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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Der junge Mann eilte auf sie zu; doch mit einer gebieterischen Geberde der Hand hielt sie ihn zurück und sprach:
»Hören Sie, obgleich jung, oder vielmehr, weil Sie jung sind, müssen Sie menschenfreundliche Gefühle haben. Widersetzen Sie sich meinem Abgang nicht. Ich fliehe einen Mann, den ich liebe, doch ich bin vor Allem Römerin und gute Katholikin. Dieser Mann aber würde meine Seele zu Grunde richten, wenn ich länger bei ihm bliebe, denn er ist ein Atheist und ein Nekromant, den Gott so eben durch die Stimme seines Donners gewarnt hat. Möchte er auf diese Warnung hören! Sagen Sie ihm, was ich Ihnen hier gesagt habe, und seien Sie gesegnet für die Hülfe, die Sie mir geleistet. Gott befohlen!«
Und leicht wie jene Dünste, die über den Sümpfen schweben, entfernte sie sich und verschwand von dem luftigen Galopp von Dscherid fortgetragen.
Als der junge Mann sie fliehen sah, konnte er sich eines Schrei’s der Ueberraschung und des Erstaunens nicht erwehren.
Es war dies der Schrei, der bis in das Innere des Wagens drang und die Aufmerksamkeit des Reisenden erregte. —
IV.
Gilbert
Es war dies der Schrei, sagten wir, der die Aufmerksamkeit des Reisenden erregte.
Er sprang hastig aus dem Kasten, schloß diesen sorgfältig, und schaute sodann unruhig umher.
Das Erste, was er erblickte, war der junge Mann, der erschrocken auf der Straße stand. Ein zu gleicher Zeit erscheinender Blitz erlaubte ihm denselben vom Kopf bis zu den Füßen prüfend zu betrachten, eine Prüfung, welche Gewohnheit des Reisenden zu sein schien, so oft sein Blick einer neuen Person oder einer neuen Sache begegnete.
Es war ein Jüngling von kaum sechzehn bis siebenzehn Jahren, klein, mager und nervig; seinen schwarzen Augen, die er kühn auf den Gegenstand heftete, welcher ihn in Anspruch nahm, mangelte es an Sanftheit, aber nicht an einem gewissen Reize; seine schmale, gebogene Nase, seine feinen Lippen und seine hervorspringenden Backenknochen deuteten Schlauheit und Behutsamkeit an, während sich die Entschlossenheit bei ihm durch das kräftige Hervorragen eines runden Kinnes enthüllte.
»Haben Sie so eben geschrieen?« fragte er ihn.
»Ja, mein Herr, ich,« antwortete der junge Mann.
»Und warum haben Sie geschrieen?«
»Weil . . .«
Der junge Mann hielt unentschlossen inne.
»Weil?« wiederholte der Reisende.
»Mein Herr,« sprach der junge Mann, »es war eine Dame im Cabriolet?«
»Ja.«
Und die Augen von Balsamo richteten sich auf den Kasten, als hätten sie die Dicke der Wände durchdringen wollen.
»Es war ein Pferd an den Federn des Wagens angebunden?«
»Ja, doch wo des Teufels ist es?«
»Mein Herr, die Dame vom Cabriolet ist auf dem Pferde, das an die Federn angebunden war, weggeritten.«
Der Reisende gab keinen Ausruf von sich, sprach kein Wort, sondern sprang nach dem Cabriolet und zog die ledernen Vorhänge aus einander: ein Blitz, der in diesem Augenblick den Himmel entzündete, zeigte ihm, daß das Cabriolet leer war.
»Heiliges Blut Christi!« rief er mit einem Gebrülle ähnlich dem Donner, der demselben als Begleitung diente.
Dann schaute er umher, als wollte er ein Mittel suchen, um nachzusetzen; doch er erkannte bald die Unzulänglichkeit der vorhandenen Mittel, und sprach den Kopf schüttelnd:
»Es versuchen, mit einem dieser Pferde Dscherid einzuholen, wäre gerade so gut, als wenn man eine Schildkröte zur Verfolgung einer Gazelle abschicken würde. Doch ich werde immerhin erfahren, wo sie ist, insofern nicht . . .«
Und er fuhr rasch und voll Angst mit der Hand nach seiner Westentasche, zog ein kleines Portefeuille hervor und öffnete dasselbe. In einer von den Taschen dieses Portefeuille war ein zusammengefaltetes Papier und in dem Papier fand sich eine schwarze Haarlocke.
Bei dem Anblick dieser Haare erheiterte sich das Gesicht des Reisenden und sein ganzes Wesen wurde, wenigstens scheinbar, wieder ruhig.
»Vorwärts,« sagte er, mit einer Hand, die alsbald von Schweiß troff, über die Stirne fahrend, »es ist gut; und sie hat Ihnen bei ihrem Abgang nichts gesagt?«
»Doch, mein Herr.«
»Was hat sie Ihnen gesagt?«
»Ich soll Ihnen melden, sie verlasse Sie nicht aus Haß, sondern aus Furcht; sie sei eine würdige Christin, während Sie im Gegentheil . . .«
Der junge Mann zögerte.
»Während ich im Gegentheil?« wiederholte der Reisende.
»Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen wiedersagen soll?«
»Ei! sagen Sie es immerhin!«
»Während Sie im Gegentheil ein Atheist und ein Ungläubiger seien, dem Gott diesen Abend eine letzte Warnung habe geben wollen; sie habe diese Warnung begriffen und fordere Sie auf, dieselbe ebenfalls zu begreifen.«
Ein Lächeln der Verachtung schwebte über die Lippen des Reisenden.
»Ist das Alles, was sie Ihnen gesagt hat?« fragte er.
»Das ist Alles.«
»Gut, so sprechen wir von etwas Anderem.«
Die letzten Spuren der Unruhe und der Unzufriedenheit schienen von der Stirne des Reisenden zu entfliehen.
Der junge Mann betrachtete alle diese Gemüthsbewegungen, die sich auf dem Antlitz wiederspiegelten, mit einer Neugierde, welche andeutete, daß er ebenfalls mit einer gewissen Dose Beobachtungsgabe ausgestattet war.
»Wie heißen Sie, mein junger Freund?« sprach der Reisende.
»Gilbert, mein Herr.«
»Gilbert kurzweg? das ist ein Taufname, wie mir scheint.«
»Es ist mein Familienname.«
»Nun, mein lieber Gilbert, die Vorsehung führt Sie auf meinen Weg, um mich einer Verlegenheit zu entreißen.«
»Zu Ihren Befehlen, mein Herr, und Alles, was ich zu thun vermag . . .«
»Werden Sie thun; ich danke. Ja, in Ihrem Alter ist man gefällig, um das Vergnügen zu haben, gefällig zu sein, ich weiß es wohl; übrigens ist das, um was ich Sie bitten will, nicht sehr schwierig: Sie sollen mir einfach ein Obdach für die Nacht angeben.«
»Einmal ist hier dieser Fels, unter dem ich mich vor dem Sturme verborgen habe,« sprach Gilbert.
»Ja,« versetzte der Reisende, »doch etwas wie ein Haus, wo ich ein gutes Abendbrod und ein gutes Bett finden würde, wäre mir lieber.«
»Das ist schwieriger.«
»Sind wir weit entfernt von dem ersten Dorfe?«
»Von Pierresitte?«
»Pierresitte heißt es?«
»Ja, mein Herr, wir sind ungefähr anderthalb Lieues davon entfernt.«
»Zu anderthalb Lieues in dieser Nacht, bei diesem Wetter, nur mit diesen zwei Pferden, brauchen wir zwei Stunden. Denken Sie wohl nach, gibt es keine Wohnung in der Gegend?«
»Das Schloß Taverney liegt höchstens dreihundert Schritte von hier.«
»Nun! also . . .« versetzte der Reisende.
»Was, mein Herr?« fragte der junge Mann, die Augen weit aufsperrend.
»Warum sagten Sie das nicht sogleich?«
»Das Schloß Taverney ist kein Wirthshaus.«
»Es ist bewohnt?«
»Allerdings.«
»Von wem?«
»Von