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      Der drehte sich gerade nach der Schwarzen um, faßte sie am Arm und grinste wieder.

      „Es ist nichts“, sagte er beruhigend. „Komm mit zu meinen Freunden, der Bursche braucht noch ’ne Weile, bis er meine Frage beantwortet hat.“

      Der Knecht, ein heller Kopf hauptsächlich seiner blonden Haare wegen, stand dümmlich da und kapierte die Frechheit einfach nicht. Es dauerte lange, bis sich zwischen dem Stroh in seinem Schädel und den paar Gehirnwindungen etwas rührte.

      Er stieß ein gurgelndes Grunzen aus und rückte näher.

      „Ho“, sagte er wütend, denn er dachte nicht im Traum daran, dem schwarzhaarigen Kerl das Feld zu überlassen.

      Am Tresen amüsierten sich inzwischen die Männer über das kleine Zwischenspiel. Der vierschrötige Bulle bot ein Bild des Jammers, aber auch gleichzeitig einer grenzenlosen Wut, wie er so dastand und das eben Geschehene zu verdauen suchte.

      „Bin mal gespannt, was er jetzt tut“, sagte Carberry und schob sein Rammkinn in die andere Richtung.

      Pete Ballie sagte gar nichts. Er hatte sich die blonde Sirene geschnappt, war an den Nebentisch im Dämmerlicht abgehauen und untersuchte sie jetzt gründlich. Er erklärte ihr, daß es gar nicht gut sei, ständig in Höschen herumzulaufen. Was sich da zwischen Roscill und dem ungehobelten Patron anbahnte, juckte ihn nicht im geringsten. Lediglich Carberry, Morgan und Smoky blickten immer noch interessiert herüber.

      Jetzt begann der bullige Knecht zu reagieren. Seine Augen funkelten, einer seiner mächtigen schlenkernden Arme hob sich, um nach der Schwarzen zu greifen.

      „Ho“, grollte es dumpf aus seiner Brust.

      „Das hast du schon einmal gesagt“, erinnerte ihn Roscill. „Aber wie geht’s weiter?“

      Mit der rechten Hand drückte er die Schwarze sanft hinter seinen Rücken, als die mächtigen Pranken vorschossen. Sie griffen ins Leere, und das löste bei dem Ungehobelten eine Wut aus, die ihn rasend werden ließ.

      Jetzt mußte Roscill aufpassen, denn auf der anderen Seite der Bankreihe wuchs ebenfalls das Interesse. Es sah allerdings so aus, als stünden die Fischer und Knechte ausnahmslos auf der Seite des wütenden Bullen.

      Der Knecht hatte jetzt endlich begriffen. Vorher war ihm das einfach nicht runtergegangen. Da stand so ein Wicht vor ihm, lachte ihn aus, schnappte ihm das Vollblutweib weg und verulkte ihn noch dazu. Ein Kerl, den er zwischen zwei Fingern seiner Faust zermatschen konnte, wenn er zugriff. Na, der sollte sein blaues Wunder erleben, dachte er. Und wenn er den Kerl in die Erde gerammt hatte, dann kehrte die Schwarze, dieses Luder, wieder von ganz allein zu ihm zurück.

      Er schlug zu. Seine Faust ballerte los wie eine Drehbasse und zielte genau auf den Schädel des schlanken Mannes. Der würde jetzt platzen wie eine reife Frucht. Danach, das nahm der Knecht sich ernsthaft vor, würde er mit dem Rest, der von dem Kerl noch übrig war, das Blut vom Boden aufwischen und die einzelnen Teile aus dem Fenster werfen.

      Zu seiner grenzenlosen Verwunderung traf er nicht. Da, wo er eben noch deutlich den Schädel gesehen hatte, befand sich jetzt nur noch Luft, in die er ein mächtiges Loch schlug. Der eigene Schwung riß ihn fast von den Beinen.

      „Mann, hast du einen Schlag“, sagte Roscill trocken. „Damit hättest du mich glatt umgebracht, wenn ich nicht zufällig einen Schritt zur Seite gerückt wäre.“

      Der Riese begriff nicht gleich. Dafür hörte er Carberrys brüllendes Gelächter von der Theke her. Ein paar andere grölten mit.

      Wieder sah er rot. Er konnte nichts für seinen Gesichtsausdruck, den er dabei aufsetzte, aber für jeden Polizisten hätte es gereicht, den Kerl drei Wochen lang einzusperren.

      Seine Faust schoß auf das Gesicht des verfluchten Grinsers zu. Die andere drosch er gleich hinterher.

      Roscill stand seitlich neben ihm und brachte ihn mit seinen Bemerkungen an den Rand des Wahnsinns.

      „Nicht schlecht“, höhnte er, „aber du mußt schneller schlagen, verstehst du? Nicht so lahmarschig. Bis deine Fäuste auf dem Marsch sind, bin ich schon am Hafen und hab vorher noch die Hübsche vernascht.“

      Ein uriger Schrei dröhnte durch das Lokal. Roscill wollte es diesmal wohl ganz genau wissen. Er war wieselflink und wendig, aber Carberry dachte auch daran, daß er mal einen von diesen Schlägen einfangen konnte. Und dann war selbst für den knallharten Karibik-Piraten das Feuer aus. Er brauchte dann nicht einmal ärztliche Behandlung.

      Der Klotz wurde noch einmal gestoppt, als sich die Tür der Kneipe öffnete und zwei weitere Kerle eintraten.

      Roscill schenkte ihnen nur einen flüchtigen Blick. Die beiden Kerle waren weder Fischer noch Knechte oder Handwerker. Man sah ihnen die Galgenvögel meilenweit an. Ihre Visagen drückten genau das aus, was sie waren: Lumpengesindel, Pack, Pennbrüder, die klauten und sich durchsoffen und stahlen.

      Der Riese hatte sie ebenfalls nur kurz gemustert, dann wandte er sich wieder Roscill zu, der blitzschnell zur Seite sprang.

      Roscill hatte noch kein einziges Mal zugeschlagen. Es bereitete ihm einen unbändigen Spaß, diesen Klotz zu ärgern, indem er immer schnell zur Seite sprang, sowie der in seiner grenzenlosen Weißglut loslegte und immer wieder Löcher in die Luft schlug.

      Aber jetzt hätte es ihn beinahe doch erwischt. Eine Faust sauste haarscharf an seinem Schädel vorbei. Er hörte die Luft pfeifen.

      Seine eigenen Leute feuerten ihn an – und versetzten den Knecht dadurch in immer größere Wut und Rage.

      Wie ein wilder Bulle stürmte er vor, mit wirbelnden Fäusten, einen markigen Schrei auf den Lippen und mächtig hervorgewölbtem Brustkasten, unter dem Roscill sich ohne weiteres verstecken konnte.

      Roscill duckte ab, trat einen Schritt zurück und ließ die mächtigen Schwinger wirkungslos verpuffen.

      Noch bevor der rasende Bulle Luft holen konnte, war der Karibik-Pirat heran. Schnell und hart schlug er zweimal hintereinander zu. Die Schläge kamen aus dem Schultergelenk, es war eine Menge Dampf dahinter. Alle beide trafen in den Magen. Augenblicklich blieb der Knecht stocksteif stehen, als sei er gegen eine Wand gerannt.

      Roscill ließ ihm keine weitere Zeit zum Staunen. Kaum knickte die bullige Figur durch den rasenden Schmerz etwas ein, als ihm zwei knallharte Brokken haargenau unter das ungeschlachte Kinn donnerten.

      Der Knecht riß die Arme hoch, ruderte, kriegte glasige Augen und verlor dann das Gleichgewicht.

      In seiner ganzen Länge schlug er krachend auf den Bretterboden und ließ die Kneipe in allen Bohlen erbeben.

      Sekundenlang herrschte eine Stille, als wäre die Schenke leer.

      Die Fischer sahen sich an, als trauten sie ihren Augen nicht. Ein paar Huren kreischten entsetzt, zwei andere Knechte sprangen auf und starrten den Mann am Boden an, der jetzt die Augen geschlossen hatte und sich nicht bewegte. Wie tot lag er da.

      Auch der Schankwirt riß den Mund auf. Der grobe Johann neben ihm schüttelte immer wieder seinen dicken Schädel. Auch er kapierte nicht, was da vor seinen Augen reglos am Boden lag. Sein ungläubiger Blick wanderte zu Roscill, der ihn ironisch anlächelte.

      Die Männer der „Isabella“ grinsten still in sich hinein, bis auf Pete Ballie. Der hockte jetzt mit der Blonden unter dem langen Tisch im Halbdunkel und ging zum Großangriff über. Die verzückten Schreie der Blonden heizten den anderen ganz schön ein und ließen darauf schließen, daß Ballie im Heimathafen angelangt war.

      Carberry, auf dessen Schoß die Kleine wie eine zerbrechliche Puppe aussah, lachte dröhnend und überlaut. Er warf einen abfälligen Blick auf die gefällte Eiche am Boden.

      „Möchte wissen, was dieser quergestreifte Affenarsch sich erhofft hat“, sagte er. „Der will gegen einen von uns anstinken? Ho, Männer, darauf die nächste Lage. Stell das Faß am besten gleich auf die Theke, Wirt!“

      „Wenn Sie meinen, Sir.“ Der Wirt dienerte. Diese Gäste

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