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Die Prinzen von Orleans. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Prinzen von Orleans
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Jetzt verdoppelte der Herzog von Orleans seine Intriguen, um sich Anhänger zu sichern. Er fand deren in der Sphäre des Hofes. Diese Höflinge, die den Thron umgaben und von Schande und Niedrigkeit lebten, schonten seiner, denn sie konnten voraussehen, daß er Regent werden würde. Der König von Spanien sogar nahm seine Vorstellungen an und setzte seine Mitschuldigen in Freiheit.
Ludwig XIV. erkrankte; je näher er dem Grabe kam, je mehr drängten die Höflinge und Egoisten sich um den Herzog von Orleans. Unglücklicherweise folgte die Bourgeoisie dem Beispiele der Hofleute; und dieser des Mordes überwiesene Mann genoß jetzt einer Volksgunst, die dem Philosophen Stoff giebt, über den Werth der menschlichen Zuneigung nachzudenken. Man vergaß für einige Zeit, daß Orleans ein Vorbild für alle Verbrecher und Schweiger gewesen war, man vergaß, daß er auf dem Schlachtfelder seinen Degen entehrt hatte. So ließ das Volk, in Folge einer Verblendung, von der man mehre Beispiele in der Geschichte findet, sich von den Versprechungen eines Mörders täuschen, der durch Geld und Versprechungen, einen d’Aguessau, Bezons, d’Argenson, Herzog von Guiche, Camillac, Voisin, Raynold, Saint-Hilaire, Herzog von Moailles, den Präsidenten von Maison-Villars und einige andre Ehrgeizige für seine Interessen zu gewinnen gewußt hatte. Er konnte also nun auf das Parlament, die Bourgeoisie und die Armee rechnen.
Endlich starb Ludwig XIV. und beschloß seine Lauf bahn mit einem unpopulären Testamente.
Er hatte darin den Herzog von Maine und seine Bastarde zu Regenten des Königreichs ernannt. Diese Wahl mißfiel; der Herzog von Orleans, der Alles vorbereitet hatte, ließ sich von einer Versammlung, die von ihm erkauft war, statt ihrer ernennen.
Als diese Ernennung bekannt gemacht ward, nahm das Volk, welches an die Versprechungen Orleans glaubte, dieselbe mit blindem Jubel auf. Der Regent zeigte bei dieser unglücklichen Begebenheit viele Gewandtheit, – eine sehr traurige Gewandtheit, da fiel keinen andern Zweck hatte, als die Nation zu betrügen. Er umgab sich mit Rathgebern; er stellte sich volksthümlich und berief im Geheimen die Ehrgeizigen an seine Seite. Sie ließen nicht auf sich warten. Orleans betrog die ganze Welt, selbst feine Mitschuldigen. Er bebte vor keinem Mittel, vor keiner Niedrigkeit. Er veranlaßte eine Reaction, die nur eine List war, und übrigens nicht von Dauer sein konnte. Er suchte sich auf alle Weise beliebt zu machen, und benutzte alle möglichen Schlechtigkeiten, um die verworfensten Seelen für sich zu gewinnen. Er erklärte laut, daß seine einzige Hoffnung sei, die zerrütteten Angelegenheiten des Staates zu ordnen, und das Leben des jungen Königs zu erhalten, und als man bei dieser Gelegenheit an die Vergiftung der andern Glieder der königlichen Familie erinnerte, antwortete er:
»Man habe ihn ungerechterweise unersättlicher Herrschsucht beschuldigt und er würde nicht glücklich leben, wenn er Ludwig XV. verlöre.«
So begann die Regierung der Regentschaft, welche den allgemeinen Haß gegen den Herzog von Orleans vermehrte, und diesen zu neuen Schandthaten ermuthigte.
Am Schlusse dieses Kapitels möge noch folgende Philippika ihren Platz finden, in der während der Regentschaft ein kühner Dichter den Herzog an seine zahllosen Verbrechen zu erinnern den Muth hatte:
Fährmann der Unterwelt,
Bereite Dich, ohne zu erschrecken
Die königlichen Schatten überzusetzen,
Die Philipp Dir zusenden wird.
O, immer wiederkehrend Mißgeschick!
O, täglich neuer Verlust!
Thränen schwellen Deine Fluth,
Deine Segel sind von Seufzern gebläht.
Im ewigen schnellen Laufe
Eilt Welle auf Welle dahin.
Während Söhne ihre Väter beweinen,
Trifft derselbe Schlag auch sie.
Dem Bruder folgt der Bruder,
Die Gattin geht dem Gatten voraus.
Aber, o Schreckliches, was uns bedroht,
Ueber zwei Söhne, die allein uns noch blieben,
Ist die Sichel der Parze gezückt!
Den Ersten traf tödtlich sie schon,
Des Andern erbleichtes Gesicht
Deutet sein nahes Scheiden uns an.
Drittes Kapitel
Der Regent, Urgroßvater Louis Philipps I. (der Giftmischer), 1674–1723
Der Regent! dieser bloße Namen flößt Widerwillen und Verachtung ein, denn er erinnert an eine der unglücklichsten Epochen Frankreichs.
Frankreich trug in feinem Schooße die Elemente zu einer unermeßlichen politischen und socialen Revolution; die Regentschaft erhöhte die Leiden des Volkes, brachte dasselbe dadurch zur Verzweiflung und bereitete es zu dem großen Kampfe vor. Der intellectuellen Entwickelung dieses Jahrhunderts zu folgen, das allgemeine Elend und die Tyrannei der Großen zu zergliedern, ist der spezielle Zweck dieses Werkes; hier indes muß ich schnell über die hauptsächlichsten Ereignisse hinweggehen, und mich nur bei denen aufhalten, welche mit diesem Manne in Verbindung stehen, den der Zufall unglücklicherweise in der Eigenschaft eines Regenten an die Spitze unseres Vaterlandes stellte. Ich will nicht die ersten Finanz-Operationen erwähnen, die im Anfange der Regentschaft statt fanden. Die Macht bediente sich unmoralischer Mittel, um die Lage wenigstens erträglich zu machen.
Der Regent verringerte den Werth der Münze. Das Vertrauen des Volkes nahm ab; die Regierung mußte noch mehre Hilfsmittel gleicher Art ergreifen.
Von dieser Noth umgeben, gab der Regent das Beispiel der Lasterhaftigkeit; er begünstigte jene Richtung, die bei der großen Ausschweifung bei dem Volke Gottlosigkeit war. Der moralischen und religiösen Richtung der Gesellschaft folgte der Forschungsgeist. Voltaire zerstörte den Nimbus des Clerus; die Lehren dieses fruchtbaren, geistreichen, boshaften, leidenschaftlichen und geschmeidigen Mannes waren epicuräisch, seine Ansichten vorwärtsstrebend und feurig, aber ungeachtet seiner lenksamen Begeisterung und seiner Leidenschaft für den geistigen Fortschritt, ließ er sich viel zu sehr von Ruhmsucht beherrschen. Er griff kühn die Religion und ihre Diener an, er verkündigte den Sturz der alten Welt, die sich selbst aufgerieben hatte, aber er gab nicht das Signal zu demokratischen Reformen. Diese Ehre war Jean-Jacques Roussau aufbehalten. Welcher Mann! welche Theorieen! welcher unermüdliche, muthige Athlet! Er war der Erste, der eine tiefe Verachtung der Monarchie aussprach; der Erste, der davon sprach, daß die Gesellschaft neuer Grundlagen bedürfe, daß dieselbe wieder in ihre alten Rechte eingesetzt, die Aristokratie und Tyrannei bekämpft werden müsse. Er blies dem Volke eine Seele ein; er lehrte es sich selbst kennen, lehrte es denken; er gab ihm das Bewußtsein seiner Kraft, seiner Vernunft, seines Verstandes. Dieser hellsehende, demokratische Philosoph predigte die Alleinherrschaft des Volkes und griff die bestehenden Formen der Regierung an. Er empfand gerechte Verachtung gegen eine weibische Gesellschaft, die immer bereit, dem Reichen, sei er auch noch so lasterhaft, Weihrauch zu freuen, nur gegen den Armen geringschätzend und grausam war. Roussau, ein geborner Plebejer, hatte persönlich unter den Gesetzen dieser Gesellschaft zu leiden gehabt. Die Welt zerdrückten diese glühende, erhabene und zugleich tiefe Seele, die schon durch das Elend abgemattet war, und verwandelte ihre sanften Regungen in eine wilde, finstre Menschenfeindlichkeit. Roussau beschleunigte durch sein Genie, durch die Größe und kühne Freimüthigkeit seiner Gedanken den Sturz des alten Systems. Mehr als jeder Andere verdient er den Dank der Nachwelt, denn er arbeitete an der Umgestaltung der Menschheit und bereitete den Geist des französischen Volks auf die Weihe großer Umwälzungen vor. . .
Während die Schriftsteller eine Veränderung begründeten, bereitete der Regent sich auch vor und erhöhte durch feine Eigenmächtigkeiten die Leiden des Volkes, die schon fast unerträglich waren, noch bedeutend. In dieser