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Tochter des Peter Maillard, nach ihr. Luise wollte aufstehen, ihre Glieder versagten, jede Bewegung; sie that sich Gewalt an, sprang aus dem Bett und fiel ohnmächtig am Fuß der Wiege nieder.

      Als das Kind seine Großmutter auf dem Boden liegen sah, begann es zu schreien; die Frau des Fährmanns hörte es, eilte herzu, hob die arme Luise auf und lief zu Franz Guichard, der auf dem Flusse war.

      Als der Fischer das blasse, farblose Gesicht derjenigen erblickte die er so heiß geliebt hatte, erstarrte er vor Entsetzen; er ergriff die kalte Hand der armen Frau und rief mit einem krampfhaften Lachen:

      – Und Du bist die Fünfte!

      Sodann lief er, von einer plötzlichen Eingebung erfaßt, nach Champigny und fragte nach dem Arzte, was seinen Ideen und Gewohnheiten ganz zuwider war; aber als er das letzte der Geschöpfe die ihm die Krone eines glücklichen Mannes aufgesetzt hatten bedroht sah, da hatte er sich vorgenommen es aufs Hartnäckigste zu vertheidigen.

      Es war ein wunderlicher aber erhobener Anblick wie dieser Mann von rauhen Manieren und beinahe wilden Neigungen sich in eine barmherzige Schwester verwandelte und sorglich, aufmerksam wurde wie eines dieser heiligen Mädchen. Er horchte mit angstvoller Gier auf die Orakel des Doktors; er prägte sich die Vorschriften desselben aufs Pünktlichste ein, er hätte sich lieber einen Arm abgehauen als daß er eine einzige von ihnen vergessen hätte. Er legte die arme Luise,, deren thränenfeuchte Augen ihm dankten, in ihrem Bette zurecht; er ging barfuß und mit unendlichen Vorsichtsmaßregeln auf dem steinernen Boden; er gönnte sich, Tag und Nacht, keinen Augenblick Schlaf..

      Eines Abends gegen fünf Uhr wachte er an Luisens Bett sitzend; er hielt die kleine Huberte in seinen Armen und spielte schweigend mit ihr, weil er fürchtete, das Kind möchte, sich selbst überlassen, die Großmutter aufwecken. Man pochte heftig an die Thüre. Franz Guichard erhob sich um zu öffnen, während er den Störer zu allen Teufeln der Hölle wünschte. Der Störer war ein Mann der einen schlechten Ueberrock und schwarze, vom Staub graumelirte Hosen trug. Dieser Mann übergab ihm ein Papier, nachdem er gefragt hatte ob er wirklich Franz Guichard sei.

      Der Fischer konnte weder lesen noch schreiben; er fühlte sich versucht den Mann zurückzurufen und zu fragen was da geschrieben stehe; aber dieser hatte sich mit einer eigenthümlichen Hast entfernt.

      Franz Guichard warf das Papier auf ein Tischchen; er gedachte es Luise lesen zu lassen so bald sie etwas besser wäre.

      Am zweiten und an den folgenden Tagen aber wurde Luise nicht besser, sondern vielmehr schlimmer, und Franz Guichard hatte ganz andere Sachen zu thun als sich mit diesem Wisch abzugeben. Er dachte nicht mehr daran.

      Acht Tage nachher lag Luise in den letzten Zügen. Franz Guichard saß auf einer hölzernen Bank vor seiner Thüre und schaute in der Richtung von Champigny, ab der Arzt nicht komme. Vom Skepticismus in Bezug auf die medicinischen Wissenschaften zum Aberglauben übergehend, wollte er sich dem Doctor zu Füßen werfen, ihn anflehen sein armes Weib zu retten, ihm sein eigenes Leben für das der Kranken anbieten, als er bei einem Blick rückwärts nach der Fähre eine kleine Gruppe von Leuten bemerkte die auf ihn zu kamen.

      Voran schritten der Schwarze der acht Tage vorher gekommen war und der Verwalter des Prinzen hinter ihnen kamen die zwei Aufseher und drei Gendarmen.

      Sie näherten sich dem Fischer-.

      – Seid Ihr Franz Guichard? Fragte der Anführer.

      – Habt Ihr denn nicht mehr Gedächtniß als ein Weißfisch, wenn Ihr mich nicht kennt? Erst vor acht Tagen habt Ihr mich dasselbe gefragt, und da habe ich Euch geantwortet daß ich allerdings Franz Guichard heiße.

      – Gut. Seid Ihr bereit der Aufforderung die ich Euch überbrachte Folge zu leisten?

      Der Fischer zuckte die Achseln.

      – Mein armes Weib liegt am Sterben, sagte er; ich habe keine Zeit mich mit solchen Narrenpossen abzugeben; kommt in acht Tagen wieder; bis dahin wird sie besser sein, und man wird Euch antworten.

      Jetzt war es der Mann des Gesetzes der die Achseln zuckte.

      – Das geht nicht so wie Ihr es wünschet, mein Kamerad; Ihr habt acht Tage Zeit gehabt um Eure Vertheidigung und Eure Einwendungen vorzubringen; Ihr habt es nicht gethan und deßhalb müßt Ihr noch heute den Platz räumen.

      – Den Platz räumen! rief der Fischer, dessen Stimme drohend und zitternd wurde.

      – Ja! und wenn Ihr es nicht freiwillig thut, so werden wir Euch dazu zwingen.

      – Tausend Donnerwetter! rief Franz Guichard, tretet nicht hinein, sonst spalte ich Euch den Kopf mit meiner Axt . . Ha! die Lumpenhund! die Lumpenhunde! sie werden noch mein armes Weib· aufwecken.

      – Versuchet keinen Widerstand, denn er wäre nutzlos, sagte der Huissier; Ihr sehts, wir sind die Mehrzahl.

      – Machet doch keine Umstände mit diesem Elenden, sagte einer der Aufseher; wenn er sich regt, so werden wir ihn schon zur Ordnung bringen.

      Die Aufseher luden ihre Flinten.

      Franz Guichard wollte auf sie losstürzen, aber er dachte an Luise; wenn er getödtet wurde, so mußte sie unfehlbar sterben. Er bewältigte seinen Zorn und raufte sich seine grauen Haare büschelweise aus.

      – Mein Gott! mein Gott! sagte er; habt Ihr denn nicht gehört daß drinnen eine Frau in den letzten Zügen liegt?

      – Bah! Bah! sagte einer der Aufseher, der Teufel ist ein guter Arzt, er verläßt seine Diener nicht.

      Der Fischer blieb unempfindlich gegen diese Spötterei.

      – Laßt mich noch acht Tage in diesem armseligen Häuschen bleiben; in acht Tagen muß das Schicksal Luisens entschieden sein; wenn Gott sie zu sich ruft, so werde ich diese alten Mauern sehr gern verlassen: wenn er mir erlaubt sie zu behalten, so werde ich wenigstens Zeit gehabt haben ein anderes Obdach für sie zu suchen.

      »In der Stimme des Fischers lagen so viele zusammengehaltene und zurückgedrängte Thränen, daß der Huissier, so sehr er auch an solche Scenen gewöhnt sein mochte, gerührt wurde; er wandte sich gegen die Aufseher, als wollte er fragen ob man dem Unglücklichen nicht die geringfügige Gnade gewähren solle die er flehte.

      – Nein, antwortete der Vornehmste unter der Gruppe in rauhem Tone. Der Herr Prinz will morgen in Varenne jagen: der Platz muß von diesem Ungeziefer gesäubert werden. Vollziehen Sie Ihren Befehl.

      – Ich sage Euch daß Ihr nicht hineinkommen sollt, rief Franz Guichard.

      In diesem Augenblick hörte man Luise, die erwacht war.

      – Franz! Franz! sagte sie, was gibt es denn? Warum streitest du mit diesen Herrn? Komm doch herein, laß mich nicht allein, ich fürchte mich.

      Diese kläglichen Töne machten den Fischer schwindelig; ein verworrenes Gesumme brauste in seinen Ohren, tausend Feuerfünkchen hüpften vor seinen Augen umher, er verlor den Kopf.

      – Ha! ihr elenden Gesellen! rief er, ihr wollt sie tödten, und ihr geht zu sieben auf einen einzigen Mann los! Aber gleichviel, ihr kommt nicht hinein, sage ich euch. Der Erste der einen Schritt thut fällt von meiner Hand.

      So sprechend hatte der Fischer sich vor seiner Thüre aufgestellt, indem er eine kleine Axt schwang womit er Holz zu spalten pflegte.

      Auch die Entschlossensten wichen zurück.

      Simonneau, den sein anererbter Haß gegen die Guichards trieb, warf sich ganz allein vorwärts. Die Axt war aufgehoben; sie fiel, nicht auf den Aufseher, sondern auf die Flinte welche dieser gegen seinen Feind zu gebrauchen versuchte; die Waffe entfuhr, etwas unter dem Griff entzweigespalten, den Händen Simonneaus, und die Erschütterung war so heftig, daß beide Hähne zuschnappten, beide Schüsse zugleich losgingen, und daß das Blei, sich zu einer Kugel ballend, zwei Löcher in die Thüre schlug vor welcher der Fischer stand, jedoch ohne ihn zu verletzen.

      Bei dieser doppelten Explosion erscholl lautes Geschrei aus der Hütte; es kam von der Sterbenden und der zum Tod geängsteten kleinen Huberte.

      Franz Guichard wartete einen zweiten Angriff nicht ab, sondern stürzte auf seine Gegner los.

      Der

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