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Die Prinzen von Orleans. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Prinzen von Orleans
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Später – Ludwig XIV. war schon König, – rühmte sich der Herzog v. Orleans damit, daß er an einem Fasttage Fleisch esse; er aß zum Vesperbrot in Gegenwart des Königs von einem Fleischgericht, welches er sich hatte bereiten lassen; der König riß ihm den Teller aus den Händen und goß dabei die Brühe auf das Kleid seines Bruders; Orleans, der sehr eitel war, warf nun dem Könige den Teller ins Gesicht und man war abermals genöthigt die Brüder gewaltsam zu trennen. So nahmen ihre schlimmen Neigungen in dem Maaße zu, als sie größer und klüger wurden, und ihre Charaktere entwickelten sich immer mehr, ihrer fehlerhaften Erziehung entsprechend. Ludwig XIV. war groß und blond; er hatte eine stolze Haltung, liebte Jagd, Musik und Theater. Der Herzog v. Orleans war klein, untersetzter gemeiner Statur, seine Manieren waren unanständig: er liebte das Spiel, die Maskeraden, schöne Kleider und Wohlleben. Er hatte schwarzes Haar, dichte buschige Braunen und Wimpern, graue Augen, eine große Nase und ein hartes üppiges Organ. Beide waren hochmüthig, anmaßend und eigenwillig.
Die Herzöge von Orleans scheinen alle dieselbe Rolle gespielt zu haben und von denselben Begierden beherrscht worden zu sein. Ihre persönliche Feigheit war Ursache, daß sie bei den großen Bewegungen Frankreichs ziemlich unbemerkt geblieben sind; aber ihre Ränke und ihr Durst nach Gewalt haben sie dem Throne nahe gebracht, so oft sie von dem Unglück ihres Vaterlandes Vortheil ziehen zu können glaubten.
Als Ludwig XIV. selbst die Zügel der Regierung ergriff, ließ er seinen Bruder in dem Zustande der Unterordnung, zu dem man ihn erzogen hatte; denn er fügte mit jenem unbeugsamen Hochmuthe der Despoten:
»– Der Staat bin ich!«
Mazarin war am 9. März 1661 gestorben. Dieser listige, unzüchtige Priester, diese Schlange im Dienste des Königthums, war, aber mit viel kleinlicheren Ansichten, dem Tiger Richelieu gefolgt, der sein Lehrer gewesen war. Bei der Andenken würde geehrter sein, wenn sie sich begnügt hätten, den Adel zu bändigen und zu beherrschen. Aber ihre Politik hatte den Hauptzweck, das Volk für immer zu Leibeigenen der Könige zu machen. Sie hinterließen. Ludwig XIV. ein Reich, welches groß und muthlos, dem Willen des Königs ganz untergeben und immer zur Vergrößerung geeignet war: der Adel war überwunden, das Volk vernichtet, die Geistlichkeit beruhigt, die Bürgerschaft unterworfen. Das Vaterland endlich hatte, obgleich im Innern der Sclaverei geweiht, so eben glorreich einen Krieg beendet, durch welchen das Wohl der Haupt-Staaten Europas erschüttert worden war. Mazarin hatte niemals Richelieu erreicht; er war vielleicht eben so erfindungsreich, ebenso listig, aber nicht so geeignet, die Menschen zu durchschauen und die Ereignisse vorauszusehen. Richelieu hatte die Macht geliebt, Mazarin liebte das Geld. Er benutzte die Verderbtheit, verkaufte Aemter, sog den Staat aus, veräußerte die Besitzungen desselben. Ohne Gewissensbisse, ohne Sorge für den folgenden Tag, machte dieser Emporkömmling die unerhörtesten Ausgaben. Ihm war das Volk nur eine auszubeutende Masse. Mazarin war ein Dieb, Richelieu ein Verbrecher; aber Beide bereiteten, indem sie für das göttliche Recht und für die unumschränkte Gewalt wirkten, die erhabene und gewaltsame Revolution von 1789 vor.
Mazarin hatte sich der von dem Herzog v. Orleans beabsichtigten Verbindung mit der Schwester des Königs Carl II. von England aus allen Kräften widersetzt. Sobald der Minister todt war, dachte der Herzog von Orleans mit erneutem Ernst an diese Verbindung. Der König und die Königin Mutter riethen ab. Ludwig XIV. hatte in Erwägung der außerordentlichen Magerkeit der Prinzessin Henriette zu seinem Bruder gesagt:
»Uebereile Dich nicht, Dich mit Knochen zu befassen!«
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, müssen wir noch hinzufügen, daß sie etwas verwachsen war, doch so unbedeutend, daß der Herzog es erst nach der Vermählung bemerkte. Er hatte sich nur verheirathet, um seine heimlichen Sünden, seine schändlichen Laster zu verdecken. Er überließ sich mit seinem eigenen Bruder und einigen ihm befreundeten Edelleuten, Ausschweifungen, welche die Feder nicht aufzeichnen kann.
Zahllose Ausschweifungen und Zügellosigkeiten befleckten diesen Hof. Obgleich Ludwig XIV. sich Maitressen hielt, unterhielt er auch noch niederträchtige Verbindungen mit schamlosen Männern, Creaturen des Herzogs von Orleans. Das Privatleben dieser Satrapen, welche die Nation durch ihren Despotismus politisch vernichteten, zu beschreiben, ist unmöglich.
Dieser Ludwig XIV. vereinigte mit seinem unbezähmbaren Hochmuthe die niedrigsten, gemeinten und schmutzigsten Laster. Memoiren, welche, für die Verborgenheit bestimmt, dennoch jetzt an das Licht gekommen sind, geben schaudererregende Aufklärungen über diesen entarteten Hof, wo die Frechheit, der Luxus, die Verweichlichung, die Grausamkeit herrschten. Auf dem Mittelpunkte dieses so unzüchtigen, scheinheiligen, treulosen Hofes gingen jene Anordnungen, jene Verträge, Decrete und Verhaftsbefehle hervor, die das Volk zu Grunde richteten und so vielen unschuldigen Bürgern das Leben raubten. Es sind genug verborgene Verbrechen von Ludwig XIV. bekannt, um denselben für einen verabscheuungswürdigen Tyrannen zu erklären; und dennoch sind diese Verbrechen nichts gegen das Unglück, welches er über Frankreich, ja über ganz Europa gebracht hat; er verwendete zu Geschenken an seine Maitressen mehr, als nöthig gewesen wäre, um Künste und Gewerbe der ganzen Nation zu heben, die Arbeit zu. organisiren und die allgemeine Wohlfahrt zu sichern. Der todte Buchstabe hat in solchen Fällen eine traurige Beredtsamkeit. Nachdem er Bankerott gemacht, und während seiner Regierung mehr als zwanzig Milliarden vergeudet hatte, hinterließ er bei seinem Tode vier Milliarden und fünfhundert Millionen Schulden.
Ludwig XIV. und der Herzog von Orleans umgaben sich also mit gefälligen Niederträchtigen, in deren Gesellschaft sie sich mit Schändlichkeiten bedeckten. Wenn ihr unmoralisches Leben nicht schon bekannt wäre, würde ich dem Leser diese lange unmoralische Laufbahn zeigen, welche das Geschlecht der Orleans so frech durchlief, diese Laufbahn, welche inländische Undankbarkeit und politische Usurpation geschlossen hat.
Unter den Freunden des Herzogs von Orleans, jenen Genossen seiner Laster, zeichnete sich der Chevalier von Lothringen durch seine Verderbtheit, durch seinen Cynismus aus. Mit einer Frechheit ohne Gleichen gab er sich zu den Niederträchtigkeiten des Herzogs – den entsetzlichen Verbrechen her, welche Gott und der Natur Hohn sprachen. In Folge eines Zerwürfnisses in dieser unsaubern Gesellschaft, ließ der König eines Morgens den Chevalier von Lothringen verhaften. Der Herzog von Orleans verlangte ungestüm die Lossprechung seines Lieblings. Die Namen Turenne’s und des Grafen von Marsan, Bruders des Chevalier sind stark in diese unlautere Geschichte verflochten. Der Chevalier von Lothringen ward nach Rom verbannt. Fräulein von Cootquen, die des Chevalier’s, Turenne’s, Orleans und Marsans Maitresse zugleich war, weigerte, sich, dem Chevalier nach Rom zu folgen, blieb in Paris, und die Orgien hatten ihren Fortgang.
Die Herzogin von Orleans hatte dem Zureden des Königs nachgegeben, und diente demselben als Vermittlerin bei ihrem Bruder, dem Könige von England. Vielleicht aus diesem Grunde nährte der Herzog einen außerordentlichen Haß gegen seine Frau. Höchst unzart warf er ihr beständig ihre körperlichen Gebrechen vor, und suchte ihr seine Abneigung durchaus nicht zu verbergen. Unaufhörlich fegte er ihr, daß er hoffe, sie werde bald sterben, indem berühmte Wahrsager ihm prophezeiht hätten, daß er noch mehre Frauen haben werde. Er trieb seine Grausamkeit noch weiter, indem er sich hinter den Chevalier von Lothringen steckt, der ihm durch einen provençalischen Edelmann, Namens Maurel, Gift sandte. Einige behaupten, der Herzog habe, ehe das Verbrechen begangen worden, nichts davon gewußt; sie fügen hinzu, daß der Chevalier, der Zustimmung des Herzogs nur zu gewiß, ihm seinen Plan verheimlicht habe, aus Furcht, er möge einige seiner Freunde zu Vertrauten desselben machen. Ausgemacht ist es, daß Madame an Gift starb.
Das Haus Orleans ist so mit Verbrechen und Schändlichkeiten überhäuft, daß man ihm dieses allenfalls erlassen kann.
Saint-Simon sagt Folgendes über dieses Ereigniß:
»D’Effiat, der erste Kammerherr Monsieurs, ein dreister, unternehmender Mann, und der Graf von Beuvron, der Hauptmann von des Herzogs Leibwache, ein armer jüngerer Sohn aus der Normandie, der sanft und schmiegsam war, und sich bei Monsieur einschmeicheln wollte und seine Freigebigkeit auszubeuten strebte, um reich zu werden, waren sehr intim mit dem Chevalier von Lothringen, dessen Abwesenheit ihren Absichten sehr nachtheilig war, und sie befürchten ließ, daß irgend ein anderer