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Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Zwillingsschwestern von Machecoul
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Aber,« entgegnete Michel mit einer Heftigkeit, die sehr leicht zu deuten war, »Du hast mir ja selbst gesagt, Courtin, daß die jungen Damen oft Kranke besuchen und deshalb so spät durch den Wald kommen —«
Courtin trat einen Schritt zurück und zeigte lachend mit dem Finger auf seinen jungen Gutsherrn.
»Aha!« sagte er, »jetzt habe ich Sie gefangen!«
»Mich?« sagte der junge Baron erröthend, »wobei glaubst Du mich gefangen zu haben?«
»Die Demoiselles liegen Ihnen am Herzen!«
»Mir —«
»Ja, ja, ja! Ich will’s Ihnen gar nicht verargen, im Gegenteil, obschon es Demoisellen sind, so muß ich doch gestehen, dass sie hübsch sind. Werden Sie nur nicht roth. Sie kommen ja nicht aus dem Seminar, Sie sind weder Abbé noch Diaconus, noch Vicar; Sie sind ein schmucker junger Herr – nur vorwärts, und nicht ängstlich! Die Dämchen müßten wahrhaftig keinen Geschmack haben, wenn sie keinen Gefallen an Ihnen fänden.«
»Aber, lieber Courtin,« sagte Michel, »wenn dies meine Absicht wäre, so würde ich schon darin ein großes Hindernis finden, daß ich weder den Marquis noch seine Töchter kenne. Man kann ja nicht sogleich einen Besuch machen, wenn man zwei jungen Mädchen einmal zu Pferde begegnet.«
»Aha! ich verstehe,« sagte Courtin spöttisch, »die Leute dort drüben haben vornehme Manieren, obgleich sie so arm wie die Kirchenmäuse sind, und Sie brauchen eine Gelegenheit, einen Grund, einen Vorwand. Suchen Sie nur, Monsieur Michel, Sie sind ein Gelehrter, können Latein und Griechisch, und haben obendrein das Gesetzbuch studirt. Sie werden bald etwas finden.«
Michel schüttelte den Kopf.
»Was!« sagte Courtin, »Sie haben nichts gefunden?«
»Das sage ich nicht,« erwiderte der junge Baron lebhaft.
»Aber ich sage es. Wenn man vierzig Jahre alt ist, hat man die Zeit, wo man zwanzig zählte, noch nicht vergessen.«
Michel schwieg und schlug vor dem etwas spöttischen Blick des Landmannes die Augen nieder.
»Sie haben kein Mittel gefunden,« setzte Courtin hinzu, »aber ich habe es gefunden.«
»Du!« sagte der junge Baron, rasch aufblickend; aber er lenkte ein, um seine geheimen Gedanken nicht preiszugeben. »Wer hat Dir denn gesagt, daß ich ins Schloß gehen will?«
»Hören Sie nur,« fuhr Courtin fort, als ob sein Herr gar nicht versucht hätte zu leugnen.
Michel stellte sich gleichgültig und zerstreut, hörte aber sehr aufmerksam zu.
»Sie sagen zu mir: Papa Courtin, Ihr habt weder als Maire, noch als Landeigenthümer das Recht, die Hunde des Marquis von Souday zu pfänden; Ihr habt Anspruch auf eine Entschädigung und wegen dieser Entschädigung werden wir uns verständigen. Hierauf antwortet der Papa Courtin. O! mit Ihnen, Monsieur Michel, rechne ich nicht, wir kennen Ihre Großmuth. Hierauf erwidern Sie: Courtin, Du gibst mir die Hunde, das Uebrige ist meine Sache. Und ich sage: Hier sind die Hunde, Monsieur Michel. Was die Entschädigung betrifft, so finden wir uns mit einem oder zwei Goldfüchsen ab; wir wollen ja nicht den Tod des Sünders! Sie schreiben dann ein kleines Billet an den Marquis und schicken ihm die Hunde durch Rousseau oder La Belette zurück. Dann kann er natürlich nicht umhin, sich bei Ihnen schönstens zu bedanken und Sie einzuladen. Noch sicherer wär’s freilich, wenn Sie ihm die Hunde selbst zurückbrächten.«
»Gut, gut, Courtin,« sagte der junge Baron, »laß mir die Hunde, ich will sie dem Marquis zurückschicken, nicht um von ihm eingeladen zu werden – denn an deinen Voraussetzungen ist kein wahres Wort, – sondern weil Nachbarn einander gefällig seyn müssen.«
»Nun, ich will nichts gesagt haben,« sagte Courtin. »Aber es bleibt doch immer wahr, die beiden Fräulein von Souday sind bildhübsch. Und was die Entschädigung betrifft —«
»Nicht mehr als billig,« unterbrach ihn der junge Baron. »Hier, nimm das für den Schaden, den Dir die Hunde auf meinem Lande gethan haben.«
Und er gab dem Bauer drei oder vier Louisd’or, die er eben bei sich hatte.
Es war ein Glück, daß er nicht mehr bei sich hatte, denn er war so erfreut über das von Courtin gefundene Mittel, daß er ihm zehnmal mehr gegeben hätte, wenn diese zehnfache Summe in seiner Tasche gewesen wäre.
Courtin warf einen Kennerblick auf die Goldstücke, die er als »Entschädigung« bekommen hatte, übergab dem jungen Baron den Koppelriemen und entfernte sich.
Aber als er einige Schritte gegangen war, sah er sich um und sagte:
»Aber binden Sie sich nicht allzu sehr an die Leute, Monsieur Michel. Sie wissen, was ich Ihnen von den Versammlungen der Herren zu Torfou und Montaigu erzählt habe, und jetzt sage ich Ihnen, daß es binnen vierzehn Tagen etwas geben wird.«
Er ging nun fort und trällerte die »Parisienne«, für deren Text und Melodie er schwärmte.
Der junge Baron blieb mit den beiden Hunden allein.
X.
Wo gezeigt wird, das man die Rechnung nicht ohne den Wirth machen soll
Der junge Baron hatte anfangs die Absicht, den Rath Courtin’s zu befolgen, nämlich die Hunde in das Schloß zurückzuschicken. Rousseau und La Belette sollten die Hunde abliefern und seine Botschaft überbringen. Es waren zwei Diener, die theils auf dem Meierhofe, theils im Schlosse verwendet wurden. Die Spitznamen, unter denen sie Courtin unseren Lesern vorgestellt, verdankte der Erste der etwas schreienden Farbe seines Haares, der Zweite der Aehnlichkeit seines Gesichts mit der Schnauze des Thieres [La belette, das Wiesel.], welches La Fontaine in einer sehr hübschen Fabel illustriert hat.
Allein bei reiferer Erwägung dachte er, der Marquis von Souday könne sich mit einem einfachen Dankschreiben begnügen, ohne ihn einzuladen.
Wenn der Marquis so handelte, so war der Zweck verfehlt, und eine so günstige Gelegenheit fand sich vielleicht nicht wieder.
Wenn er hingegen die Hunde persönlich überbrachte, so mußte der Marquis seinen Besuch annehmen: einen Nachbar, der so gefällig ist, zwei verloren geglaubte werthvolle Jagdhunde persönlich zu überbringen, läßt man nicht sechs bis sieben Kilometer machen, ohne ihm eine Erfrischung und wenn es spät ist, ein Nachtlager zu bieten.
Michel sah nach der Uhr. Es war sechs Uhr und einige Minuten.
Die Baronin speiste um vier Uhr. Der junge Baron hatte daher Zeit genug, sich in das Schloß Souday zu begeben. Aber es war ein großer Entschluß, und Entschlossenheit war eben kein hervorragender Charakterzug Michel’s.
Er blieb eine Viertelstunde unschlüssig; aber in den ersten Maitagen geht die Sonne erst um acht Uhr unter, er hatte also noch anderthalb Stunden Sonnenschein. Ueberdies konnte er, ohne sich einer Unschicklichkeit schuldig zu machen, bis neun Uhr seinen Besuch aufschieben.
Freilich war vorauszusehen, daß sich die Mädchen nach einem Jagdtage frühzeitig zur Ruhe begeben würden, und um den Marquis allein zu sprechen, würde der junge Baron die sechs Kilometer nicht machen. Um Mary zu sehen, würde er hundert Meilen gemacht haben.
Er entschloß sich daher, auf der Stelle die kleine Reise anzutreten.
Erst jetzt bemerkte er, daß er keinen Hut hatte. Aber um seinen Hut zu holen, mußte er ins Schloß gehen; seine Mutter konnte ihm begegnen und ihn fragen, wohin er wollte und wem die Hunde gehörten.
Er brauchte keinen Hut; er konnte sich mit der Eile entschuldigen, der Wind konnte den Hut in eine Schlucht getrieben haben und die Hunde hätten ihm nicht erlaubt, ihm nachzulaufen. Es wäre viel unangenehmer gewesen, seiner Mutter zu begegnen.
Er machte sich also baarhaupt, mit den beiden Hunden am Riemen, auf den Weg.
Kaum hatte er einige Schritte