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schön?«, fragte Ingrid in doppelsinnigem Tonfall.

      Petra blickte sie erstaunt an. »Ja, Mutti, er war wunderschön. Glaubst du es nicht?«

      »Doch, ich glaube es dir, Petra.« Sie strich sich über die Stirn.

      »Hast du noch viel gearbeitet, Mutti?« Petra musterte ihre Mutter forschend. »Du siehst so müde aus.«

      »Ich bin auch müde.« Die Frage überging Ingrid. Sie konnte Petra nicht sagen, dass sie die Mühle überhaupt nicht mehr betreten hatte. »Deshalb werde ich heute ganz früh schlafen gehen.«

      »Mit mir zusammen?«

      »Ja, Petra.«

      »Ich weiß, dass du sonst immer noch lange am Fenster sitzt und hinausschaust.« Petras Hand schmeichelte sich in die der Mutter. »Dann denkst du immer an Vati und daran, dass wir jetzt so allein sind. Aber du sollst nicht traurig sein. Schau, der liebe Gott hat uns doch auch geholfen, als du so krank warst.«

      »Ja, er hat uns schon oft geholfen, Petra, und dafür bin ich ihm sehr dankbar.« Leise setzte Ingrid hinzu: »Er hilft den Menschen oft, wenn sie in größter Not sind.« Sie dachte wieder an den Mann in ihrem Haus. Würde er auch ihm helfen?

      Petra wollte den Schlüssel haben, vorauslaufen und die Haustür aufschließen. Das tat sie häufig. Heute musste sie warten, bis die Mutter selbst aufschloss.

      Ingrid sah scheu in den Hausflur. Sie hatte Angst, dass sich Stefan Becker zeigte. Ihr erster Blick galt dem Badezimmer, und sie atmete erlöst auf, als sie ihren Gast dort nicht mehr vorfand. Nichts in dem Raum ließ darauf schließen, dass sich jemand hierin aufgehalten hatte. Er schien alles wieder sorgfältig an den Platz zurückgelegt zu haben, wohin alles gehörte. Denn dass er sich gewaschen haben musste, sah sie an dem sorgfältig zusammengelegten Handtuch, welches sie ihm hingelegt hatte und das nun nass war.

      Petra half ihr, das Abendessen auf den Tisch zu bringen. Sie hatte großen Hunger, und es schmeckten ihr auch die etwas dürftig belegten Brote.

      »Du hast zu viel Brot abgeschnitten, Mutti«, tadelte sie, »das vertrocknet ja bis morgen. Hast du gedacht, dass wir das alles schaffen?«

      Ingrid hatte Mühe, ihre Verlegenheit zu verbergen. Sie konnte nicht sagen, dass sie gleich einige Scheiben für Stefan Becker mit abgeschnitten hatte. Es fiel ihr schwer, zu schwindeln.

      Sie hatte Petra gegenüber auch ein schlechtes Gewissen, als sie ihr im Schlafzimmer eine gute Nacht wünschte und auf ihre Frage, ob sie nun auch wirklich gleich ins Bett kommen werde, antwortete: »Ja, Petra. Aber du solltest nicht auf mich warten. Ich habe doch in der Küche noch zusammenzuräumen.«

      »Das könntest du auch morgen in der Frühe machen«, maulte Petra. »Es ist so schön, wenn du schon neben mir liegst, ehe ich schlafe.«

      Ingrid verließ das Schlafzimmer eiliger, als sie das vorgehabt hatte. Aber sie wagte sich noch nicht in den kleinen Raum. Petra schlief noch nicht und hätte sie hören können, und sie wollte kein Risiko eingehen.

      Eine halbe Stunde später überzeugte sich Ingrid davon, dass Petra fest eingeschlafen war, erst jetzt ging sie zu Stefan Becker.

      Er lag im Schlafanzug auf dem Sofa und hatte sich die Decke bis zum Kinn gezogen. Trotzdem schien er zu frieren.

      Ingrid beugte sich über ihn. Auf seiner Stirn stand wieder Schweiß, und er atmete schwer.

      »Ich bringe Ihnen gleich etwas zu essen, noch einmal Tee und die Tabletten«, sagte sie und lief aus dem Zimmer.

      Als sie zurückkam, reichte sie Stefan Becker ein Fieberthermometer. »Wir müssen wissen, wie viel Fieber Sie haben. So leichtsinnig wie bisher dürfen Sie nicht mit Ihrer Gesundheit umgehen.«

      Er tat ihr etwas widerwillig den Gefallen und steckte das Fieberthermometer in die Achselhöhle. Dann griff er nach einem belegten Brot. Aber er aß es ohne Appetit und lehnte schon das nächste Brot ab. Dafür trank er den Tee in gierigen Schlucken.

      »Meine Kehle ist ganz ausgetrocknet«, sagte er und sah sie entschuldigend an.

      Ingrid wartete noch ein paar Minuten, schließlich bat sie ihn um das Fieberthermometer. Sie trat dann unter die Lampe. Aber trotz des hellen Lichtes sah sie mehrere Male auf die Quecksilbersäule.

      »Und?«, fragte Stefan Becker, als sei er nun doch etwas interessierter dran, wie viel Fieber er hatte.

      »Fast vierzig Grad. Das darf ich Ihnen nicht verheimlichen.« Ingrid sah sehr erschrocken aus. »Das kann nicht nur eine einfache Erkältung sein. Was tun wir? Ich mache mir richtig Sorgen um Sie.«

      »Morgen früh wird es mir bessergehen. Ich habe hier ein warmes Bett, und Sie haben mich gut versorgt. Wenn ich jetzt noch die ganze Nacht durchschlafen kann, sieht morgen alles anders aus.« Stefan Beckers Stimme klang zuversichtlich.

      »Glauben Sie an Wunder?« Ingrid erzählte von dem Arztehepaar Weide. »Die beiden würden schweigen, Herr Becker. Lassen Sie mich Frau Dr. Weide rufen. Ich brauche nur eine Viertelstunde bis zur Telefonzelle. Sie steht am Ortsrand von Bachhausen. Mein Telefon ist vorübergehend abgestellt. Erst nächste Woche kann ich es wieder benutzen.«

      »Ich lasse Sie nicht in die Nacht hinausgehen. Vor Kurzem waren Sie selbst krank. Nein, und es lohnt sich auch nicht, für mich die Nachtruhe zu opfern. Ich habe das nicht verdient. Ich hätte sowieso nicht bei Ihnen bleiben dürfen.« Stefan Beckers Stimme klang verzweifelt.

      »Sie sollten nicht so dummes Zeug reden«, erwiderte Ingrid unwillig. »Warum sollten Sie es nicht verdient haben, dass ich mich um Sie kümmere? Ferner habe ich Sie hier aufgenommen, also trage ich auch die Verantwortung für Sie. Ich rufe jetzt Frau Dr. Weide, sie wird Ihnen mehr helfen können als ich.«

      Stefan Becker wollte etwas einwenden, da ging Ingrid schon zur Tür. »Nein, keine Widerrede!«

      Sie verließ das Zimmer und warf sich im Flur ein Tuch um die Schultern. In ihrer Aufregung war sie nicht so vorsichtig wie bisher. Sie ging schnell durch den Flur, und auch das Öffnen und Schließen der Haustür war zu hören.

      Stefan Becker hatte sich im Bett aufgesetzt. Wieder drehte sich vor ihm alles im Kreis. Trotzdem stand er jetzt auf. Das geschah wie unter einem Zwang, den das hohe Fieber ihm diktierte.

      »Ich muss sie zurückrufen«, redete er vor sich hin. »Sie darf nicht um meinetwillen in die Nacht hinauslaufen. Es kann ihr etwas passieren.« Er torkelte in den Flur. Dort rief er: »Frau Pleyer, sind Sie noch hier?« Es war ihm nicht bewusst, dass er eben das Schließen der Haustür vernommen hatte.

      Plötzlich gellte ein Schrei durch das Haus.

      Im Flur stand die kleine Petra. Sie sah den Mann im Schlafanzug entsetzt an.

      »Wo ist meine Mutti?«, fragte sie. Schon liefen Tränen über ihr Gesicht. Ängstlich sah sie auf den fremden Mann. »Wo ist sie?«

      Stefan Becker stützte sich mit beiden Händen an die Wand. Er bemühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber immer wieder waren es nur wirre Dinge, die ihm durch den Kopf gingen. Nur eines konnte er noch einigermaßen klar sagen: »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.«

      Petra wich zwei Schritte zurück. Ihre Augen waren weit geöffnet, ihre Lippen zitterten. »Wo ist meine Mutti?«

      »Sie ist – telefonieren gegangen. Aber das – hätte sie nicht tun sollen. Sie will – eine Ärztin holen, weil ich krank bin. Aber ich brauche keine Hilfe. Sie soll zurückkommen.«

      Stefan Becker ging auf bloßen Füßen zur Haustür und rüttelte an der Klinke. Aber die Tür öffnete sich nicht. Dann drehte er sich um. »Hast du – einen zweiten Schlüssel für die Haustür?«

      Petra zögerte, ihre Gedanken überstürzten sich. Der fremde Mann wollte hinaus. War es nicht am besten, wenn er aus dem Haus kam? Dann brauchte sie keine Angst mehr vor ihm zu haben. Gewiss log er, wenn er sagte, dass ihre Mutter für ihn die Ärztin holen wollte. Sicher wusste ihre Mutti gar nicht, dass er hier war. Er musste sich irgendwie ins Haus geschlichen haben.

      Das

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