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seine harte Hand zu und quetschte dem anderen schmerzhaft die Finger zusammen.

      „Nun seht euch diesen kleinen Klauer an“, knurrte er. Er nahm ihm das Geld ab und holte einmal kurz aus.

      „Penn weiter in der Gosse!“

      Ein Schlag, der dem Pennbruder fast den Hals brach, fegte ihn ein paar Schritte zurück. Wie von der Culverine abgefeuert, segelte er weiter und landete ein paar Yards neben der Stelle, an der er sich schon einmal hingelegt hatte, nur, daß er jetzt vorläufig nicht mehr ans Aufstehen denken konnte.

      „Paßt gut auf euer Geld auf“, sagte Carberry, bevor sie die Kneipe betraten. „Hier gibt es die übelsten Halsabschneider, Schnapphähne und Hafenhaie. Ihr seid euer Geld sonst schneller los, als ihr es versaufen könnt.“

      Er stieß die Tür auf. Die Männer folgten ihm grinsend.

      In der Kneipe, in der ohnehin nicht viel Lärm herrschte, wurde es so still wie in einem Grab.

      Köpfe ruckten herum, um die Neuankömmlinge zu betrachten. Scheele Blicke streiften die Männer, die sich nicht daran störten.

      Sam Roscill sah eine dunkle Schöne auf dem Schoß eines Mannes sitzen, die ihm gerade den Arm um den Hals gelegt hatte. Jetzt wanderte der Blick ihrer Augen zu Roscill hin, gegen den der andere Kerl wie ein grobbehauenes Stück Treibholz aussah, aus dem man ein Gesicht hatte formen wollen. Irgendwann aber hatte den Former dann die Lust verlassen und aufgehört.

      Carberry marschierte grinsend zur Theke und baute sich davor auf. Seine mächtigen Pranken legte er breit auf das Holz.

      Der Wirt hinter der Theke, ein mittelgroßer Kerl mit einer Halbglatze und erwartungsvoll blickenden Augen, musterte die Männer wohlwollend. Seelords brachten für gewöhnlich Geld, anders als diese einfachen Knechte und Penner, die bei einem Humpen stundenlang herumhockten und große Sprüche klopften.

      Neben dem Wirt stand ein Kerl in einem dunklen Wams und schweren Holzschuhen. Er wirkte wie ein Büffel, und seine Pranken standen denen Carberrys nicht viel nach.

      „Ho, Männer“, fing der Wirt an. „Seid ihr von der Galeone, die im River liegt?“

      Mittlerweile waren auch die anderen an die Theke getreten. Roscill sah sich immer wieder nach der Schwarzhaarigen um, die ihm verstohlen zuzwinkerte.

      Der Profos hämmerte seine Pranke auf die Holztheke, daß der ganze Laden zitterte.

      „Wollen wir hier dämliche Fragen beantworten oder saufen, Jungs?“ fragte er.

      „Saufen natürlich“, fiel der ganze Chor ein.

      „Na also, dann laß mal den Branntwein antanzen, Mann!“

      „Sehr wohl, Sir“, sagte der Wirt und gab dem Büffel neben sich ein Zeichen, damit der gleich mit dem Einschenken begann.

      Jetzt erst sahen sich die Männer richtig um.

      Die Schenke war schmuddelig, aber das waren fast alle Hafenkneipen. Mächtige Eichenbalken trugen die verräucherte nachtschwarze Decke, von der ein paar Ölfunzeln herabhingen. Links und rechts an den langen Holztischen kam nur noch schwach das Licht hin. Dort hockten Männer und Frauen, die Männer zum größten Teil Fischer, die Frauen ausnahmslos Hafenhuren. Ein paar würfelten. Andere hockten nur da und stierten in die Humpen.

      Ein bärtiger Kerl fummelte einer kichernden Hure ständig unter dem Rock herum. Der Bärtige hatte Schlagseite, was ihn jedoch nicht davon abhielt, gründliche Forschungen anzustellen.

      „Cheers“, sagte der Profos und hob das Glas.

      „Cheers!“ brüllten die anderen. Der scharfe Branntwein gluckerte durch durstige, ausgedörrte Kehlen.

      Eine der Ladies löste sich aus dem Halbdunkel der linken Tischreihe und stöckelte an den Tresen. Sie hatte lange, hellblonde Haare, einen grell geschminkten Mund und große helle Augen. Ihre Stimme klang wie der Wind, wenn er durch die Pardunen fuhr und sie grell singen ließ.

      „He, Freunde! Und ich? Kriege ich nichts?“

      Sie hatte selten so viele Bewunderer auf einmal gehabt und badete förmlich in den Blicken, die sie schon auszogen.

      Sven Nyberg legte ihr den Arm um die Hüfte.

      „Du kriegst auch was“, versprach er, „wenn du noch ein paar Freundinnen herbringst.“

      Die Freundinnen tanzten schon unaufgefordert an. Der Einladung hatte es gar nicht mehr bedurft.

      Und als Carberry das erste Goldstück auf die Theke knallte, kannte die Freude der leichten Mädchen keine Grenzen mehr. Das waren Kerle! Die sahen nicht nur verwegen wie die Höllenhunde aus und rissen die Mäuler auf – die hatten auch noch was zu bieten! Und das war ja immerhin ein gewichtiges Argument.

      Nur der dunkelhaarige Sam Roscill hielt sich zurück. Eine der Schönen lungerte vor ihm an der Theke herum. Ihre Hand strich immer wieder leicht über seinen Oberarm. Doch Roscill hatte nur Augen für die Schwarze, die bei dem verdammten Klotz von Knecht hockte.

      Auch sie warf ihm immer wieder heiße Blicke zu. Ihr schwarzes Haar war schulterlang, an den Ohren ringelten sich Löckchen empor, und das regte Roscill mächtig auf. Und Brüste hatte die Kleine!

      Die mußte er haben.

      Er drehte sich von der Theke weg und suchte wieder ihren Blick.

      Carberry knuffte ihm in die Rippen.

      „He! Was ist denn mit dir los, Mann! Die Kleine da will was von dir. Greif zu, oder ich schnapp sie dir weg!“

      „Nimm sie ruhig“, sagte Roscill. „Ich hab schon was anderes im Spektiv. Die Schwarze da!“

      Carberry angelte sich die Kleine neben Roscill und schüttelte den mächtigen Schädel.

      „Weib ist Weib“, dröhnte er. „Egal, ob schwarz, blond oder rot!“

      „Ich kenne da Unterschiede, Ed.“

      „Mach, was du willst“, grollte der Profos. „Aber der Holzkopf da drüben wird das Mädchen wohl nicht so leicht hergeben. Der bringt dich ja schon mit seinen Blicken um!“

      Das stimmte allerdings, wie Roscill feststellte. Der ungeschlachte Lümmel stierte wütend herüber, verzog die Lippen zu einem lautlosen Knurren und fletschte die Zähne wie Arwenack, der Affe. Nur sah Arwenack wesentlich besser aus.

      Roscill amüsierte sich heimlich. Das Mädchen saß da wie auf glühenden Holzkohlen, sie drängte von dem Burschen weg, aber der zog sie immer wieder mit einem Knurren an sich heran. Sie traute sich nicht, einfach aufzustehen, denn wo der Knecht einmal hinlangte, da wuchs nichts mehr, und es sah ganz so aus, als würde er dem hübschen schwarzen Kerl jetzt gleich irgendwo hinlangen.

      Roscill entschloß sich zum Frontalangriff.

      Er stieß sich von der Theke ab und ignorierte die Blicke, die ihm von allen Seiten zuflogen. Es waren düstere Blicke, die an ihm klebten, und neidische waren auch darunter. Das lag an dem Gold, das die Männer an der Theke gerade versoffen. Schon lange vorher, als Carberry die erste Münze auf die Theke geknallt hatte, waren diese schiefen Blicke aufgekommen.

      „Hallo“, sagte Roscill mit seiner dunklen, einschmeichelnden Stimme und schenkte der Schwarzen einen feurigen Blick. „Haben wir uns nicht schon mal gesehen?“

      Die Schwarze konnte tatsächlich noch rot werden, dachte er belustigt. Und der grobe Johann neben ihr, der konnte sogar stinkwütend werden.

      Kaum hatte Roscill seine banale Frage gestellt, als der Klotz sich langsam erhob. Er tat es wirklich langsam, und es sah verdammt überlegen aus, zumal er Roscill auch noch um eine gute Kopflänge überragte.

      Roscill sah auf die baumelnden Hände, Dinger so groß wie eine Pfanne, schwielig, hart. Gleich würden sie sich ballen und versuchen ihn ungespitzt in den Boden zu rammen.

      Sein Grinsen verstärkte sich noch mehr. Herausfordernd sah er dem Kerl in die wäßrigen Augen.

      „Ist

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