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es aber jedem selbst überlassen, welche Schlüsse er ziehen möchte und ziehen kann.

      Anfang 2010 ging dann die Internetseite »www.noahs-berg.de« an den Start. Das Vorhaben, »Noahs Berg« als Buch zu veröffentlichen, scheiterte zunächst. Doch nun war die Theorie und mein Beitrag dazu für jedermann einsehbar und ich war damit neben Bill Crouse, David Rohl und Charles Willis der vierte »Cudi-Experte« außerhalb der Türkei, mit Einträgen bei NoahsArkSearch16 und Wikipedia17.

      Mithilfe eines befreundeten Journalisten gelang es, einen ausführlichen Artikel in der Zeitschrift Ethos zu platzieren. Den damaligen Chefredakteur, Rolf Höneisen, kannte ich schon vorher, und in dem mehr wissenschaftlich orientierten Magazin Factum hatte er bereits im April 2008 kurz über die Berg-Cudi-Theorie berichtet. In der Neuauflage von Manfred Stephans Buch »Sintflut und Geologie« wurde mein Beitrag über »Noahs Berg« in einer Fußnote erwähnt.

Von Otmar Reiter erstellte Karte der Osttürkei mit den »Arche-Bergen«, (Sanli-)Urfa und Göbekli Tepe

      Von Otmar Reiter erstellte Karte der Osttürkei mit den »Arche-Bergen«, (Sanli-)Urfa und Göbekli Tepe

      6. Arche Noah gefunden!

      Gerade als der Ethos-Artikel in Druck war, ging eine unfassbare Meldung durch die Presse: Ein türkisch-chinesisches Team habe die Arche Noah auf dem Berg Ararat gefunden.

      Factum-Redakteur Rolf Höneisen bat mich um eine Stellungnahme, ich aktualisierte die Noahs-Berg-Internetseite und verfasste schließlich noch eine Pressemeldung für die »Studiengemeinschaft Wort und Wissen«. Recht schnell stellte sich heraus, dass der Arche-Fund höchst zweifelhaft war18, und so gab es keinen Anlass, meine Forschung am Berg Cudi zu beenden.

      Einige Themen im Zusammenhang mit der Sintflut, der Arche Noah und der Frühgeschichte der Menschheit verarbeitete ich zu Artikeln für die Zeitschrift »Factum«.

      Dieses Buch fasst nun die wichtigsten Erkenntnisse aus meiner Forschungstätigkeit zusammen: Es bietet eine Gesamtschau über die Geschichte der Expeditionen am Ararat, eine Diskussion über den »richtigen« Arche-Berg sowie grundsätzliche Überlegungen zu einer biblisch orientierten Interpretation geologischer und archäologischer Forschungsergebnisse. Dabei erscheint die Menschheitsgeschichte in einem neuen Licht – und gleichzeitig tritt eine sehr alte Sichtweise zutage, die noch nicht von Bibelkritik und Evolutionstheorie beeinflusst war und die die Bibel als maßgebliche historische Quelle betrachtete.

      Beim Lesen meiner Ausführungen zur Arche Noah müssen Sie letztlich selbst entscheiden, welche Entdeckungen Sie akzeptieren können und auf welche Art und Weise Sie die Ergebnisse in Ihr Weltbild einordnen möchten. Einige Schlussfolgerungen mögen spekulativ sein und stellen mitunter große Herausforderungen für die anerkannte Lehrmeinung dar. Obwohl ich selbst schon seit vielen Jahren die Evolutionstheorie anzweifle, bemerkte ich erst in den letzten Jahren, wie sehr die angeblichen Jahrmillionen der Erdgeschichte unser Denken prägen. Und: Wie schwer es vielen Menschen fällt, sich vorzustellen, dass die Geschichten der Bibel und auch Gott selbst keine menschlichen Erfindungen sind, sondern die Grundlagen unseres Daseins. Gott selbst hat sich in der Bibel offenbart. Er hat Menschen dazu veranlasst, über ihn und die Welt zu schreiben – und sie haben ihre Aufgabe sehr gewissenhaft erledigt, auch wenn ihnen heute viele keinen Glauben mehr schenken wollen.

      Kommen Sie mit auf eine Reise zu den wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Landeplätzen der Arche Noah. Entdecken Sie, was noch zu finden ist und was für immer verloren ist – und wie viele Puzzlestücke hervorragend zusammenpassen, um den berühmten Buchtitel zu bestätigen: »Und die Bibel hat doch recht!«19

      Teil II: Die Suche nach der Arche

      7. Die Besteigung des Ararat und erste Sichtungen der Arche

      »Einen Augenblick hielten wir inne am Fuße der mächtigen Schneepyramide, die sich vor unserem Blicke an dem heiteren blauen Himmel wundervoll projizierte, trafen noch eine Auswahl der entbehrlicheren Gegenstände, die wir hinter einem Felsen zurückließen, und betraten nun ernst und still, nicht ohne einen gewissen heiligen Schauer die Region, in der sicher seit Noahs Zeiten kein menschlicher Fuß geweilt hatte. Am Anfang war das Fortkommen leicht, weil der Abhang nicht sehr steil und überdies mit einer Lage frischen Schnees bedeckt war, auf der sich’s behaglich wanderte; auch konnten die wenigen Querspalten im Eise wegen ihrer geringen Breite leicht überschritten werden. Diese Freude währte aber nicht lange, denn nach ein paar hundert Schritten vermehrte sich schon die Neigung dergestalt, dass wir im Schnee nicht mehr festen Fuß fassen konnten, sondern, um nicht auf der darunterliegenden Eisfläche zu gleiten, unsere Zuflucht zu dem Hilfsmittel nehmen mussten, auf dessen Gebrauch ich mich und alle meine Begleiter gefasst gemacht hatte, nämlich das Aushauen von Stufen.«1

      Dr. Friedrich Parrot (1792–1841), ein deutschbaltischer Forschungsreisender, war der erste, der mit einer Bergsteigergruppe den Gipfel des Ararat erreicht hat. Der Berg galt zuvor als unbezwingbar. Aufgrund der zurückhaltenden – nach Parrots Ansicht abergläubischen – Angaben seiner armenischen Begleiter wurde seiner Erstbesteigung immer wieder misstraut. Obwohl Parrot heute offiziell als Ararat-Pionier gilt und seine Besteigung »kaum noch angezweifelt werden« kann2, neigen Schriftsteller wie Frank Westerman nach wie vor dazu, seine Berichte »mit großer Vorsicht zu genießen«3.

Dr. Friedrich Parrot

      Zwar liegt der Ararat in der heutigen Türkei, er gilt aber doch vor allem den Armeniern als heiliger Berg und Wahrzeichen ihrer nationalen Identität. Er ist dort allgegenwärtig auf Flaggen, Wappen und Münzen. Der Anblick des Ararat von der Hauptstadt Eriwan aus ist das bekannteste Postkartenmotiv des Landes. Obwohl unerreichbar jenseits der Grenzlinie, gilt der Ararat, von den Einheimischen »Masis« genannt, als der Mittelpunkt Armeniens.

      Eine alte Legende besagt, dass einst der Heilige Jakob die Arche auf dem Gipfel des Ararat suchen wollte. Doch ein Engel habe ihn zurückgedrängt und ihm schließlich als Lohn für seine Bemühungen ein Stück der Arche geschenkt. Bis heute wird diese Reliquie in der Kathedrale von Etschmiadsin aufbewahrt. Doch die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass sich das in der Legende beschriebene Ereignis am Großen Ararat abgespielt hat.4 Trotzdem begründete es den Mythos der Unbesteigbarkeit des heiligen Berges.

      Auch wenn Parrot nicht nach der Arche suchte, war seine Erstbesteigung wohl der wichtigste Auslöser für einen regelrechten Arche-Boom in der folgenden Zeit: Es war möglich geworden, diesen Berg zu besteigen, und vielleicht befanden sich – wie von Parrot angedeutet – unter dem Eis noch Überreste des uralten Schiffes:

      »Fragt man nun nach der Möglichkeit von Überresten der Arche auf dem Ararat, so kann die Physik eine solche Möglichkeit nicht verwerfen, falls wir nur annehmen, dass der Gipfel des Ararat bald nach der Sündflut wieder angefangen habe, sich mit unvergänglichem Eis und Schnee zu bedecken, was zu bezweifeln kein triftiger Grund vorhanden ist, besonders wenn man erwägt, dass Eis- und Schneedecken von hundert und mehr Fuß Tiefe in großen Gebirgen gar nichts Ungewöhnliches sind, also wohl auch in der Vertiefung auf dem Gipfel des Ararat leicht so viel Eis liegen mag, als nötig ist, die 30 Ellen hohe Arche zu bedecken.«5

      Wie es das beschriebene Aushauen von Stufen vermuten lässt, war es kein leichtes Unterfangen, den 5137 Meter hohen Gipfel zu besteigen. Das erste Vortasten bis zur Schneegrenze begann am 12. September

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