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Die schwarze Tulpe. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die schwarze Tulpe
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Aber er war reich, unendlich reich geworden, reich durch die wieder erlangte Ruhe, durch seine kräftige, blühende Jugend, verbunden mit einer eisernen Gesundheit, durch sein zu einem hohen Grad von Menschenkenntniß ausgebildetes, scharfes Auge. Und was ihn noch reicher als Alles dies machte, was ihn weit emporhob über sein Geld und die großen Einkünste, das war die durch die Erfahrung erlangte Ueberzeugung, daß der Mensch, um glücklich zu sein, so wenig, um es nicht zu sein, so unendlich viel besitze.
Diese Erfahrungen, verbunden mit dem Wunsche, sich ein Glück nach seiner eigenen Idee zu schaffen, führten ihn auf das so unendlich ergiebige Gebiet der Wissenschaft, und in diesem wieder auf ein Feld, das trotz seiner unendlichen Ausbeute, noch immer Menschenalter erfordert, um nur auf einen leidlichen Grad der Vollkommenheit gebracht zu werden. Er studierte Botanik, sammelte eine Unzahl von Pflanzen und Insekten, spießte die ganze blühende, fliegende und kriechende Bevölkerung der Insel; verfaßte über diese ein eigenes, ungeheueres Werk sammt Zeichnungen, und da er trotz dem immer wieder merkte, daß sein Vermögen eine unendliche Höhe zu erreichen strebte, da er außerdem mit seinem todt liegenden Gelde in die äußerste Verlegenheit geriet, übersprang sein thätiger und immer reger Geist auf ein neues in Holland so einheimisches, aber auch ungeheuer kostspieliges Extrem.
Er wurde ein leidenschaftlicher Tulpenfreund. Zu der damaligen Zeit standen gerade die Flammänder und Portugiesen, wie dies bekannt sein dürfte, mit einander in dem heftigsten Wettstreite, diesen Zweig der Gartenbaukunst, auf die höchste Stufe der Vollendung zu erheben. Sie strebten darnach, aus dieser Pflanze, die aus dem Oriente gekommen war, durch Veredlung und Pflege, neue, reizende Gebilde in ihrer Form und den Farbenunterschieden zu erzeugen, ein Werk, vor dem der strenge Naturalist scheu zurückweicht, von dem Wahne beseelt: Gott und der Schöpfung in ihre erhabenen Werke zu pfuschen.?
Bald gab es zwischen Dortrecht und Mons kein anderes Tagesgespräch, als das von den Tulpen des Herrn van Baerle; von der Lage seiner Zwiebel in den verschiedenen Abtheilungen seiner Gartenbeete, von den vielen so vortrefflich angelegten Trockenkammern; und alles das wurde mit demselben Eifer, mit derselben rastlosen Anstrengung erforscht und verfolgt, mit der einst die Gallerien der berühmten Bibliothek von Alexandrien, von den Römern durchstöbert, worden waren.«
Cornelius van Baerle begann nun damit, seine Jahreseinkünfte zum Ankaufe einer großartigen Sammlung von Zwiebeln zu verwenden, er zerlegte diese, verband sie unter einander, und sah in kurzer Zeit, durch das Erstehen von fünf ganz neuen und verschiedenen Gattungen, seine Versuche auf das Glänzendste gekrönt. Diese Gattungen taufte er, und zwar die erste nach dem Namen seiner Mutter, Johanna, die zweite nach seinem Vater, van Baerle, die dritte, Cornelius. Die Namen der letzten zwei Gattungen sind uns leider nicht mehr bekannt, jedenfalls dürften sie aber in den Katalogen jener Zeit zu finden sein.
Cornelius von Witt ebenfalls zu Dortrecht geboren, und daselbst Besitzer eines ausgedehnten und großartigen Familienhauses, kam im Anfange des Jahres 1672 in der Absicht, drei Monate dort mit seiner Familie zu verweilen, auf der reizenden Insel an.
Schon in jener Zeit, war der gegen ihn später so furchtbar entwickelte Haß des Volkes langsam genährt; worden, und er erfreute sich, wie Wilhelm von Oranien öfter bemerkte, bereits damals der Verachtung seiner Mitbürger. Aber diese betrachteten, seinen Republikanismus ausgenommen, an dem großen Manne nur die hervorragenden, glänzenden Eigenschaften, die Macht und Stärke seines Geistes, das edle, von Vaterlandsliebe durch und durch erfüllte Herz, ehrten in ihm einen ruhigen, charakterfesten Weltmann, und scheuten sich daher auch nicht, ihm, einen alten Herkommen gemäß, bei seiner Ankunft den Stadtwein zu präsentiren.
Cornelius dankte seinen Mitbürgern, und begab sich dann unverzüglich in sein väterliches Haus, um die nöthigen Anordnungen zum Empfange seiner Frau und Familie, und zugleich jene Einrichtungen zutreffen, die ein längerer Aufenthalt nothwendig machte.
Sobald er diese Angelegenheit geordnet hatte, eilte er nach dem Hause seines Taufpathen, dem einzigen Wesen, das an demselben Tage nichts von der Ankunft des Ruart in Dortrecht wußte.
Ebenso vielen Haß, als sich Cornelius von Witt durch seine Bemühungen, den schlecht wuchernden Samen der Politik zu läutern, und ihn von aller Leidenschaft zu entfremden, von der Partei der Aristokraten, zugezogen, eben so vieler Sympathien erfreute sich das Bestreben van Baerles, die Kultur der Blumen zu veredeln, und jene der Politik außer Acht zu lassen.
Von seiner nächsten Umgebung, den Dienern und Arbeitern, geachtet, geliebt, ja beinahe vergöttert, mit der Außenwelt sonst wenig, beinahe gar nicht in Verbindung, entstand auch nie in seinem schuldlosen Innern die leiseste Ahnung, daß auf der ganzen Erde irgend ein Wesen etwas Böses gegen ihn im Sinne haben könne.
Und doch war es der Fall. Ja, zur Schmach der Menschheit sei es gesagt, dieser ruhige, zurückgezogene, nur seiner Idee und Wissenschaft lebende junge Mann, hatte einen Feind, einen erbitterten, furchtbaren Gegner, der schrecklicher als die ganze Partei der Orangisten, gegen Cornelius und Johann, im Stillen wider ihm handelte und wirkte. Wenn man auch jene als die Häupter einer mächtigen, weit verzweigten, freien Bruderschaft, mit dem Dolche ermordete, und keineswegs den Ruhm ihrer unendlichen Aufopferung rauben konnte, bewegte sich gegen Baerle zwischen blühenden Blumen, eine angesehene, nicht geahnte, giftige Schlange. Der junge Mann verwendete, wie wir bereits erwähnten, seine ganzen Einkünfte, so wie auch das von dem Vater hinterlassene Geld zur Verwirklichung der in ihm erstandenen und bald vollkommen ausgebildeten Lieblingsidee. Hart an sein Gebäude, Mauer an Mauer, stand das Haus eines Bürgers, Namens Isaak Boxtel, eines Mannes, der eben so, seit dem Augenblicke, wo er das Bewußtsein erhalten, ganz derselben Leidenschaft fröhnte. Diese hatte aber einen so hohen Grad, daß er bei dem bloßen Aussprechen des Wortes, Tulpen, (welches einigen gelehrten Geschichtschreibern zu Folge, in der Sprache von Chingulai, die erste Bezeichnung dieses Meisterstückes gewesen sein soll, ) erbebte, und am ganzen Leibe zitterte.
Boxtel, vom Glücke nicht so begünstigt, wie Baerle, besaß auch nicht den Reichthum des Letzteren. Trotzdem hatte er mit aller Sorgfalt und Anwendung der äußersten Mühe, in seinem Hause einen recht angenehmen Garten hergerichtet, in diesen eine große Anzahl von Mistbeeten angebracht, den Erdboden fruchtbar gemacht, und die den Tulpen nöthige Temperatur in den verschiedenen Jahreszeiten ganz nach den Regeln der Gartenkunst erzeugt.
Jahrelang seinen Plan verfolgend, war dieser seltene Mensch bis in die kleinsten Einzelheiten der Unternehmung und ihrer verschiedenen Erscheinungen gedrungen. Er berechnete den für die Blume nothwendigen Hitze- und Kältegrad bis auf den 20. Theil, er wog Wind ab, und gab ihm jene Richtung, die ihm zur Erhaltung der Tulpe zuträglich schien. Zugleich lächelte ihm in einem Augenblicke das Glück, gleichsam als, wolle es seine Bemühungen auf einen noch höhern Grad steigern, so wie es Anfangs den Spieler gewinnen läßt, um ihn dann um so sicherer in den Abgrund des Verderbens zu ziehen. Seine Erzeugnisse hatten Beifall gefunden, Liebhaber erschienen, um seine Sammlung zu bewundern. Endlich glückte es ihm sogar, eine eigene Gattung zu erzeugen, die unter seinen Namen den Weg durch Frankreich machte, in Spanien Eingang fand, und sogar von dem aus Portugal vertriebenen König, Don Alfonso VI., der sich nach der Insel Terceira zurückgezogen hatte, mit den Worten, passirt, fürstlich belobt wurde. Baerle, wie schon einmal erwähnt, von seiner Leidenschaft ergriffen, fand vorläufig nichts wichtigeres, als seinem Gebäude eine dem Zwecke entsprechende Umgestaltung zu geben. Er ließ daher den, rückwärtigen Theil desselben, der an Boxtels Garten grenzte, um einen Stock erhöhen, und raubte dadurch dem Nachbar gerade einen halben Grad Sonnenwärme während er ihm durch den Schatten einen ganzen Grad Kälte zuführte, ungerechnet, daß dadurch der Wind abgesperrt, und die mühsam, jahrelang zusammengesetzte Berechnung des Oekonomen dadurch mit einem Male ganz vernichtet wurde.
Aber Boxtel, den dies schreckliche Unglück Anfangs zu Boden streckte, war zugleich ein tiefer Denker. Er überlegte endlich mit kalter Ruhe, daß sein Nachbar, ein Maler, nämlich eines jener Individuen, die sich bemühen, die Natur auf der Leinwand, statt sie wiederzugeben, zu verunstalten, alles Recht hatte, um für seine Gemälde mehr Sonnenlicht zu gewinnen, ihm einen halben