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ohne ihre Einwilligung verfügen kann. Ich spreche sanft mit Dir, Diana, und erkläre Dir die Dinge; ich bitte, während ich befehlen könnte. Doch ich will lieber Dich selbst zum Richter machen, und nicht der König, sondern der Vater soll es von seiner Tochter erhalten, daß sie seinen Plänen beitritt. Ich werde dies verlangen, denn Du bist gut und ergeben. Diese Heirath rettet mich, mein Kind, sie verleiht den Montmorency die Gewalt, die sie den Guisen entzieht. Sie macht die zwei Schalen der Wage gleich, deren Balken meine königliche Macht ist, Guise wird minder stolz, und Montmorency mehr ergeben sein. Nun? Du antwortest nicht, mein Kind; wirst Du taub bleiben für die Bitten Deines Vaters, der Dir keine Gewalt anthut, der Dir nicht mit Ungestüm begegnet, der im Gegentheil in Deine Gedanken eingeht, und Dich nur ansieht, ihm den ersten Dienst nicht zu verweigern, mit dem Du ihm bezahlen kannst, was er für Dich gethan hat und noch für Deine Ehre und Dein Glück thun will. Nun! Diana, meine Tochter, willigst Du ein, sprich?«

      »Sire,« erwiderte Diana, »Ihr seid tausendmal mächtiger, wenn Eure Stimme fleht, als wenn sie befiehlt. Ich bin bereit, mich Euren Interessen zu opfern, doch unter einer Bedingung, Sire.«

      »Nenne sie, verwöhntes Kind.«

      »Diese Heirath darf erst in drei Monaten stattfinden, und bis dahin werde ich Aloyse um Nachricht von Gabriel bitten lassen, und überdies alle mögliche Erkundigungen einziehen, damit ich, wenn er nicht mehr ist, es weiß, und daß ich, wenn er lebt, wenigstens mein Versprechen von ihm zurückverlangen kann.«

      »Von ganzem Herzen bewilligt,« sagte Heinrich voll Freude, »und ich füge sogar bei, daß man nicht mit mehr Vernunft bei einer Kinderei zu Werke gehen kann . . . Du lässest also nach Deinem Gabriel forschen, und ich werde Dich im Falle der Noth unterstützen, und in drei Monaten heirathest Du Franz, was auch der Erfolg unserer Erkundigungen ist, mag Dein junger Freund leben oder todt sein.«

      »Und nun weiß ich nicht, ob ich mehr seinen Tod oder sein Leben wünschen soll,« sprach Diana, schmerzlich den Kopf schüttelnd.

      Der König öffnete den Mund und wollte eine wenig väterliche Theorie und einen ziemlich gewagten Trost aussprechen; doch er hatte nur dem unschuldsvollen Blick und dem reinen Profil von Diana zu begegnen, um zu rechter Zeit inne zu halten, und sein Gedanke verrieth sich nur durch ein Lächeln.

      »Zum Glück oder zum Unglück wird sie der Umgang mit dem Hof bilden,« sagte er zu sich.

      Dann sprach er laut:

      »Es ist die Stunde, sich in die Kirche zu begeben, Diana, nehmt meine Hand bis zur großen Gallerie, Madame, und dann werde ich Euch beim Ringelrennen und bei den Spielen des Nachmittags wiedersehen, und wenn Ihr mir nicht zu sehr grollt wegen meiner Tyrannei, so werdet Ihr Euch wohl herbeilassen, mir Beifall zu zollen bei meinen Lanzenstößen und Angriffen mit dem Schwert, mein hübscher Richter.«

      VII.

      Die Pater noster des Herrn Connetable

      An demselben Tage, während die Ringelrennen und Feste in den Tournelles gehalten wurden, befragte der Connetable von Montmorency im Louvre, im Cabinet von Diana von Poitiers, einen von seinen geheimen Vertrauten.

      Der Spion war von mittlerem Wuchse und braunem Gesicht. Er hatte schwarze Augen und Haare, eine Adlernase, ein gabelförmiges Kinn, eine hervorspringende Unterlippe und einen leicht gekrümmten Rücken. Er glich auf das Auffallendste Martin-Guerre, dem treuen Stallmeister von Gabriel. Wer sie getrennt gesehen hätte, würde den Einen für den Andern gehalten haben. Wer sie mit einander gesehen hatte, würde geschworen haben, es wären Zwillingsbrüder, so groß und scharf war die Übereinstimmung in allen ihren Theilen. Es waren dieselben Züge, dasselbe Alter, dieselbe Haltung und Bewegung.

      »Und was habt Ihr mit dem Eilboten gemacht, Meister Arnauld?« fragte der Connetable.

      »Gnädigster Herr, ich habe ihn umgebracht. Es mußte sein. Doch es geschah in der Nacht, im Walde von Fontainebleau. Man wird den Mord auf Rechnung der Räuber setzen. Ich bin klug.«

      »Gleichviel Meister Arnauld, die Sache ist ernst, und ich tadle Euch, daß Ihr so rasch mit dem Messer spielt.«

      »Ich weiche vor keinem äußersten Mittel zurück, wenn es sich in den Dienst von Monseigneur handelt.«

      »Ja; noch einmal für allemal, Meister Arnault, bedenkt, daß, wenn Ihr Euch fangen laßt, ich Euch hängen lasse,« sprach mit trockenem und ein wenig verächtlichem Tone der Connetable.

      »Seid unbesorgt, Monseigneur, man ist ein Mann der Vorsicht.«

      »Laßt nun den Brief sehen.«

      »Hier ist er Monseigneur.«

      »Nun, so öffnet ihn, ohne das Siegel zu verlegen, und leset. Bei Gottes Tod! bildet Ihr Euch ein, ich könne lesen?«

      Meister Arnauld du Thill nahm aus seiner Tasche eine Art von schneidendem Meißel, schnitt sorgfältig das Siegel heraus und öffnete den Brief. Er schaute zuerst nach der Unterschrift.

      »Monseigneur sieht, daß ich mich nicht täuschte. Der an den Cardinal von Guise gerichtete Brief ist vom Cardinal Caraffa, wie der elende Eilbote mir alberner Weise zugestanden hat.«

      »Bei der Dornenkrone! lies doch,« rief Anne von Montmorency.

      Meister Arnauld las:

      »Monseigneur und theurer Verbündeter, nur drei Worte von Belang. Erstens wird der Papst, Eurer Bitte gemäß, die Angelegenheit der Ehescheidung in die Länge ziehen und von Congregation zu Congregation Franz von Montmorency schicken, der gestern in Rom bei uns angekommen ist, um ihm endlich die Dispense, welche er nachsucht, zu verweigern.«

      »Pater noster,« murmelte der Connetable. »Satan verbrenne alle diese Rothröcke.«

      »Zweitens,« fuhr Arnauld im Lesen fort, »zweitens hält Herr von Guise, Euer erhabener Bruder, nachdem Campli genommen, Civitella im Schach. Doch damit wir uns hier entschließen, ihm, seinem Begehren gemäß Mannschaft und Mundvorräthe zu schicken, was im Ganzen ein großes Opfer für uns ist, möchten wir gern versichert sein, daß Ihr ihn nicht für den Krieg in Flandern zurückrufen werdet, wie hier die Sage gebt. Richtet es so ein, daß er uns bleibt, und Seine Heiligkeit wird sich zu einer großen Bewilligung von Indulgenzen entscheiden, obgleich die Zeiten hart sind, um Herrn Franz von Guise auf eine wirksame Weise den Herzog von Alba und seinen anmaßenden Herrn bestrafen zu helfen.«

      »Adveniat regnum tuum!« brummte Montmorency. »Dafür werden wir Rath schaffen, Blutkopf! wir werden sorgen, und müßten wir die Engländer nach Frankreich rufen. Fahrt also fort, bei der heiligen Messe!«

      »Drittens,« las der Spion weiter, »um Euch zu ermuthigen und Euch in Euren Bemühungen zu unterstützen, Monseigneur, melde ich Euch die nahe bevorstehende Ankunft in Paris eines Abgesandten Eures Bruders, des Vicomte d’Ermès, der Heinrich die in dem italienischen Feldzuge eroberten Fahnen überbringt. Er reist ab, und wird ohne Zweifel zu gleicher Zeit mit meinem Brief ankommen, den ich jedoch unserem gewöhnlichen Eilboten anzuvertrauen vorgezogen habe; seine Gegenwart und die glorreiche Beute, die er dem König überbringt, werden sicherlich sehr ersprießlich zur Leitung Eurer Negociationen in der nothwendigen Richtung sein.«

      »Fiat voluntas tua!« rief der Connetable wüthend. »Wir werden ihn empfangen, diesen Höllengesandten! ich empfehle ihn Dir, Arnauld. Ist der Brief zu Ende?«

      »Ja, es folgen nur noch die Artigkeiten und die Unterschrift.«

      »Er ist gut, Du siehst, daß Du Geschäfte bekommst, Meister.«

      »Ich verlange nur dieses, Monseigneur, ein wenig Geld, um meine Geschäfte zu einem guten Ziele zu führen.«

      »Bursche! hier sind hundert Dukaten. Man muß bei Dir immer Geld in der Hand haben.«

      »Ich gebe so viel für den Dienst des gnädigsten Herrn aus.«

      »Deine Laster kosten Dich mehr als mein Dienst, Hallunke.«

      »O wie sehr täuscht sich der gnädigste Herr über mich. Es wäre mein einziger Traum, ruhig und glücklich und reich in irgend einer Provinz, umgeben von meiner Frau und meinen Kindern, zu leben und hier im Frieden als ein ehrlicher Familienvater meine

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