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zu Tag die Vollziehung ihres Versprechens.

      Dies kam davon her, daß sie kurze Zeit, nachdem sie es eingegangen, bemerkt hatte, mit welchen Blicken sie verstohlen der junge Dauphin anschaute. Hierdurch wurde ein neuer Ehrgeiz in dem Herzen der gebieterischen Diana erweckt. Der Titel der Gräfin von Montgommery konnte nur eine Niederlage verdecken. Der Titel einer Geliebten des Dauphin war beinahe ein Sieg. Wie! Madame d’Étampes, welche stets auf eine verächtliche Weise von dem Alter von Diana sprach, war nur vom Vater geliebt, und sie, Diana, wurde vom Sohn geliebt, ihr die Jugend, ihr die Hoffnung, ihr die Zukunft. Madame d’Étampes war ihr nachgefolgt doch sie war die Nachfolgerin von Madame d’Étampes. Sie würde wartend, geduldig, ruhig, wie eine lebendige Drohung vor ihr stehen . . . Denn Heinrich würde eines Tags König sein, und Diana immer noch schön, und abermals Königin. Das war in der That ein wahrer Sieg.

      Der Charakter von Heinrich machte ihn noch gewisser. Er war damals erst neunzehn Jahre alt; doch er hatte an mehr als einem Krieg Theil genommen; seit vier Jahren war er mit Catharina von Medicis verheirathet, und dennoch war er ein wildes, scheues Kind geblieben. So kühn und vollendet er sich in der Reitkunst, im Fechten, bei den Ritterspielen und bei allen Uebungen zeigte, welche Geschmeidigkeit und Gewandtheit erfordern, ebenso linkisch und verlegen war er bei den Festen des Louvre und in Gegenwart der Frauen. Schwerfälligen Geistes und Urtheils gab er sich dem hin, welcher ihn nehmen wollte. Anne von Montmorency, der kalt mit dem König stand, hatte sich dem Dauphin zugewendet, und ertheilte ihm wohl alle seine Rathschläge und brachte ihm den ganzen Geschmack des schon reifen Mannes bei. Er leitete ihn nach seinem Gefallen und machte ihn gegen alle seine Launen fügsam. Er warf in diese schwache, zarte Seele tiefe Wurzeln einer unzerstörbaren Gewalt und bemächtigte sich Heinrichs dergestalt, daß nur das Ansehen einer Frau das seinige gefährden konnte.

      Doch er bemerkte bald zu seinem Schrecken, daß sein Zögling verliebt wurde. Heinrich vernachlässigte die Freundschaften, mit denen er ihn weise umgeben hatte. Sonst scheu, wurde Heinrich traurig und beinahe träumerisch. Montmorency schaute umher und glaubte wahrzunehmen, daß Diana von Poitiers die Königin seiner Gedanken war. Der rohe Kriegsknecht liebte Diana mehr als eine Andere! In seinen plumpen Gedanken schätzte er die königliche Courtisane richtiger zu ihrem wahren Werthe, als der ritterliche Montgommery. Er ordnete seinen Plan nach den gemeinen Instinkten, die er bei dieser Frau, den seinigen gemäß, errieth, und fortan ruhig, ließ er den Dauphin im Verborgenen für die Großseneschallin seufzen.

      Sie war in der That die Schönheit, welche das erstarrte Herz von Heinrich erwecken mußte! Sie war witzig, herausfordernd, lebhaft; ihr feiner Kopf hatte hübsche, rasche Bewegungen, ihr Blick glänzte von Versprechungen und ihre ganze Person besaß eine magnetische (damals sagte man magische) Anziehungskraft, welche den armen Heinrich verführen mußte. Es kam ihm vor, als müßte ihm diese Frau die unbekannte Wissenschaft eines neuen Lebens enthüllen. Die Sirene war für ihn, den Scheuen, den Neugierigen, den Naiven, anziehend und gefährlich wie ein Geheimniß oder wie ein Abgrund.

      Diana fühlte dies Alles; doch sie zögerte noch aus Furcht vor Franz I. in der Vergangenheit und vor dem Grafen von Montgommery in der Gegenwart, sich in diese neue Zukunft einzulassen.

      Als aber eines Tags der König, stets galant und eifrig, selbst gegen die Frauen, die er nicht liebte, und sogar gegen die, welche er nicht mehr liebte, mit Diana von Poitiers in einer Fenstervertiefung plauderte, erblickte er den Dauphin, der mit verstohlenem, eifersüchtigem Auge diese Unterredung von Diana und seinem Vater belauerte.

      Franz rief Heinrich mit lauter Stimme.

      »Ah! mein Herr Sohn, was macht Ihr da?« sagte er zu ihm, »nähert Euch doch!«

      Ganz bleich und beschämt, beschloß Heinrich, nachdem er eine Minute zwischen seiner Pflicht und seiner Angst geschwankt hatte, statt die Einladung seines Vaters zu erwidern, die Flucht zu ergreifen, als ob er ihn gar nicht gehört hätte.

      »Oh! was für ein scheuer, linkischer Bursche ist das!« sagte der König; »könnt Ihr eine solche Schüchternheit begreifen, Frau Diana? Ihr, die Göttin der Wälder, habt Ihr je einen scheueren Damhirsch gesehen? Ah! welch abscheulicher Fehler.«

      »Beliebt es Eurer Majestät, daß ich Monseigneur den Dauphin bessere?« versetzte Diana lächelnd.

      »Es dürfte schwerlich in der Welt einen artigeren Lehrmeister und eine süßere Lehre geben,« sagte der König.

      »So haltet ihn für gebessert, Sire, ich übernehme es,« sprach Diana.

      Sie hatte in der That bald den Flüchtling eingeholt.

      Der Graf von Montgommery, der an diesem Tag Dienst hatte, war nicht im Louvre.

      »Ich verursache Euch also einen gewaltigen Schrecken, Hoheit? . . .«

      So begann Diana das Gespräch und die Belehrung. Wie sie diese beschloß, wie sie keinen von den Mißgriffen des Prinzen bemerkte und seine geringsten Worte bewunderte, wie sie ihn mit der Ueberzeugung verließ, er sei geistreich und reizend geworden, wie er in der That nach und nach bei ihr reizend und geistreich wurde, wie sie allmälig in jeder Hinsicht die Gebieterin seines Herzens wurde und ihm zu gleicher Zeit Befehle, Lectionen und Glück gab, dies ist die ewige und unübersetzbare Komödie, welche sich stets spielen, aber nie schreiben lässt.

      Und Montgommery? Oh! Montgommery liebte Diana zu sehr, um sie zu beurtheilen, er hatte sich ihr zu blindlings hingegeben, um klar zu sehen. Jedermann machte längst bei Hofe seine Bemerkungen über die neue Liebschaft von Frau von Poitiers, als sich der edle Graf immer noch in seinen sorgfältig von Diana unterhaltenen Illusionen wiegte. Das Gebäude an dessen Errichtung sie arbeitete, war noch zu gebrechlich, als daß sie nicht hätte eine gewaltige Erschütterung und den ganzen Einsturz befürchten sollen. Sie behielt also den Dauphin aus Ehrgeiz und den Grafen aus Klugheit.

      XX.

      Vom Nutzen der Freunde

      Lassen wir Aloyse die Erzählung, welche für diese Präliminarien nur die Unterlage gewesen sind, fortsetzen und vollenden.

      »Meinem Mann, dem braven Perrot,« sagte sie zu Gabriel, der ihr aufmerksam zuhorchte, »waren auch die Gerüchte welche sich über Diana verbreiteten, und die Spöttereien zu Ohren gekommen, die man sich über Herrn von Montgommery erlaubte. Doch er wußte nicht, ob er seinen Gebieter den er vertrauensvoll und glücklich sah, davon in Kenntniß setzen, oder ob er ihm das abscheuliche Gewebe verbergen sollte, in das ihn die ehrgeizige Frau verstrickt hatte. Er theilte mir seine Zweifel mit, denn ich gab ihm gewöhnlich gute Rathschläge, und er hatte meine Verschwiegenheit und Festigkeit erprobt. Aber hier war ich wie er in Verlegenheit, wozu man sich entschließen sollte.

      »Eines Abends befanden wir uns, Perrot und ich, gerade hier in diesem Zimmer, gnädiger Herr, denn der Graf von Montgommery behandelte uns nicht als Diener sondern als Freunde, und er hatte sogar in Paris die patriarchalische Gewohnheit der Winterabende in der Normandie beibehalten, wo Herren und Knechte sich an demselben Heerd nach der gemeinschaftlichen Arbeit des Tages wärmen. Der Graf saß nachdenkend und den Kopf in der Hand vor dem Feuer. Er ging gewöhnlich Abends zu Frau von Poitiers, doch seit einiger Zeit ließ sie ihm oft sagen, sie wäre krank und könnte ihn nicht empfangen. Er dachte ohne Zweifel an dieses; Perrot besserte die Riemen an einem Panzer aus, und ich spann.

      »Es war am 7. Januar 1539, an einem kalten, regnerischen Abend, und am Tag nach Epiphanie. Erinnert Euch an dieses unheilschwangere Datum, gnädiger Herr.«

      Gabriel machte ein Zeichen, daß er kein Wort verliere, und Aloyse fuhr fort:

      »Plötzlich meldete man Herrn von Langeais, Herrn von Boutières und den Grafen von Sancerre, drei Edelleute des Hofes, Freunde unseres Gebieters, doch noch mehr Freunde von Madame d’Étampes. Alle drei waren in große, dunkle Mäntel gehüllt, und obgleich sie lachend eintraten, kam es mir doch vor, als ob sie das Unglück mitbrächten und mein Instinkt täuschte mich leider nicht.

      Der Graf von Montgommery stand auf und ging den Eintretenden mit jenen gastfreundlichen, anmuthigen Manieren, die ihm so gut standen, entgegen.

      »Seid willkommen, meine Freunde,« sprach er zu den drei Edelleuten, indem er ihnen die Hand drückte.

      Auf ein Zeichen

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