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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Soll ich Ihnen endlich sagen, Sire, was Sie wohl wissen, was Sie mit so viel Bitterkeit wahrgenommen, daß Sie mit Niemand davon sprachen? Die Könige, unsere Brüder, die uns einst beneideten, die Könige, unsere Brüder, wenden sich von uns ab. Ihre vier Töchter, Sire, die Töchter des Königs von Frankreich, Ihre vier Töchter sind unverheirathet geblieben, und es gibt zwanzig Prinzen in Deutschland, drei in England, sechzehn in den Staaten des Norden, ohne unsere Verwandten, die Bourbonen von Spanien und Neapel zu zählen, die uns vergessen oder sich von uns abwenden, wie die Anderen. Vielleicht hätte uns der Türke gewollt, wären wir nicht die Töchter des allerchristlichsten Königs gewesen. Oh! ich spreche nicht für mich, mein Vater, mein Stand ist ein glücklicher Stand, denn ich bin frei, denn ich bin Niemand von meiner Familie nöthig, denn ich kann in der Zurückgezogenheit, in der Beschauung, in der Armuth zu Gott beten, daß er von Ihrem Haupte und von dem meines Neffen den furchtbaren Sturm ablenke, den ich in der Ferne am Himmel der Zukunft aufziehen sehe.«
»Meine Tochter, mein Kind,« entgegnete der König, »Deine Befürchtungen machen Dir diese Zukunft schlimmer als sie ist.«
»Sire, Sire,« sprach Madame Louise, »erinnern Sie sich der Fürstin des Alterthums, der königlichen Prophetin; sie weissagte wie ich ihrem Vater und ihren Brüdern den Krieg, die Zerstörung durch Feuer und Schwert; und ihr Vater und ihre Brüder lachten über ihre Weissagungen und nannten sie wahnsinnig. Seien Sie auf Ihrer Hut, o mein Vater! bedenken Sie, o mein König!«
Ludwig XV. kreuzte seine Arme, ließ sein Haupt auf seine Brust sinken und erwiederte:
»Meine Tochter, Sie sprechen streng mit mir, das Unglück, das Sie mir vorwerfen, ist es denn mein Werk?«
»Gott verhüte, daß ich dies denke, doch es ist das der Zeit, in der wir leben; Sie werden fortgerissen, wie wir Alle. Hören Sie, Sire, wie man auf den Parterren Beifall klatscht bei der geringsten Anspielung gegen das Königthum; sehen Sie, wie die freudigen Gruppen am Abend mit großem Geräusch die kleinen Treppen der Entresols herabsteigen, während die große Marmortreppe düster und öde ist. Sire, das Volk und die Höflinge haben sich besondere, von den unserigen getrennte Vergnügungen gemacht; sie belustigen sich ohne uns, oder vielmehr. wenn wir erscheinen, wo sie sich belustigen, machen wir sie traurig. »Ach!« fuhr die Prinzessin mit einer anbetungswürdigen Schwermuth fort, »ach! arme, schöne junge Leute! arme reizende Frauen! liebt! singt! vergeßt! seid glücklich! Ich war Euch hier lästig, während ich Euch dort dienen werde. Hier unterdrücktet Ihr Euer freudiges Gelächter, aus Furcht, mir zu mißfallen; dort, dort werde ich beten, oh! ich werde beten von ganzem Herzen für den König, für meine Schwestern, für meine Neffen, für das Volk von Frankreich, für Euch Alle endlich, die ich liebe, mit der Kraft eines Herzens, das noch keine Leidenschaft geschwächt hat.«
»Meine Tochter,« sprach der König, nach einem düstern Stillschweigen, »ich flehe Sie an, verlassen Sie mich nicht, wenigstens nicht in diesem Augenblick; Sie haben mein Herz gebrochen.«
Louise von Frankreich ergriff die Hand ihres Vaters, heftete voll Liebe ihre Augen auf das edle Antlitz von Ludwig XV. und sprach:
»Nein, nein, mein Vater, nicht eine Stunde mehr in diesem Palast. Nein, es ist Zeit, daß ich bete. Ich fühle die Kraft in mir, durch meine Thränen alle Vergnügungen zu sühnen, nach denen Sie trachten, Sie, der Sie noch so jung sind, Sie, der Sie ein guter Vater sind, der Sie zu vergeben wissen.«
»Bleibe bei uns, Louise, bleibe bei uns,« sprach der König, und schloß seine Tochter in seine Arme.
»Die Prinzessin schüttelte den Kopf, machte sich aus der königlichen Umarmung los, und erwiederte traurig:
»Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Leben Sie wohl, mein Vater, Ich habe beute Dinge gesagt, die mein Herz seit zehn Jahren belasteten. Die Bürde erdrückte mich, Leben Sie wohl; ich bin zufrieden. Sehen Sie: ich lächle, ich bin seit heute erst glücklich.– Ich beklage nichts.«
»Nicht einmal die Trennung von mir, meine Tochter?«
»Oh! sie würde mir Kummer machen, wenn ich Sie nicht mehr sehen sollte; doch Sie werden zuweilen nach Saint-Denis kommen; Sie werden mich nicht gänzlich vergessen.«
»Oh! nie! nie!«
»Lassen Sie sich nicht erschüttern, Sire, Man soll nicht denken, diese Trennung sei von Dauer. Meine Schwestern wissen, wenigstens wie ich glaube, noch nichts; meine Frauen allein sind in das Vertrauen gezogen. Seil acht Tagen treffe ich alle Anstalten und es ist mein innigster Wunsch, daß der Lärm meiner Abreise erst nach dem der schweren Pforten von Saint-Denis ertöne. Dieser letztere Lärm wird mich verhindern, den andern zu hören.«
Der König las in den Augen seiner Tochter, daß ihr Vorhaben unerschütterlich war. Es war ihm ohnedies lieber, daß sie ohne Geräusch abreiste. Wenn Madame Louise den Ausbruch des Schluchzens für ihren Entschluß befürchtete, so befürchtete ihn der König noch viel mehr für seine Nerven.
Dann wollte er nach Marly gehen, und zu viel Schmerz in Versailles hätte nothwendig die Reise verzögert.
Endlich bedachte er, daß er, eine zugleich des Königs und des Vaters unwürdige Orgie verlassend, nicht mehr dem ernsten, traurigen Gesichte begegnen würde, welches ihm wie ein Vorwurf über das sorglose, träge Leben, das er führte, erschien.
»Es geschehe nach Deinem Willen, mein Kind,« sagte er; »empfange den Segen Deines Vaters, den Du stets vollkommen glücklich gemacht hast.«
»Nur Ihre Hand, daß ich sie küsse, Sire, und geben Sie mir im Geiste diesen kostbaren Segen.«
Für diejenigen, welche von ihrem Entschluß unterrichtet waren, bot sie ein großartiges, feierliches Schauspiel, diese Prinzessin, welche mit jedem Schritte, den sie that, ihren Ahnen näher rückte, die aus der Tiefe ihrer goldenen Särge ihr zu danken schienen, daß sie lebendig kam, um sie in ihren Gräbern aufzusuchen.
An der Thüre grüßte der König seine Tochter, und wandte sich dann um, ohne ein Wort zu sagen.
Der Hof folgte ihm, der Etiquette gemäß.
XXVIII.
Loque, Chiffe und Graille
Der König wandte sich nach dem Cabinet der Equipagen, wo er vor der Jagd oder der Spazierfahrt einige Augenblicke zuzubringen pflegte, um besondere Befehle den Leuten vom Dienst zu geben, deren er für den Rest des Tages bedurfte.
Am Ende der Gallerie grüßte er die Höflinge und bedeutete ihnen durch ein Zeichen, daß er allein sein wolle.
Als Ludwig XV. allein war, setzte er seinen Weg durch einen Corridor fort, auf welchen die Gemächer der Prinzessinnen gingen. Vor der durch eine Tapete verschlossenen Thüre, angelangt, blieb er einen Augenblick stehen, schüttelte den Kopf und brummte durch die Zähne:
»Es war nur Eine von ihnen gut, und diese ist abgereist.«
Ein Ausbruch von Stimmen antwortete auf dieses für die Uebrigen ziemlich unhöfliche Axiom. Die Tapete wurde aufgehoben und Ludwig XV. mit den Worten:
»Ich danke, mein Vater!« begrüßt, die im Chor ein wüthendes Trio an ihn richtete.
Der König befand sich mitten unter seinen drei andern Töchtern.
»Ah! Du bist es, Loque,« sagte er, sich an die älteste von den dreien,