Eines Tages ist es soweit.

      Von den Litfaßsäulen spricht es zu den Beschauern:

      Große Modenschau des ­

      »Modesalon Christiane«

      Sonntag, den 8. August,

      Hotel Waldorf

      Einladungen werden verschickt, an die neuen und vor allem an die alten Kunden, die einst dem Modesalon Glanz gaben. Christiane ist unermüdlich tätig, und nicht selten warnt Cornelia sie.

      »Du übertreibst, Christiane. Wenn du so weitermachst, klappst du noch vor der Modenschau zusammen. Heute abend schläfst du dich ordentlich aus. Befehl, hörst du?«

      Trotz ihrer Ernsthaftigkeit muß sie über den unglücklichen Gesichtsausdruck Christianes lachen.

      »Siehst du, Cornelia«, mault sie, ganz wie früher, »immer noch behandelst du mich wie ein Kind, dabei…«

      Stürmisch umarmt Cornelia die junge Schwester, wenngleich sie sonst mit Liebkosungen sehr sparsam umgeht.

      »… dabei bist du das tatkräftigste, energischste Persönchen, weißt ganz genau, was du willst, und, es ist kaum zu glauben, immer tust du das Richtige, und das mit einer geradezu traumwandlerischen Sicherheit.« Sie hält die Schwester prüfend von sich. »Ist das nun genug des Lobes? Oder willst du Komplimente einheimsen, du – du Kindskopf, du.«

      Da lehnt Christiane sich aufseufzend an die Schwester. »Es ist wahr, Cornelia. Ich bin müde wie ein junger Hund und werde mich einmal tüchtig ausschlafen.«

      Cornelia begleitet nach Geschäftsschluß die Schwester in die Villa. Sie haben noch eine kleine Aussprache mit Stefanie vor, und davor fürchten sie sich, ohne es sich gegenseitig einzugestehen.

      Stefanie von Ruevel sitzt, weich in Kissen gebettet, in einem tiefen Sessel auf der Veranda der Villa. Die Fenster sind geöffnet. Die weiche Abendluft weht über sie dahin und bringt erfrischende Kühle nach der Hitze des Tages.

      Merkwürdig verändert ist die Frau. Sie ist still und in sich gekehrt. Das Leben um sie herum scheint kein Interesse mehr für sie zu haben. Man kann schlecht aus ihr klug werden. Hat sie jede Erinnerung an das Vergangene vergessen – oder hängen ihre Gedanken in der Zukunft?

      Sie stellt keine Fragen, und man vermeidet alles, was sie irgendwie erregen könnte.

      Ihre Augen, einst kalt und kaum eine Gemütserregung zeigend, leuchten auf, als sie ihre beiden Töchter Arm in Arm über den Rasen direkt auf das Haus, auf sich zukommen sieht.

      Sie will ihnen zuwinken, aber selbst zu dieser kleinen Geste ist sie zu matt. So lächelt sie nur.

      »Schön von Inge, daß sie dich in die reine Luft gebracht hat, Mama.«

      Cornelia läßt sich anmutig in einen der Liegestühle sinken, den sie dicht neben die Mutter gerückt hat. Chri­stiane macht es sich auf der anderen Seite auf einem Hocker einigermaßen bequem, obgleich sie sich lieber langstrecken möchte, denn ihr Rücken schmerzt.

      »Wir müssen etwas mit dir besprechen«, beginnt Cornelia, und es tut ihr weh, als sie wieder den ängstlichen Ausdruck in der Mutter Augen gewahrt.

      »Es – es ist doch nichts Schlimmes?« flüstert sie, und Unruhe befällt sie. Ihre Hände beginnen auf der Decke umherzutasten. Christiane fängt sie ein. »Nicht sehr, Mama. Wir wollten dir nur einen kleinen Umzug vorschlagen.« Und dann spricht Christiane, die junge Christiane, die so viel Takt- und Feingefühl besitzt und deren Stimme voll Wärme und Güte ist. Sie erzählt schlicht und einfach von der Vermietung der Villa zu einem ungewöhnlich hohen Preis an einen bisher noch unbekannten Mieter, der sich aber noch bei ihr vorstellen wird. Allerdings erst nach der Modenschau. Auch den Verkauf der Wagen berichtet sie und wie Klara Müller mit einer nicht unbeträchtlichen Geldsumme versucht hat, ihre Betrügereien wiedergutzumachen.

      Als sie geendet hat, wirft sie einen Blick auf Cornelia, und diese nickt ihr zustimmend zu.

      Also hat sie die Worte richtig gesetzt, jedenfalls so, daß die immer noch kranke Mutter nicht zu sehr in Erregung versetzt wird.

      Nach einer Weile des Nachdenkens hören sie Stefanie sagen, und das klingt nicht abwehrend, sondern bereits wie ein sich Abfinden.

      »Also im Gärtnerhaus werden wir fortan wohnen?«

      Wieder Pause. Sie hat den Kopf nach der Richtung hin gedreht, wo hinter Bäumen versteckt das Haus liegt. »Auf diesen Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. Ich finde ihn sehr schön. Es hat mir eigentlich immer gefallen.«

      Die beiden Mädchen atmen tief auf, und dann legen sie gleichzeitig den Arm um die Mutter. »Wie schön, Mama, daß du es nicht allzu schmerzlich empfindest, die Villa verlassen zu müssen.«

      »Im Gegenteil, Kinder«, versichert sie eifrig. »Mir ist, als könnte ich in den großen Räumen nie mehr recht glücklich sein.«

      Sie

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