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Die Prinzen von Orleans. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Prinzen von Orleans
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Spanien schwieg noch immer über die den beiden Agenten des Herzogs abgenommenen geheimen Papiere. Ludwig XIV., der unter vier Augen die Usurpations-Pläne seines Neffen gebilligt hatte, befand sich in großer Verlegenheit; er wagte nicht, ihn zu strafen, was der König von Spanien verlangte, und konnte doch auch dem allgemeinen Geschrei, welches Orleans anklagte, sein Ohr nicht verschließen. Der König versuchte die Sache zu vermitteln, Er schrieb an Philipp V., die Agenten des Herzogs seien Intriguanten, die ein unvernünftiger Eifer beseelt habe, die aber nie von seinem Neffen in ihren Absichten ermuthigt gewesen wären. Ihre Mitschuldigen im Stiche zu lassen, ist Sitte unter den Großen der Erde. In Frankreich wünschte man allgemein, daß der Herzog wegen seiner Verräthereien zum Tode verurtheilt werden möge. Am Hofe verlangten der Herzog von Maine, die Condé’s und der Dauphin selbst, daß der Herzog in Anklagestand versetzt werde. Der König sah sich genöthigt, der allgemeinen Entrüstung nachzugeben: der Prozeß des Herzogs wurde eingeleitet. Von da an lebte der Prinz, den Alles mit Abscheu floh, allein. Um sich über diese verdienten Beschimpfungen zu trösten, überließ er sich den unerhörtesten Ausschweifungen. Sein Palais, von welchem schon seit langer Zeit alle rechtlichen Leute fern geblieben waren, wurde mehr denn je der Sammelplatz der scheußlichsten Laster. Ein einziger Freund, Saint-Simon, war bei dem Herzoge geblieben und suchte ihn den Ränken und Schwelgereien abwendig zu machen. Der Marschall von Bezons unterstützte ihn in diesen Besserungsversuchen. Sie zeigten dem Herzoge den Abgrund, in welchen er versunken war und verhehlten ihm nicht, daß seine unmoralische Verbindung mit Frau von Argenton viel Schuld an seiner Ungnade sei. Saint-Simon, der es zuerst übernommen hatte, freimüthig mit ihm zu sprechen, hat es mit eben so viel Geschicklichkeit als Festigkeit. Er verbarg ihm nicht, daß er allgemein verabscheut, daß der entehrte Name seines Hauses gebrandmarkt sei. Er deckte ihm, so zu sagen, seine eignen Pläne und Absichten auf, entwarf ihm ein treues Gemälde seiner Lage; er erinnerte ihn, daß das Gewicht der schwersten Anklagen auf ihm laste, und daß er durch seine eigne Schuld von der Nation und seiner eignen Familie abgesondert dastehe. Der Herzog versuchte sich zu rechtfertigen, und behauptete verleumdet zu sein. Nun kam auch Bezons Saint-Simon zu Hilfe, und nach noch vielen Versuchen dieser Art versprach der Prinz, jenes Weib zu verabschieden, die ihm geholfen hatte, sich zu entehren. Nicht ohne schweren Kampf entschloß er sich zu der Trennung von ihr. Sie zog sich nach der Picardie auf eines seiner Güter zurück, und ließ dem Herzog den Sohn, den sie von ihm hatte. Dieser Sohn machte, getreu den Familien-Traditionen der Orleans, später sein Glück durch Mittel, welche die Rechtschaffenheit verwirft.
Den anstößigen Verhältnissen seiner ehebrecherischen Liebschaft folgte unter eben so anstößigen Umständen eine Trennung, welche der Herzog nur durch Aufopferung von mehr als zwei Millionen, die er seiner Maitresse gab, erreichte. Dieses Geschöpf verhöhnte vermöge ihres, durch ihre Schande erworbenen Vermögens, die armen, hungernden Töchter aus dem Volke, die lieber das größte Elend erduldeten, als daß sie die Linderung desselben mit Aufopferung ihrer Ehre erkauft hätten. Uebrigens hatte ja Ludwig XIV. ein Beispiel solcher glänzenden Versunkenheit gegeben.
Das Opfer, welches der Herzog brachte, beschwichtigte den einmal aufgeregten Zorn der Prinzen von Geblüt nicht. Die Großen versplittern einen großen Theil ihres Lebens in Streitigkeiten über armselige Angelegenheiten der Etiquette, welche doch den Werth eines Menschen nicht zu erhöhen vermag. Orleans hatte den Marschall Bezons seinem Sohne zum Erzieher geben wollen, die Condé’s darüber eifersüchtig, intriguirten so lange, bis der König es verweigerte.
Der gefährlichen Eitelkeit nachgebend, welche die Fürsten veranlaßt, sogenannte diplomatische Verbindungen zu schließen, vermählte Ludwig XIV. Mademoiselle, die Tochter seines Neffen, mit dem Herzog von Berry, dem Sohne des Dauphin.
Sobald die Tochter des Herzogs von Orleans vermählt war, überließ sie sich all’ den Lastern, welche unglücklicherweise fast alle Mitglieder dieser Familie zur Schande geführt haben. Ihre Frivolität, die von keiner Rücksicht der Schamhaftigkeit zurückgehalten ward, machte sie der ganzen Welt zum Abscheu. Monsieur bemühte sich, sie zu trösten, und nun, es ist schrecklich, es aussprechen zu müssen, sah man, wie weit Zügellosigkeit und wüthende Leidenschaftlichkeit einen Vater und eine Tochter führen können, die beide gleich schuldig, beide gleich verderbt sind! Entsetzen! Der Herzog von Orleans wurde einer schändlichen Liebschaft mit feiner eignen Tochter an geklagt; und wie, um dieser schrecklichen Beschuldigung mehr Gewicht zu geben, starb der Dauphin, der hauptsächlich darauf gedrungen hatte, Monsieur zu entfernen, plötzlich an einem unbekannten Uebel!. . . Das Publikum schrie über Vergiftung und klagte Orleans derselben an . . . Unmittelbar nach diesem traurigen Todesfalle begann der Herzog und seine Tochter ein zügelloseres Leben als je zuvor. Täglich neue Orgien im Palais Royal, wo die schamloseste Frechheit präsidierte; der Vater umarmte seine Tochter in Gegenwart seiner schändlichen Genossen, als wäre sie ein Freudenmädchen.
Diese Ausschweifungen überstiegen. Alles, was man bis dahin gesehen hatte und bereiteten jene Zeit der Liederlichkeit vor, welche die Blätter der Geschichte besudelt und ein schändendes Brandmaal auf die Stirnen der Großen drückt!
Zu derselben Zeit fing der Herzog von Orleans mit glühendem Eifer das Studium der Chemie wieder an; er legte sich besonders auf die Bereitung der aller feinsten Gifte. Mehre von den auffallendsten Umständen begleitete, traurige Todesfälle, die sich in jener Zeit ereigneten, veranlaßten die schwersten Anklagen gegen ihn. Die Herzogin von Burgund, der Dauphin und der Herzog von Bretagne starben und Niemand zweifelte mehr daran, daß der Herzog von Orleans der Vergifter sei. Mehre Freunde des Königshauses sprachen davon, ihn zu tödten, denn es war nicht zu bezweifeln, daß es auf die königliche Familie abgesehen war. Ludwig XIV. wagte diesen unheimlichen Gerüchten, die den Sohn seines Bruders als Verbrecher bezeichneten, keinen Glauben beizumessen. Indessen hatte der Herzog von Maine sich erboten, zu beweisen, daß Orleans dieser Verbrechen schuldig sei. Frau von Maintenon war seiner Meinung; endlich, nach den Gutachten der Aerzte und einigen geheimen Unterredungen mit gewissen Personen, theilte der König die allgemeine Ansicht. Dessenungeachtet wußte Orleans sich der menschlichen Gerechtigkeit zu entziehen aber der Verachtung des Volkes konnte er nicht entgehen welches laut schrie, daß der Herzog von Orleans der würdige Sohn seines Vaters sei, bei welcher Gelegenheit es an den Tod von dessen erster Gemahlin erinnerte. An dem Tage der Beerdigung des Dauphins und seiner Gemahlin, wurde der Herzog von Orleans öffentlich insultiert und sein Leben bedroht. Man kennt wenige Namen, die so verabscheut wären, als dieser!
Die Verwünschungen wurden so laut, und der allgemeine Unwille war so gewaltig, daß Monsieur nicht aus dem Hause zu gehen wagte, aus Furcht getödtet zu werden. Zuletzt ging er zum Könige und forderte Gerechtigkeit von demselben. Ludwig XIV., der seinen Schwiegersohn und Neffen nicht verurtheilen lassen wollte, empfing ihn zwar mit Verachtung, ließ ihn aber weiter nicht verfolgen. Indessen erhöhte ein neuer Umstand den schon erregten allgemeinen Haß gegen den Prinzen. Einer seiner Agenten, der sich in ein Kloster geflüchtet hatte, wurde von dem Prinzen von Cholais, dem Gesandten des Königs von Spanien verhaftet. Dieser Prinz hatte eine geheimnisvolle Unterredung mit Ludwig XIV.; aber man erfuhr bald, daß der Mönch ein Werkzeug der Verbrechen Orleans gewesen sei. Diesen bewog seine Feigheit und seine Hoffnung auf den Schutz des Königs, sich bei all diesen Stürmen ruhig zu verhalten, denn wie konnte der König seinen Verwandten auf die Bänke der Angeklagten schleppen lassen. Unter diesen Umständen war der Herzog von Orleans frech genug, von seinen Rechten an die Krone, für den Fall, daß der Thronerbe stürbe, öffentlich zusprechen; und einige Zeit darauf starb der Herzog v. Berry an Gift! Es ist erwiesen, daß seine Frau, die noch die Maitresse ihres eignen Vaters, des Herzogs von Orleans war, von diesem das Gift erhalten hatte. In den Eingeweiden des Herzogs von Berry fand sich der Beweis des Verbrechens. Die Laster von